Toleranz in Bezug auf die Phobien der Mitmenschen

vom 31.03.2010, 15:50 Uhr

Spinnen machen mir überhaupt nichts aus. Die setze ich auf ein Stück Papier und schmeiße sie aus Tür oder Fenster, was halt gerade näher ist. Andere Leute fangen da an zu kreischen und haben wirklich die reinste Arachnophobie. Wirklich verstehen kann ich das nicht. Wenn jemand in afrikanischen Ländern Angst vor Spinnen hat, dann ist diese Angst berechtigt, da es dort ja genügend giftige Spinnen gibt. In Deutschland haben wir aber nunmal die ganz gewöhnlichen Spinnen, die keine Gefahr für Menschen darstellen. Und eklig sieht eine Spinne auch nicht aus.

Trotzdem kann ich diese Phobie aber tolerieren, auch wenn es mich mitunter nervt, wenn Frauen dann direkt loskreischen. Weil ich selbst halt bei anderen Sachen auch meine Probleme habe. Auf Konzerte gehe ich auch nicht, weil mir das da viel zu eng ist. Ich würde Panik bekommen, wenn alle um mich herum drängeln und ich mittendrin wäre. Also gehe ich wenn nur auf solche Konzerte, bei denen man in einem großen Saal ist und einen Sitzplatz hat und alle sich benehmen.

Es kommt ja auch darauf an, ob die Phobie die eigene Lebensqualität beeinträchtigt. Oder gar Probleme im Job mit sich bringen kann. Wer Flugangst hat, aber weiß, dass er beruflich oft unetrwegs sein wird und da vielleicht auch mal in den Flieger muss, der verbaut sich schlimmstenfalls die Karriere. Ein Chef wird keinen guten Mitarbeiter deshalb gleich feuern, aber die Aufstiegschancen könnten geringer sein, als bei einem Mitarbeiter, der ohne zu zögern überall hin reist.

Daher würde ich das von der Phobie an sich abhängig machen, inwieweit man sie einfach unkommentiert hinnehmen sollte oder vielleicht doch mal mit demjenigen über mögliche Strategien dagegen reden könnte (wenn einem viel an der Person liegt).

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Die Frage ist natürlich, ob Toleranz wirklich immer so gut ist. Ich meine, wenn jemand wegen einer Spinne totale Panik schiebt und damit auf absolute Toleranz trifft, wird er dann nicht in seinem Verhalten bestärkt und hat somit weniger Grund an sich selber zu arbeiten um in der Zukunft eventuell zu einer Verhaltensänderung zu kommen?

Die Frage ist interessant. Ich glaube, dass es unter anderen Bedingungen auch ganz richtig wäre, was du schreibst; Aber bei einer Phobie ist die Sache etwas anders. Das kann man ja ganz einfach dahingehend erklären, dass die Phobien, die hier aufgezählt werden, wohl eher gängig sein und die kennt auch jeder. Es gibt ja aber auch Phobien, die klingen im ersten Moment für einen total bescheuert. Wenn man sich mal ein bisschen darüber informiert, wird man auf Phobienarten treffen wie die Knopfphobie oder die Angst vor Ventilatoren - Dinge, von denen sogar ich selbst denke: Wie bescheuert ist DAS denn?! Wer hat denn bitte Angst vor Knöpfen?

Man beginnt im ersten Moment diese Phobie herunterzuspielen und ignoriert dabei, dass man selbst ja auch vor etwas Angst hat, das total harmlos ist und das mit wenigen Argumenten total nichtig werden kann. Wenn ich selbst nun aber daran denke, dass es Menschen gibt, die meine Angst absolut verstehen, dann nutzt mir das erstmal nichts. Wenn ich mir aber ins Gedächtnis rufe, wie häufig ich dafür schon belächelt wurde, hat das genauso wenig bewirkt. Eine Phobie ist ja etwas, bei dem wirklich kein Argument zieht, weil die Person, die darunter leidet, ja so oder so für nichts davon offen ist. Die Panik vor etwas kann in meinen Augen bei einer richigen Phobie gar nicht mehr größer werden als sie eh schon. Ob man nun darin bestärkt wird oder nicht.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich habe eigentlich immer relativ viel Verständnis für solche „Krankheiten“ meiner Mitmenschen. Aber wirklich auch nur bis zu bestimmten Punkten. Bei solchen Sachen wie Klaustrophobie oder Flugangst kann ich das voll verstehen. Das sind anerkannte Phobien. Und solche Phobien bilden die meisten Menschen sich auch nicht nur einfach ein. Sie sind also begründet.

