Hilfe gegen Alkoholproblem in Familie
Ich hoffe, ihr könnt mir ein bisschen weiterhelfen – ich bin nämlich langsam etwas überfordert. Folgendes: Meine Tante hat ein Alkoholproblem, gibt es aber nicht zu! Ich bin mir zu 100% sicher, denn sie trinkt täglich (!) eine Flasche Wodka, das weiß ich so genau, weil wir in einem Haus wohnen und eine gemeinsame „Wertstoffsammelstelle“ in meinem Kellerabteil haben.
Würde ich nicht wollen, dass jemand so etwas mitbekommt, dann würde ich doch die Flaschen anderweitig „verschwinden lassen“ – ist es also ein Hilferuf? Oder denkt sie nicht so weit? Ich weiß ja nicht wie das ist, bei Alkoholikern – ist ihr vielleicht gar nicht bewusst, wie es um sie steht, auch wenn sie täglich eine Flasche Wodka trinkt? Es liegt mir sehr am Herzen, ihr zu helfen, aber wie soll ich vorgehen? Habt ihr einen Tipp?
Hallo!
Wir haben momentan das gleiche Problem - nicht in der Familie, sondern am Arbeitsplatz. Da sie die Frau vom Chef ist, können wir kleinen Angestellten leider nichts sagen, aber wir wissen alle, dass sie ein Problem mit Alkohol hat.
Auch sie schmeißt die Flaschen in unseren Abfalleimer in der Küche oder stellt sie dahinter. Sie denkt nicht soweit, dass unsere Putzfrau die Flaschen von dort wegräumt und es uns sagt. Und sie glaubt nach wie vor, dass wir das nicht sehen. Ich meine, sie torkelt durch die Gegend, lallt ins Telefon, hat keinen Orientierungssinn und schläft oft genug ein. Und da sollen wir nichts bemerken?
Bei Deiner Tante wird es vermutlich genau so sein. Sie checkt nicht, dass Du sehr wohl mitkriegst, dass etwas nicht stimmt. Es muss bei ihr im Kopf "Klick" machen, damit sie überhaupt anfangen kann, daran zu arbeiten, die Sucht zu besiegen. Unsere hat sich sogar schon eine Kopfwunde zugezogen, als sie alkoholisiert gegen eine Kante geknallt ist - und das im Büro - und hat noch nichts daraus gelernt; wahrscheinlich muss was Gröberes passieren.
Aber bevor du etwas unternimmst: in diesem Haus wohnen nur du und deine Tante? Wenn nicht: Bist du dir wirklich, wirklich sicher, dass es deine Tante ist, die soviel trinkt? Könnte nicht sonst jemand die Flaschen dort sammeln? Vor allem: riecht sie nach Alkohol? Denn selbst, wenn sie ein Tictac nehmen oder Kaugummi, riechen Alkoholiker. Nicht nur aus dem Mund, sondern auch am Körper. Man riecht es durch den Pfefferminzgeruch und auch durch Parfüm.
Wie stehts mit ihrer Motorik? Kann sie ein Glas so halten, dass du nicht Angst haben musst, sie schüttet alles gleich aus? Kann sie beim Essen die Gabel bis zum Mund führen, ohne dass die Hälfte davon auf dem Tisch oder dem Boden landet? Und ihre Sprache? Artikuliert sie sich klar und deutlich oder hat sie eine verwaschene Aussprache?
Stell dir diese Fragen für dich und wende dich dann an einen Arzt deines Vertrauens. Er wird dir sagen können, wie du helfen kannst.
Grüße,
Erienne
Zuallererst stellt sich auch mir die Frage, ob deine Tante allein lebt und du somit zu 100% sicher bist, dass sie es ist die taeglich eine Flasche Wodka trinkt. Wie Erienne auch schon richtig anmerkte, muss deine Tante zuerst einsehen, dass sie ein Problem hat um die Sucht bekaempfen zu koennen. Bis zum Eingestehen ist es fuer viele Betroffene jedoch ein weiter Weg.
Gab es schon Situationen in denen sich das Suchtproblem bemerkbar machte? Vielleicht hilft dir im ersten Schritt auch der Austausch mit Betroffenen und ihren Familienangehoerigen. Hierzu gibt es folgendes Selbsthilfeforum www.forum-alkoholiker.de. Ausserdem wuerde auch ich das ganze noch mit einem Arzt besprechen, der dann Wege zur Hilfestellung aufzeigen kann.
Hallo!
Wenn die Flaschen wirklich von deiner Tante sind, dann ist sie noch sehr weit weg um einzusehen, dass sie ein Problem hat. Denn wenn ein Alkoholiker sich der Sache absolut nicht bewußt ist, dann macht er sich auch (noch) nicht die Mühe die leeren Flaschen zu verstecken. Erst, wenn der Alkoholiker merkt, dass es bergab geht und man ihm auf die Schliche kommen könnte, dann fängt er an die leeren Flaschen genauso zu bunkern wie die vollen Flaschen.
