China und das Internet

Wer hat nicht schon von dem Kampf zwischen Google und den chinesischen Zensoren gehört. 2006 startete Google seine chinesische Webseite und verpflichtete sich damals, sich den Zensurbestimmungen zu unterwerfen. Wenn man dort beispielsweise "Platz des Himmlischen Friedens" eingibt, bekommt man zwar die Ergebnisse, kann die Inhalte jedoch nicht öffnen. Ich verfolge dieses Thema schon seit einiger Zeit, muß aber gestehen das ich nicht alles verstehe.

Zum einen ist mir unklar wie diese Zensur auf die Bevölkerung wirkt. Würde mir hier in Deutschland eine Zensur von der Regierung auferlegt werden, in der es um die deutsche Geschichte geht und ich z.B. keinerlei Informationen über die Kristallnacht oder ähnliches mehr über das Internet erhalten können, würde ich auf die Barrikaden gehen. Abgesehn davon würde das Vertrauen in meine Regierung einen unwiderruflichen Knacks bekommen.

Zum anderen verstehe ich die chinesische Regierung nicht. Sicher, das Internet ist eine schnelle und einfache Methode an Informationen, Bilder und Medien zu gelangen, aber es dürfte doch selbst in China noch andere Wege geben, die gewünschten Informationen zu erhalten oder etwa nicht? Kann es wirklich sein das die Bevölkerung derart in Unwissenheit gehalten wird und was genau fürchtet China so sehr an diesem Wissen? Schliesslich ist China nicht das einzige Land, das Verbrechen gegen das eigene Volk und die Menschenrechte begangen hat.

Desweiteren verstehe ich Google nicht. Für mich verhielt sich Google weder jetzt noch damals Korrekt. Da die Zensurbestimmungen von vorne herein klar und sicher auch ausführlich bekannt waren, hat Google trotz besseren Wissens, vermutlich (was auch sonst) des Profits wegen, allem zugestimmt. Woher der plötzliche Sinneswandel? Dachte man, man könne eventuell etwas verändern, hätte man erstmal den sprichwörtlichen Fuß in der Tür? War der vehemente Widerstand Chinas nicht vorher klar? Oder ging es nur um die werbewirksamen Schlagzeilen, die Google jetzt regelmässig kassiert im "Kampf gegen die Zensur"? Das Ausweichen auf das weniger kommunistisch veranlagte Festland (Hongkong) war doch auch nichts weiter als heiße Luft. Dachte man erst noch "uh jetzt hat Google China aber eins reingewürgt", wurde man kurz darauf schon wieder mit der Nachricht konfrontiert, das China auch dieses Ausweichmanöver nicht kratzt und die Inhalte wieder nicht zu öffnen sind.

Jetzt häufen sich Spekulationen über die chinesischsprachige Suchmaschine Bing von Microsoft, die vielleicht den chinesischen Markt an sich reissen wolle, immerhin schätzt man das 380 Millionen Chinesen das Internet nutzen und es werden täglich mehr. Welche Auswirkungen diese Konkurrenz nun wieder auf das Verhalten von Google haben wird, bleibt abzuwarten, es ist aber sicher mit weiteren Schlagzeilen zu rechnen.

Welche Informationen habt ihr zu diesem Thema gefunden und was haltet ihr von dem Verhalten beider Parteien? Seid ihr der Meinung, man könne ein Land in der heutigen Zeit noch durch Informationssperre kontrollieren? Würde es euch stören, einer solchen Zensur unterworfen zu sein?

Hallo,

ich würde mich definitiv an einer solchen Zensur stören. Aber an erster Stelle würde ich mich an der Regierung und Regierungsform stören, die solche Schritte erst veranlasst. Ich dachte eigentlich, dass durch das Internet und Institutionen wie die des Bloggers China sich langsam öffnen würde, jedoch ist anscheinend das Gegenteil der Fall, was mir nun jedoch nach aktuellen Berichten und Artikeln einleuchtet. Denn eine Diktatur ist bedroht, wenn sich Menschen frei äußern und Informationen austauschen können. Und nichts anderes ermöglicht das Internet. Da Technologien wie das Internet und oder Computer aus China jedoch nicht mehr wegzudenken sind, gibt es keine andere Möglichkeit für die chinesische Regierung, gegen diese "Bedrohung" vorzugehen, als zu zensieren.

