Übernimmt man den Erziehungsstil der Eltern?
Um Himmelswillen! Ich will nicht hoffen eines Tages meine Kinder so zu erziehen wie es meine Mutter mit mir gemacht haben. Ich werde einen ganz anderen Erziehungsstil wählen und zwar einen mit festen Strukturen und Linien, die mir in meiner Kindheit gefehlt haben und weswegen ich auch noch als Erwachsene Schwierigkeiten habe. Ich werde meinen Kindern sehr viel Liebe geben und nie die Hand gegen sie erheben.
Meine Mutter war mit meiner Erziehung überfordert. Sie war froh wenn sie vor meiner Schwester und mir ihre Ruhe hatte. Wir haben uns unglaublich überflüssig gefühlt. Gemeinsame Aktivitäten waren Ausnahmen, als Regeln. Wir hatten gemeinsame Essen allerhöchstens wenn mal jemand zu Besuch war, denn dann wurde auf heile Welt gemacht, damit ja niemand davon erfährt wie die Wahrheit aussah und zwar so: Wir wurden geschlagen und aufs übelste beleidigt, gespart wurde an aller erster Stelle bei uns. Zum Glück gab es unsere Großeltern zu denen wir immer noch abgeschoben werden konnten. Zum Glück sahen ihre Erziehungsmethoden ganz gegenteilig aus, sodass man doch noch LIebe bekam, die einem zusteht.
Auch heute noch habe ich ungefähr den Stellenwert eines Mülleimers. Gerade weil ich all dies ertragen musste, ist es mein Vorsatz alles anders zu machen. Es so zu machen wie meine Mutter käme für mich an allerletzter Stelle. Deswegen glaube ich, dass das alles nur ein Vorurteil. Geschlagene Kinder müssen nicht automatisch zu schlagenden Eltern werden. Sie wissen schließlich wie es ist.
Weisste was ich ein wenig schwierig am Eröffnungspost finde? Es werden alle Sachen die die Eltern gut gemacht haben aufgezählt und dann gesagt, das mache ich auch. Schlechte Sachen werden halt nicht übernommen. Nur wer entscheidet was schlecht ist und was nicht? Und kann man nur positive Sachen übernehmen? Kann man das wirklich so ausklammern?
Zum Schlagen. Generell heikle Sache. Gebe ich zu. Und ich bin auch immer wieder erschrocken, wenn ich mitbekomme ( leider nicht von Angesicht zu Angesicht) wenn eine Freundin ihre Kinder anbrüllt oder sie auch mal geschlagen werden. Also nicht richtig verdroschen. Aber durchaus auch mal die Ankündigung, wenn du jetzt nicht brav bist, dann setzt es was. Und ich weiss von der Freundin das sie von ihrer Mutter teilweise auch krankenhausreif geschlagen wurde und kann ihr Verhalten auch gar nicht nachvollziehen. Allerdings sagt sie auch, ihr hat es auch nicht geschadet ( bezogen auf nur mal kurz Klapsen oder so). Kann man sehen wie man will.
Ich selbst bin auch durchaus mal geschlagen worden. Durchaus auch mit Recht. Aber ich empfand es am schlimmsten, das mit mir darüber nicht gesprochen wurde. Und ich kann mich auch erinnern, das ich als Teenager, nachdem ich total ausgeflippt bin und meine Mutter meinen Vater holte, weil sie nicht weiter wusste ( nein ich habe nicht meine Mutter verkloppt), ich wutentbrannt vor meinem Vater stand und ihn anbrüllte er solle doch zuschlagen. So nach dem Motto, ist ja auch einfacher als zu reden.
Ich selbst weiss aber nicht, ob es für mich nicht auch Situationen gäbe, in denen ich mein Kind ( ich bin kinderlos) auch mal schlagen würde. Aber ich würde auf alle Fälle vorher die Kommunikation suchen und auch mit meinem Kind später darüber sprechen.
Was ich immer gehasst habe, das mit uns Kinder nicht geredet wurde. Gespräche gab es kaum. Probleme wurden nie besprochen, das lief wenn über Verbote oder totschweigen. Und Schweigen als Bestrafung fand ich auch die Hölle. Auch hier wurde später nicht wirklich drüber gesprochen. Wenn kam eher sowas eher boshaftes: Hast du es nun verstanden und bist wieder lieb?.
Meine Kinder sollen nie um Anerkennung betteln müssen. Und ich will gemeinsam mit meinen Kinder wachsen. Und sie nicht abschieben. Ich möchte sie aufwachsen sehen und an ihrem Leben teilhaben.
Meine Kinder sollen lernen, das nicht jeder Handschlag finanziell abgeglichen werden muss. Ja wir wurden für Hausarbeiten, die an sich normal sind, bezahlt. Klingt erstmal toll. Aber für mich war es lange schwer, zu begreifen, das ich etwas für mich putze und nicht weil es dafür 10 DM gab.
Meine Kinder sollen gleichberechtigt aufwachsen. Falls ich mehr als eines habe. Was nicht heisst, das ich sie zwingen würde. Wenn ein Kind gerne kocht und das andere gerne putzt- soll jeder die für sich passenden Aufgaben übernehmen.
Wenn meine Kinder Hobby´s nachgehen wollen, die nicht in mein Weltbild passen, würde ich mit ihnen darüber sprechen und zu sehen das sich eine Lösung findet.
