Ist die Kleidung heutzutage schlechter?
Wenn ich in Läden wie H&M shoppe, bereue ich den Kauf in den meisten Fällen anschließend. Oft gehen die Klamotten ein, verlieren ihre Form oder bekommen sogar Löcher. Normalerweise brauche ich Größe 34 bis 36. Die Tops und T-Shirts kaufe ich mittlerweile in Größe 38 und trotzdem werden sie nach wenigen Wäschen zu kurz. Damit will ich nicht nur H&M schlecht reden. Ähnlich ergeht es mir bei den meisten Läden, in denen ich meine Kleidung kaufe. Selbst "hochwertige" Schuhe aus Leder kann ich oft nur ein bis zwei Jahre am Stück tragen.
Ich selbst bin zwar nicht alt genug, um von den "guten alten Zeiten" zu sprechen, aber meine Eltern beschweren sich auch gerne über die Qualität der Kleidung. Sie meinen, Kleidung sei früher im Schnitt etwas teurer, dafür wesentlich hochwertiger gewesen.
Wie seht ihr das? In welchen Geschäften habt ihr eher gute und in welchen schlechte Erfahrungen mit der Qualität gemacht? Wie viel Geld muss man eurer Meinung nach für Dinge wie Shirts, Jeans und Schuhe ausgeben, wenn man mehrere Jahre etwas davon haben will? Denkt ihr auch, dass Kleidung damals durchschnittlich eine bessere Qualität hatte?
Ob die Qualität früher besser war, kann ich nicht genau sagen. Meine Großeltern sind allerdings nicht der Meinung, sie finden, dass sich in der Qualität wenig geändert hat. Ich kann das natürlich nicht beurteilen, aber ich finde, dass man eben sehr aufpassen muss, wo man seine Kleidung kauft. Ich kaufe in Läden wie Family, H&M, C&A, Kik und so weiter, eigentlich gar nicht mehr ein. Dafür haben die Sachen einfach viel zu schlechte Qualität. Wenn ich mal eine Hose für Gartenarbeit oder so brauche, kann man da vielleicht mal was günstiges finden, aber ansonsten finde ich die Sachen nicht besonders gut.
Zum einen stört es mich, dass so viele Menschen in ein und denselben Sachen rumlaufen, die man bei H&M usw. kaufen kann und zum anderen finde ich die Sachen sogar für den Preis, einfach nicht akzeptabel. Wenn man sich mal in solchen Läden umguckt, fällt mir als erstes immer auf, dass schon viele Sachen im Laden kaputt sind, Löcher haben, beschmutzt sind oder an einigen sogar die Sicherheitsplaketten rausgerissen wurden und das Kleidungsstück mit einem fetten Loch hängen gelassen wurde. Kauft man sich dann das eine oder andere Teil, erkennt man es nach der ersten Wäsche kaum mehr wieder und ist enttäuscht. Auch was die Auswahl angeht, hat man nicht ganz so viel Spielraum, da viele Sachen im selben Stil gehalten sind und besonders der Unmengen an Glitzerzeugs an den Klamotten geht mir da höllisch auf die Nerven.
Mit der Qualität der Anziehsachen aus Läden wie Esprit, Tom Tailer, Converse oder Abercrombie bin ich aber weitgehendst zufrieden. Die Teile kosten vielleicht etwas mehr, haben dafür aber auch deutlich mehr Stil, eine große und vielfältige Auswahl und eine deutlich bessere Qualität. Es kam zwar auch schon vor, dass ich den Kauf der einen oder anderen Sache bereut habe (das war besonders bei Esprit mal der Fall), aber generell finde ich, dass man da nicht meckern kann.
Wenn man also davon ausgeht, dass die Anziehsachen früher etwas mehr gekostet haben, wäre man also wieder auf diesem Niveau und hätte eine ausgesprochen gute Qualität. Von daher würde ich mal behaupten, dass es nicht unbedingt der Fall ist, dass die Sachen früher bessere Qualität hatten.
Ich frage mich ehrlich gesagt, was du eigentlich erwartest. Eine sehr gute Qualität bekommt man eben nicht zum Discountpreis. Es gibt ja immer wieder mal Leute, die der Meinung sind, dass sie bei H&M, Kik und anderen Discountern eine gute Qualität bekommen und dafür kaum etwas bezahlen müssen. Diese Leute halten sich dann für so viel schlauer, weil sie eben kaum etwas investieren müssen, um dann doch die volle Leistung zu erhalten. Dass diese Rechnung nicht aufgehen kann, liegt auf der Hand. Wenn du wenig Geld ausgibst, bekommst du eben auch wenig Qualität.
Ich denke schon, dass die Kleidung früher vielleicht besser war. Das liegt meiner Meinung nach aber vor allem daran, dass es früher nicht eine solch ausgeprägte Geiz-ist-geil-Mentalität gab, wie das heute oft der Fall ist. Früher waren sicher auch mehr Leute bereit, für Leistung auch zu bezahlen, als das vielleicht heute der Fall ist. Ich habe erst in den letzten Jahren vermehrt die Beobachtung gemacht, dass es Menschen gibt, die zwar alles wollen, dafür aber nicht mehr als einen niedrigen Discount-Preis zu bezahlen.
