Geschlechtsneutrale Bezeichnung für Lebenspartner

vom 01.04.2010, 17:59 Uhr

Es gibt ja viele Arten, seinen Lebensgefährten oder festen Freund beiderlei Geschlechts zu bezeichnen. Da wären "Freund" und "Freundin", "Partner" und "Partnerin", "(Ehe)Mann" und "(Ehe)Frau", "Verlobter" und "Verlobte", und so weiter.

Im Englischen gibt es im Vergleich dazu "fiancé" und "fiancée", "husband" und "wife", "boyfriend" und "girlfriend", um einige Beispiele zu nennen. Dabei fällt mir aber "partner" auf, was quasi ein geschlechtsneutraler Begriff ist, denn eine spezielle weibliche Form für "partner" gibt es im Englischen ja nicht. Das heißt, sowohl ein männlicher als auch ein weiblicher Mensch könnte hier als "partner" bezeichnet werden.

Gibt es im Deutschen auch ein geschlechtsneutrales Wort für einen Partner im Sinn von Lebensgefährten, das sowohl für einen Mann als auch für eine Frau genau gleich lautet?

Nun fragen sich sicherlich einige, welchen Sinn das haben sollen. Ich denke, es gibt sicher auch einige Homosexuelle, die noch kein Coming Out haben, die aber schon ausdrücken wollen würden, dass sie einen Lebenspartner haben, aber vielleicht möglichst so, dass man nicht gleich auf das Geschlecht zu sprechen kommt. Oder aber, man ist bisexuell (geoutet oder nicht), und möchte sein Umfeld erst einmal über das Geschlecht des neuen Partners im Unklaren lassen.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Da geht nur "Schatz". bzw. "mein Schatz". Denn in der deutschen Sprache gibt es nunmal Artikel und klare Endungen. Das englische "partner" kennt ebenso wie einige andere englische Personenbezeichnungen (doctor, scientist) kein er oder sie, es wird ein "the" davorgesetzt, weshalb man bei englischen Büchern schon mal überrascht sein kann, wenn der Wissenschaftler dann zwei Sätze weiter eine Frau ist. Beim Freund wird es durch girlfriend, bzw. boyfriend spezifiziert.

In der deutschen Sprache ist die Zuordnung dagegen klarer. Der Freund, die Freundin, der Partner, die Partnerin. Daher kann man nur auf andere Bezeichnungen ausweichen. Wie eben Schatz. oder Herz, Herzblatt. Das sind dann zwar Ersatz-Bezeichnungen, aber sie sind geschlechtsneutral. Oder mein umschreibt es mit "Ich lebe mit meiner großen Liebe zusammen." Dann wird die Liebe zur Bezeichnung für die Person und steht ebenfalls nicht im geschlechtsbezogenen Kontex. Da wäre es sogar korrekt, wenn man den Nachsatz mit "sie" beginnt, denn das sie bezieht sich in dem Fall grammatikalisch auf "die Liebe". Selbst wenn die große Liebe ein "er" ist, dürfte man den nächsten Satz dann eben nicht mit "er" beginnen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wieso sollte es noch ein weiteres Wort dafür geben, wenn Partner eigentlich vollkommen ausreichend ist? Selbst homosexuelle Menschen können "Partner" sagen ohne sich dabei outen zu müssen, denn das ist doch sehr geschlechtsneutral.

Schatz geht natürlich auch, weil es "Schätzin" ja nicht gibt. Das zähle ich dann aber schon eher unter Kosename und davon gibt es mehr als genug, die auch offen lassen, ob man Männlein oder Weiblein damit meint.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



"Partner" hat im Deutschen aber eine weibliche Form, nämlich "Partnerin". Schau dir mal an, was passiert, wenn ein Mann von "seinem Partner" erzählt. Da denken die meisten sofort an einen Mann als Partner und halten den Redenden für homosexuell, und das, obwohl viele Menschen dennoch von Heterosexualität als Norm ausgehen. "Partner" wird also von den meisten Menschen keineswegs als geschlechtsneutral aufgefasst. Jedenfalls nicht im Deutschen. Im Englischen sieht es, wie gesagt, mangels weiblicher Form, anders aus.

Daher suche ich noch nach einer im Deutschen eindeutig geschlechtslosen Form, die vielleicht auch kein Kosename und keine Umschreibung ist, wenn möglich. ;)

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die gibt es aber nicht. :wink: Es sind ja auch alle Berufsgruppen entsprechend angepasst, so dass auch da immer klar die weibliche oder männliche Form ist. Du kannst es wirklich nur umschreiben, geht ja auch mit "meine bessere Hälfte / meine andere Hälfte / meine zweite Hälfte", da wird auch nicht klar, ob es Männlein oder Weiblein ist. Allenfalls ginge noch "Kamerad", allerdings sagt man das eher zu Freunden und Kumpels. Oder Kompagnion. Intimus ginge auch noch, das steht in der Bedeutung ja auch für Gefährte.

