1. Schuljahr: Schwammdiktate

vom 12.03.2010, 12:52 Uhr

Meine Freundin erzählte mir eben, dass ihr Sohn, der im 2. Halbjahr des ersten Schuljahres ist seit einiger Zeit die sogenannten "Schwammdiktate" schreibt. Einzelne Wörter werden an die Tafel geschrieben und die ganze Klasse liest es zusammen laut und dann wird es weggewischt und die Kinder müssen das Wort aufschreiben.

Ich frage mich, was diese Methode im 2. Halbjahr des 1. Schuljahres soll. Im 2. Halbjahr der ersten Klasse haben meine Kinder schon ganze Texte diktiert bekommen, die sie dann aufschreiben mussten. So haben sie nicht nur einzelne Wörter geschrieben und sie haben das Wort wirklich im Kopf haben müssen.

Ganze Texte schreibt der Sohn meiner Freundin nur, wenn er einen kleinen Text abschreiben muss. Dieser Text wird dann eingesammelt und die Fehler werden zwar gekennzeichnet, aber es wird nichts dazu gesagt, wenn sie den Text wiederbekommen. OK, Noten bekommen sie noch nicht. Aber bei meinen Kindern wurde dann trotzdem die Anzahl der Fehler und ein Smiley druntergemalt, der zeigte wie die Leistung war.

Kennt ihr diese "Schwammdiktate"? Was hat das mit diktieren/Diktat zu tun? Wie findet ihr die Methode? Lernen die Kinder dadurch nicht viel langsamer?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Im ersten Schuljahr ist der Lehrer noch bemüht den Kinder spielerisch das Lesen und Schreiben beizubringen. Dabei gibt es unterschiedliche Arten an ein Thema heran zu gehen. Ebenso prägt sich etwas sehr viel besser ein, wenn man es sieht, hört und selber anwendet. Das ist die effektivste Art etwas zu lernen. Das ist auch wissenschaftlich belegt.

Ich finde diese Art, Wörter zu lernen gar nicht so schlecht. So haben die Kinder glech drei Mal mit dem Wort zu tun und können sich die Schreibweise besser einprägen. Zum einen sehen sie das Wort an der Tafel stehen, was sich dann bildlich einprägt. Durch das gemeinsame Aussprechen des Wortes sehen sie es nicht nur geschrieben, sondern hören es auch. Und zum Schluss wird es weggewischt und sie müssen sich erinnern, wie es geschrieben wird und müssen es selber noch einmal wiedergeben. Dies alles bewirkt, dass sich die Kinder das Wort besser einprägen, da sie es gesehen, gehört und selber geschrieben haben.

Diese Methode ist cleverer, als im ersten Schuljahr schon mit normalen, langweiligen Diktaten anzufangen. Es wird den Kindern spielerischer beigebracht und die Kinder verlieren so vielleicht ncht so schnell die Lust am Lernen. Klar, früher hat man den Kindern auch Wörter durch Diktate beigebracht, aber inzwischen ist die Wissenschaft weiter und man hat heraus gefunden, wie man sich etwas besser merken kann. Warum sollte man nicht solche Methoden dann auch anwenden?

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das ist die neue Art Deutsch zu lernen. Mein Sohn ist nun in der 2 Klasse und auf Rechtschreibung wird nun erst seit diesem Schuljahr geachtet. In der 1. Klasse durften sie noch schreiben wie sie möchten und nach Gehör. Sie sollen dadurch keine Hemmungen haben einfach mal was zu probieren und sich auf ihre Ohren zu verlassen.

Ich fand das auch nicht in Ordnung, denn nun hat Kai echte Probleme mit der Rechtschreibung. Im 1. Schuljahr wurden ab dem 2 Halbjahr wohl auch mal einige Wörter geübt. Die durften sie dann nicht mehr falsch schreiben. Dann haben sie auch einige Formen von Diktaten wie Dosendiktat oder Partnerdiktat und noch viele mehr. Blicke da auch nicht wirklich durch und zweifle die neue Lehr-Methode auch stark an. Aber dagegen kommt man wohl nicht an.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Heutzutage wird vor allem in der Volksschule versucht, vieles auf eher spielerischem Weg beizubringen. Solche Schwammdiktate sind da durchaus üblich und werden sogar häufig verwendet.

Ich finde diese Art der Diktate gar nicht so schlecht. Der pädagogische Hintergedanke dazu ist, dass das Kind zunächst einmal das Wort sieht und es somit im Kurzzeitgedächtnis speichern muss, weil es ja ein wenig dauert, bis sie das Wort dann aufgeschrieben haben.

