Führerscheintourismus ins Ausland!

vom 15.03.2010, 22:04 Uhr

Angeregt durch einen andere Fragstellung: Fahrverbot, welche Kosten kommen auf einem zu? habe ich mich an eine Dokumentation im Fernsehen erinnert, die ich unlängst gesehen habe. Laut diesem Bericht gibt es einen eigenen Führerscheintourismus in die Tschechei glaube ich. Dort soll es wesentlich billiger und einfacher sein, seine Fahrerlaubnis wieder zu bekommen. Die Dokumentation hat sich glaube ich aber vor allem an jene gerichtet, die ihren Führerschein nicht auf Zeit sondern auf Dauer verloren haben und nochmal eine Prüfung machen mussten und auch ein psychologisches Gutachten.

Der Psychologe dort wurde auch interviewt. Vor allem wurde er gefragt, wie er es verantworten kann, ein psychologisches Gutachten auszugeben, ohne ein persönliches Gespräch geführt zu haben. Die Kandidaten müssen dort nämlich gerademal ein paar lächerliche Fragen am Computer beantworten, die wohl jeder beantworten kann, beziehungsweise wo man gleich genau weiß, was man antworten muss.

Die anschließende Fahrprüfung ist genauso lächerlich und dauert gerade mal ein paar Minuten. Der Fahrlehrer gab als Begründung an, dass er nicht länger prüfen muss, weil in Deutschland sind die Straßen viel besser und da ist dann auch das Fahren leichter! Unglaublich diese Aussagen!

Dann benötigt man natürlich für einen ausländischen Führerschein auch eine gemeldete Adresse im Ausland. Aber auch das ist dort kein Problem. Man bekommt einfach eine Briefkastenadresse. Man muss dort nicht wohnhaft sein um einen Meldezettel zu bekommen und voilà schon steht dem Führerschein nichts mehr im Wege!

Es wurde dann auch noch darüber diskutiert, ob dieser Führerschein dann in Deutschland auch rechtsgültig sein und ein Zollbeamter hat dann sogar gemeint, dass der durchaus seine Gültigkeit hat. Es wurde dann wenigstens eine Gesetzeslücke geschlossen, wo festgehalten wurde, dass man im Ausland keinen Führerschein mehr machen darf, wenn einem im Inland die Fahrerlaubnis entzogen wurde, aber ich denke es ist wohl auch nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand draukommt, wie man auch das austrixen kann!

Ich persönlich finde diese Ausweichmöglichkeit sehr arg! Es wird wohl seine Gründe haben, warum man keinen Führerschein mehr bekommt und wer wiederholt alkoholisiert mit dem Auto fährt, sollte auch wirklich keine Fahrerlaubnis mehr bekommen zumindest nur mit dem entsprechenden Gutachten, wobei ich ja selbst da glaube, dass die sich selten wirklich belehren lassen.

Was haltet ihr von dieser Möglichkeit? Findet ihr es in Ordnung, auf diesem Weg zu seinem Führerschein zu kommen? Würdet ihr das im Zweifelsfall selber so machen? Und warum?

hier ist noch der Link zu oben genannten Beitrag (konnte ihn irgendwie nicht mehr oben einfügen).

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Der Grund, warum man den Führerschein im Ausland gemacht hat, war doch bisher der, dass das Wiedererlangen der Fahrerlaubnis nach deren Entzug (nach z.B. Alkoholfahrten oder aber bei unbelehrbaren nach zu vielen Punkten) an das Bestehen der MPU geknüpft ist. Diese Prüfung ist ja zum einen nicht billig. Zum anderen besteht die reale Gefahr, wenigstens beim ersten Mal den Gutachter nicht zu überzeugen und damit durchzufallen. Da ist doch der einfache Weg über das Ausland sicher bequemer und billiger.

Auch kann ich mir Kostengründe bei denen Vorstellen, die keine Probleme hätten (Seitens der Führerscheinstelle) die Fahrerlaubnis in Deutschland zu erwerben. Heute kostet dies ja schon einen ordentlichen Betrag. Wenn man nun in Grenznähe wohnt und entsprechende Kontakte hat oder knüpfen kann, ist man auch als Führerscheinneuling bzw. Anwärter sicher auch in Versuchung geführt. Und in dem Fall wäre es ja noch nicht einmal verwerflich.

Problematisch ist einfach der Versuch, den hier ausgesprochenen Sanktionen auszuweichen und zu versuchen, schlauer zu sein als die Behörden. Dabei ist das ja noch nicht mal das Problem. Vielmehr ist es so, dass der Entzug nicht grundlos geschehen ist und nicht nur als Strafe für den Betroffenen zu verstehen ist, sondern auch als Schutz für alle anderen fungiert!

Wenn jemand von behördlicher Seite als nicht geeignet zu führen von Kraftfahrzeugen eingestuft wird, dann passiert das eigentlich immer mit Grund und es ist kein Fehler, wenn man verlangt, dass vorher alles, was zum Entzug geführt hat, für die Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen.

Nun gibt es ja entsprechende Regelungen und bilaterale Vereinbarungen zwischen den Staaten, welche diesen Führerscheintourismus erschweren und damit künstliche Barrieren errichtet. Es bleibt aber dabei, dass es dennoch Wege gibt, diese zu umgehen und als Deutscher trotz allem an einen Tschechischen Führerschein zu kommen. Entscheidend wird dann die Kontrolle hier, wenn eben so ein Fahrer (also jemand mit ständigem Wohnsitz in der BRD und einem ausländischen Führerschein) geprüft wird. Wird hier eben geprüft, ob gegen den Fahrer was vorliegt, kann gehandelt werden. Und ich denke, so was würde dann wie ein Fahren ohne Fahrerlaubnis gewertet. Und das ist kein Kavaliersdelikt. Zusätzlich macht es übrigens die Sache Schwieriger, sich später doch noch für die Fahrerlaubnis als charakterlich Geeignet darzustellen. Immerhin hat der Betroffene keine Einsicht gezeigt, was sich immer schlecht macht und natürlich die Prognose für Fehlverhalten beeinflusst. Und das nicht zum Vorteil des Betroffenen!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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