Rhein - seit 50 Jahren kürzer als gedacht
Ein Kölner Wissenschaftler hat vor kurzem festgestellt, dass der Rhein kürzer, als in den vergangenen Jahrzehnten angenommen, ist. Ganze 90 Kilometer länger sei er in den vergangenen Jahrzehnten gemacht worden.
Noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ist die Länge des Rheins mit 1230 Kilometern angegeben. In modernen Lexika dagegen ist die Länge mit 1320 Kilometern angegeben. Der Biologe geht davon aus, dass um 1960 ein Zahlendreher zur Verlängerung des Rheins führte, der dann immer wieder übernommen wurde.
Davon habe ich auch gelesen, und ich finde es auch durchaus kurios. Andererseits zeigt es sehr gut ein Problem, das es in unserer Gesellschaft wohl schon seit etlichen Jahrzehnten zu geben scheint: Dass Menschen ohne zu überprüfen einfach Dinge nachmachen, nachplappern, oder übernehmen beziehungsweise abschreiben.
Ja, wenn denn mal die Angaben geprüft worden wären, dann wäre das sicherlich einige Jahrzehnte früher aufgefallen. Irgendwie schon peinlich, dass man es erst nach so langer Zeit nun merkte. Abgesehen davon empfinde ich es auch als durchaus entlarvend, dass wohl einfach einer vom anderen abgeschrieben hat, und das "über Generationen".
Wobei man hier dazu sagen muss, dass das Prüfen sich eigentlich nur auf das Suchen einer weiteren Quelle beschränken kann. Denn, ganz gleich um welche Zeit es sich handelt, es wird ja kaum jemand ernsthaft erwarten können, dass Nutzer der Zahl, den Rhein abgehen und mit dem Zollstock bewaffnet eine Messung vornehmen, nur um nicht in Gefahr zu geraten, hier die falsche Länge anzugeben.
Mit ein bisschen Pech verbreitet sich aber die falsche Angabe rasend schnell und kommt so in andere Quellen hinein. So verifiziert man u.U. später eine falsche Angabe mit der anderen und kommt zum Schluss eben zum Urteil, dass es stimmen muss.
Aber wie geschrieben, die Gefahr besteht immer. Weil eben nicht zu jedem Thema (eigentlich zu den allerwenigsten) alle Fakten selbst geprüft werden können. Das macht ja außerdem die sog. Wissensgesellschaft aus: das Rad nicht jedes Mal neu erfinden zu müssen, sondern sich auf vorhandene Erkenntnisse stützen zu können. Fehler passieren - schön das diese aber auch wieder korrigiert werden. Wenn auch eher spät.
@derpunkt: natürlich kann niemand erwarten, dass so ein Maß händisch nachgemessen wird. Allerdings ist es doch so, dass eben genau das Prüfen scheinbar weggefallen ist und sich dann die gesamte Meute nur noch auf eine Zahl stürzte. Und welchem Nutzer kann man nun die Überprüfung ersparen, welchem nicht?
Das unglaublichste ist aber, dass dieser Fehler so lange unentdeckt blieb und auch jetzt in den allermeisten Angaben zum Rhein zu finden ist. Da frage ich mich dann schon mal in einer ruhigen Stunde, welche kann ich noch für bare Münze nehmen, müsste ich nicht eigentlich alles hinterfragen, was je an Information auf mich einflutet?
derpunkt hat geschrieben:Wobei man hier dazu sagen muss, dass das Prüfen sich eigentlich nur auf das Suchen einer weiteren Quelle beschränken kann. Denn, ganz gleich um welche Zeit es sich handelt, es wird ja kaum jemand ernsthaft erwarten können, dass Nutzer der Zahl, den Rhein abgehen und mit dem Zollstock bewaffnet eine Messung vornehmen, nur um nicht in Gefahr zu geraten, hier die falsche Länge anzugeben.
Sicherlich muss das nicht jeder Verlag und jeder Autor überprüfen. Gut, schöner wäre es, aber es ist natürlich nicht machbar. Genausowenig, wie jeder, der über die Größe von Mondkratern schreibt, diese selbst vermessen kann, bevor er seine Angaben darüber macht. Natürlich wird bei solchen Bereichen abgeschrieben.
Nur, mich verwundert es schon, dass es eben einfach so unglaublich lange unentdeckt blieb, bei diesem konkreten Fall mit dem Rhein. Es gibt doch so viele Möglichkeiten, die ungefähre Länge zu bestimmen, nicht nur das Abmessen mit einem Zollstock! Zu glauben, anders ginge es nicht, fände ich etwas naiv.
Ich meine, wenn man den Rhein abfahren sollte, und es gibt durchaus Menschen, die machen so einen Urlaub, dann sollte einem zum Schluss doch vielleicht auffallen, gut einhundert Kilometer zu wenig gefahren zu sein. Ebenso stehen dort in der Gegend doch sicherlich Ausschilderungen zu der Entfernung zwischen einzelnen Ortschaften, und so weiter. Kann es da wirklich einfach so "durchrutschen", dass irgendwo 100 Kilometer einfach "verschwunden" sind?
Und heutzutage haben wir ja zudem für viele Menschen zugängliches Kartenmaterial, gerade in digitalisierter Form. Wir haben Luftaufnahmen. Ja, bei Google Maps beispielsweise oder bei Google Earth, da kann theoretisch jeder den Rhein markieren und sich die Kilometerzahl der Strecke anzeigen lassen. Oder bei einem digitalen Routenplaner. Da zieht man die zu vermessende Strecke eben entlang des Rheines, und schon müsste man sehen, dass es eben 1200 Kilometer sind und nicht 1300.
Wobei man ja eigentlich nicht einmal digitale Karten dazu braucht. Eine gedruckte Deutschlandkarte und ein Lineal hätten ausgereicht, um nach angegebenem Maßstab zu errechnen, wie lang der Rhein eigentlich ist. Gerade anbetrachts der Tatsache, dass Grundschüler wohl häufig Maßstabsübungen am Atlas machen (an meiner Schule war es nicht so, aber ich habe von vielen Leuten verschiedenen Alters gehört, dass sie das in ihrer Schulzeit machen mussten), und dann eben Strecken nachmessen und umrechnen müssen, frage ich mich, wieso das beim Rhein niemandem auffiel?
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