Später werden diese Schwammdiktate zu Laufdiktaten erweitert. Bei Laufdiktaten wird ein Text auf einem Zettel irgendwo im Klassenraum befestigt, es kann sogar sein, dass sich dieser Zettel am Gang befindet, je nachdem wie offen die Lehrmethoden der Schule sind. Das Heft der Kinder befindet sich an ihrem Platz oder zumindest in einiger Entfernung zum ausgehängten Text. Die Kinder haben dann die Aufgabe, den Text "abzuschreiben". Wie sie das handhaben, bleibt ihnen überlassen. Sie können sich nur ein einziges Wort merken und dann gleich zu ihrem Heft laufen und sie können meinetwegen auch vor dem Text sitzen und ihn zur Gänze auswendig lernen und dann in ihrem Heft eintragen.

In der Regel wählen die Kinder eine Zwischenvariante und merken sich ein paar Wörter oder einen Satz und schreiben ihn dann auf. Es ist auch durchaus interessant zu beobachten, wie ein Kind mit solchen Schwamm- oder Laufdiktaten umgeht! Überfliegt es nur das Wort oder prägt sich das Kind die einzelnen Buchstaben genau ein?

Auch wenn mir manche Unterrichtsformen doch schon etwas zu frei und offen sind, halte ich den generellen Trend des spielerischen Unterrichtens durchaus für sinnvoll und effektiv. Die Kinder haben mehr Freude am Lernen und das ist meiner Meinung nach sehr wichtig! Ein Kind, dass keine Freude mehr am Lernen hat, wird immer Probleme in der Schule haben.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich muß sagen das ich hier auch noch von der alten Sorte bin und diese Lernmethoden ein wenig seltsam finde. Es mag schon sein das die Kinder dadurch etwas lernen, aber nicht so viel wie wir es noch zu unserer Schulzeit getan haben.

Wir haben in der ersten Klasse sehr schnell begonnen zu lesen und Diktate zu schreiben. Am Anfang waren es nur Wörter und am Ende des ersten Schuljahres waren es dann schon einfach Sätze. Wenn ich lese das in der ersten Klasse die Schüler noch schreiben können wie sie wollen und nicht auf die Rechtschreibung achten müssen, dann wird mir schon fast schlecht. Was soll das denn mit lernen zu tun haben.

Überall hört man das die Kinder nicht mehr vernünftig lesen und schreiben können. Wenn man von den Unterrichtsmethoden liest dann kann ich mir schon vorstellen woher das kommt. Bitte nicht böse sein, aber das finde ich dann schon ein wenig sehr extrem. Die Kinder sollen was lernen. Auch wir haben viele Sachen spielerisch erlernt aber konnten trotzdem nach dem ersten Schuljahr schon einfache Sätze schreiben und ein wenig lesen. Das hört sich für mich so an als wenn die Volksschüler das heutzutage nicht mehr können.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde es eher schlimm, dass man solche Methoden überhaupt erfinden muss. Am Anfang kennen die Kinder doch sowieso erst sehr wenige Buchstaben und können auch noch nicht viele Worte bilden. Und es wird ja auch nicht erwartet, dass sie seitenlange Aufsätze selbst verfassen, sondern es werden kurze Texte eingeübt und dann nach einer Woche per Diktat geprüft. So war es zumindest bei mir in der ersten Klasse. Es sollte doch möglich sein, binnen einer Woche die Schreibweise von 30 Wörtern zu beherrschen (bzw. etwa 10 neue Wörter jede Woche).

Ich glaube, das liegt daran, dass die Kinder nicht gern lesen, beziehungsweise die Eltern keinen Wert drauf legen. Beim Lesen lernt man die Rechtschreibung doch nebenbei. Aber unter diesen Umständen halte ich die Schwammdiktate eigentlich doch für eine ganz gute Idee.

» -luzie- » Beiträge: 99 » Talkpoints: -0,53 »


Solche Methoden müssen erfunden werden, weil immer mehr Kinder in die Schule kommen und enorme Defizite in der Sprachentwicklung mitbringen. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig, aber bei den meisten Kindern liegt es daran, das zu Hause zu wenig mit den Kindern gesprochen wird und dazu noch im Kinderzimmer ein eigener Fernseher steht.

Ich selbst kenne nun die Unterrichtsmethoden an zwei Schulen in verschiedenen Bundesländern. Und ich muss sagen, das in Sachsen doch eher nach den Methoden unterrichtet wird, welche ich vor 30 Jahren schon selbst erlebt habe.

Meine zwei Mädels sind ja nun im 2. Halbjahr der ersten Klasse und können ohne abzuschreiben schon kurze Sätze selbst schreiben. Einfach nur durch diktieren. Man muss zwar manche Wörter, besonders wenn sie noch recht neu sind, mehrmals wiederholen, damit sie alle Buchstaben zusammenkriegen. Aber sie können es halt aus dem Gedächtnis und dem Hören heraus aufschreiben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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