Intolerante Vegetarier
Ich habe nichts gegen Vegetarier und bin tolerant. Diese Toleranz scheint aber umgekehrt nicht zu gelten. Vor ein paar Jahren kaufte ich beim McDonald’s ein Menü und wollte dieses auf dem Nachhauseweg futtern.
Dabei lief ich in eine „Demonstration“ (tatsächlich waren es höchstens zehn Leute) radikaler Vegetarier, die mich als „Mörder“ beschimpften, weil ich einen Hamburger oder Cheeseburger mampfte. Mit welchem Recht eigentlich? Es ist ja wohl meine Sache, was ich esse, oder? Ich habe mich so darüber geärgert, dass ich dann nur noch die Pommes futterte und den Rest in einen Abfalleimer stopfte. Ich finde solche Intoleranz echt unmöglich! Was ist eure Meinung dazu?
Als Information des Verständnis wegen vorneweg, ich bin selbst seit Jahren Ovo-Lacto Vegetarier.
Rein persönlich würde ich nicht derart brachial vorgehen, denn ich bin relativ überzeugt das es schlicht keinen Effekt hätte, außer zu Aggressionen zu führen und damit ist nun einmal niemandem geholfen. Wäre es ein erfolgversprechender Weg jemandem zum Vegetarismus zu "konvertieren", bzw ihn von den moralischen Aspekten hinter dieser Lebensweise zu überzeugen müsste ich die Sache noch einmal überdenken.
Ich finde es dennoch interessant wenn du sagst sie beschimpften dich, denn die reine Feststellung du seist ein Mörder (bzw. sollte man wohl eher Auftraggeber zum Mord sagen) ist ja an sich keine Beleidigung, oder Beschimpfung, sondern lediglich eine Tatsache, wenngleich der Begriff Mörder wohl in der Regel eher für das absichtliche zu Tode bringen eines Menschen verwendet wird.
Die Frage nach dem Recht ist eigentlich einfach zu lösen. Sie taten es mit dem selben Recht, mit dem du Fleisch isst, mit dem "Recht des Stärkeren", oder anders ausgedrückt, mit gar keinem Recht.
P.S.: Das ist weder negative noch abwertend gegenüber dir oder den involvierten Vegetariern gedacht.
Es gibt schon einige Themen die dieses Thema beinhalten:
http://www.talkteria.de/forum/topic-39725.html
http://www.talkteria.de/forum/topic-21527.html
Aber du hast ja sowieso einen anderen Punkt geschildert .
Logain hat geschrieben:Rein persönlich würde ich nicht derart brachial vorgehen, denn ich bin relativ überzeugt das es schlicht keinen Effekt hätte, außer zu Aggressionen zu führen und damit ist nun einmal niemandem geholfen. Wäre es ein erfolgversprechender Weg jemandem zum Vegetarismus zu "konvertieren", bzw ihn von den moralischen Aspekten hinter dieser Lebensweise zu überzeugen müsste ich die Sache noch einmal überdenken.
Also nach dem Motto "Der Zweck heiligt die Mittel" ? Ich denke, du solltest deine Haltung lieber noch einmal überdenken. Das gilt übrigens für alle Menschen, die meinen, ihre Lebensart sei die einzig richtige und sie besäßen deshalb das Recht, anderen Menschen vorschreiben zu können, was sie zu tun oder zu lassen haben, egal ob sie das wollen oder nicht. Zum Beispiel auch bei Religionen: Stell dir mal vor, die Zeugen Jehovas würden an deiner Haustür ein einfaches "Nein" nicht akzeptieren und dich ständig weiter damit belästigen, ob du willst oder nicht. Meinst du diese Demonstranten hätten auf so etwas reagiert ?
Logain hat geschrieben:Ich finde es dennoch interessant wenn du sagst sie beschimpften dich, denn die reine Feststellung du seist ein Mörder (bzw. sollte man wohl eher Auftraggeber zum Mord sagen) ist ja an sich keine Beleidigung, oder Beschimpfung, sondern lediglich eine Tatsache, wenngleich der Begriff Mörder wohl in der Regel eher für das absichtliche zu Tode bringen eines Menschen verwendet wird.
Tut mir leid, wenn ich das jetzt so drastisch ausdrücke, aber diese Argumentation ist Schwachsinn. Laut §211 des Strafgesetzbuches ist nur derjenige ein Mörder, welcher einen Menschen [...] tötet. Für das Töten von Tieren ist diese Bezeichnung also nicht zutreffend. Somit kann dieses vermeintliche Aussprechen von "Tatsachen" (je nach dem ob der Person oben genanntes bewusst war) den Straftatbestand der Verleumdung oder der üblen Nachrede darstellen. Des Weiteren wurde ja auch festgestellt, dass sogar "Abtreibungsärzten" nicht mehr Mord vorgeworfen werden darf [1], also wie kommst du darauf, dass die Konsumenten von Fleisch als solche bezeichnet werden dürften ? Das wäre ja damit vergleichbar, dass du einer Schwangeren, die ihr Kind abtreiben lässt, den gleichen Vorwurf machst.