Ich würde einfach mal versuchen ein Gespräch mit deiner Tante zu führen und sehen, wie sie drauf reagiert. Einn ruhiges Gespräch ohne Vorwürfe. Nur , dass du herausbekommst, ob sie ein Problem hat, was sie wegspülen will.
Vielleicht kommt sie ja mit der sprache raus und sieht es auch ein. aber ich denke eher, dass es noch ein weiter Weg ist.
Wenn die Flaschen nach deinem Gespräch nciht mehr im Keller zu finden sind, dann ist es ein weiteres Zeichen. Denn dann fühlt sie sich ertappt und wird ab dann die leeren Flaschen verstecken. Das kann in der ganzen Wohnung sein. Unter der Matratze, im Toilettenspülkasten, hinter den Schränken oder einfach auch nur im Schranl hinter den Büchern.
Helfen kannst du ihr nur, wenn sie wirklich einsieht, dass sie ein Problem hat und das kannst du nur herausfinden, indem du mit ihr redest. Aber wie gesagt, ohne Vorwürfe. Wenn sie es nciht einsieht, dann ist es sehr schwer an sie ranzukommen. Am besten du setzt dich mal mit der Drogenberatung zusammen und fragst nach einer Anlaufstelle für Alkoholiker bzw. deren Angehöriger. Verschliesst du die Augen davor machst du dich Coabhängig, weil du dann das ganze genauso verheimlichst wie sie und evt. sogar Ausreden suchst und findest um alles zu verharmlosen. Und wenn es nur dir selber gegenüber ist.
Hallo R-R,
Ich glaube schon, dass das Deiner Tante bewusst ist. Wahrscheinlich verdrängt sie es bisher noch - so ist das meistens bei Betroffenen. Da muss schon einiges passieren bis man erstmal bereit ist, diesen Gedanken ernsthaft zuzulassen.
Andererseits - vielleicht hat sie aber auch noch nicht die geringste Überlegung in die Richtung angestellt, dass der Konsum unter Umständen schon etwas aus dem Rahmen fällt. Ich habe selbst Alkoholismus im Familien- und Bekanntenkreis miterlebt, und ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass betroffene Personen versuchen, ihr Problem zu vertuschen.
Als ich noch in den Teenagerjahren war, war unsere damalige Nachbarin, die inzwischen verstorben ist, auch von einem Alkoholproblem betroffen. Sie hat sich dann, wenn sie zu Besuch war, immer im Keller versteckt um sich den ein oder anderen Schluck zu genehmigen.
Deiner Tante wird ja wohl bewusst sein, dass Du die leeren Flaschen findest, wenn ihr die im gleichen Kellerraum deponiert. Ich nehme an, dass es in diesem speziellen Fall noch nicht so dramatisch ist. Natürlich sind die Anzeichen arlamierend, aber das meine ich nicht. Ich denke eher in die Richtung, dass sie a) noch gar keine Anomalität in ihrem Verhalten erkannt hat, und dadurch b) noch zugängig ist.
Alkoholiker, die schon so richtig "mittendrin" stecken, neigen dazu zu vertuschen und zu verharmlosen. Das ist hier noch nicht der Fall. Wäre das so, hättest Du die Flaschen vermutlich gar nicht gefunden, da sie darauf bedacht wäre, diese schon vorher anderweitig verschwinden zu lassen.
Ich würde auch versuchen in einer ruhigen Minute das Gespräch zu suchen. Ich würde sie ganz offen darauf ansprechen. Das Ganze natürlich ohne Vorwurf. Du machst Dir Sorgen, und das solltest Du sie spüren lassen. Inwieweit Du so zum Kern der Sache vordringst, liegt sicher auch daran wie gut euer Verhältnis ist. Das kann ich im Moment nicht beurteilen, aber ich nehme mal an, dass es nicht das schlechteste ist, wenn ihr schon gemeinsam in einem Haus wohnt.
Es stimmt zwar, dass Alkoholiker meistens vertuschen, wie viel sie trinken, also die leeren Flaschen und auch die Vorräte verstecken, aber manche sind schon so weit, dass es ihnen egal ist. Das sind dann meist jene, die kurz vor dem Absturz stehen.
Fakt ist nämlich leider: Niemand außer er selbst kann einem Alkoholiker helfen. Unter Alkoholeinfluss werden oft die dollsten Versprechungen gemacht, die aber im nüchternen Zustand oder beim nächsten Rausch oder auch nur einige Stunden später vollkommen vergessen sind.
Nur, weil ein Familienmitglied oder Freund es dem Alkoholiker sagt, wird kein Alkoholiker trocken. das geht erst, wenn er selbst einsieht, dass er ein Problem hat. Und das begreifen die allermeisten Alkoholiker leider erst, wenn sie bereits ganz am Boden sind.
So schwer es auch fällt und so gerne man eingreifen und helfen möchte: Ein Alkoholiker nimmt die Hilfe nicht an. Der erste schritt muss daher immer von ihm kommen, sonst ist jede Therapie absolut sinnlos. Davon abgesehen gehört das in fachkundige Hände. Kalter Entzug zu Hause kann lebensgefährlich sein. Entgiftung muss in einer Klinik stattfinden.
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