Ein Urlaub in Rumänien mit Folgen
Ich betreue einmal in der Woche einen Jungen. Dieser kleine Kerl hat eine rumänische Mutter, die ihn in den Ferien mit nach Rumänien genommen hat, um dort Urlaub zu machen. Nun kommt diese Frau aus sehr, sehr ärmlichen Verhältnissen und ihr Elternhaus gleicht einer Bretterbude. Damit ihr euch ein Bild machen könnt, wie die Umstände dort sind, kann ich euch berichten, daß sie keine, wirklich gar keine Sanitäreinrichtungen haben. Auch keine Toilette.
Und wenn das alles nicht schon schlimm genug für den Siebenjährigen wäre, wurde er nun auch noch von Flöhen gepiesakt. Er hatte mir schon im Vorfeld die Ohren vollgejammert, daß er nicht mitgehen möchte. Ihm ist der Unterschied vom "gesegneten" Deutschland und dem veramten Rumänien noch gut vom letzten Mal in schrecklicher Erinnerung geblieben.Aber ich konnte dem armen Kerlchen nicht helfen, es war bereits entschieden.
Und jetzt bekam ich gerade den Anruf des Vaters, er ist Deutscher, obwohl das keine Rolle spielt, daß der kleine Mann wieder aus dem Feriendomizil zurück ist und ich ihn ab nächste Woch wieder zu mir nehmen könnte. Der Vater hat in diesem Fall das Aufenthaltsbestimmungsrecht, da sich die Beiden in Scheidung befinden.
Er erzählte mir, wie furchtbar sein Sohn die Ferien gefunden hat und daß er mit ihm erstmal zum Kinderarzt rennen kann, weil er über und über übersät ist mit Flohstichen. Mir lief es vor Ekel den Rücken hinunter. Nun habe ich, wahrscheinlich die alberne und unbegründete Befürchtung, daß er die Viecher mit zu sich nach Haus geschleppt haben könnte. Sozusagen, als blinde Passagiere, die bei ihm nun weiter existieren können. Der Vater meinte, daß die Flöhe anscheinend in den Betten waren. Kann es sein, daß er bei sich zu Hause nun auch Flöhe hat? Kann er sie unter Umständen mit seinem Gepäck oder auf seinem Körper mitgebracht haben? Und kann er sie gegebenenfalls mit zu mir nach Hause bringen, wenn er das nächste Mal bei mir ist?
Ich versuche nur alle Möglichkeiten abzuarbeiten. Immerhin trage ich auch die Verantwortung für meinen eigenen Sohn. Ich möchte nicht, daß andere sagen, warum ich mich nicht besser informiert hätte, falls meine Familie auch betroffen werden könnte.
Hallo
Also ich finde um die Flöhe solltest du dir weniger Sorgen machen .
Du sagtest, dass du den Jungen öfters betreust und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass solche Kinder einem ans Herz wachsen. Du siehst also wie das Kind gegen seinen Willen mit seiner Mutter nach Rumänien fährt, obwohl der geschiedene Vater das Aufenthaltsbestimmungsrecht hat und unternimmst nichts dagegen? Also so wie ich das sehe wäre es doch das mindeste sich mit dem Vater zusammenzusetzen und das Thema klären. Schließlich ist so eine Reise doch eine schlimme Erfahrung für den Kleinen.
@testfreak
Du kannst dir sicher sein, daß mein Mann und ich unser Bestes versucht haben. Nun ist es aber so, daß ich den Kleinen nur einmal in der Woche betreuen darf und ich deswegen nicht das wahnsinnig große Mitspracherecht habe. Auch wenn ich mir das anders wünschen würde.
Er hat nunmal einen Vater und auch eine Mutter, die beide das letzte Wort haben. Außerdem ging es bei der Reise auch um das Besuchen seiner Großmutter, die eben aus derartigen ärmlichen Verhältnissen kommt. Aber seine Eltern sind der Meinung, daß er sehen soll, wo er ursprünglich herkommt und wer alles zu seiner Familie gehört.
Ich werde ihn nächste Woche wieder zu mir holen. Dann wird der Junge mir bestimmt erzählen, wie er die Reise in Erinnerung hat. Gegebenfalls kann ich mir seine Sorgen anhören und mich wieder um ihn kümmern. Allerdings werde ich ihm gegenüber niemals die Entscheidungen seiner Eltern, besonders seiner leiblichen Mutter, anzweifeln. Das wäre ein riesiger Fehler und niemanden gegenüber fair oder richtig. Vielen Dank, für deine Antwort.
Ich verstehe zwar deine Sorgen um deine Familie, du willst eben, dass sie gesund bleiben und sich nicht mit irgendwelchen Bissen herumplagen müssen. Aber wenn ich mir diese Geschichte so durchlese, denke ich, dass es da viel größere Probleme gibt, um die du dir Sorgen machen könntest.
Der junge scheint ja wirklich arm dran zu sein, er wird gegen seinen Willen gezwungen, nach Rumänien zu reisen und kommt dann auch noch so wieder. Das mit den Flöhen hört sich ja wirklich alles andere als angenehm an. Ich bin mir sicher, dass man das Kind nicht gegen seinen Willen zwingen kann, dorthin zu reisen und solche Torturen mitzumachen.
Ich würde erst einmal mit den Eltern reden, und ihnen noch einmal ins Gewissen reden, wie der Junge quält und dass das doch wirklich eine Zumutung ist. Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit, dass man diese Verwandte für einige Zeit nach Deutschland holt. Dann kennt der Junge seine Familie, muss aber nicht so leiden. Wenn sie sich völlig uneinsichtig zeigen, würde ich noch einmal mit dem Jungen reden, dann kann er dir seine Situation noch einmal genau erkläre. Und dann würde ich gegebenenfalls das Jugendamt einschalten.
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