Unfähige Mitarbeiter trotz ausreichender Qualifikation

Ich arbeite als IT-Systemelektroniker in einer mittelgroßen Firma. Wir haben einen neuen Mitarbeiter bekommen, der angeblich auch die Ausbildung zum IT-Systemenelektroniker erfolgreich abgeschlossen hat. Da hat der mich letztens wirklich gefragt, wie man auf eine Homepage via Programmierung zwei Spalten zu einer Zelle verbindet. Ich habe ihm dann erklärt wie das mit dem html colspan funktioniert und ich musste sagen, er hat sich sehr gut angestellt, ist ja auch zu erwarten er hat ja diesen Beruf erlernt.

Hat jemand auch solch eine Erfahrung gemacht, dass er einen neuen gleichwertigen Mitarbeiten bekommen hat, der die einfachsten Sachen nicht weiß oder kann?

Solche Mitarbeiter kommen immer wieder vor. Ein Lebenslauf beziehungsweise ein Bewerbungsschreiben sagt nun doch nicht immer alles aus.

Ich kann dir von einem ähnlichen Fall berichten. Ich habe in einem privaten Bildungsinstitut gearbeitet und eines Tages wurde eine neue Sekretärin eingestellt, die wohlgemerkt noch dazu die einzige im Büro war, da es nur ein kleines Unternehmen war. Sie war sehr freundlich und sehr nett, aber an ihren Kompetenzen habe ich sehr rasch gezweifelt.

Ich habe sie zum Beispiel einmal darum gebeten, dass sie mir bitte ein Arbeitsblatt auf meinen USB-Stick speichert. Daraufhin wurde ich nur mit großen Kulleraugen fragend angesehen und sie meinte dann tatsächlich, dass sie das nicht kennt und das noch nie gemacht hat. Als Entschuldigung gab sie an, dass sie gerade aus der Karenzzeit kommt und sich seitdem viel verändert hat.

Erklärungen gibt es wohl für alles, aber wer weiß, vielleicht ist ihr Kind ja auch schon 20 oder so. Dass es dann natürlich auch noch ähnliche Vorfälle gegeben hat, kann man sich glaube ich denken. Sie war aber wirklich sehr nett und sympathisch, deswegen habe ich dann kein großes Drama daraus gemacht und ihr step by step ein wenig nachgeholfen.

Soweit ich weiss gehört html nicht zur Standardausbildung beim Systemelektroniker. Mein Bekannter hat auch diesen Abschluss, kann auch PHP, aber html eben nicht. Solche Dinge sind dann doch eher von der Schule, wo man seine Ausbildung macht abhängig oder halt vom Ausbildungsbetrieb.

Den neuen Mitarbeiter deswegen als weniger qualifiziert hinzustellen, ist also doch eine etwas falsche Ansicht. Denn was nicht zum eigentlichen Beruf gehört muss man halt auch nicht unbedingt können. Also bevor man über die angeblich nicht vorhandenen Qualifikationen urteilt sollte man mal in den Rahmenlehrplan schauen.

Im IT-Bereich fand ich es während meines Praktikums eher befremdlich, das ein festangestellter Mitarbeiter einen PC komplett neu installierte, obwohl beim alten nur das Netzteil defekt war. Da hätte ein einfacher Austausch der Festplatte gereicht und der Mitarbeiter wäre innerhalb weniger Minuten wieder Arbeitsfähig gewesen. So war er einen ganzen Tag zum Nichtstun verdammt, da er an keine Daten rankam, die nötig waren.

Es kommt sicher auch darauf an, wo du und wo er die Ausbildung absolviert haben. Wie auch im Schulsystem gehen die Lehrpläne auseinander. Man sollte zwar davon ausgehen, dass das Grundgerüst das gleiche ist, dem ist aber nicht so. Es kann also durchaus sein, dass er sowas einfach nicht gelernt hat.

Deshalb muss er aber nicht gleich ein unqualifizierter Mitarbeiter sein. Möglicherweise beherrscht er dann Dinge, die du eben nicht kannst. So kann man sich ja gegenseitig helfen. Scheinbar hast du auch ein bischen mehr Berufserfahrung und manchmal vergisst man auch, dass man sich gewisse Dinge vielleicht selber angeeignet hat und diese nicht in der Ausbildung gelernt hat.

Hier in der Stadt gibt es ein Ausbildungszentrum und selbst da lernen die Lehrlinge von Jahr zu Jahr was anderes.

Jemanden als unfähig zu bezeichnen, wenn er nicht alles weiß, das was fehlt aber erfragt und dann auch problemlos umsetzen kann, empfinde ich schon als menschliche Unfähigkeit. Ich selbst habe eine Ausbildung im IT-Bereich und muss trotzdem selbst nach gut 3 Monaten in der neuen Firma immer wieder noch nachfragen. Trotzdem habe ich bisher immer nur positive Rückmeldungen erhalten, da ich eben die grundlegenden Konzepte kenne und nach kurzer Unterweisung in die spezielle Umgebung dann diese auch schnell im speziellen Fall umsetzen kann - genau das was von mir als Fachfrau erwartet wurde. Dass mir da bisherige Mitarbeiter helfen müssen ist kein Problem. Und diese sagen mir dann auch häufiger, dass ihnen bestimmte Dinge auch schwer fielen als sie die Neuen waren.

Und ja, mir ist es auch schon passiert, dass sich eine Person in einer Firma (in der ich damals schon länger angestellt war) bewarb und zum Praktikum eingeladen wurde. Während des Praktikums stellte sich dann heraus, dass selbst die von der Berufsschule bestätigten guten Leistungen nicht dem entsprachen, was von dem Praktikanten erwartet wurde. Das führte aber damals lediglich dazu, dass genauer geprüft wurde, wie denn nun die vermittelten Kenntnisse detailliert aussehen.