Kindergeldkürzung bei 2x vergessenen Hausaufgaben
Also so einen Vorschlag finde ich schon sehr heftig. Man hat es doch nicht in der Hand ob die Kinder ihre Hausaufgaben machen oder nicht. OK, bei den kleineren gibt es sicher noch das Hausaufgabenheft, wo alles drinnen steht, aber bei den größeren gibt es so etwas sicher nicht mehr.
Und für 2 mal vergessen soll das Kindergeld gleich um 50% gekürzt werden. Das ist doch wirklich ein Witz. Das hätte gut für den 1. April gepaßt. Wenn ich daran zurückdenke, wie oft man eigentlich eine Hausaufgabe vergißt, sie nicht aufgeschrieben hat oder ähnliches, da hätten meine Eltern ja bald überhaupt nichts mehr bekommen. Und da war noch nicht mal Absicht dahinter.
Gerade in den höheren Schulen ist oft nicht so klar, war jetzt eine Hausaufgabe ist oder nicht. Zumindest war es in meiner Schule so. Was können denn die Eltern dafür wenn die Kinder die Hausaufgaben nicht machen. Bei älteren Kindern könnten sie es sagen, das es jetzt kein Taschengeld mehr gibt oder ähnliches, aber bei jüngeren. Ich finde diesen Vorschlag für einen totalen Witz.
JotJot hat geschrieben:Eventuell haben vergessene Hausaufgaben solche Auswirkungen, aber ich kenne ehrlich gesagt niemanden, der in seiner Schullaufbahn nicht wenigstens zweimal die Hausaufgaben vergessen hat. Das hatte bei etlichen so überhaupt nichts mit Schulverweigerung zu tun, sondern war gerade in höheren Klassen anderen Ursachen (die sicher primär mit der Pubertät zusammen hingen) geschuldet. Einem Alter also, in dem die Eltern auch nur noch sehr bedingt Einfluss auf den Nachwuchs haben.
Freilich, das ist klar. Ich selber habe des öfteren meine Hausaufgaben vergessen bzw vergesse sie heute noch, wobei das weniger Vergessen sondern eher Verweigern ist, aber das ist ein anderes Thema.
Es geht doch darum, den Kindern ein Bewusstsein für Schule und Bildung zu vermitteln, und dazu gehören nun mal auch die Hausaufgaben. Klar, nicht jeder der es mal vergisst endet als Hartzer. Aber es ist doch so, dass diese Entwicklung bereits in der Grundschule beginnt. Früher war das undenkbar, da war auch noch die Autorität der Lehrkraft irgendwo vorhanden. Durch regelmäßiges Hausaufgabenmachen wird schließlich auch die Pflicht der Verantwortung aufrecht erhalten.
Wie gesagt, ich finde die Idee Sarrazin´s auch nicht sonderlich gelungen. Aber er spricht damit einen Punkt an, an dem man ansetzen könnte, in welcher Form auch immer.
JotJot hat geschrieben:Eine andere Frage, die sich dann sofort bei dieser Forderung stellt: die Eltern sollen also dafür sorgen, dass der Nachwuchs die Hausaufgaben macht, weil sie sonst bestraft werden. Könnte das aber nicht auch dazu führen, dass Schüler in immer zunehmenderem Maße unselbstständig werden und dann später für andere Problem sorgen, das Problem also nur nach hinten verschieben.
Das stimmt allerdings. Ich denke, dass so eine Konzept auch nur bei den unteren Jahrgangsstufen Sinn macht, zumal sich ein älterer Schüler sowas wohl nicht mehr sagen lässt und unter Zwang sowieso nur Murks bei rauskommt. Wenn man jedoch gleich von der 1. Klasse an die Schüler dazu bewegt, gewissenhaft Hausaufgaben zu machen, ist dies in späteren Jahren auch nicht mehr nötig, weil es ganz einfach verinnerlicht wird. Im Idealfall...
JotJot hat geschrieben:Die Chancenlosigkeit, da sie (und das ist statistisch gesichert) auch bei sehr guten schulischen Leistungen häufiger benachteiligt werden! Das ist einfach Fakt! Und genau das meint die soziale Undurchlässigkeit des Schulsystems, dafür können ja wohl die Schüler am aller wenigsten.
Ob dies wohl ein ausschlaggebender Faktor für einen Siebt - oder Achtklässler ist? Das mag ein Argument aus der Sicht eines Erwachsenen sein, nicht aber für ein Schulkind.
Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wieso ein Kind mit so einer Herkunft bei guten schulischen Leistungen benachteiligt werden sollte? Das Problem wird wohl die Einstellung innerhalb der Familie sein, die eventuell wenig(er) Wert auf einen höheren Abschluss legt. (Ich will hier auf keinen Fall pauschalisieren, dieser Sachverhalt trifft bestimmt auf einige zu, aber durchaus nicht auf alle)
Wenn die Bedeutung eines guten Schulabschlusses nicht deutlich gemacht wird und zusätzlich die Förderung durch die Eltern fehlt, verwundert es nicht, dass sich viele im besten Fall mit Hauptschule zufrieden geben.
schdief hat geschrieben:Ob dies wohl ein ausschlaggebender Faktor für einen Siebt - oder Achtklässler ist?
