Cumarin: gefährliche Zimtsterne

Gerade ein Jahr ist es her, da hat man davor gewarnt, dass gerade kleine Kinder nicht zu viel Gebäck mit Zimt essen sollen. Grund: im billigen Zimt ist Cumarin enthalten und Cumarin schädigt die Leber.

Nach Ende der Zimtzeit, also nach Weihnachten, geriet das Thema dann auch schnell wieder in Vergessenheit. Jetzt ist es wieder da.Geändert hat sich also nix, ganz im Gegenteil.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat dann die Wirkung von Cumarin untersucht und auch gleich etliche Empfehlungen veröffentlicht. Passiert ist aber nichts. Der Grund ist klar: Cumarin ist für den Zimtgeschmack verantwortlich. Schmecken Zimtsterne aber nicht mehr so internsiv nach Zimt, dann vermuten die Hersteller, wird eben weniger von dem Zimtgebäck gekauft.

Die eigentliche Frechheit geschah dann aber im Frühjahr diesen Jahres. Galt bisher ein Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz in diesem Bereich als Straftat - mit den entsprechenden Strafen, so hat Verbraucherschutzminister Horst Seehofer diesen Straftatbestand abgeschafft und in eine Ordnungswidrigkeit umgewandelt. Ergebnis: da die Konzerne nun nur noch mit Geldstrafen zu rechnen hatten mischten sie fleissig weiter viel zu viel Cumarin in ihre Produkte.

Ein Beispiel: Nestle bietet ein Frühstücksmüsli mit Zimt an. Die Höchstmenge für Cumarin liegt bei 2mg je Kilo Nahrungsmittel. Der Wert wird aber um das 10-fache überschritten. Passiert ist nichts.
Nicht anders bei Dr. Oektker. Das Zimtmüsli dieses Herstellers hat ebenfalls eine mindestens 7fache Menge Cumarin. Nun hat foodwatch Anfang November Anzeige erstattet. Sollte diese Klage erfolgreich sein, dann müssten die Produkte aus den Regalen verschwinden und der Konzern bekommt eine Geldstrafe. Früher hätte man dafür mit bis zu drei Jahren Haft verurteilt werden können. Nach der Änderung der Aromenverordnung durch den verbraucherschutzminster Seehofer drohen gerade einmal 10.000 Euro Strafe als Höchstgrenze. Und das gilt übrigens auch rückwirkend. Bedenkt man, dass letztes Jahr Produkte gefunden wurden, die die 40fache Menge des erlaubten drin hatten, dann wird eindeutig klar, dass von Verbraucherschutz im Verbraucherschutzministerium nicht viel gehalten wird.

Einige andere Sachen, die dem Verbraucherschutz zuwiderlaufen sind hier ja auch schon diskutiert worden: Beimengung von Genprodukten in BIO-Produkten bis maximal 0,9% sollen erlaubt werden, die viel zu geringen Abstände zwischen Genanbauflächen und konventioneller Landwirtschaft, die Erhöhung der Mengen für Pestiziede, in Folge davon ahben ja sogar Handelskonzerne eigene niedrigere Werte für ihre Lieferanten gefordert, weil die staatlichen Werte viel zu hoch sind.

Wer mehr dazu wissen möchte, der kann beim Bundesinstitut für Risikobewertung alles zum Thema Cumarin finden: bfr.bund.de.
Oder man schaut bei www.foodwatch.de nach.

Ich finde Horst Seehofer völlig untragbar. Mit allen diesen Verfehlungen, die den verbraucher eben nicht schützen hätte er schon längst sein Amt aufgeben müssen. Als Vater eines Kleinkindes hätte er doch sicher ein ausgefülltes Privatleben!

betty hat geschrieben:Die eigentliche Frechheit geschah dann aber im Frühjahr diesen Jahres. Galt bisher ein Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz in diesem Bereich als Straftat - mit den entsprechenden Strafen, so hat Verbraucherschutzminister Horst Seehofer diesen Straftatbestand abgeschafft und in eine Ordnungswidrigkeit umgewandelt.

Naja, es steht leider noch nicht fest, was umgesetzt werden soll. Und Deutschland blockiert die Verordnung.
http://ec.europa.eu/food/food/labellingnutrition/nutritionlabel/impact_assessment.pdf
Leider nur in Englisch verfügbar, aber es geht vor allem um die Punkte A 1.1 und A 1.2 und dann kann man auch noch A2 lesen....

Das sagt schon fast alles....

Betty, könntest Du das eben mal übersetzen? Nicht jeder ist des Englisch mächtig .