Aber bei so etwas wie einer Spinnen-Phobie frage ich mich dann immer, ob man da wirklich so viel Toleranz zeigen sollte. Gut, ich denke, dass die meisten Leute beispielweise vor einer Vogelspinne in freier Wildbahn Angst hätten, aber das ist auch völlig normal und begründet und angebracht. Aber wenn es sich wirklich nur um so kleinen Hausspinnen handelt, ist das in meinen Augen etwas anderes. Denn das ist eine Angst, die man auch wirklich überwinden kann. Klar, den Ekel kann man vielen wahrscheinlich nicht nehmen und das geht mir genauso. Aber man muss keine panische Angst haben, wegen einem winzig kleinen, nicht giftigen Tier. Und daran kann man definitiv arbeiten. Und häufig bilden sich die Menschen eine Spinnen-Phobie auch einfach nur ein. Sie haben ein wenig Angst, steigern sich da aber selber so hinein, dass sie dann plötzlich immer davon reden, sie hätten eine Spinnen-Phobie.

Daher sollten man die Leute meiner Ansicht nach, in solchen fragwürdigen Phobien nicht zu sehr unterstützen. Vielmehr sollte man ihnen helfen, mit ihrer Angst umzugehen.

Aber bei solchen Sachen wie Platzangst sollte man grundsätzlich Verständnis zeigen. Solche Personen sollten einem wirklich Leidtun. Denn diese Leute leiden wirklich panische Angst, wenn sie in einer entsprechenden Situation stecken. Und ich glaube, da kann sich jeder soweit in den anderen hineinversetzen, dass er sich vorstellen kann, wie schlimm das sein muss. Aber auch an solchen Phobien kann und sollte man arbeiten. Schließlich ist es wie du sagst: Diese Phobie deiner Freundin belastet sie sehr. Und auch ein solches Problem ist nicht unlösbar, ebenso wenig wie eine vermeintliche Spinnen-Phobie. In beiden Fällen kann man sich behandeln lassen.

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» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich glaube so eine richtige krasse Phobie habe ich nicht mehr, meine Ängste waren in manchen Punkten, aber schon so stark ausgeprägt, das man es wohl schon Phobie nennen konnte und ja ich denke gerade wenn man selber geplagt davon ist sollte man für die Ängste Anderer umso sensibler und umso verständnisvoller sein.

Es ist doch letztlich so, das jeder vor irgendetwas Angst hat und Phobie heute kein seltenes Phänomen mehr sind, wenn jemand Angst vor kleinen Räumen, Flugzeugen oder halt Spinnen hat ist das so schon sehr schlimm für diese Menschen und schränkt sie in ihrem Leben erheblich ein und da ist es wohl ganz egal was für eine Angst es ist. Wenn sie deine Phobie also scheinbar nicht für Ernst nimmt, selber ihre aber beachtet haben will, heisst das für mich nichts Anderes als das sie sich und ihre Angst höher stellt und "es doch nur eine Spinne" ist, während Menschenmassen ja ganz schlimm sind. Also ehrlich sicherlich erscheinen Ängste mal für Andere lächerlich, aber sie sind ernst zu nehmen und keine Angst ist weniger schlimm als eine Andere. Dieses Verhalten deiner Bekannten finde ich da ganz schön unverschämt.