Das mag ein Argument aus der Sicht eines Erwachsenen sein, nicht aber für ein Schulkind.
Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wieso ein Kind mit so einer Herkunft bei guten schulischen Leistungen benachteiligt werden sollte? Das Problem wird wohl die Einstellung innerhalb der Familie sein, die eventuell wenig(er) Wert auf einen höheren Abschluss legt. (Ich will hier auf keinen Fall pauschalisieren, dieser Sachverhalt trifft bestimmt auf einige zu, aber durchaus nicht auf alle)
Willst Du "soziale Undurchlässigkeit" nicht verstehen oder kannst Du nicht?! Subbotnik hat es doch schon geschrieben, aber der Sekundarstufe ist nicht mehr das Lernen ausschlaggebend für den schulischen Erfolg sondern eben die Angehörigkeit der Eltern zu einer bestimmten Schicht und auch deren Geld. Da kann man die Wichtigkeit eines guten Schulabschlusses noch so sehr betonen, wenn man die Chance nun mal nicht bekommt, dann bringt das alles nichts!
Ach du meine Güte! Wenn das damals, als ich zur Schule ging, schon so gewesen wäre, dann wäre der Anpfiff, den ich jedes Mal für eine vergessene Hausübung bekommen habe, mehr als nur gerecht fertigt gewesen. Warum sollte denn ein Kind, das einfach verträumt ist und auch unabsichtlich desöfteren etwas vergisst, dafür bestraft werden, in dem man das Geld kürzt, dass eigentlich ja ihm selber zusteht? Mir leuchtet das ehrlich gesagt nicht ein.
Was sollen außerdem die Eltern für vergessene Hausübungen können? Die meisten Eltern glauben doch ihren Kindern, dass sie keine Hausübung haben und können gar nicht nachvollziehen, ob und wie viel Hausübung die Kinder haben und ob diese gemacht wurde. Das finde ich ehrlich gesagt einen überflüssigen Vorschlag und dieser kann außerdem nur von einem Mann kommen, der keine Ahnung hat, wie anstrengend es sein kann, allem voran als alleinerziehende Mutter mit mehreren Kindern alle schulischen Dinge im Griff zu haben.
schdief hat geschrieben:Aber es ist doch so, dass diese Entwicklung bereits in der Grundschule beginnt. Früher war das undenkbar, da war auch noch die Autorität der Lehrkraft irgendwo vorhanden. Durch regelmäßiges Hausaufgabenmachen wird schließlich auch die Pflicht der Verantwortung aufrecht erhalten.
Hausaufgaben sind ein überholtes pädagogisches Konzept - da lernt man nichts in dieser Hinsicht, das wurde auch schon in mehreren Studien nachgewiesen. Hausaufgaben sind einfach eine reine Pflichtübung, deren Auswirkung auf die schulische Leistung überschätzt wird.
Daher ist der Ansatz von Sarrazin auch hirnrissig weil ewiggestrig - vor allem da man hier alle quer durch die Bank abstrafen würde, denn "keine Hausaufgaben machen" ist kein Alleinstellungsmerkmal von ALG II Empfängern und deren Kindern sondern zieht sich quer durch die Gesellschaft. Hier müsste man laufend irgendwelchen Kindergeldempfängern das Kindergeld kürzen, von der Unterschicht bis hoch zur Oberschicht, da ihre Kinder keine Lust auf Hausaufgaben haben.
schdief hat geschrieben:Wie gesagt, ich finde die Idee Sarrazin´s auch nicht sonderlich gelungen. Aber er spricht damit einen Punkt an, an dem man ansetzen könnte, in welcher Form auch immer.
Warum sollte man da ansetzen? Da kann man auch all denen die Steuern erhöhen die ihren Vorgarten nicht in Schuss halten oder ihr Auto nicht regelmäßig waschen. Es ist wie immer ein typischer Sarrazin Kommentar - mal eben heruntergepoltert ohne darüber nachzudenken, was denn alle möglichen Konsequenzen wären wenn man das mal zu Ende denkt.
schdief hat geschrieben:Wenn man jedoch gleich von der 1. Klasse an die Schüler dazu bewegt, gewissenhaft Hausaufgaben zu machen, ist dies in späteren Jahren auch nicht mehr nötig, weil es ganz einfach verinnerlicht wird. Im Idealfall...
Im Ideafall! Im Idealfall gibt`s auch keine Kriminalität oder Steuerhinterzieher - dem ist aber nicht so und dass Schüler die von Anfang an immer ihre Hausaufgaben machen das später auch noch machen ist doch haltlos. Menschen ändern sich und wer in der ersten Klasse noch ordentlich Hausaufgaben macht hat in der 6. Klasse vielleicht keinen Bock mehr drauf.
