Stellung in der Familie
Ich bin mit zwei Geschwistern, einer Schwester und einem Bruder aufgewachsen. Wir waren also ein fünfköpfiger Haushalt mit drei Kindern. Heutzutage würde das wohl schon fast als Großfamilie gelten, aber damals war das durchaus nicht unüblich.
Gleich zu Beginn möchte ich sagen, dass ich finde, dass meine Eltern eine sehr gute Erziehungsphilosophie hatten und haben und auch immer darauf geachtet haben, dass sie alle drei Kinder gleich behandeln. Dennoch hat natürlich trotzdem jeder eine bestimmte Stellung in der Familie. Das muss auch nicht unbedingt schlecht sein, mich interessiert nur, ob es da oft ein klassisches Muster gibt und ob es in anderen Familien mit mehrern Kinder ähnlich war.
Meine Schwester ist die Älteste von uns. Sie galt immer als die Große und demnach auch die, die am weitesten entwickelt war. Deswegen galt sie auch immer als die "Gescheite" und Vernünftige. Meine Schwester musste oft zurückstecken, weil sie eben die Große und Vernünftige war, die auch ein wenig als Vorbild herhalten musste.
Mein Bruder ist 1,5 Jahre jünger und ist meiner Meinung nach ein klassisches Sandwichkind. Er hat weder die Vorteile aber auch nicht die Nachteile der Ältesten oder der Jüngsten. Er war eben immer zwischendrinnen.
Ich kam 2 Jahre später auf die Welt und bin demnach die Jüngste. Das Nesthäkchen. Ich würde sogar meinen, dass ich die Verwöhnteste von uns allen dreien bin. Ich galt immer als die Kleine, der man vieles durchgehen ließ, weil ich ja eben die Kleine bin. Selbst als ich physisch gesehen größer als meine Schwester war, war ich noch immer die Kleine. Dafür hatte ich auch eher den Status der, sehr krass ausgedrückt, "Dummen". Natürlich sahen mich meine Familienmitglieder nie wirklich als dumm an, aber ich war in meiner Entwicklung auch immer sehr spät dran und hatte vor allem in den ersten Jahren auch große Probleme in der Schule. Meine Eltern haben daraus aber eigentlich auch nie ein großes Thema gemacht, das war eben so.
Jeder von uns hat natürlich auch seine Vorteile ausgenutzt und ausgespielt. Meine Schwester hat vieles als ihr Eigentum betrachtet, weil sie eben die Älteste war, mein Bruder hat sich mir gegenüber immer als der große Bruder dargestellt und ich habe auch sicher meine Vorteile ausgenutzt und wenn ich etwas angestellt habe, war ich als Kind wirklich so fies und habe das gelegentlich auf meine Geschwister geschoben, verstärkt mit ein paar netten Kullertränen. Es hat gewirkt. Ich denke, das haben Kinder sehr schnell begriffen und wird wohl auch jedes Kind ausnutzen, mehr oder weniger zumindest.
Interessant finde ich, dass diese Stellung bis heute eigentlich geblieben ist. Wenn meine Eltern irgendwelche Fragen haben, wenden sie sich auf jeden Fall an meine Schwester und meine Meinung zählt da eigentlich gar nicht. Das meinen sie sicher nicht böse und ich habe genauso wie meine Schwester einen Studienabschluss erreicht, sogar in ähnlichen Fächern. Meine Eltern sind auch auf alle ihre Kinder gleich stolz, aber dennoch kam es nie zu einer Änderung der klassischen Stellung, die in den ersten Jahren natürlich durchaus legitim ist, weil ein 4 jähriges Kind gegenüber einem 2jährigen oder einem Neugeborenen eben sicher als die Große und Vernünftige da steht.
Das klingt jetzt alles so, als ob wir zerstritten wären, nein, überhaupt nicht, ich würde behaupten, dass ich eine sehr harmonische Kindheit hatte und meine Geschwister ebenfalls. Einiges habe ich vielleicht auch ein wenig überspitzt dargestellt, um die Stellung ein wenig zu verdeutlichen.
Wie war das nun eigentllich in euren Familien? Welche Stellung hattet oder habt ihr? Denkt ihr, dass es eine bessere oder schlechtere Stellung gibt? Also findet ihr, dass die Ältesten mehr Vorteile oder Nachteile haben als die Jüngeren. Ich denke, dass es sich im Endeffekt ziemlich ausgleicht, aber trotzdem würde mich die Sicht beziehungsweise die Meinung anderer sehr interessieren.
Früher war meine Stellung in der Familie nicht so gut wie heute. Ich war als Kind sehr rebellisch und habe eigentlich nur Ärger und Probleme gemacht und ich bin mir sicher, dass meine Eltern wegen mir sehr gelitten haben. Deshalb war meine Stellung damals auch nicht die beste. Ich bekam zwar viel Aufmerksamkeit, die hatte aber keinesfalls einen positiven Beigeschmack. Mein Bruder war damals einfach das beliebtere Kind, weil er viel anständiger war und nie Ärger gemacht hat.
