Erdogan: Hass gegen Türkei
Bundeskanzlerin Merkel ist gerade auf dem Weg in die Türkei, da kommen von Ministerpräsident Erdogan immer schärfere Töne gegen Deutschland. Angefangen hat die Diskussion mit der Forderung Erdogans nach türkischen Gymnasien in Deutschland. Entscheidender sind aber andere Themen: das türkische Verhältnis zu Israel und zum Iran und die schwierigen Beitrittsverhandlungen mit der EU. Da scheint die Debatte um türkische Gymnasien in Deutschland nur ein Ablenkungsmanöver zu sein.
So stocken die Beziehungen mit Israel, ausser einigen Abkommen in den letzten Jahren kam nicht viel heraus. Auch mit dem Iran könnte es mehr Schwierigkeiten geben als man meinen könnte: Rohstoffe im Gebiet des südlichen Kaukasus könnten die Beziehungen belasten. Ein EU-Beitriit, zumindest eine Vollmitgliedschaft, rückt in immer weitere Ferne. Die Gründe dafür sind aber auf beiden Seiten zu finden: Ablehung in der EU und auch die Türkei ist weit davon entfernt die Kriterien zu erfüllen.
Warum nun im Vorfeld des Treffens Erdogan die Diskussion auf die Schulfrage lenkt dürfte also klar sein. Ablenken, um vom eigenen Stillstand abzulenken. Fraglich ist nur, ob er sich mit solchen Anfeindungen gegen Deutschland wirklich dauerhaft Freunde macht. Die Türkei ist einfach noch nicht reif für die EU - und zwar in jeder Hinsicht. Merkels Mission dürfte also sehr schwer werden, Erdogan muss sein GEsicht wahren, um innenpolitisch weiterhin Erfolg zu haben und auch unsere Kanzlerin darf nicht einknicken. Vermutlich kommt bei diesem Treffen nichts raus, ein ernüchterndes Fazit, schon vor Beginn.
Ich bin eine unbedingte Anhängerin der Kanzlerin in Bezug auf dei Türkeifrage. Ich kann mir wie Frau Merkel nur eine priviligierte Partnerschaft vorstellen. Ich kann verstehen, dass die Türkei mit dieser sehr gewichtigen deutschen Position in der EU ihre Probleme hat. Dennoch ist die Türkei ein wichtiger Partner für Deutschland und die EU und die geografische Brücke zwischen der islamischen Welt und dem Westen. Diplomatische Vorsicht wäre daher auf beiden Seiten, der Türkei bzw. EU/Deutschland angebracht.
Es könnte durchaus ein Ablenkmanöver sein, und zwar nicht das erste. Dass es dennoch bei vielen Menschen zu funktionieren scheint, das wundert mich, aber nun gut, wenn es so ist, dann ist es so.
Wobei ich nicht verstehe, wieso der Thread hier als "Hass gegen Türkei" benannt ist. Wo geht es hier um Hass? Ist es Hass, einem Staat den Beitritt zu einem Bündnis zu verwehren, weil die Beitrittsvorraussetzungen nicht erfüllt werden? Das ist meiner Meinung doch nur fair, und mit Hass hat es nichts zutun, eigentlich hat es gar nichts Emotionales. Es ist, im Gegenteil, eine rein objektive Sache. Es gibt Dinge, die müssen erfüllt werden, so und nicht anders. Und wenn sie nicht erfüllt werden, gibt es eben keinen Beitritt. Das gilt auch für jeden Staat, der beitreten möchte, also werden alle gleich behandelt. Nur, wenn es eine Ungleichbehandlung aufgrund von subjektiven Emotionen gäbe, dann könnte man vielleicht von Hass sprechen. Sonst nicht.
Wobei ich mir bei Erdogan im Allgemeinen so einige Fragen stelle. Was er beispielsweise mit einigen etwas kontroversen Vorschlägen erreichen möchte, außer Ablenkung. Oft stößt er ja auch bei anderen Türken, sowohl in der Türkei als auch in Deutschland, damit auf Unverständnis. Er rückt sich bei diesen Menschen also selbst in ein schlechteres Licht. Was soll das bringen?
Naja, Erdogan stellt das schon gerne mal so dar, dass es eben diese subjektiven und nicht objektiven Gründe gegen einen Beitritt der Türkei gibt. Dass er damit gar nicht so Unrecht ist kann man auch nachvollziehen (auch wenn er immer reichlich unpassende Fälle heranzieht, die man in seinem Land genauso macht), nur kann man sich seitens der EU immer mit dem Vorwand "Aufnahmekriterien" herausreden.
Nachvollziehbar für die Türken wird das gerade, wenn man ein Land wie Rumänien in die EU lässt. Rumänien ist in jedem Fall das Schlusslicht Europas, selbst wenn man die Türkei da mit einbezieht. Und wenn man so einen Kandidaten in die EU lässt, aber einen, der eher die (rechtlichen und wirtschaftlichen) Aufnahmekriterien erfüllt hat das schon einen sehr faden Beigeschmack.
Merkel redet mal wieder nur dummes Zeug daher - aber wenigstens hat sie jetzt mal kurzfristig eine feste Meinung statt ewigem Ausweichen. Die Türkei befindet sich schon seit Jahrzehnten in einer privilegierten Partnerschaft mit der EU, ihr diese anzubieten wäre wie seinem 40jährigen Kind zu sagen "Du darfst mich Papa nennen". Daher guckt Merkel auch immer so als ob sie großmütig Weihnachtsgeschenke verteilt und die Türken reagieren gereizt.
Was die Kriterien gegenüber der Türkei angeht wäre ich mal von "weit entfernt" vorsichtig. Denn das Maß das man den Türken konsequent anlegt würde im Umkehrschluss zum Ausschluss einiger EU Staaten führen - Südeuropa, den Balkan und darunter sowie den gesamten Ostblock könnte man hier komplett abschreiben. Irgendwie würde ich mich als Türke da auch reichlich verarscht vorkommen wenn diese Staaten alle irgendein Hintertürchen bekommen haben, nur man selbst seit Jahren nicht.
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