Ich versuche die Ängste und Phobien in meinem Umkreis eigentlich immer zu akzeptieren. So hat eine Freundin von mir sehr starke Höhenangst und wann immer beim spazieren gehen wir an einer Brücke vorbeikommen, versuche ich dran zu denken automatisch nach außen zu gehen, weil sie sich dann besser fühlt. Ich würde mich da nie drüber lustig machen, ich sehe ja wie schwer es ihr fällt wenn sie auch nur weiß, das ein Abgrund in der Nähe ist. Dafür würde meine Freundin aber auch niemals lachen, wenn sie Abends mal nach hause käme und meine Zimmertür zugeschlossen vorfinden würde, sie wüsste dann es hätte an meiner Angst vor dem Alleinsein gelegen und würde einfach nur fragen ob alles okay ist. Denn mal ganz ehrlich wenn man sich über die Angst eines Anderen lächerlich macht, macht es das nur schlimmer und man selbst ist schon genug eingeschränkt. Ängste sollten auch nicht lapidar gewertet werden, aber wenn man mit de Personen einfach ganz normal umgeht fällt es ihnen auch viel leichter mit ihrer Angst umzugehen und da sind die Kommentare deiner Bekannten natürlich das absolut falsche Mittel.

Vielleicht solltest du deiner Bekannten einfach mal sagen wie unschön du das findest und das du sie ja auch nicht fragst ob sie zu viel Schiss hat mal mit dir auf ein Konzert zu gehen.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



JulietMay hat geschrieben:Ich habe eigentlich immer relativ viel Verständnis für solche „Krankheiten“ meiner Mitmenschen. Aber wirklich auch nur bis zu bestimmten Punkten. Bei solchen Sachen wie Klaustrophobie oder Flugangst kann ich das voll verstehen. Das sind anerkannte Phobien. Und solche Phobien bilden die meisten Menschen sich auch nicht nur einfach ein. Sie sind also begründet.

Nur mal zum Verständnis: Es gibt sogar eine Haiphobie, die ist genauso anerkannt wie die Angst vorm Erbrechen und die Angst vor Blut. Das ist doch total lächerlich so zu tun, als wäre nur die Flug- und Platzangst anerkannt. Woher kommt deine Information denn bitte?! Die meisten Phobien, die anerkannt sind und auch einen Namen haben, kennst du doch überhaupt nicht. Nur, weil du etwas gut kennst und glaubst, es sei 'normal', wenn nur ausreichend viele Menschen darunter leiden, hast du mehr Verständnis dafür? Das finde ich echt ziemlich komisch.

Und dann noch mit der Begründung zu argumentieren, ist doppelt so unverständlich. Was soll an einer Platzangst denn bitte begründet sein? Ich habe noch nie gelesen, dass jemand aufgrund einer Enge in einem Kaufhaus, ums Leben gekommen ist. Wie soll die Angst vor Enge denn dann also begründet sein? Denn gefährlich ist es doch auch nicht. Übrigens: ich glaube eine Angst unterscheidet sich von einer Phobie überhaupt erst dadurch, dass sie eben NICHT begründet ist.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich persönlich leide an einer schlimmen Spinnenphobie. Ich kann mir die Viecher noch nicht einmal im Fernsehen richtig angucken, auch auf Fotos habe ich teilweise Schwierigkeiten. Dennoch kann ich es manchmal in der Tat nicht verstehen, dass es Menschen mit Angst vor Mäusen oder Ratten gibt. Mir ist natürlich klar, dass das eine leicht egoistische Denkweise ist, aber ich kann in den Tieren eben überhaupt nichts furchterregendes entdecken.

Das ist eben das, was eine Phobie ausmacht. Eine irrationale Angst, die aus vernünftiger Sicht nicht zu erklären ist. So kann man zwar Rücksicht auf die unterschiedlichsten Phobien der anderen nehmen, wird sie aber nie richtig verstehen können, solange man nicht selber betroffen ist.

Ein etwas anderer Fall ist es mit meinem Hund. Die kann auf andere Leute schon (für mich natürlich völlig unverständlich) furchterregend wirken. Das sehe ich ein und nehme sie grundsätzlich und in jeder Situation, in der wir fremden Menschen begegnen streng beifuss. Unabhängig davon, ob jemand Angst zeigt oder nicht.

Grundsätzlich ist meine Meinung, dass man auf die Ängste und Bedürfnisse der Mitmenschen eingehen muss und man sich nach dem 'schwächeren' richtet. Nur so funktioniert ein gesundes Miteinander.

» Destina82 » Beiträge: 8 » Talkpoints: 6,23 »


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