Selektiver Tierschutz

vom 08.04.2010, 18:42 Uhr

Als ich heute mit einem Kollegen zufällig im gleichen Nahrungsmittelgeschäft zusammen traf, konnte ich mir, nach einem Blick in seinen Einkaufswagen, einen Kommentar zum Thema Tierschutz nicht mehr verkneifen. Sein Wagen war beispielsweise bestückt mit einem kräftigen Stück Schillerlocke (geräucherter Teil des Dornhais), sowie einem halben Kilo Heilbutt. Ich erklärte ihm das beide Fischarten durch Überfischung stark bedroht wären und man doch durchaus, auch wenn es sehr gut schmeckt, darauf verzichten kann. Das Ergebnis war heiteres Gelächter und die Aussage, er hätte Gäste zum Abendessen und würde sich und seinen Gästen diese Delikatessen ganz sicher nicht versagen, ich sei ja nur neidisch weil ich es mir selbst nicht gönne.

Mit dieser verwirrenden Aussage im Hinterkopf ging es weiter ins nächste Cafe, wo ich auf eine alte Bekannte traf, die ich kurzerhand auf dieses Thema ansprach. Hier wurde mir nahegelegt lieber ganz den Mund zu diesem Thema zu halten, da ich ganz offensichtlich ein leidenschaftlicher „Fleischfresser“ sei. Jetzt endgültig verwirrt, entbrannte eine heiße Debatte zum Thema Tierschutz und der Tatsache das ich mich unmöglich ehrlich dem Tierschutz verschreiben könne, wenn ich gleichzeitig mit Begeisterung ein Steak in die Pfanne haue. Ich bin in der Regel ein sehr einsichtiger Mensch und lasse mich durch verständliche Argumentation gerne eines besseren belehren. In diesem Fall jedoch kamen wir auf keinen grünen Zweig.

Mir ist klar, das ich Tierschutz nur im kleinsten Rahmen betreibe, ich esse keine gefährdeten Tierarten und informiere mich regelmäßig über Neuigkeiten auf diesem Gebiet. Weiter verzichte ich auf jeglichen Tiertourismus, wie z.B. den Besuch eines Delphinariums und halte keine exotischen Tiere (mein Hund und dessen kurzzeitige Untermieter ausgenommen). Auch in meinem näheren Umfeld versuche ich den Tierschutz einzubringen und auf Missstände hinzuweisen. Ich achte darauf, das meine Nahrungsmittel (jedenfalls Fleisch, Eier und Fisch) aus artgerechter Haltung stammen. Natürlich stoße ich beim stöbern durch das Internet immer wieder auf neue Dinge, die mir bisher entgangen waren und versuche mich dann zu bessern. Mich jedoch ganz vom Konsum tierischer Produkte zu verabschieden gelingt mir beim besten Willen nicht, aber habe ich deswegen kein Recht mehr mich beim Tierschutz zu beteiligen oder darüber zu reden?

Mich interessiert, ob ihr euch für den Tierschutz engagiert und wenn ja in welchem Ausmaß? Oder verzichtet ihr ganz darauf, ohne euch Gedanken darüber zu machen? Habt ihr schon jemanden auf sein eventuell fahrlässiges Verhalten hingewiesen oder kritisiert und welche Reaktion habt ihr erhalten?

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich arbeite seit einiger Zeit in einer Tierauffangstation. Ich wohne leider nur in einem kleineren Ort, hier gibt es keinen Tierschutzverband oder ähnliches. In der Auffangstation ist allerdings genug zu tun. Obwohl der Ort wirklich klein ist, ist es immer wieder erstaunlich, was für Tiere man hier finden kann. Normalerweise wimmelt es hier vor kleinen Katzenjungen und auch Welpen, die Bauernkinder vorbeigebracht haben, da man sie sonst ertränkt oder anderweitig beseitigt hätte.

Dann gibt es natürlich viele ausgesetzte Hunde und Katzen, auch Kaninchen und einmal hat jemand auch eine Ladung junger Hasen mitgebracht, mit der Begründung man hätte sie für Kaninchen gehalten und könne sie nun aber nicht als Haustiere verkaufen, da man sehe dass es Hasen sind. Ich finde sowas wirklich absolut unverantwortlich und fand es im nachhinein auch schade, dass ich nicht dabei war, als man die Tiere abgegeben hatte. Auch ein Schaf und zwei Esel fanden den Weg zu uns. Die Esel waren ausgebückst, aber es hat sich leider niemand wegen dem Schaf gemeldet.

