Auswandern und die berufliche Zukunft

Zur Zeit mache ich mir Gedanken über das Auswandern nach Afrika. Die wichtige Frage lautet: Von was soll ich dort Leben? Hier in Deutschland habe ich eine Vollzeitstelle als Bürokauffrau, genau das habe ich auch gelernt. Englisch spreche ich auch. Ich habe viel gegrübelt und mir Gedanken über die Möglichkeiten, die mit wenig Geld möglich sind, gemacht.

Folgende Möglichkeiten stehen zur Auswahl:
- Job suchen und Arbeitsgenehmigung erhalten.
- Selbstständig machen, beispielsweise im Tourismus oder Ähnliches.

Habt ihr schon Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt? Oder Habt Ihr für Ideen, was würdet ihr machen?

Das klingt ein wenig ungeplant bzw. noch ohne Konzept. Und ohne Dir jetzt Hoffnungen nehmen zu wollen (was ich auch nicht könnte), ist das die wichtigste und erste Voraussetzung für ein Scheitern nach allen Regeln der Kunst!

Allein das Ziel ist ja extrem gefasst. Denn Afrika ist ja wirklich ein weiter Begriff und die Vorstellung, mit Englisch weit zu kommen, trifft bei weitem nicht auf alle Staaten oder Regionen in Afrika zu. Noch nicht einmal in den Hauptstädten - daher mache ich mir keine Illusionen was das flache Land angeht. In weiten Teilen ist z.B. französisch die offizielle Sprache und meine reale Erfahrung ist, dass dann die Leute eben kein Wort Englisch sprechen (als ein Beispiel von vielen: Kongo).

In vielen Staaten ist es noch so, dass ich mich persönlich ohne lokale Begleiter auch in der jeweiligen Hauptstadt (selbst nur im Business District) nicht frei bewegen würde! Man fällt als Ausländer nämlich sehr leicht auf. Und dann kann es sein, dass man Opfer eines Raubüberfalls wird. Egal ob auf Madagaskar oder Nigeria! Bei Geschäftreisen übernimmt die Sicherheitsfirma einen auch nur dann, wenn man vertraglich festlegt, sich eben auch nur von deren Fahrservice fahren zu lassen und auch nur die empfohlenen Lokale aufzusuchen hat. Es ist eben wirklich alles anders und ich habe schon das Gefühl, dass die Sorgen berechtigt sind.

Ohne Kontakt wirst Du dann in kaum einem Land eine Chance haben, eine reguläre Arbeitsstelle zu bekommen. Mal davon abgesehen, dass der Lohn dann nicht zum überleben reichen würde. Und um sich selbständig zu machen (was geht und sicher lukrativ sein kann!) benötigst Du wirklich ein gewisses Startkapital, weil Du sonst an der Bürokratie (ja, auch in Schwarzafrika) verzweifelst. Behörden haben alle Zeit der Welt, wenn Du den offiziellen Weg gehen willst. Du aber nicht, wenn Du vom Geldverdienen abhängig bist. Das Beschleunigen von Verwaltungsakten ist daher Pflicht! Und das kostet Geld. Und Dir als Ausländerin unterstellt man dann auch noch, sowieso Reich zu sein und eben entsprechend zahlen zu können.

Außer vielleicht in Südafrika sehe ich also kaum eine realistische Chance, wirklich ohne Kontakte und/oder ohne viel Geld (Startkapital - das auch für europäische Verhältnisse viel sein sollte) Fuß fassen zu können. Aber selbst in Südafrika würde man Dich nicht mit offenen Armen empfangen!

Bevor Du so was also wirklich umzusetzen gedenkst, solltest Du Dir dringend konkretere Ziele setzen und bereits jetzt darauf hinarbeiten. Also, welches Land (Sprache lernen (wenigstens die offizielle Landessprache) soll es sein und in welcher Branche (Kenntnisse aneignen) willst Du arbeiten. Dann auch dafür sorgen, ausreichend Kapital mitzubringen und anfangen, Kontakte zu knüpfen. Das Land auch vorher bereisen (als Touristin!) und dann bei der Gelegenheit eben auf alles achten, was Dich bzgl. Deiner Idee betrifft. Das Ganze funktioniert leider nicht überstürzt sondern bedarf eine langen Planung!

Auswandern kann manchmal durchaus funktionnieren, auch beruflich gesehen. Jedoch erscheint mir dein Anliegen auch noch sehr ungeplant und unkoordiniert. Du solltest dir auf jeden Fall gründlich überlegen, warum du das eigentlich möchtest!