Logain hat geschrieben:Die Frage nach dem Recht ist eigentlich einfach zu lösen. Sie taten es mit dem selben Recht, mit dem du Fleisch isst, mit dem "Recht des Stärkeren", oder anders ausgedrückt, mit gar keinem Recht.
Schon wieder falsch. Sie taten es aus dem Recht des achten Artikel des Grundgesetzes. Hätten sie kein Recht dazu gehabt, dann könnte man dagegen vorgehen, was aber nicht der Fall ist. Und diesen Vergleich zwischen dem Demonstrieren und dem Verzehr von Fleisch halte ich ohnehin für ziemlich merkwürdig. Ich persönlich halte es jedenfalls für unverantwortlich, Menschen nur auf Grund einer anderen Ansicht so zu behandeln.
Logain hat geschrieben:Ich finde es dennoch interessant wenn du sagst sie beschimpften dich, denn die reine Feststellung du seist ein Mörder (bzw. sollte man wohl eher Auftraggeber zum Mord sagen) ist ja an sich keine Beleidigung, oder Beschimpfung, sondern lediglich eine Tatsache, wenngleich der Begriff Mörder wohl in der Regel eher für das absichtliche zu Tode bringen eines Menschen verwendet wird.
Kann mich da Demut nur anschließen - Mörder ist gerechtfertigt? Na dann kann man diesen Gedanken auch weiterspinnen und Vegetarier als (fahrlässigen) Totschläger hinstellen, denn was hier auf dem Teller landet nimmt man anderen Menschen in den produzierenden Ländern an Nahrungsmitteln und Anbauflächen weg, die sich dann auf den Straßen um die Reste balgen oder gleich verhungern - hinkt zwar dahingehend, dass für Fleisch mehr Biomasse gebraucht wird, aber auch Vegetarier sind hieran nicht unschuldig.
Und ich glaube kaum, dass dieser an sich unsinnige Vorschlag auf ein Echo wie "Naja, stimmt eigentlich..." stößt, da man sich hier diffamiert fühlen würde.
Und andere überzeuge ich nur dann wirklich von meiner Meinung, indem ich ein positives Beispiel abgebe, welches dazu anregt, mal drüber nachzudenken oder das eigene Verhalten zu ändern - nicht mit Herabwürdigungen. Ausgenommen: man will andere gar nicht überzeugen oder hat das aufgegeben, weil es letztendlich doch sehr viel Mühe und Nerven kostet (Wozu ich mich auch zählen würde, auch wenn ich Menschen schätze, die das auf dem ersten Weg gelöst bekommen).
Hallo,
Ich kann dazu nur sagen, dass ich auch mit einer Vegetarierin, meiner Freundin, zusammenlebe. Von Intoleranz ist bei ihr keine Spur. Im Gegenteil, sie wundert sich eher über meinen recht geringen Fleisch- und Wurstkonsum und ermuntert mich häufig dazu Fleisch zu essen.
Ich sollte aber auch dazu sagen, dass mein Fleischkonsum nie wirklich sehr groß war. Klar, dadurch dass ich mit ihr zusammen wohne, esse ich natürlich noch weniger Fleisch, denn selten hab ich, im wahrsten Sinne des Wortes, Lust für mich eine "extra Wurst" zu kochen. Fleisch schmeckt bei meiner Mutter daheim eigentlich sowieso am besten.
Was ich allerdings an Vegetariern und auch an meiner Freundin gar nicht abhaben kann, ist, wenn sie diese Fleischersatzprodukte essen. Die find ich einfach nur abartig eklig.
Beim Essverhalten ist es echt unangebracht, jemandem reinzureden. Das entscheidet jeder für sich. Ich bin selbst seit 1,5 Jahren Vegetarierin, würde aber niemandem reinreden, weil's mich einfach nichts angeht. Umgekehrt verlange ich aber das Gleiche.
Ich find's echt erstaunlich, dass gerade bei Fleisch / nicht Fleisch immer wieder eine Diskussion losbricht. Wenn jemand keine Oliven isst, ist das auch nicht erwähnenswert. Oder wenn jemand Erdbeeren besonders gerne isst.
Ich habe oft mit intoleranten Vegateriern zu tun, die aus meinem direkten Umfeld kommen. Oft werden die Kommentare und Vorwürfe aber verpackt in etwas Witz und Sarkasmus und da heißt es dann auch schonmal 'Du Mörder', wenn man eben im Restaurant etwas mit Fleisch bestellt. Natürlich wird immer gelächelt und ich bin auch nicht sauer darüber, aber ich glaube, dass so etwas nicht sein muss. Ich bin nicht der Meinung, dass jeder essen dürfen sollte, was er möchte. Natüllich nicht. Da gibt es doch Grenzen und es gibt nicht umsonst durchaus Bestimmungen darüber welche Tiere gegessen bzw. geschlachtet werden dürfen und welche nicht. Jemand der nun dekadenterweise Haifleisch isst, der ist ja aber auch noch lange kein Mörder?! Der ist ignorant und unverschämt, aber er ist deshalb kein Mörder. Der Mörder ist immer noch der, der mordet und das wäre im Falle des Haies ja auch immer noch der, der dafür sorgt, dass der im Netz landet.