Es gibt nach wie vor sehr gute Kleidung, aber eben zu angemessenen Preisen und nicht für ein paar Euro. Es kommt auf die persönlichen Ansprüche an, die man an die Kleidung hat. Man bekommt Kleidung in ziemlich jeder Preislage und kann für eine Jacke entweder 30 Euro oder auch 3000 Euro (oder weitaus mehr) ausgeben. Dass dazwischen Welten liegen, ist logisch. Man muss aber keine teuren Couture-Modelle kaufen, um eine vernünftige Qualität zu bekommen. Im mittleren Preissegment findet man reichlich Anbieter von vernünftiger Kleidung zu guten Preisen. Ich mag Kleidung von G-Star, Timberland, Ralph Lauren, Stone Island, The North Face oder auch Jack Wolfskin. Bei diesen Herstellern bekommt man gute Sachen, ohne nach dem Kauf direkt pleite zu sein. Aber als billig kann man die Sachen natürlich dennoch nicht bezeichnen.
Ich denke nicht, dass man allgemein sagen kann, dass alle Kleidung früher besser war als alle Kleidung heute. Aber was natürlich stimmt ist, dass es heute viel mehr Auswahl und auch viel mehr Billigkleidung gibt. Durch die Globalisierung und die Veränderungen des Weltmarktes und der Infrastruktur, ist es heute möglich in Deutschland massenweise Kleidung zu verkaufen, die anderswo sehr billig produziert wurde. Das war vor dreißig Jahren in der Form noch nicht so möglich. Es hätte sich nicht gelohnt, billig im fernen Osten zu produzieren, weil die Kleidung durch den Import doch wieder genauso teuer geworden wäre.
Ich finde aber auch, dass man sich bei Kleidung von billigen Trend-Läden wie H&M nicht aufregen darf, wenn die Qualität nicht so gut ist. Zunächst mal ist es ja so, dass in dem Moment, wo es sich nicht um eine der billigen Marken der Läden handelt, die Kleidung meistens sowohl teuer als auch besser verarbeitet ist. Wenn man nun aber ein T-Shirt für sieben Euro kauft, sollte man auch nicht so viel davon erwarten; das behält dann eben maximal ein Jahr Form und Farbe.
Sicher kann man nun argumentieren, dass sieben Euro ja immerhin fast vierzehn Mark gewesen seien und man vor fünfzig Jahren dafür zwei hochwertige T-Shirts bekommen hätte. Diese Argumentation ist aber Quatsch, weil man den Wert des Geldes immer nur im Verhältnis zur jeweiligen Zeit beurteilen kann. Und sieben Euro sind eben heutzutage zum Beispiel auch nur etwa soviel, wie man für ein Kilo Butter zahlt.
So generell kann man das sicher nicht sagen. Ein Grund dafür, warum Kleidung heute billiger ist als früher ist ja, dass es heute andere Verarbeitungsmethoden gibt. Ein Stoff, der nicht von Hand, sondern von einem elektronischen Webstuhl gewebt wurde, oder ein Kleidungsstück, dass von einem Roboter zugeschnitten wurde, ist allein aufgrund dieser Tatsachen aber nicht schlechter.
Ich denke aber schon, dass die Einstellung zu Kleidung heute eine andere ist als früher. Die Trends wechseln heute viel schneller als früher und nicht wenige Leute kaufen nach dem Motto, Hauptsache viel für wenig Geld ein. Wie oft habe ich hier schon gelesen, dass jemand lieber drei Billigjeans bei KIK kauft als eine richtige. Der Gedanke, dass man sich auch ein hochwertiges Teil kaufen könnte, das man dann jahrelang tragen kann, scheint vielen Leuten total fremd zu sein. Es ist heute auch normal, dass auch die unteren Einkommensschichten einen gut gefüllten Kleiderschrank haben, was früher ja nicht unbedingt der Fall war.
Der Bedarf an Kleidung ist also gestiegen, die Einkommen der Leute sind aber wahrscheinlich nicht in gleichem Umfang gestiegen. Wenn die Industrie also in vollem Umfang von diesem Bedarf profitieren will, muss sie die Preise für Kleidung entsprechend nach unten korrigieren und das geht natürlich zumindest teilweise auf Kosten der Qualität, denn irgendwo muss ja gespart werden.
Außerdem denke ich auch, dass Läden wie H&M gar nicht so ein großes Interesse daran haben Kleidung zu verkaufen, die lange hält. Nicht, weil sie so mehr Sachen verkaufen, sondern weil es einfach nicht nötig ist, Sachen in top Qualität anzubieten. Ich meine, wenn man sich mal in den Läden umschaut sieht man relativ wenige Basics und viele extrem modische Teile. Die Zielgruppe sind also ganz klar Leute, die viele Trends mitmachen und entsprechend oft einkaufen gehen. Und bei diesen Kunden kann man auch davon ausgehen, dass sie nicht jahrelang in den Sachen herumlaufen werden.
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