Unternehmen will nur Abiturienten vom Gymnasium

Momentan bemühe ich mich um einen Ausbildungsplatz und stöbere die Stellenanzeigen durch. Dabei ist mir etwas aufgefallen, was ich gar nicht nachvollziehen kann. In der Ausschreibung eines Unternehmens stand, dass sie Bewerber mit einer allgemeinen Hochschulreife suchen und die diese am Gymnasium erworben haben.

Dummerweise kann ich mich schon dafür gar nicht bewerben, da ich mein Abitur an einer Gesamtschule mache. Trotz dessen wurde das Zentralabitur eingeführt, was ja eigentlich gewährleisten soll, dass das Abitur an einer Gesamtschule und das des Gymnasiums völlig gleichwertig ist. Warum will dann das Unternehmen nur Abiturienten eines Gymnasiums? Die Aufgaben, die in den Prüfungen dran kommen, sind doch sowieso die gleichen.

Ich muss sagen, das ich darüber sehr verärgert bin. Ich war 9 Jahre an einem Gymnasium und mache das Abi an einer Gesamtschule. Deswegen bin ich aber immer noch der gleiche Mensch und meine Fähigkeiten haben sich auch nicht über Nacht verändert. Wer kann mir erklären, warum die Unternehmen das Zentralabitur ignorieren?

Dass Du Dich ärgerst ist schon nachvollziehbar, aber Personaler und Chefs sind nun einmal selten frisch aus der Schule und die Gesamtschule ist ja nicht gerade alt. Und sie wird eben allgemein als "Ersatzgymnasium" betrachtet nach dem Motto "Bessere Realschule".

Das sich Arbeitgeber ihr zukünftiges Personal aussuchen können nach ihren ureigenen Kriterien ist (in gewissen Grenzen) ihr gutes Recht. Auch wenn sie Anforderungen für Jobs so formulieren für die auch ein Hauptschulabschluss ausreicht.

Das einzige was man da machen kann ist sich trotzdem bewerben, vielleicht noch mit der deutlichen Hervorhebung im Anschreiben dass man sein Abitur da und da abgelegt hat. Das war`s auch schon.

Ich sehe das genauso. Du ärgerst dich natürlich, weil es dich selbst ausschließt für einen Arbeitspatz, den du gerne hättest. Aber du musst natürlich trotzdem mal berücksichtigen, dass dein zukünftiger Arbeitgeber das absolute Recht hat, sich seine Leute auszusuchen und wenn er mit Leuten aus der Gesamtschule oder einer anderen Schulart schlechte Erfahrungen gemacht hat, kann ich absolut nachvollziehen, dass er diese Art von Abiturienten eben ausschließt.

Ich ärgere mich auch oft, wenn ich eine Stellenanzeige lese und sehe, dass ich dafür nicht geeignet bin, weil irgendetwas verlangt wird, das ich nicht erfüllen kann - Aber das ist normal. Das wird auch später im Berufsleben nicht anders sein. Man passt nicht immer überall rein und man wird nicht immer nachgefragt und damit muss man leben. Wie schon geschrieben: Du kannst dich natürlich trotzdem bewerben.

Ich kann schon nachvollziehen, dass du dich darüber ärgerst und nicht verstehen kannst, wieso keine Bewerber mit Abitur von einer Gesamtschule angenommen werden. Allerdings gibt es das Zentralabitur noch nicht so lange, meines Wissens nach ist es auch nicht in allen Bundesländern eingeführt worden.

Wenn der Personalchef oder Betriebsleiter also noch gar nichts vom Zentralabitur weiß oder mit Bewerbern aus anderen Bundesländern rechnet, kann ich schon nachvollziehen, dass er seine Bewerbungskriterien so stark einschränkt.

Mit dem Zentralabitur hat sich das inzwischen zwar geändert, aber früher war das Abitur wirklich total unterschiedlich und da wurden innerhalb einer Stadt Schüler von bestimmten Schule, die als schwieriger galten, anderen gegenüber bevorzugt.

Außerdem gibt es sicherlich auch einige, die das Abitur an einer Gesamtschule nicht so hoch ansehen wie das an einem Gymnasium. Solche Probleme wird man in allen Bereichen finden, das Leben ist nunmal nicht gerecht.

Ich war selbst in der Situation, für mich eine Ausbildungsstelle zu suchen, und mir ist nicht aufgefallen, dass bei den Anzeigen die ich gesehen habe, explizit stand, dass nur das Abitur vom Gymnasium anerkannt wird. Für mich ist es auch totaler Quatsch, schließlich hat man auf beiden Einrichtungen, also sowohl Gymnasium als auch Gesamtschule die "gymnasiale Oberstufe" besucht.

Deinen Ärger über diese Diskriminierung kann ich voll und ganz verstehen. Ich selbst hatte zwar das Glück, stets auf einem Gymnasium gewesen zu sein (genug Auswahl an denen gibt es in meiner Region zum Glück), ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es in anderen Regionen Deutschlands anders sein kann und man regelrecht dazu gezwungen ist, eine Gesamtschule samt gymnasialer Oberstufe zu besuchen. Ehrlich gesagt ist dies auch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Das ist die Kehrseite des Föderalismus.

Du hast vollkommen recht, dass dich das nicht zu einem anderen Menschen macht. Eigentlich sollte man dich loben, dass du dir den Schulwechsel angetan hast - sollte den Ausbildungsbetrieben eigentlich zeigen, dass man flexibel ist. Man wechselt ja nie aus Spaß an der Freude.

Zum Zentralabitur: Ich dachte eigentlich, es wäre genau deswegen da, um eben auch Gesamtschul-Abiturienten zu fördern, damit sie nicht auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert werden. Anscheinend führen jedoch einige Unternehmen das ganze Schulsystem ad absurdum, indem sie weiterhin gezielt gymnasiale Abiturienten haben wollen - unverständlich für mich. Natürlich kann man als angebender Azubi dagegen schlecht was machen. Es ist den Unternehmen freigestellt, ihre Anforderungen so zu legen wie sie möchten. Nur sollten damit nicht so viele Abiturienten diskriminiert werden, die sich die Hochschulzugangsberechtigung bereits so hart erkämpft haben.