Selber backen ist eben doch das Beste. Natürlich ist es ein Haufen Arbeit, aber es gehört für mich in der Adventszeit einfach dazu.

Mal angenommen, du liest das und willst es nicht musst du es ja nicht essen. Und Leute die das wissen und es trotzdem machen sind ja selbst Schuld?!?

Aber wenn der Staat gegen alles Verbote einführt, verstehe ich nicht wieso der Staat das auch nicht für Zimt macht.

In so einem Fall schon: die negativen Auswirkunen von Cumarin sind nachgewiesen. Leberschädigungen auch in kleiner Konzentration. Damit schützt der Staat seine Bürger. Und das erwartest Du doch auch mal, oder nicht?
Und wenn es eine Regelung gibt, das 2mg je Kilogramm die Obergrenze sind, dann haben sich alle dran zu halten.
Das ist doch wie beim Autofahren, nur weil man auch 100 fahren könnte ist es in der Stadt halt nicht erlaubt. Auch das sorgt für Sicherheit.
Man muss Zimt ja auch nicht verbeiten, in kleiner Menge ist ja dagegen gar nix einzuwenden, aber wenn die Menge, wie 2006 geschehen um das 40fache überschritten wird, dann muss man dagegen eben was unternehmen.

Marktbereiche, die keine Kennzeichnung benötigen: Kaugummi, Kaffee und Gewürze. Nährwertkennzeichnung wurde begrenzt auf ein paar Kategorien:
Wurstwaren (Schinken, Salami usw.), Honig, Sirup / Getränke. Für andere Gruppen ist die Kennzeichnung von Land zu Land unterschiedlich.
In Deutschland erfolgt tabellarische Nährwertkennzeichnung für Gebäck (5%),
Butter (23%) und Kartoffelchips (23%), während die vergleichbaren Produkte in
Großbritannien häufig gekennzeichnet (Kekse 78%, Butter 60% und Kartoffeln Chips 85%) waren. (das Fazit auf Deutsch aus der Übersetzung)

Also nur mal so - Zimt ist nicht gleich Zimt und hat auch nicht gleichviel Cumarin.

Es gibt den typischen und ursprünglichen Ceylon Zimt (echter Zimt) aus Sri Lanka welcher kaum Cumarin enthält und als nicht schädlich eingestuft wird, dafür aber selten und teuer ist und den Cassia Zimt aus Vietnam / China / Indonesien, der sehr viel Cumarin enthält und massenhaft und billig zu haben ist.

Daher würde ein Zimtverbot wenig nützen, das wäre so, als ob man Alkohol verbieten würde, weil Methanol bzw. die Metabolite giftig ist.

Da ich gerade mit der Weihnachtsbaeckerei angefangen habe und u.a. mit Zimt backe, habe ich mir die Infos in diesem Thread nochmal durchgelesen und anschliessend im Laden geschaut, welche Sorte Zimt zu bekommen ist und ob das auch genauestens auf der Packung draufsteht. Ich war im Bioladen und dort gab es die Gewuerze von Sonnentor und siehe da - es gab sowohl Cassia Zimt als auch Ceylon Zimt, sofort erkennbar und sogar ohne Preisunterschied! Laut Beschreibung schmeckt der Cassia Zimt allerdings viel intensiver als der milde blassere Ceylon Zimt, und ich vermute von letzterem muesste man dann einfach mehr hineintun, um das gleiche Zimtaroma zu erzielen. Da ich Zimtsterne backen werde, habe ich mich doch wieder fuer Cassia Zimt entschieden, damit wollte ich jetzt keine Experimente machen. Aber immerhin habe ich hier Bio-Qualitaet und ich esse den Zimt ja auch nicht loeffelweise. Allerdings werde ich den Ceylon Zimt auf jeden Fall ausprobieren, alleine der Geschmacksunterschied interessiert mich ja schon.
Wer also ganz sicher gehen will, z.B. auch weil er kleine Kinder hat die mitessen, sollte sicherlich lieber den Ceylon Zimt kaufen.

Da bist mir schon nen ganzen Schritt voraus. Ich hab heute zwar auch mit der Plätzchenbackerei angefangen, aber erstmal nur mit Mürbteig. Große Runde und große Runde mit Loch und dann schön mit Marmelade füllen. Aber die müssen erstmal abkühlen, weiß noch nicht was da reinkommt. Ich werd bei uns mal im Reformhaus schauen, ob die auch den besseren Zimt haben. Aber leider muss ich da wohl in die Stadt, die sind doch recht klein. Auf den Preis bin ich aber mal gespannt, wird nicht sehr günstig sein. Dass die bei Dir gleichviel gekostet haben find ich aber schon mal klasse.