Es gab ja auch eine Zeit lang im Fernsehen die Sendung "Die Auswanderer" (oder gibt es die noch immer?) Ich habe davon einige Sendungen gesehen und war einfach nur verwundert, mit welcher Naivität manche Leute auswandern! Viele bedenken einfach nicht, dass ein Urlaubsland dann nicht mehr das Urlaubsland ist, sonder ebenso ein Land in dem man Arbeiten muss und das in der Regel sogar wesentlich mehr und härter als im eigenen Land! Ausländer haben es oft nicht leicht und einfach so auf Holladiro würde ich niemals auch nur in Erwägung ziehen auszuwandern!

Ich habe nach meiner Matura ein Jahr in Südfrankreich gelebt. Mir hat es dort so gut gefallen, dass ich mir danach auch ernsthaft überlegt habe, nach Frankreich zu ziehen. Ich habe mir überlegt, mein Studium in Österreich noch zu beenden und dann hinzuziehen. Ich habe mich dann auch genauer erkundigt und bin sehr rasch draufgekommen, dass das nicht so einfach wird. Meine Lehramtsausbildung würde dort fast nichts wert sein, beziehungsweise wollte ich damals auch eventuell noch Kindergärtnerin werden. Da hätte ich jedoch auch nur Chancen gehabt, wenn ich in Frankreich die Ausbildung gemacht hätte. Im Endeffekt hätte ich wohl nur wenig berufliche Chancen gehabt.

Bevor du endgültig auswanderst, würde ich hier nicht gleich alle Zelte abbauen. Überlege dir gründlichst ein Konzept, aber auch ein realistisches und gehe auch zu einer Beratung, die dein Vorhaben neutral beurteilen kann. Entscheide auch nicht von heute auf morgen sondern lass dir für deine Überlegungen genügend Zeit. Überlege dir auch einen Notfallsplan, falls dein Plan in Afrika nicht aufgehen sollte! Kannst du dann auch wieder zurück! Es gibt tatsächlich Fälle, die im Ausland sitzen und kein Geld mehr haben wieder ins eigene Land zurückzukommen! Dazu gehört nämlich auch mehr als ein einfaches Flugticket. Du brauchst dann auch hier wieder eine Wohnung, Arbeit und vieles mehr!

Bedenke auch, dass es in vielen Ländern sehr wenig soziale Unterstützung gibt! Oft bist du auf dich alleine gestellt! Oft gibt es keine Krankenkassen und dergleichen und die gesundheitliche Versorgung musst du dir dann selber finanzieren! Wie, ohne Arbeit?

Mich würden auch sehr deine Gründe interessieren, warum du eigentlich auswandern möchtest? Hast du auch einen konkreten Wunsch oder Vorstellung, wohin genau, oder einfach nur Afrika? Warst du überhaupt schon einmal dort? Diese Frage mag nun lächerlich klingen, aber es gibt tatsächlich Leute, die vorher noch nie in ihrem zukünftigen Land waren! Unglaublich, aber wahr! Und falls du schon einmal in Afrika warst: warst du auch schon länger als eine durchschnittliche Urlaubsdauer dort also hast du auch schon die Möglichkeit gehabt, das Land nicht nur als Urlauber kennen zu lernen?

Tournesol hat hier wirklich noch einen wichtigen Punkt angesprochen, den ich ebenfalls für entscheidend für so ein Vorhaben halte: die Motivation bzw. der Grund, auswandern zu wollen. Davon hängt wie ich finde auch der Erfolg entscheidend ab. Oder anders: mit der falschen Motivation zeichnet man schon von Beginn an den Weg zum Scheitern vor und diese Erfahrung ist sicher etwas, die niemand machen muss um daraus zu lernen. Sie lässt sich nämlich verhindern!

Vielleicht noch die Gründe dafür, warum die eigene Motivation immer berücksichtigt werden muss: will man z.B. nur Problemen, die man hier hat, entfliehen, dann kann das nicht funktionieren. Schließlich tut man damit nichts, was den Schwierigkeiten die Grundlage entzieht und es spricht nichts dafür, dass die Probleme einen nicht begleiten oder aber man die gleichen Probleme nicht auch an anderer Stelle bekommt.

Genauso wenn der berufliche Erfolg in der Heimat ausbleibt oder die Karriere nicht den Verlauf nimmt, den man sich vorgestellt hat. Warum sollte das denn im Ausland anders sein, wo doch dort auch noch schlechtere Ausgangsbedingungen herrschen. Man kennt die Sprache nicht perfekt und muss die Mentalität der Leute erst noch richtig einschätzen lernen.

Dies nur als zwei mögliche falsche Gründe, im Auswandern sein Heil zu suchen.