Wein aus Traube machen
Bei mir im Garten wächst eine besonders leckere Wein Traube und bisher haben wir die auch immer nur als Obst gegessen. Aber die hat so viele Trauben dran, dass wir schon daran gedacht haben daraus Wein zu machen.
Habt ihr eine Idee was man da alles dazu braucht, ich meine muss man da ein Fass kaufen damit das dann gärt oder wie läuft das? Wer das schon mal gemacht hat der soll mir bitte sagen wie das geht und was ich alles brauche?
Ich muss dir ehrlich sagen, finanziell lohnt es sich nicht. Der Aufwand das ganze Zubehör zu besorgen und die viele Arbeit stehen einfach in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Günstiger wird es wenn du die Sache im großen Stiel betreibst, also einen Weinballon mit mindestens dreißig Liter Weintrauben befüllen kannst und du jemanden kennst der schon das entsprechende Equipment hat und es dir leiht. Aber die erforderliche Arbeit dazu bleibt natürlich.
An Material brauchst du zuerst einen einen Gärtopf. Das sind große Steinguttöpfe mit Deckel die am oberen Topfrand eine umlaufende Rille haben. Die Rille wird später mit Wasser aufgefüllt damit die im Inneren enstehenden Gase entweichen können und keine Luft eindringt. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einem Gährröhrchen. Das benötigst du auch (oder mehr, je nach dem wie viele Weinballons du füllen willst), da sind wir schon beim nächsten Punkt, die Weinballons. Es gibt sie in Größen zu 5, 10, 15, 20, 30 und 50 Liter. Alles über 20 Liter ist aber schon unhandlich und schwer zu heben. Zur späteren luftdichten Abdichtung an der Stelle Gährröhrchen/ Ballon brauchst du einen großen Batzen Knete oder noch besser, eine absolut genau passende Gummikappe mit Loch. Dazu kommt die Weinhefe (keine Bäckerhefe), Schwefeltabletten (gegen Weinkrankheiten) und Nährsalze und eventuell auch noch Klärungsmittel wenn du einen besonders klaren Wein haben musst. Dieses unbedingt notwendige Zubehör kostet richtig Geld und in der Summe kommt da schnell ein stattlicher Betrag zusammen. Für zehn Kilo Weintrauben musst du je nach Süße der Trauben noch mit ungefähr zehn Kilo Zucker rechnen. Aber keine Angst wegen der Kalorien, der meiste Zucker wird in Alkohol umgewandelt.
Nun könnte es eigentlich losgehen. Die Früchte werden peinlichst genau auf schadhafte Stellen kontrolliert, gewaschen und zermatscht. Diese Masse gibst du in den Steinguttopf, rührst die Hefe unter und wartest ab was passiert. Der Topf wird bis zum Eintritt der Gährung aber erst einmal nur mit einem Tuch abgedeckt. Es ist auch möglich mit einem Fleischwolf (unbedingt aus Guß!) die Trauben zu Saft zu pressen und den dann zuzugeben, allerdings wird die Farbe und der Geschmack dann nicht so intensiv. Durch das Aufplatzen der Früchte mit Schale bei der rustikaleren Methode werden die Inhaltsstoffe besser gelöst und ich bevorzuge diese Methode. Wenn das ganze Zeug anfängt zu blubbern gebe ich ein Drittel der Zuckermenge, gelöst in etwas Wasser dazu. Dann heißt es Deckel darauf, luftdicht mit Wasser abdichten und täglich die Gährung beobachten. Mit der Zeit setzt sich oben eine dicke Masse ab, die wird ab und an mit eine Kochlöffel durchstoßen. Wenn sich die ganze Masse etwas beruhigt an, man nennt diesen Vorgang auch stürmische Gährung, wird der Saft in einen passenden Gährballon, wieder unter Zugabe von Zuckerlösung umgefüllt. Die ersten paar Tage sollte man noch kein Gährröhrchen einsetzen da es sein könnte dass die Gährung noch einmal richtig in Gang kommt und die Hefe und der Schaum das Röhrchen sonst verstopfen könnte. So ein Ballon wird übrigends nur zu einem Drittel gefüllt.
Normalerweise setzt man den Wein ja so im August oder September an, Weihnachten ist er trinkbar. In der Zwischenzeit wird er noch zwei- oder dreimal abgezogen. Das heißt mit einem Schlauch wird der Bodensatz abgesaugt. Die fehlende Menge wird dann wieder mit Zuckerwasser oder frisch gepressten anderen Saft aufgefüllt. Immer wenn die Gährung ins stocken gerät sollte etwas Zuckerwasser zugegeben werden, aber aufpassen, der Wein wird auch schnell zu süß wenn die Gährung dann nicht mehr in Gang kommt und der Zucker einfach nur Zucker bleibt. Wenn die Gährung beendet ist wird auf Flaschen abgezogen und verkorkt. Die Flaschen aber regelmäßig kontrollieren, manchmal liegt der Korken wieder daneben.
