Todesfall - Nachbar rafft zusammen, was er kriegen kann...
Vor kurzem ist meine direkte Nachbarin gestorben. Nun ist der Sohn hergekommen, der weiter entfernt wohnt und die Wohnung seiner Mutter nun erben wird. Er hat die für ihn wichtigen Dinge, zum Beispiel Fotos und persönliche Unterlagen, aus der Wohnung genommen und danach im Haus gefragt, ob noch jemand etwas aus der Wohnung haben möchte. Alles was übrig bleibt, würde dann auf den Müll wandern, unter anderem eben auch elektrische Geräte und sämtliche Möbel. Dazu muss man sagen, dass die Frau recht bescheiden gelebt hat und keine wertvollen Dinge besaß, eben nur diese Wohnung und eine weitere Ferienwohnung. Ihre Wohnung war aber bei weitem nicht mit Kostbarkeiten ausgestattet, so dass ich auch verstehen kann, dass der Sohn nichts weiter aus der Wohnung haben wollte.
In dem Haus, in dem ich wohne, gibt es insgesamt sechs Eigentümer. Einer dieser Eigentümer wird jedes Jahr zum Verwalter ausgewählt, erhält von den anderen Leuten einen kleinen Obulus für seine Bemühungen und kümmert sich eben darum, wenn etwas im Haus organisiert werden muss. Als zum Beispiel das Dach erneuert wurde, hat er sich um die Beauftragung der ausführenden Firma gekümmert. Das ist eben seine Aufgabe und er wird auch jedes Jahr wiedergewählt, da er das eben hinbekommt, auch wenn er von den meisten Leuten im Haus eher als unsympathisch und herrisch angesehen wird. Aber die meisten sind einfach froh, dass sich ein "Dummer" gefunden hat, der diese Sachen in die Hand nimmt.
Als nun der Sohn von der verstorbenen Frau kam, hat er diesem Mann auch den Schlüssel für die Wohnung gegeben und ihn gebeten, die fehlenden Eigentümer anzusprechen und sie zu fragen, ob sie etwas aus der Wohnung gebrauchen können. Ich muss dazu sagen, dass ich Interesse an dem Fernsehgerät bekundet habe und diesen auch mitgenommen habe, da ihn ohnehin sonst niemand haben wollte. Dann ging es aber direkt los. Der besagte Eigentümer mit der Verwaltungsnebentätigkeit hat erst einmal einen Anspruch auf sehr viele Dinge erhoben und diese direkt einer Bekannten zugesichert, die die Verstorbene nicht einmal gekannt hat. Als nun jemand aus dem Haus ein paar Balkonmöbel und das Radio haben wollte, hat er direkt gewettert und erzählt, wem er diese Sachen schon versprochen hat. Er hat regelrecht darauf bestanden, diese zwei Gartenstühle zu behalten - eben für seine Bekannte. Ich habe diese Auseinandersetzung im Treppenhaus mitbekommen und fand es schon krass, wie fordernd er sich verhalten hat.
Es geht ja nicht um irgendwelche gebrauchten Dinge und mir persönlich ist es auch egal, wer was nimmt. und ob überhaupt jemand etwas aus der Wohnung nimmt. Allerdings finde ich es richtig krass, wenn jemand direkt alles für sich und seine Bekannten beschlagnahmt, obwohl es eben einfach nur eine Nettigkeit des Sohnes der verstorbenen Frau war, den anderen Leuten anzubieten, Sachen aus der Wohnung zu nehmen. Dass dieser Eigentümer so gar keine Lust hatte, mit den anderen vielleicht zu teilen und ihnen eigentlich nur die Sachen überlassen wollte, die er und seine Bekannte nicht brauchen konnten, finde ich schon krass. Sehr seltsam fand ich auch die Tatsache, dass er den Schlüssel vom Sohn der Frau eben zuerst hatte und direkt mit seiner Bekannten in die Wohnung gegangen ist, so dass sie erst einmal auswählen konnte. Danach hat er dann auch den anderen gesagt, dass er nun den Schlüssel hat und sie in die Wohnung können.
