Immun gegen Tabletten?

vom 26.03.2010, 21:18 Uhr

Es gibt ja viele Menschen, die bekommen über lange Zeit hinweg dieselbe Dosis von Tabletten, jeden Tag sogar mehrmals. Nun habe ich mich gefragt, ob das nicht so ist, wie bei den Abhängigkeitsfaktoren andererseits, dass, je mehr man davon bekommt, umso mehr man dann braucht. Man wird also quasi süchtig nach diesen Tabletten und braucht auch immer mehr davon, weil man immun wird.

Stimmt das oder liege ich mit meiner Annahme völlig falsch? Werden Medikamentendosen nur erhöht, weil die Angehörigen immun sind und nicht etwa, weil die Schmerzen immer stärker werden.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe über einen sehr langen Zeitraum Antibiotikum nehmen müssen, drei Mal täglich. Damals hatte ich eine schwere Blasenentzündung, die einfach nicht weggehen wollte und es war klar, dass die Entzündung nur mittels eines Antibiotikums weggeht. Aber nachdem das dann etwa beim dritten oder vierten Mal der Fall war, schlugen die nicht mehr an. Normalerweise konnte ich mit einem Abklingen der Schmerzen etwa 4 Tage nach der ersten Einnahme rechnen, aber bei dem einen Mal funktionierte das nicht mehr und ich nahme diese Dosis dann über 10 Tage lang und selbst dann ist noch nichts passiert. Die Entzündung ging einfach nicht weg. Der Arzt erkläre mir damals, man könne zumindest gegen eine Sorte eines Antibiotikums immun werden.

Es wurde dann so gelöst, dass ich ein anderes Antibiotikum bekam, das wohl irgendeinen anderen Stoff enthält, der aber genauso wirkt. Allerdings weiss ich auch nicht, ob der Körper dann dauerhaft dagegen immun bleibt oder sich das im Laufe der Jahre wieder ändert, nachdem das Medikament eine lange Zeit nicht genommen wurde. Meiner Erfahrung nach kann man immun werden gegen einen bestimmten Wirkstoff. Allerdings wird das nicht damit gelöst, dass man immer mehr davon nimmt, denn das nutzt ja nichts, wenn es nicht wirkt. Sondern es müssen dann eben Medikamente genommen werden, die eine andere Zusammensetzung haben.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Dass man gegen bestimmte Wirkstoffe immun werden kann, nachdem man sie längere Zeit genommen hat, ist in der Tat der Fall. Ich selbst bin nun gegen zwei Sorten Antibiotikum immun geworden. Als ich meine Weissheitszähne gezogen bekam, musste ich zwei Wochen lang dreimal täglich Penicillin nehmen.

Beim zweiten Zahn entzündete sich die Wunde und der Arzt teilte mir mit, dass ich nun gegen Penicillin immun sie. Danach musste ich Clindamycin nehmen. Das nahm ich ganze 6 Wochen lang (mit einer Woche Pause). Als ich dann einige Monate später eine schwere Grippe bekam und sich dazu noch mein Rippenfell entzündete, stellte sich heraus, dass auch das Clindamycin nicht mehr bei mir half. Ich bekam also noch ein anderes Antibiotikum, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnere.

Mein Arzt teile mir damals auch mit, dass laut Statistik nun über 20% der Deutschen gegen bestimmte Antibiotika immun seien, da diese zu häufig und oft auch verschrieben würden, auch, wenn sie gar nicht helfen können und daher sinnlos sind (zum Beispiel bei Virenbekämpfung). Ich persönlich finde diese hohe Prozentzahl ziemlich erschreckend, schließlich muss man bei ernsthaften Erkrankungen letztendlich auf stärkere Antibiotika ausweichen, die dem Körper meist nicht sehr gut bekommen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, das hängt durchaus von der Art der Medikamente aber auch vom Patienten ab. Es gibt durchaus Medikamente, von denen bekannt ist, das sie halt abhängig machen. Was dann meistens auch heisst, das man irgendwann halt einfach eine höhere Dosis braucht, damit sie helfen und man ohne die Medikamente auch nicht mehr auskommt.