Oder Du musst eben Englisch reden, da geht das dann natürlich wunderbar mit gleich mehreren Bezeichnungen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Die Bezeichnung "meine bessere Hälfte" finde ich eigentlich sehr schön. Ich kenne einige, auch Hetero-Paare, die das sagen. Ich finde, das ist auch irgendwo ein Kompliment an den Partner.

Etwas altmodisch und deshalb nicht mehr verbreitet ist die altertümliche Bezeichnung "mein Lieb". Das ist auch geschlechtsneutral, obwohl das damals wohl eher die Männer gesagt haben.

Was es auch gibt, ist die neumodische Bezeichnung mein "Lebensabschnittsgefährte". Ein nicht sonderlich tolles Bandwurmwort. Und die Version Lebensabschnittsgefährtin ist mir nicht geläufig.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Naja, im Deutschen gibt es nunmal keine Anonymität und schon gar nicht in der Sprache. :wink: Bei den drei Artikeln, die wir haben, wird nahezu jedes Wort mit einer eindeutigen Endung ausgestattet, da führt kein Weg daran vorbei. Die Briten haben einen Artikel und die Franzosen zwei. Bei den letzteren sieht man zumindest im Geschriebenen immer, ob es sich um männlich oder weiblich handelt. Gesprochen macht das meist keinen Unterschied. Nur wir sind die Doofen, eben die mit der "typisch deutschen Gründlichkeit".

Wie hier schon gesagt worden ist, solche Kosenamen sind oft geschlechtsneutral wie Schatz zum Beispiel. Aber die kann man ja nicht immer im Öffentlichen gebrauchen. Schatz mag noch gehen, aber besonders für die Öffentlichkeit angemessen ist es auch nicht. Also entweder redest Du drumherum und vermeidest die Ansprache auf den Partner/die Partnerin oder Du versteckst Dich nicht (oder wer auch immer) und wagst das Coming out. Was wäre schon dabei? Im ersten Moment wird immer getuschelt, aber das lässt mit der Zeit nach, besonders, wenn man den Leuten gleich den Wind aus den Segeln nimmt und zu seiner Liebe steht.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Mit einem Coming Out habe ich keine Probleme (das ist sowieso mittlerweile schon neun Jahre her). :) Jeder, der es wissen sollte, weiß sowieso schon davon. Und die, die so spießig sind, die es nicht akzeptieren könnten, denen erzähle ich sowieso nichts von meinen Beziehungen, egal, ob zu einem Mann oder zu einer Frau. Nein, wenn überhaupt, dann geht es mir eher darum, Menschen im Unklaren darüber zu lassen, was für eine Person es nun dieses Mal genau wäre. Ist seltsam, ich weiß, aber so bin ich halt.

Aber mal weg von diesem Thema. Ja, irgendwie ist es mit der deutschen Sprache doch unfair, oder? "Das Kind" heißt es, ganz neutral, ob es nun ein männliches oder ein weibliches Kind ist. Aber für Erwachsene geht das dann doch nicht mehr. Also ist bei Kindern das Geschlecht wohl irgendwie egal, im Gegensatz zu den erwachsenen Menschen, die ja scheinbar potentiell sexuell interessant sein könnten? ;)

Und was ist mit dem "Männchen" und dem "Weibchen"? Das wäre auch wieder neutral, also auch wieder sexuell egal, vielleicht wieder, da "verkleinert"? Sprachlich ist das irgendwie schon ein interessanter Gedanke. Wobei "Männchen"/"Weibchen" ja auch nicht sinnvoll ist, da das Geschlecht da offensichtlich ist. Wenn der Artikel auch neutral ist. Schon irgendwie merkwürdig, oder?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Na ja, den Mensch an sich kannst Du ja nehmen. Denn eine Menschin gibt es in der deutschen Sprache dann ja halt doch nicht. Jedenfalls kennt der Duden keine, auch wenn einem der Begriff teilweise schon mal begegnet. Geläufig ist er allerdings nicht und ich würde ihn eher als Kunstwort ansehen.

Also kannst Du sagen, dass Du mit einem Mensch zusammen bist, den Du liebst. Da es sich auf Mensch ("der) bezieht, ist das "den Du liebst" grammatikalisch auch dann korrekt, wenn es sich um eine Frau handelt.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ein Bekannter von mir ist auch seit vielen Jahren schwul und wollte sich da aber einfach nicht direkt von jedem outen, was ich auch sehr gut nachvollziehen kann. Irgendwann hat er sich dann auch überlegt wie er die Bezeichnung für seinen Partner vor Dritten möglichst geschlechtsneutral gestalten kann und er war da relativ kreativ. Er sprach dann immer von 'meinem Liebling' und von 'meiner besseren Hälfte' - Es ist aber natürlich klar, dass man so etwas nur so lange machen kann bis das Gespräch mal deutlicher wird und wenn ihn nun jemand fragte, wo seine Freundin denn arbeite, hat er das schon klargestellt. Ich fand die Lösung aber damals sehr gelungen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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