Ich finde diesen Mann irgendwie bemitleidenswert, da ich es einfach erbärmlich finde, wenn jemand so dringend darauf angewiesen ist, sich alles unter den Nagel zu reißen, was er bekommen kann. Wie denkt ihr darüber? Könnt ihr das Verhalten des Mannes nachvollziehen und würdet ihr selbst auch versuchen, möglichst alles zu bekommen, was verfügbar ist, oder findet ihr dieses Verhalten ebenfalls ziemlich unangebracht. Die Frau war praktisch gerade seit zwei Wochen tot und er verteilt ihre Sachen an sich, seine Frau und eben die Bekannte. Falls es sich nicht zufällig um einen Fernseher gehandelt hätte (ich hatte bislang keinen) und ich mir nicht ohnehin schon ein Gerät kaufen wollte, hätte ich wahrscheinlich nichts aus der Wohnung genommen. Und das Teil wäre sonst eh entsorgt worden, obwohl es bestens funktioniert.
Manchmal ist es wirklich regelrecht widerlich wie gierig manche Menschen werden können, wenn sie in die Lage gebracht werden, irgendwo etwas umsonst zu bekommen. Dieser Mann, den du da beschreibst, scheint da das perfekte Beispiel zu sein. Da er der "Auserwählte" war, der den besagten Schlüssel zu der Wohnung bekommen hat, wird das für ihn wohl so gewirkt haben, als hätte er da Sonderrechte und hat somit dann wohl einen ordentlichen Egoismus entwickelt.
Ich kann verstehen, dass dich so ein Verhalten aufregt und eigentlich kann man solche Menschen einfach nur bemitleiden, obwohl das wahrscheinlich noch zu nett wäre, denn Mitleid haben so derart unsoziale Menschen eigentlich nicht verdient. Ich hätte mich jedenfalls nicht so verhalten wie dieser Mann, wäre ich in seiner Lage gewesen, allein schon deswegen weil so ein Verhalten einfach nur peinlich ist, mal davon abgesehen, dass ich mich gar nicht mit soviel materiellem Ballast belasten möchte.
Als meine Oma vor einem Jahr in ein Seniorenheim wollte, hatte sie mich auch gebeten, ihre Wohnung aufzulösen und die Dinge zu verteilen bzw. verschenken, die sie nicht mitnehmen konnte, an die Leute, die daran Interesse hätten. Mir wäre nicht in den Sinn gekommen, das alles für mich zu behalten, das wäre mir viel zu viel gewesen. Außerdem gab es Leute, die an bestimmten Dingen wirklich Freude hatten und darüber hat sich meine Oma dann auch gefreut. In deinem beschriebenen Fall, hätte die alte Dame sich das sicher auch anders gewünscht, was mit dem Nachlass geschieht, kann ich mir jedenfalls vorstellen, wenn in eurem Haus eine nette Atmosphäre geherrscht hat.
Ich finde daher das Verhalten des Mannes aus deinem Haus unangebracht, egoistisch und absolut unsozial den anderen Hausbewohnern gegenüber. Ich hätte daraufhin als Bewohner keinen Fuß mehr in die besagte Wohnung gesetzt, um mir da was auszusuchen. Das Theater wäre mir viel zu blöd gewesen und ich denke, so etwas hat man dann einfach nicht nötig. Ich kann dich daher verstehen (im Bezug auf den Fernseher) und hätte da weiter auch keine Anstalten mehr gemacht. Die Frage ist dann natürlich auch, wie sich das Verhalten dieses Mannes auf eure zukünftige Nachbarschaft auswirkt. Ich kann mir vorstellen, dass einige dann nicht mehr so gut auf den Mann zu sprechen sein werden und ihm wahrscheinlich in Notlagen kein "Salz borgen" werden
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