Kernseife - Inhaltsstoffe und Herstellung

vom 01.04.2010, 00:19 Uhr

Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, das mal in einem Kriegsfilm gesagt wurde, das man Judenknochen für die Herstellung von Kernseife benutzen würde. Nun interessiert es mich aus was Kernseife wirklich besteht und wie man sie herstellt.

Weiss darüber jemand bescheid und kann es mir erklären?

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Also zunächst: Kernseifen sind die Ursprungsform der Seifen, sie sind geruchlos, weiß bis braun gefärbt und sind in der Regel Natriumsalze von Fettsäuren. Fettsäuregehalt ca 75% (Struktorformel R-COOH). Die verwendeten Fette sind meist geringerer Qualität (falls du dich mal gefragt hast wo das Frittenfett aus der Pommesbude ums Eck hingeht). Kernseifen bilden die Grundlage für parfümierte und pflegende Seifen wie du sie im Drogeriemarkt kaufen kannst.

Die meisten heute hergestellten Seifen sind sogenannte Leimseifen, im Gegensatz zu den alten Kernseifen. Der Name entsteht durch die Herstellungsart. Während Leimseifen kaltgerührte Seifen sind, läuft Herstellung der Kernseife wie folgt ab:
Gibt man Salz (Natriumchlorid) zu einer in viel Wasser kochenden Seifenmasse, wird die oben schwimmende Masse im Seifentopf viel härter, also kerniger, als ohne diesen Salzzusatz. Daraus resultiert dann der Name Kernseife.

Früher waren die Ausgangsstoffe einfach nicht so rein wir früher, daher konnte man über die Genaue Zusammensetzung der Flüssigkeiten und der nötigen Mischungsverhältnisse nicht Bescheid. Aus diesem Grund wurde prinzipiell viel Wasser hineingekippt und das ganze extrem lange gekocht. Damit wollte man die Verunreinigungen herauskriegen. Die Lauge wurde dann nach Augenmaß hinzugekippt. Wurde es zuviel Lauge gab man eben wieder mehr Fett hinein. Das lief so lange bis die Zusammensetzung etwa passte. Letztendlich schwamm eine lockere Seifenmasse im Bottich. Diese wurde dann, wie oben erklärt durch Salzzugabe (dem sogenannten Aussalzen) verfestigt. Das passiert indem das Hydrophobe (Wasserliebend) Salz der Seifenmasse das Wasser entzieht. Diese verfestigt sich dann dadurch. Für den ganzen Prozeß muss natürlich Wärme hinzugeführt werden.

Dieser Prozess war ziemlich verbreitet und lieferte immer Seife guter Qualität. Die Schmutzstoffe blieben als Schlacke im Topf zurück. Später wurde relativ minderwertiges Abfallfett durch importiertes Kokosfett ersetzt. Das ist selbst reaktiv, nach gewisser Aktivierungsenergie kann die Kesselheizung abgeschalten werden. Das nannte sich dann Kaltprozess. Dieser lief sogar ohne jegliche zugegebene Wärme ab, insofern man hochreine Natronlauge und qualitativ hochwertige Fette hat. Dier Kaltprozess liefert also die oben genannten kaltgerührten Seifen. Ein positiver Nebeneffekt davon ist, dass Fett in der Seife zurückbleibt, auch Glycerinreste bleiben darin. Diese sind Hautpflegend und somit sogar erwünscht.

Denn eines ist zu erwähnen: Kernseife hat keinerlei hautpflegende Wirkung wie die aktuellen Seifen aus der Drogerie. Sie entzieht der Haut Fett und es fehlt das natürliche Glycerin. Daher wurden Kernseifen schon früher hauptsächlich zum Wäsche waschen eingesetzt. Für Menschen mit empfindlicher Haut ist die Seife zum waschen nicht geeignet.

Als zusätzliche Füllstoffe wurden früher Tannenzapfen, Asche und auch Knochen verwendet. Diese waren jedoch, Allein für sich, nicht Rohstofflieferant für eine Seife sondern eher Zuschlagsstoff.

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