JotJot hat geschrieben:Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wieso ein Kind mit so einer Herkunft bei guten schulischen Leistungen benachteiligt werden sollte? Das Problem wird wohl die Einstellung innerhalb der Familie sein, die eventuell wenig(er) Wert auf einen höheren Abschluss legt.
Weil nun einmal das Geld der Eltern darüber entscheidet, wie weit man in der Schule vorankommt . Und das, was JotJot schon angesprochen hat, ist nun einmal bewiesen - egal ob man sich jetzt auf Statistiken oder Studien stützen mag, alle sagen das gleiche aus: Der soziale Status der Eltern entscheidet über die Schulform. Bei Hauptschule und Realschule mag es da keinen echten Unterschied geben, da der Unterschied hier gering ist - nur das Gymnasium können die wenigsten sozialschwachen Eltern ihren Kindern ermöglichen, einfach weil ein Gymnasialbesuch wesentlich mehr kostet.
Und was bis zur 10. Klasse noch auszuhalten wäre ist danach hinfällig - das Abitur wird als Ausbildung betrachtet die staatlich kaum noch gefördert wird, heißt: Subventionen für Lehrmittel, Ausflüge oder ganz einfach nur für den Schulweg (Transportkosten) werden nicht bzw. nur noch in Grenzfällen übernommen. Hier müssen dann die meisten Eltern die Kosten größtenteils alleine stemmen! Im Gegensatz zur Hauptschule und Realschule kostet das Gymnasium wesentlich mehr - schon vor dem Abitur und das Abi erst recht!
Vom Studium will ich erst gar nicht erst anfangen, was schließlich das Ziel nach dem Abitur sein sollte - bei dem wackeligen Arbeitsmarkt jemanden zu verklickern, dass er sich doch auf Jahre hinaus verschulden soll (da die Eltern sie dabei nicht unterstützen können) um studieren zu können, aber gleichzeitig ständig vor Schuldenfallen warnen ist geradezu paradox.
Was denkst Du wohl, warum das dreigliedrige Schulsystem komischerweise fast deckungsgleich mit dem sozialen Status der Eltern ist? Sprich: Hauptschule & Realschule Unterschicht & untere Mittelschicht - Gymnasium: obere Mittelschicht & Oberschicht? Weil Ärmere keine Lust haben ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen? Es ist nachgewiesen, dass viele ihre Kinder gerne auf`s Gymnasium schicken würden - sie es sich aber einfach finanziell nicht leisten können.
Das kann man z. B. sehr ausführlich hier nachlesen: Generation und Ungleichheit von Marc Szydlik: Beitrag von Thorsten Schneider (ab Seite 77).
Und unter diesem Aspekt ist es völlig egal, ob die Kinder Hausaufgaben machen oder nicht - es bringt sie sowieso nicht weiter und das Kindergeld zu kürzen ist eine reine Drangsalierung der Eltern um ihnen den Willen von irgendeinem Dampfplauderer aufzuzwingen, der die Realität verkennt und die wahren Ursachen im Bildungssystem, dass wer unten ist auch unten bleibt.
Der Vorschlag ist einfach nur schwachsinnig. Mal abgesehen davon, dass das ja kaum überprüfbar ist bzw. ein Lehrer, der ein Kind "auf dem Kieker hat" das missbrauchen könnte, ist es wohl kaum immer möglich, ein Kind zu überprüfen.
Manche Kinder vergessen schlichtweg, in einem Fach die Hausaufgaben aufzuschreiben, wie bitte sollen die Eltern da Einfluss nehmen? Zweimal die Hausaufgaben vergessen ist schnell passiert, und mit der Leistung der Kinder in der Schule hat das rein gar nichts zu tun. Manche Kinder sind schludrig und hochintelligent, andere erledigen pflichtbewußt ihre Hausaufgaben und sind nicht begabt - wo da die Logik sein soll, ist mehr als fraglich.
Ich finde diese Thematik an sich so etwas von marginal, dass ich mich frage, wie ein Politiker überhaupt auf dieses Thema kommen kann. Da finde ich selbst manche der reißerischen Aussagen Westerwelles noch "harmlos" gegen so einen unsinnigen Ansatz. Demnächst bekommen Eltern "Kindergeldabzug", wenn ihre Kinder mit einem Fleck auf der Kleidung im Kindergarten abgegeben werden oder dergleichen - denn dann sind sie ja verwahrlost und werden garantiert einmal straffällig! Solche Äußerungen haben meiner Meinung nach wirklich nichts mit einer Sorge nach dem Kindeswohl zu tun, sondern sind einfach sinnfrei.
Das ist mal wieder etwas neues, woran der Staat mal wieder Geld sparen möchte. Klar ist der Vorschlag total lächerlich. Jedes Kind kann mal seine Hausaufgaben vergessen. Vor allem muss es noch nicht mal an der Mutter liegen. Das Kind kann auch zu Hause sagen, es hätte keine Hausaufgaben auf. Soll die Mutter jeden Tag in der Schule anrufen und nachfragen und das überprüfen?!
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