Das hat sich aber stark geändert in den letzten 10 Jahren. Ich bin mittlerweile eher zum Vorzeigekind geworden und mein Bruder rückte eher in den Hintergrund. Er hat sich aber auch stark verändert in all den Jahren und hat an der Familie nicht mehr besonders viel Interesse. Er ist jünger als ich und war früher deshalb schon bevorzugt. Das merkte ich besonders als sehr kleines Kind deutlich, später war es dann einfach oft so, dass er ständig sein Lieblingsessen bekam, seine Wäsche gebügelt und gewaschen wurde und man sich bei mir keinefalls Gedanken darüber machte, was ich brauche oder ob man mir einen Gefallen tun kann. Dadurch, dass er ein Junge ist, musste er nie im Haushalt helfen und konnte nie kochen - Von daher war meine Position dann auch verteilt: Ich habe am Ende die Küche sauber gemacht und im Haushalt geholfen, während er praktisch nichts dazu geleistet hat.
Vielleicht haben meine Eltern gemerkt, dass ihre Erziehung in der Hinsicht stark beschränkt war und fühlen sich heute sogar etwas schuldig. Jedenfalls hat sich meine Stellung in der Familie ganz besonders zwischen 20 und 25 nochmal stark geändert.
Ich bin ja ein wenig älter als du und bei uns wurde da auch eher noch geschlechterspezifisch unterteilt.
Mein Bruder ist 1,5 Jahre jünger als ich. Wir waren beide eher Unfälle, wobei er erwünschter war als ich. Und noch dazu der erste Junge in der Familie meines Vaters. Und meine Mutter eher den Kontakt zu der Familie meines Vaters ablehnte, obwohl die fast alle mit im selben Haus gewohnt hat.
Ich war für viele Sachen das Versuchskanninchen. An mir wurde getestet und das wurde an meinem Bruder dann besser gemacht. Weil Erfahrungswerte aus der Familie meines Vaters ( da gab es drei ältere Cousinen, die ebenfalls mit im Haus wohnten) nicht zählten oder auch einfach sich nicht ausgetauscht wurden.
Ansonsten wurden wir offziell, weil wir ja nur ein paar Monate auseinander waren. gleich aufgezogen. Praktisch hiess das, wir hatten in etwa sie selben Rechte, aber ich hatte mehr Pflichten, weil ich ja ein Mädchen war. Wobei meine Mutter immer wieder sagte, das sie meinen Bruder nicht zum Pascha erziehen möchte. Haushaltssachen brauchten wir beiden wenig machen. Aber Einkaufen blieb an mir hängen. Und das immer. Im Teenageralter musste ich so Sachen wie Hemden ( ich hatte eine extreme Hemdenphase) oder Blusen selber bügeln, wenn ich sowas anziehen wollte. Von meinem Bruder wurde das noch nicht mal erwartet, als er Erwachsen war und Mama die Wäsche zum Waschen brachte.
Wir hatten auch lange die selben Ausgangszeiten. Sprich wir mussten zur selben Zeit daheim sein. Da habe ich mit aller Gewalt drum gekämpft, das ich länger raus darf und auch irgendwann gewonnen.
Mein Bruder war eher immer ein kränkliches Kind. Wobei ich heute denke, er wurde auch dazu gemacht. Somit stand ich immer ein wenig hinten an, weil ich ja so pflegeleicht war. Und von mir auch teilweise eine Selbstständigkeit erwartet wurde, der ich aus heutiger Sicht nicht gerecht werden konnte.
Sprich mein Bruder bekam die schönen Sachen und ich war für die Dreckarbeiten zuständig. So ganz krass ausgedrückt. Weil ich ja ein Mädchen war. Das ging zeitweise soweit, das man meinen Bruder nach der Grundschule bald auf das Gymnasium prügelte und mich auf eine Realschule steckte. Wir hatten beide in der Grundschule ähnliche Noten. Als ich nach der Realschule noch auf ein Gymnasium wollte, bekam ich tatsächlich gesagt, ich sei ja ein Mädchen und würde eh heiraten und Kinder bekommen, ich brauche kein Abitur.
Die Geschlechtertrennung blieb auch in den späteren Jahren. Mein Bruder war eher für schöne Sachen da und ich wurde eher zu Sachen rangezogen, die halt typisch Mädchen sind. Meine Mutter hatte ja Krebs. Und während ihrer Erkrankung war es selbstverständlich, das ich eher die Sachen in Richtung Pflege übernahm und mein Bruder halt mit ihr telefonierte und so.
Meine Mutter hat uns aber von klein auf immer wieder gesagt, wenn sie mal alt ist, zieht sie eher zu mir, als zu meinem Bruder, wegen einer eventuell bösen Schwiegertochter. Es stand mal kurzzeitig zur Diskussion, das mein Bruder sie am Ende ihres Lebens mit zu sich nimmt. Das wusste meine Mutter aber nicht wirklich. Aber sie bettelte ständig bei mir, das ich sie mit Heim nehmen soll. Sprich in ihre Wohnung und ich mich da quasi um sie kümmere. Wozu ich in keinster Weise in der Lage war. Ich fragte sie dann mal vorsichtig, ob sie denn zu meinem Bruder nachhause will. Das lehnte sie sofort ohne nachzudenken rigoros ab. Das ich sie in meiner Wohnung nicht hätte pflegen können, das war ihr aber auch gleich klar.
Mein Vater erwartet auch heute noch zum Teil eine Selbstständigkeit von mir, weil ich ja die Ältere bin, die ich ihm zeitweise nicht geben kann und er dann auch restlos überfordert ist. Wobei er zeitweise auch eher das dritte Kind meiner Mutter war. Wirklich böse bin ich ihm deswegen nicht, aber es ist halt anstrengend, wenn man es ihm nicht direkt sagen kann: Du das kann ich nicht.
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