Falsche Tatsachen in Kinderbüchern

vom 21.04.2010, 16:57 Uhr

Mein Sohn hat ein Kinderbuch mit verschiedenen Kinderreimen. Im Großen und Ganzen gefällt es mir sehr gut und auch mein Sohn findet vor allem die ganzen Zeichnungen sehr ansprechend. Auch sonst finde ich die Gestaltung eigentlich sehr gut.

Allerings gibt es darin auch einen Reim, bei dem ich mich wirklich schon oft gefragt habe, warum man das macht. Es fängt eigentlich nicht schlecht an. In dem Reim geht es darum, dass der Vater sich ein Haus kaufte und an dem Haus war dann ein Garten in dem Garten war ein Baum, auf dem Baum war ein Nest, in dem Nest war ein Ei und in dem Ei war ein Dotter. Daneben gibt es immer ein sehr nettes Bild dazu und bis hierhin finde ich es auch sehr nett, weil man quasi vom Groben zum Feinen Schritt für Schritt geht.

Dann frage ich mich, wie man auf das Ende kommen kann, weil aus dem Ei dann plötzlich ein Hase springt! Wieso denn das? Ich finde das schon sehr seltsam! Wahrscheinlich haben sie einen Hasen genommen, damit sich das mit dem Schluss reimt, weil der Hase beisst dann in die Nase. Aber nur wegen dem Reim bringt man einem Kind so einen Blödsinn bei?

Natürlich kann man dem Kind erklären, dass es Blödsinn ist, aber trotzdem frage ich mich, warum man nicht gleich richtige Sachen verwendet. Ist das den Reim wirklich wert oder was soll sonst der Sinn dahinter sein?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Naja, ich würde mal davon ausgehen, dass das an die Ostertraditon angelehnt ist. Danach legt ja auch der Hase die Eier und meines Wissens nach gibt es auch teilweise Ostersüßigkeiten und -spielsache, bei denen ein Hase in einem Ei steckt. Insofern ist diese Vorstellung zumindest nicht ganz fremd.

Blödsinn ist es natürlich trotzdem und ich finde es auch für ein Kinderbuch relativ unpassend. Es handelt sich ja anscheinend um ein Buch für noch recht kleine Kinder, die eventuell auch noch nicht wissen, dass aus einem Ei ein Vogel schlüpft und niemals ein Hase. Auf der anderen Seite werden in Kinderbüchern ja häufig Sachen erzählt, die nicht der Wahrheit entsprechen oder zumindest durch Vorurteile und Stereotype maßlos überzogen dargestellt werden. Zum Beispiel kocht dann eben der Brei über und überschwemmt das gesamte Haus - das ist ja an sich auch unmöglich. Da bleibt einem wohl einfach nichts anderes übrig, als dem Kind zu erklären, dass sich das ganz so dann nicht abspielt.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Du hast recht, einerseits ärgern mich solche Bilder auch immer, die mit der Wahrheit absolut nichts am Hut haben, aber in diesem Fall denke ich, sollte es wahrscheinlich ein lustiger Reim sein und da kann man schon mal ein Auge zu drücken.

Solche Dinge muss man den Kind dann eben erklären, mit der Zeit verstehen sie es und dann lachen die Kleinen total darüber, da sie ja wissen, dass aus dem Ei eigentlich ein Vogel kommen sollte. Mein Mann macht oft solche Scherze mit unserer 2,5 jährigen Tochter. Zum Beispiel wenn er ein Kinderlied mit ihr singt, dann wählt er absichtlich ein Wort falsch. Die Kleine merkt es sofort und verbessert den Papa lachend. Ich denke mir, wenn du das deiner Tochter erklärst, wird sie auch bald so reagieren.

Es gibt viele solcher Beispiele, die in die Richtung gehen, wie du es gerade beschrieben hast. In sämtlichen Märchen sind doch Handlungen, die nicht möglich sind, wie z.B. 100 Jahre schlafen oder ähnliches. Also einfach nicht ärgern, wenn die Kinder in einem gewissen Alter sind, fragen sie dann von alleine nach. Und dann merkt man erst, wie viel die Kleinen schon mit denken.

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» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann verstehen, dass du diesen Reim nicht verstehst und auch unsinnig findest. Es ist absolut sinnlos und nahezu idiotisch einem Kleinkind so etwas zu erzählen. Denn womöglich glaubt das Kind dann tatsächlich, dass der Hase aus einem Ei schlüpft und das alles nur, damit es einen guten Reim ergibt.

Ich persönlich würde an deiner Stelle wohl einfach das Ende nicht vorlesen. Oder den Reim am Ende zumindest so abändern, dass ein Küken bzw. Vogel aus dem Ei schlüpft. So kannst du deinem Sohn den Reim dennoch weiterhin erzählen und hast dennoch die Sicherheit, dass er nicht denkt, dass Hasen aus Eiern schlüpfen.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also sich über eine solche Zeichnung bzw. einen solchen Reim zu empören finde ich persönlich etwas übertrieben. Ich meine, das ist kein wissenschftliches Buch. Es ist ein Buch mit Kinderreimen. Seit wann werden Kinder mit harten Fakten und Wahrheiten konfrontiert?