Mir fallen da spontan Schlafmittel und diverse Psychopharmaka ein. Und bevor nun die Psychopharmaka sind alle böse Diskussion anfängt, auch in dem Bereich gibt es gute und schlechte Medikamente. Und unter die Kategorie Medikamente die in irgendeiner Form auch abhängig machen können, fallen mir auch starke Schmerzmittel, wie Morphium ein.

Ich denke aber auch, das es auch ein wenig vom Patienten abhängig ist. Ich bin fest der Meinung, das bei manchen Menschen Medikamente einfach anders wirken. Ich habe auch schon Medikamente bekommen, die einen an sich total abschiessen. Und ich habe Null gemerkt. Leider auch keine positive Wirkung. Glaubt mir kein Mensch. Genauso habe ich schon Meidkamente genommen, von denen man angeblich nicht zunimmt. Das Medikament bescherte mir 20 Kilogramm mehr auf der Waage. Ich habe aber auch schon Medikamente genommen, die im Verdacht stehen, dick zu machen. Ich habe damit ohne grosse Probleme um die 20 Kilogramm abgenommen. Und zur Zeit nehme ich ein Medikament, mit dem hier teilweise wahllos umsich geschmissen wird ( zumindest in Psychiatriekreisen), weil es ja absolut nicht abhängig macht. Ich bin dabei das Medikament abzusetzen, weil es die erwünschte Wirkung nicht bringt. Aber ich bekomms nicht los. Die Nebenwirkungen des Absetzens merke ich nicht oder sie sind kaum wahrnehmbar. Aber ich kann nicht einschlafen und das obwohl ich zusätzlich noch ein starkes Schlafmittel nehme. Also ich kann nicht einschlafen, wenn ich das andere Medikament nicht genommen habe. Und da frage ich mich nun echt, ob es stimmt, das dieses Medikament nicht abhängig macht.

Und ich habe auch schon ein Medikament genommen, welches angeblich Stimmungsschwankungen in den Griff bekommen soll. Ergebnis war das ich der Art aggressiv wurde. Ich habe das über sechs Monate erzählt und keiner hat mir geglaubt. Bis ich das Medikament endlich absetzen durfte und die Aggression komplett weg war.

Sprich ich denke, jeder reagiert zum Teil anders auf Medikamente. Auch was das Suchtpotential betrifft oder eine auftretende Immunität.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Ja, es kommt nicht selten vor, dass jemand gegen Tabletten immun wird, vor allem eben gegen Antibiotikum. Das tritt eben auf, wenn man sehr oft die selben Tabletten bekommt und man immer wieder an derselben Krankheit erkrankt. Ich frage mich deshalb öfters, warum viele Menschen immer wieder das selbe Medikament nehmen, obwohl sie wissen, dass die Krankheit schon nach einigen Wochen oder Monaten wieder zurückkommt.

Oftmals kommt die Immunität gegen Antibiotikum auch vom Fleisch der Tiere, denen die selbe Medizin verabreicht worden ist. Wenn ein Rind also ständig das selbe Mittel verabreicht bekommt, wirkt sich das auf das Fleisch aus und wenn der Mensch sehr oft das selbe Fleisch isst, kann es vorkommen, dass er im Krankheitsfall gegen das Antibiotikum immun ist und das Mittel nicht mehr an ihm wirkt.

Benutzeravatar

» _Stefan_ » Beiträge: 374 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Gegen manche Wirkstoffe kann der Körper wirklich immun werden. andere wiederum braucht ein chronisch kranker Mensch über Jahre, manchmal Jahrzehnte und sie helfen immer noch in der gleichen Dosis. Es kommt halt immer auf den Wirkstoff an.