Google hat sich glaube ich aus zwei verschiedenen Aspekten von China verabschiedet. Einerseits stemmt sich Google gegen die Zensur und die damit verbundene fehlende Möglichkeit, seine Meinung frei zu äußern. Andererseits ist es für Google wahrscheinlich eine erhebliche Image-Verbesserung, da sich Google damit auf die Seite des "Volks" und der Menschenrechtler schlägt.

Pikalina hat geschrieben:Wenn man dort beispielsweise "Platz des Himmlischen Friedens" eingibt, bekommt man zwar die Ergebnisse, kann die Inhalte jedoch nicht öffnen.

Pikalina hat geschrieben:Zum einen ist mir unklar wie diese Zensur auf die Bevölkerung wirkt. Würde mir hier in Deutschland eine Zensur von der Regierung auferlegt werden, in der es um die deutsche Geschichte geht und ich z.B. keinerlei Informationen über die Kristallnacht oder ähnliches mehr über das Internet erhalten können, würde ich auf die Barrikaden gehen.

Pikalina hat geschrieben:Woher der plötzliche Sinneswandel? Dachte man, man könne eventuell etwas verändern, hätte man erstmal den sprichwörtlichen Fuß in der Tür? War der vehemente Widerstand Chinas nicht vorher klar? Oder ging es nur um die werbewirksamen Schlagzeilen, die Google jetzt regelmässig kassiert im "Kampf gegen die Zensur"?

Subbotnik hat geschrieben: Nur so: Deutschland hat die meist zensierten Internetseiten nach China auf Platz 1 und den USA auf Platz 2! In Deutschland werden jede Menge Internetseiten bereits jetzt von Google zensiert auf Verlangen der deutschen Regierung und Behörden. Bei uns sieht das dann in den Suchergebnissen so aus: "Aus Rechtsgründen hat Google X Ergebnis(se) von dieser Seite entfernt.", siehe ChillingEffects.org z. B. hier für ein konkretes Beispiel.

Klar, dabei handelt es sich vor allem um politisch extremistische Seiten, sowohl links, vor allem rechts sowie andere. Pornographische Seiten mit hierzulande illegalen Inhalten stellen da übrigens nicht nennenswerte Zahlen.

Man kann ja auch auf die genannte Seite zugreifen, es wird nur davor gewarnt, sozusagen das Stopschild was den Pädophilen bald auch entgegenblicken soll.

Auch wenn ich es begrüße, dass solche Seiten zensiert werden sieht man das nicht überall so - vor allem eben nicht in Staaten, die so etwas noch von der Meinungsfreiheit gedeckt sehen. Hier gilt das als politische Zensur, was es natürlich auch ist. Also im Grunde nichts anderes als in China, nur das die Grenzen in China sehr viel enger gesteckt sind.

Aber: letztendlich wird nur das zensiert was in China ebenfalls verboten ist, auch wenn aus unserer Sicht natürlich das was in China abläuft ganz klar in die Meinungsfreiheit eingreift - nur wie gesagt: das werfen andere uns Deutschen genauso vor weil wir entschieden gegen (aus unserer Sicht) extremistische Meinungen vorgehen, vor allem wenn sie gegen unsere Demokratie gerichtet sind.

Also unter`m Strich ist Zensur immer Ansichtssache - die, die sie zensieren sehen sie als Staatsschutz (egal ob positiv wie bei Demokratien oder negativ wie bei Diktaturen) und dann die Sicht derjenigen, die sie als Einschränkung der Meinungsfreiheit durch den Staat sehen.

Und Google muss sich unter`m Strich auch daran halten - je mehr, desto bessere Geschäfte macht man. Nur ging das in China nicht auf und wird auch für Bing nicht aufgehen, da die staatliche Suchmaschine hier einfach ein quasi Monopol hat und man dieses auch ungern abgeben wird.