Und noch mal zum Grundthema. Ich glaube schon das man unbewusst Verhaltensweisen übernimmt. Mein Vater ist in einem emotionslosen Elternhaus aufgewachsen. Das hat er auch an uns Kinder weitergegeben. Und lebt auch heute noch so. Wobei er aber von meiner Mutter gelernt hat, was emotionalle Erpressung ist. Zumindest macht er das mit mir heute. Und er ist fast besser als meine Mutter.
Meine Eltern sind beide in der eher gehobenen Mittelschicht aufgewachsen und sahen immer ein wenig mit Abscheu auf Menschen herab, die weniger haben. Entweder mit Abscheu oder mit übertriebenem Mitleid. Das möchte ich meinen Kindern auf keinen Fall vermitteln. Es gibt arm und reich, aber weil ich 5 Euro mehr habe, bin ich nicht mehr Wert.
Nun, wegen dem Eröffnugnspost: ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt keine Eltern, die alles, aber wirklich alles perfekt machen, ich habe im Ausgangspost nur positive Beispiele erwähnt, weil ich mit dem grundlegenden Erziehungsstil meiner Eltern zu 100% übereinstimme. Kleinigkeiten gab und gibt es natürlich immer wieder. Aber vor allem wenn ich hier so einige Beispiele lese, wie es in Familien auch zugehen kann, sind die einfach derart harmlos und kaum erwähnenswert.
Wenn ich darüber nachdenke, was ich an der Erziehung meiner Eltern nicht so gut finde, fällt mir innerhalb einer Sekunde eigentlich nichts ein und muss tatsächlich zumindest kurz nachdenken. Es hat mich zum Beispiel gestört, dass meine Eltern, allerdings erst als wir ein wenig älter waren, in der Früh beim Frühstücken oft den Fernseher eingeschalten hat. Normalerweise sind diese Diskussionen andersrum. Die Kinder wollen den Fernseher und die Eltern nicht. Aber es gab eine Zeit, da hat sie jeden Tag in der Früh dieses Frühstücksfernsehen eingeschaltet und das finde ich nicht richtig. Dass ich das aber nicht richitg finde, liegt aber wohl in erster Linie daran, dass ich eben auch so erzogen wurde, dass das Essen etwas Kommunikatives ist und als wir alle noch Kinder waren, hätte es das auch nie gegeben, dass daneben der Fernseher lief.
Aber einmal im Ernst, selbst wenn es diese Unstimmigkeiten gab, sind die doch eigentlich lächerlich und nicht erwähnenswert. Vor allem in meiner Kindheit könnte ich glaube ich kaum ein weiteres Beispiel nennen. Vielleicht liegt es auch daran, dass vor allem meine Mama einen hohen Stellenwert bezüglich Kinder hat. Sie ist Kindergärtnerin und Kinder bedeuten ihr wirklich alles.
Jetzt, wo ich so ein wenig weiter über eventuelle Fehler nachdenke, würde mir noch einfallen, dass mich als Kind gestört hat, dass wenn mein Papa am Abend von der Arbeit nach Hause kam, wir gebeten wurden, eine Weile im Kinderzimmer und nich im Wohnzimmer zu spielen. Oder ich habe meine Schulaufgaben sehr gerne im Wohnzimmer gemacht, wenn das noch war, wenn mein Papa kam, musste ich die Aufgaben im Kinderzimmer fertig machen. Nicht immer, aber meistens.
Gut, das mag nun sehr böse und hart klingen. Dazu muss man aber sagen, dass meine Mama, uns zuliebe auf ihre Arbeit verzichtet hat und zu Hause geblieben ist. Mein Papa hat dafür wirklich schwer gearbeitet, weil auch er wollte, dass wir zu Hause und nicht in einem Hort oder dergleichen erzogen werden. Er hat den ganzen Tag Kühlschränke und Co zu Kunden geliefert und stöckeweise geschleppt. Dass er dann am Abend zumindest eine halbe Stunde für sich wollte und nicht gleich von drei Kindern umzingelt wird, ist wohl auch klar. Nach dieser halben Stunde hat er jedoch gerne mit uns gespielt.
Also auch in diesem Punkt kann ich nicht sagen, dass wirklich etwas falsch gelaufen ist. Vielleicht hat sich vor allem meine Mama sogar zu sehr für uns aufgeopfert. Nachdem wir alle groß waren und langsam aber sicher ausgezogen sind, hatte sie glaube ich schon eine Krise, dass sie quasi "nur" Hausfrau gewesen ist und nicht gearbeitet hat. Arbeit ist ja auch für das persönliche Ego und die Seele gut, wenn man weiß, dass man auch am Arbeitsmarkt gefragt ist und gebraucht wird. Sicherlich ist es auch etwas anderes, wenn man auch im beruflichen Leben Anerkennung findet und nicht immer "nur" von der Familie. Aber auch in diesem Punkt habe ich den Erziehungsstil wohl übernommen, weil es mir auch äußerst wichtig ist, dass ich möglichst lange bei meinem Sohn zu Hause bleibe und ihm meine Werte vermittle und nicht die von einer Kindergartenpädagogin.
Wobei ich dazu sagen möchte, dass ich Kindergärten für äußerst wichtig halte und ich es auch falsch finden würde, wenn ein Kind gar nicht in den Kindergarten geht. Vieles, vor allem den sozialen Umgang in einer Gruppe, lernen Kinder nicht zu Hause sondern im Kindergarten. Es kommt meiner Meinung nach aber darauf an, ab welchem Alter Kinder in eine Krippe und Co gehen und wie lange. Aber zu diesem Thema habe ich in anderen Threads ja schon ausführlich Stellung genommen.
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