Zimmer einfach tapezieren

In meiner neuen Wohnung sind die Wände so unregelmäßig dass ich das fast nicht so lassen kann. Einfach weißeln geht nicht weil das echt nicht schön wäre. Ich fürchte dass ich fast gezwungen sein werde alle Zimmer zu tapezieren.

Aber das habe ich noch nie gemacht, wisst ihr wie das geht? Oder kennt ihr vielleicht sogar eine Anleitung aus dem Internet? Das kann doch nicht so schwer sein, alle anderen machen das doch auch immer selbst, das müsste ich doch auch schaffen?!

Du hast wirklich noch nie tapeziert oder wenigstens dabei zugeschaut? Dann versuche ich einmal zu beschreiben wie du am Besten an die Sache herangehen kannst. Als erstes solltest du dir vielleicht zu Übungszwecken ein einfaches Zimmer aussuchen wo du nicht allzuviel falsch machen kannst. Damit meine ich ein Zimmer dass relativ wenig Fenster und Heizungsrohre hat und wo die Tapetenbahnen nicht so lang sind. Günstig wäre zum Beispiel die Küche wo von vornherein schon die Hälfte der Wandflächen durch Schränke verdeckt sind.

Normalerweise wird erst einmal alles überflüssige Mobilar ausgeräumt oder von der Wand abgerückt. Bei Teppichboden sollte dieser gut abgeklebt werden. Das macht man mit dicker Folie und Malerkrepp oder ausgedienter Auslegware oder alten aufgeschnittenen Kartons. Bei PVC- Fußboden oder Laminat kann das entfallen, dann ist nur die Reinigung hinterher etwas aufwendiger. Die Möbel kannst du mit billiger Abdeckplane zuhängen, das ist aber eigentlich nur bei staubintensiven Arbeiten erforderlich oder wenn du die Decke pinseln willst. Die Gardienen sollten natürlich auch mit abgenommen werden. Es ist günstiger die Scheuerleisten abzuschrauben da später dann keine Schneidarbeiten anfallen und die Übergänge sauber aussehen.

Du weichst als erstes deine Wand mit einer Malerwitsche und Wasser ein, wartest ein bischen und ziehst die Tapete dann vorsichtig ab. Schön aufpassen dass du nicht noch einen Teil von der Deckentapete mit abreißt. Alle Tapetenreste müssen runter, nach Möglichkeit auch die kleinen Schnippsel. Dazu werden auch die Steckdosen abgeschraubt, vorsichtige Gemüter sollten sie aber vorher stromlos machen. Dann werden alle Schrauben die in den Wänden stecken entfernt und durch ein Streichholz ersetzt. Das hat den Vorteil dass du später die Löcher wieder findest und nicht neu Bohren musst. Grobe Unebenheiten oder Löcher die man nicht benötigt sollten mit Gips oder Spachtelmasse verschlossen werden.

Die genaue Tapetenmenge musst du dir ausrechnen, jede Rolle ist 10 Meter lang und ungefähr 54 cm breit. Entsprechend deiner Quadratmeterzahl und der Tapetenart kaufst du noch den passenden Kleber. Je nach Tapetenart wird er angesetzt, bei schwerer Tapete muss er dicker sein. Der Leim sollte durch ein Sieb geschlagen werden wegen der Klumpen. Ich empfehle Tapete die man nicht mehr einkleistern muss. Hier wird nur die Wand mit Leim und einer Witsche eingekleistert. Wenn du einen Tapeziertisch hast dann schneide die Bahnen darauf zu, sonst geht auch der Küchentisch oder klebe die Tapete direkt von der Rolle auf die Wand. Die erste Bahn setzt man in die linke oder rechte Ecke neben der Fensterseite. Das hängt damit zusammen dass man sonst die Stöße sieht. Benutze bei der ersten Bahn ein Lot damit es gerade wird. Die Tapete sollte 2 cm um die Ecke gehen. Du setzt dann oben an der Ecke an und drückst die Tapete nach unten hin schön an. Dazu benutzt du eine Tapezierbürste die hin und her geschoben wird um den Druck zu erhöhen und Luftblasen auszupressen.

Das setzt sich dann fort bis du fertig bist. Du brauchst noch eine große Schere um auch mal etwas passend zu schneiden, diverse Schraubenzieher, einen schmalen Pinsel und einen Zollstock. Das Fenster würde ich zuletzt machen da es meistens sehr fummelig ist und du dann genügend Abfälle liegen hast und diese dann aufbrauchen kannst.

Kleine schadhafte Stellen lassen sich später durch per Hand gerissene Schnipsel leicht ausbessern. Bei der Verwendung einer Schere würde man sonst die Schnittkanten sehen.

Ich habe noch etwas wichtiges vergessen. Meine Beschreibung bezieht sich auf die Variante wo der Leim direkt auf der Wand angebracht wird. Das funktioniert nur bei bestimmten Tapetensorten die auch etwas teurer sind.

Wenn du normale Tapeten kaufst müssen diese gleichmäßig eingekleistert und schnell umgeklappt werden. Der Leim trocknet an der Luft sehr schnell und muss deshalb luftdicht abgedeckt werden. Ich weiß nicht ob ich es verständlich beschreiben kann. Du kleisterst die Tapetenbahnen zur Hälfte ein, fasst sie an den Zipfeln an und legst sie elegant und vor allem Kante auf Kante, um. Mit ein bischen Übung klappt das auch ganz gut. Dann wird die zweite Hälfte der Tapete eingekleistert und nach dem selben Verfahren umgelegt. Jetzt muss die Tapete ein paar Minuten einweichen, wie lange steht auf der Verpackung der Tapete.

Wenn du mit der Tapete die Leiter besteigst dann fasse sie so an dass du sie genau an der Knickstelle in der Mitte zu greifen bekommst. Das heißt, dass sich alle vier Zipfel oben und an deiner Hand befinden müssen. Wenn du an der richtigen Stelle an deiner Wand bist löst du vorsichtig eine Seite und läßt die Tapete langsam bis zur Hälfte heruntergleiten. Das hört sich komplizierter an als es ist aber durch die Schwerkraft und den Leim geht das völlig ohne dein zutun. Dann gehst du normal weiter wie beim Vorposting beschrieben.

Verzage nicht wenn es beim ersten Versuch nicht so richtig funktioniert, auch hier gilt dass Übung den Meister macht. Außerdem sieht es hinterher viel besser aus als wenn alles noch feucht ist. Warte noch mit dem Zurückstellen der Möbel an die noch feuchten Wände. Es kann unter Umständen sonst dazu kommen dass sich Stockflecken bilden und du noch einmal mit deiner Arbeit beginnen musst. Auch hebe dir einen kleinen Tapeten- und auch Kleberrest auf um eventuelle Ablösungen der Tapete wieder zu beseitigen oder auch mal um etwas Material für Ausbesserungen zu haben.