Wenn Wein gut gelingen soll brauchst du absolute Sauberkeit, so wenig wie möglich Kontakt mit Sauerstoff und absolut keinen Metallkontakt. Genaue Zucker- und Wasserdosierungen solltest du dann im Internet oder hier recherchieren wenn es soweit ist. Je nach Früchteart, Weinhefe beziehungsweise Alkoholgehalt und Säuregehalt brauchst du unterschiedlich viel Wasser und Zucker. Es ist auch ganz günstig noch einen kleinen Plastekanister oder eine größere Rotweinvorratsflasche ähnlich dem Weinballon zu präparieren. So hast du immer etwas zum Nachkippen und auch Ersatz falls die Hefe aus dem großen Ballon nicht so will wie du es dir gerne wünscht. Je süßer die Trauben, umso besser. Wenn noch Fragen sind, dann frage.
Die Antwort von hooker ist sehr umfassend und inhaltlich korrekt, allerdings beschreibt er schon fast professionelles Equipment, denn um einfach als nebenbei Wein herzustellen, reicht auch die Sparvariante.
Wir stellen im Jahr ca. 50 Liter "Sanddornwein" her, mehr als Werbegag, als dass der Wein wirklich ein Genuss wäre. Sanddorn ist äußerst sauer, dafür aber reich an Vitamin C. Für die Herstellung verwenden wir Plastikkanister und Gärröhrchen. Kostenpunkt für beides inklusive passenden Stopfen liegen damit bei knapp 3€.
Wir verwenden zur Weinherstellung den Überschuss aus der Sanddornsaftproduktion (für aufgesetzten Schnaps). Hierbei kommt alles mit in den Kanister was anfällt. aufgefüllt mit der gleichen Menge Zuckerwasser (1Kilo Zucker auf 1 Liter Wasser). Hinzu kommt Reinzuchthefe aus dem Reformhaus. Der Kanister wird dann einfach mit einem Kunststoffkorken verschlossen in welchem ein Gärröhrchen sitzt.
Das ganze 'blubbert' dann mindestens 4 Monate vor sich hin, wird anschließend filtriert und in kleinen Falschen abgefüllt. Wie gesagt, es erfolgt keinesfalls auf Porfessionelle Art. Die meisten Falschen werden an unsere Stammgäste im Restaurant verschenkt und sind natürlich mit Werbung für unser Haus versehen.
Ich muss mich hinsichtlich der Zuckerzugabe bei Weintrauben korrigieren, du kommst in Abhängigkeit von der Süße der Trauben mit ungefähr drei Kilogramm Zucker vollkommen aus. Bei anderen Obstsorten gilt ungefähr das bereits genannte Verhältnis 1.1. Plastekanister gehen natürlich auch, auch kann man sich aus Schläuchen selber ein Gärröhrchen basteln. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht dass der Wein aus den Kanistern völlig anders schmeckt und auch eine andere Farbe hat.
Ich vergaß noch zu erwähnen dass durch den unterschiedlichen Säuregehalt von dem Obst auch unbedingt eine unterschiedliche Wasserzugabe erforderlich ist. Der Wein wird dadurch einfach bekömmlicher und es kommt nicht zum Sodbrennen. Du brauchst auch keine Bedenken haben dass der Wein dadurch verwässert.
So weit ich gelesen habe, darf man bei Wein, den man als solchen verkauft, oder anderweitig unter die Leute bringt kein Zucker zugesetzt werden. Sonst ist es rein rechtlich kein Wein mehr. Selbst wenn man also den selbst hergestellten "Wein" der eigenen Oma gibt muss rein rechtlich die Beschriftung juristisch einwandfrei sein.
Echter Wein besteht nur aus Weintraubensaft und Hefe. Falls der Zuckergehalt der Trauben mal zu niedrig sein sollte, darf man nur mit Süßreserve süßen oder Traubensaftkonzentrat zusätzlichen Zucker zuführen. Wird der Ansatz mit anderen Früchten außer Weintrauben oder mit Zucker vermengt, muss man das auf dem Etikett deutlich machen.
Die Regelung mag zwar etwas praxisfremd sein, sie sichert aber immerhin dass man niemandem ein Gesöff als Eiswein verhökern darf, das aus unreifen Supermarkttrauben und reichlich Zucker gepfuscht wurde. Mit der Hintergrundinfo im Kopf sollte man die Anweisungen, die oben zum Zuckern gegeben wurden skeptisch lesen.
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