Es gibt Dinge, die kann man moralisch bestimmt vertreten und andere eben nicht. Ich finde aber, dass man niemandem einen Vorwurf machen soll, der sich an das Gesetz und an die Bestimmungen hält. Wenn ich Lust habe auf Rindfleisch, dann esse ich Rindfleisch, weil daran wirklich nichts ist, das mir verwerflich erscheinen sollte. Daran gibt es nichts auszusetzen. Und ich finde es auch echt bemitleidenswert, dass Menschen nichts anderes im Sinn haben, als anderen Leute das Fleischessen madig zu machen. Es gibt ja wirklich auf dieser Welt so einige Baustellen - Da könnte man sich eine eiligere aussuchen.
Radikale Vegetarier auf Missionskurs kann ich auch absolut nicht ausstehen. Dazu muss ich sagen, dass ich selber Vegetarier bin, aber ich hüte mich davor, anderen zu erklären, was sie zu essen haben. Ich würde mir auch wirklich dumm dabei vorkommen.
Ich kann auch ehrlich nicht verstehen, was sich die militanten Vegetarier davon versprechen, anderen so dermaßen vor den Kopf zu stoßen. Damit erreichen sie doch nur das Gegenteil - die Leute erleben durch solch eine anmaßende und freche Verhaltensweise sicher keinen Gesinnungswandel. Im Gegenteil, durch solche Aktionen werden schließlich Vorurteile heraufbeschworen und teilweise auch bekräftigt. Das Bild vom "Öko-Terroristen" ist ja eh schon recht weit verbreitet; das wird dadurch sicher nicht besser.
Ich selber versuche, als Vegetarier so wenig wie möglich aufzufallen. Mir ist es nämlich unangenehm, wenn ich Extrawürste bekomme, nur, weil ich meine, kein Fleisch essen zu können. Von daher esse ich halt die Beilagen oder bringe mir zu Feiern selber was mit.
Es ist ja nicht verkehrt, als Fleischesser drauf zu achten, wo das Steak herkommt, das man auf dem Teller hat; das finde ich schon ganz wichtig; aber generell einfach mal pauschalisierend jeden Menschen, der Fleisch isst, Mörder zu schimpfen, ist einfach nur daneben und dumm.
Ich finde es generell einfach nur schade, dass solche militanten Vegetarier das Bild des Vegetariers so runterziehen; muss echt nicht sein.
Ich bin selbst seit einiger Zeit Ovo-Lacto-Vegetarierin, würde aber nicht auf die Idee kommen, andere missionieren zu wollen. Eben dieses "Missionieren" regt mich in allen Bereichen des Lebens eher auf, da mich andere schon oft genug von ihrer Religion, ihren politischen Ansichten und nicht zuletzt auch von ihren Essgewohnheiten überzeugen wollten. Ich denke, jeder sollte Entscheidungen auf diesem Gebiet für sich selbst treffen.
Oft erlebe ich allerdings, dass Omnivore dann selbst mit einem Gespräch oder einer Diskussion über dieses Thema beginnen, wenn sie merken, dass ich Vegetarierin bin. In den meisten Fällen läuft das sehr tolerant ab (was auf Gegenseitigkeit beruht), ich werde nach Gründen für die Ernährungsweise gefragt, worauf man achten sollte. Oft geht es auch um Tierrechte, und ich habe schon von vielen erfahren, dass sie auch nicht jedes Fleisch essen. So hat mein Vater beispielsweise aufgehört, Spanferkel und Lamm zu essen, weil er nicht möchte, dass für ihn Tiere getötet werden, die noch gesäugt werden. Andere verzichten auf Gelatine oder kaufen Fleisch nur von befreundeten Bauern und Fleischern. Es gibt allerdings auch Menschen, die sich durch mein pures Vegetarier-Sein angegriffen fühlen, denken, sie müssten ihren Fleischkonsum rechtfertigen oder mich regelrecht angreifen, indem sie mich als "Gutmenschen, der sich moralisch überlegen fühlt" darstellen.
Ich denke, jeder sollte selbst nach seinem eigenen Gewissen handeln. Und ich selbst kann es eben nicht mehr mit mir selbst vereinbaren, Fleisch zu essen. Ich habe das vorher auch jahrelang getan und werde niemanden verurteilen, der auf Fleisch nicht verzichten möchte. Gegenseitige Toleranz und Akzeptanz sind in diesem Fall sicherlich so wichtig wie in den meisten anderen Gebieten. "Leben und Leben lassen."
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