Kinder wird vom Weihnachtsmann erzählt, einem Mann der die ganze Welt in wenigen Stunden bereist und dabei Geschenke in Schornsteine wirft und einem Schlitten, der von fliegenden Rentieren gezogen wird. Außerdem gibt es den Osterhasen, der an Ostern bunt gemalte Eier im Garten versteckt. Und die Zahnfee kommt des Nachts und tauscht den ausgefallenen Milchzahn gegen ein Geldstück aus. Nicht zu vergessen, dass einem die Zehen abfallen, wenn man zuviel Cola trinkt oder der Daumen abbricht wenn man in der Nase bohrt. Und was ist mit den brutalen Geschichten aus dem Struwwelpeter, bei dem einem Jungen seine Finger abgeschnitten werden weil er nicht auf seine Mutter hört?

Wollen wir unsere Kinder wirklich in einer komplett sachlichen Welt aufwachsen lassen ohne all diese kleinen Geschichtchen? Auch Märchen müsste man dann streichen, denn sonst würden die Kinder ja an Haare glauben, an denen man Türme hochklettern kann oder an böse Stiefmütter, die Äpfel vergiften.

Ich denke, jedes Kind kriegt mindestens ein paar von diesen Geschichten erzählt. Und kein Kind verblödet, nur weil es einmal an einen dicken Mann in rotem Mantel geglaubt hat. Was ist da schon ein Hase, der aus einem Ei springt? Also bitte.

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» koeniglich » Beiträge: 370 » Talkpoints: 0,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Das ist natürlich wirklich Blödsinn. Eigentlich arbeitet man gerade bei Kinderbüchern schon darauf hin, dass die Eltern dadurch etwas besser erklären können, wenn die Kinder nachfragen.

Das mit dem Aufbau bis zum Dotter ist meiner Meinung nach schon gelungen, aber was der Hase dann da soll kann ich mir auch nicht erklären. Selbst wenn es nur um den Reim geht - da gibt es mit Sicherheit auch andere Möglichkeiten oder gäbe.

Nun steht es dir natürlich vollkommen frei das Buch zu kaufen und dann vorzulesen und die meisten Bücher kann man sich im Vorfeld ja schon angucken. Wenn einem dann sowas auffällt und man es nicht für sinnvoll hält, dann kann man das Buch eben auch einfach nicht kaufen.

Es gibt durchaus einige Kinderbücher, die ich persönlich aufgrund der Unsinnigkeit auch boykottieren würde. Wobei... so kann man einem Kind vielleicht auch Ostern erklären (erstmal, bis man die eigentliche Geschichte erzählt). Manche Märchen halte ich auch für unsinnig bis brutal und trotzdem gibt es sie und fast alle kennen sie.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ich finde das auch nicht so tragisch. Mal ernsthaft, haben wir als Kinder nicht alle unsinnige Dinge vorgelesen oder erzählt bekommen? Haben wir nicht an den Weihnachtsmann geglaubt, oder an sprechende Tiere? Ich meine, die meisten Eltern finden doch Disney-Zeichentrickfilme für ihre Kinder toll, wie König der Löwen oder Bambi. Das ist ja alles auch nicht realistisch und trotzdem sind wir hier hoffentlich nicht alle völlig verblödet.

Ich denke, es ist eine Sache der Eltern, ihren Kindern halt zu erzählen, dass Hasen nicht aus Eiern schlüpfen. Ich kann natürlich den Ärger verstehen, wenn so ein Mist gegenüber Kindern überhaupt behauptet wird, wenn auch in einem sich reimenden Gedicht. Aber die Eltern müssen ihre Kinder halt auch selbst erziehen und nicht alles Büchern überlassen. Die Eltern müssen ihren Kindern nahe bringen, was wahr ist und was nicht. Dazu sind sie da. Und dann schadet auch kein Gedicht, in dem aus einem Ei ein Hase schlüpft.

Zumal man dieses Gedicht vielleicht auch als richtiges "Nonsens-Gedicht" betrachten kann. Die haben nicht erst seit Lewis Carroll eine lange Tradition. Es ist also keine neue Idee, fantastische Dinge in Kindergedichte zu packen, die eigentlich kaum Sinn machen.

Und selbst Gedichte, die nicht gezielt Nonsens-Gedichte sind, sondern "gewöhnliche" Gedichte, die sich an Kinder richten, sind oftmals nicht naturwissenschaftlich korrekt. Seltsamerweise interessiert das da kaum jemanden? Ich meine, man denke einmal an den "Mann im Mond". Oder an den Hund, der in die Küche kommt, und vom Koch mit einem Löffel "entzwei" geschlagen wird.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



tournesol hat geschrieben:Ist das den Reim wirklich wert oder was soll sonst der Sinn dahinter sein?

Da wird man sich zur Zeit der Entstehung des Reimes wohl keine Gedanken gemacht haben; der Reim ist nämlich uralt, selbst meine Großeltern kannten den schon. Er wird auch gern als Volksgut bezeichnet und sollte schon früher nur zur Belustigung der zuhörenden Kinder dienen und keinerlei Bildungsauftrag erfüllen.

Ich sehe es ähnlich wie koeniglich: den Kindern werden immer noch so viele Unwahrheiten aufgetischt und bei solch uralten Witz-Gedichten wird dann der erhobene Zeigefinger gezückt. Und wenn man wirklich der Meinung ist, dass ein solches Gedicht die Bildungschancen, der kann sich entweder dazu entschließen, dem Kind einfach zu erzählen, dass es dieses und andere Gedichte lieber nicht ernst nimmt oder er sollte dann auch die von koeniglich aufgezählten Dinge und noch mehr einer ehr kritischen Prüfung unterziehen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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