Bei vielen Medikamenten ist es so, dass man immer mehr benötigt, damit sie die Wirkstoffe auch wirklich wirken. Das ist bei Schmerzmitteln oft der Fall. Bei Antibiotika ist der Körper irgendwann immun. Das passiert aber nicht nur, wenn man über einen längeren Zeitraum die Tabletten nimmt,, sondern wenn man sie nicht vorschriftsmäßig einnimmt. Nimmt man zu wenig, dass es helfen kann, dann entwickelt der Körper eine Resistenz gegen das Medikament und es hilft auch nicht mehr in höheren Dosen.

Viele Medikamente für chronisch Kranke Menschen sind allerdings so aufgebaut, dass man sie auch über viele Jahre nehmen kann ohne dass der Körper mehr haben will oder die Medikamente nicht mehr wirken. Das ist zum Beispiel bei Asthma Medikamenten der Fall. Oftmals braucht man davon im Laufe der Jahre sogar weniger als mehr.

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Vielleicht eine Präzisierung zu Antibiotika. Der menschliche Körper wird nicht immun gegen Antibiotika, aber dafür die Bakterien die das Antibiotika bekämpfen soll. Nehmen wir als Beispiel die Blasenentzündung von Sippschaft. Wenn diese bakteriell verursacht ist, dann kann man das mit Antibiotika bekämpfen. Ganz im Gegensatz zu Krankheiten die durch Viren verursacht werden, da hilft Antibiotika nichts, da Viren durch Antibiotika nicht beeinträchtigt werden.

Aber zurück zu den Bakterien in der Blase von Sippschaft. Jetzt kommt eine Ladung Antibiotika. Viele der Bakterien gehen drauf, Sippschaft fühlt sich besser. Wenn Sippschaft nicht auf den Doktor hört und die Verpackungsbeilage nicht liest, dann kommt er womöglich auf die Idee das Antibiotika abzusetzen, obwohl er eigentlich noch ein paar Tage die restlichen Tabletten schlucken müsste. Aber da es ihm besser geht verzichtet er darauf. Nun haben aber vielleicht ein paar Bakterien überlebt. Diese können sich wieder vermehren, haben aber jetzt das Antibiotika erlebt und überlebt. Einige davon haben vielleicht sogar eine Resistenz dagegen entwickelt. Und diese vermehren sich nun, die Beschwerden beginnen wieder.

Man nimmt wieder das Antibiotikum, aber nun wirkt es nicht mehr, die Bakterien sind dagegen immun geworden, und das nur, weil man das Antibiotikum zu früh abgesetzt hat. Also, Antibiotika immer nach Weisung des Arztes einnehmen. Die Packung ist generell fertig zu nehmen. Das ist wichtig, da es nicht sehr viele verschiedene Antibiotika gibt, wenn wir ausgeschossen sind, dann haben wir keine Medikamente gegen bakterielle Erreger mehr, das wäre sehr übel. Es gibt bereits multiresistente Erreger, da hat man kaum eine Chance mehr.

» thisnamewasfree » Beiträge: 1102 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es gibt die verschiedensten Arten von Wirkstoffen. Einige verlieren ihre Wirkung auch dann nicht, wenn man sie über Jahre nimmt und gegen andere entwickelt der Körper mehr oder weniger schnell eine Immunität.

Bei vielen chronisch kranken Menschen ist es so, dass der Körper beispielsweise einen Wirkstoff nicht herstellt. Der wird nun "von Außen" verabreicht. Hier wird natürlich keine Immunität entwickelt, weil der Körper diesen Wirkstoff braucht. In der Regel sind diese auch aufgebaut, wie die körpereigenen Substanzen und gegen die entwickelt man auch (als gesunder Mensch) keine Immunität.

Bei Schmerzmittel besteht nicht nur die Suchtgefahr, sondern es ist tatsächlich so, dass die persönliche Toleranzgrenze nach oben hin verschoben wird und der Körper mehr benötigt, damit das Mittel auch wirken kann.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^