Was mich aber auch immer wieder aufregt, sind Menschen, die ganze Kartons voller Hamsternachwuchs vorbeibringen. Ich finde es wirklich unverantwortlich, wie man Hamster zu zweit halten kann, ohne sich vorher zu informieren, welchen Geschlechts sie denn sind. Nicht einmal kam dann schon die Begründung: ''Ah, kann man dann doch im Baumarkt abgeben!'' Das wird dann auch gemacht. Und wenn der Baumarkt keine mehr animmt, kommt man wieder zur Tierauffangstation und will den Nachwuchs loswerden. Und wenn man sich dann beschwert und ermahnt beim nächsten Hamsterkauf gefälligst auf das Geschlecht zu achten, wird man nur wieder schief angeguckt und ignoriert oder ausgelacht und nicht ernst genommen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Bei mir ist es so, dass ich kein Fleisch mehr esse. Ich achte auch ausserdem darauf, dass meine Mutter so oft wie möglich beim Einkaufen Bioprodukte kauft und tue das selbst fast ausschliesslich. Es gibt allerdings für mich auch Nahrungsmittel, auf die ich schlecht verzichten kann oder will- Sojamilch zum Beispiel vertrage ich einfach nicht so gut wie normale Milch, und ausserdem mag ich Schokolade viel zu gerne um darauf zu verzichten oder nur noch Sojaschokolade zu kaufen. Ich habe dabei allerdings auch des Öfteren ein schlechtes Gewissen.

Dass du dich nicht an der Tierschutzdiskussion beteiligen darfst, nur weil du Fleisch isst halte ich für Quatsch- es kann durchaus Fleischesser geben, die für den Tierschutz mehr tun als ein Vegetarier, der sich ansonsten keine Gedanken macht. Es gibt da ja viel mehr Aspekte, eben die Tierhaltung, Aquarien die du schon erwähnt hast, das Unterstützen eines Tierheimes vielleicht. Man kann sich denke ich nicht an Baustellen beteiligen und gleichzeitig leben- da verliert man dann schon Lebensqualität denke ich wenn man sich zu viele Gedanken macht.

Schlussendlich muss sich eben jeder seine eigenen Gedanken zu dem Thema machen, und Diskussionen führen aufgrund oft verhärteter Fronten hier zu wenig denke ich. Solange du dich nicht mir gegenüberstellst mit deinem Schnitzelbrötchen und dann anfängst mir davon Einen vorzuschwärmen ist das für mich in Ordnung. Ich hätte auch lieber, das meine Schwester und meine Eltern weniger Fleisch essen, aber ich schaffe das leider selten- gerade meine Schwester lässt sich denke ich auch nicht gerne was von der großen Schwester sagen.

Was ich im Übrigen zwar irgendwo nachvollziehen kann aber nicht gutheißen würde sind Leute, die ihre Hunde und Katzen rein pflanzlich ernähren. Ich denke mal der Mensch ist Omnivor und "frisst" also alles, er kann sich seine Nährstoffe auch aus anderen Produkten holen, wenns auch nicht einfach ist. Bei einem Hund ist es eben so dass er immer noch Omnivor ist und Gemüse und Co in der Natur kaum fressen wird. Er kann natürlicherweise diese Lebensmittel einfach nicht so verarbeiten, wie es ein Mensch kann. Deshalb würde ich das mit meinen Tieren nicht so machen, unsere Hunde beispielsweise bekommen aus diesen Gründen sogar mittlerweile selbstgemachtes Futter, weil man sich bei Pedigree und Co. nicht so ganz sicher sein kann, ob das nicht dann mit Getreide gestreckt wurde- da gibt es auch so Einiges zu berichten...

» FmH » Beiträge: 47 » Talkpoints: 0,29 »



Na sicher betreibt man Tierschutz, wenn man auf tierische Nahrung verzichtet, wo eindeutig wildlebende Tiere dafür sterben mussten. Denn das dezimiert ja den natürlichen Bestand dieser Arten. Wenn ich allerdings am Sonntag Schweinebraten mache, dann weiss ich, das diese Tiere eigens für die Verarbeitung zu Lebensmitteln gezüchtet wurden. Und das ist dann schon ein Unterschied.

Man muss ja nicht völlig auf Fisch verzichten. Es gibt genug Fischzüchter, die eben nicht einfach mal so irgendwo den natürlichen Bestand reduzieren, sondern eigenes angelegte Teiche für ihre eigene Zucht haben. Und da weiss ich dann auch, das ich wirklich frischen Fisch bekomme.

Wobei ich den Einkauf deines Bekannten nicht überbewerten würde. Man muss sowas nicht gleich verdammen, wenn sich jemand mal etwas gönnt, was nicht zu seiner allgemeinen Ernährung gehört. Und ich kann seine Reaktion dazu auch irgendwo nachvollziehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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