Unterschied Private & Gesetzliche Krankenversicherung
Hallo,
ich höre so oft, dass eine private Krankenversicherung besser sei als eine gesetzliche Krankenversicherung. Man hört aber auch, dass die private Krankenversicherung teurer sei als die gesetzliche Krankenversicherung. Da habe ich mich mal gefragt, wo überhaupt der Unterschied zwischen den beiden Versicherungen ist.
Bezahlt man bei der privaten Krankenversicherung alles selbst? Wieso ist die private Krankenversicherung so viel besser? Welche Vorteile bzw. Nachteile hat man bei der privaten Krankenversicherung? Was bezahlt man jeweils selbst und was wird von der Versicherung übernommen? Und was mich am meisten interessiert ist, um wie viel eigentlich die private Krankenversicherung teurer ist als die gesetzliche.
conansc hat geschrieben:Da habe ich mich mal gefragt, wo überhaupt der Unterschied zwischen den beiden Versicherungen ist.
Kurz gesagt: Die eine ist Pflicht (gesetzliche Krankenversicherung), die andere ist freiwillig . Und: die eine ist einkommensabhängig, die andere nicht (private Krankenversicherung).
conansc hat geschrieben:Bezahlt man bei der privaten Krankenversicherung alles selbst?
Das kommt auf den Tarif an: Bis zum Selbstbehalt (der unterschiedlich je nach gewähltem Tarif ausfallen kann) zahlt man alles selber, darüber zahlt die private Krankenversicherung.
conansc hat geschrieben:Wieso ist die private Krankenversicherung so viel besser?
Weil sie kurz gesagt je nach Tarif mehr Leistungen als die gesetzliche bieten kann, aber auch genausoviele (Basistarif). Heißt: Was die gesetzliche nicht zahlen würde, zahlt (je nach Tarif) die private Krankenversicherung trotzdem - und: sie ist einkommensunabhängig.
conansc hat geschrieben:Welche Vorteile bzw. Nachteile hat man bei der privaten Krankenversicherung?
Die Hauptvorteile bei der privaten Krankenversicherung im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung sind:
- Sie kann tarifabhängig mehr Leistungen bieten.
- Sie ist in der Regel billiger (je nach Tarif, Vorerkrankungen und Eintrittsalter) da einkommensunabhängig.
Letzteres ist wichtig für Selbstständige, weswegen vor allem Selbstständige in der privaten Krankenversicherung sind. Für Angestellte und Arbeiter macht sie selten Sinn, da diese oft weniger verdienen und somit recht niedrige Beiträge zahlen und diese dazu noch vom Arbeitgeber bezuschusst werden. Letzteres entfällt bei Selbstständigen, so dass diese 100 % des Beitragssatzes zahlen und nicht Pi mal Daumen 50 % die Arbeitnehmer.
Dazu kommt, dass die gesetzliche Krankenversicherung für Selbstständige durch die Einkommensgrenzen oft teuer ist da sie einkommensabhängig ist. Mal am eigenen Beispiel was das konkret bedeutet: in der gesetzlichen Krankenversicherung müsste ich den Höchstbeitrag glaube um die 570 Euro zahlen - in der privaten Krankenversicherung zahle ich um die 130 - 150 Euro im "Luxustarif", da das Einkommen nicht berücksichtigt wird, sondern nur: wann man eingetreten ist (Eintrittsalter) und wie "krank" man eingetreten ist sowie welchen Tarif man wählt (also welche Leistungen man möchte).
Heißt für mich unter`m Strich: Mal eben 5000 Euro im Jahr gespart bei wesentlich besseren Leistungen. Oft ist es aber nicht so billig, der Durchschnittstarif ist eher bei 220 - 250 € - das ist dadurch bedingt, dass die private Krankenversicherung im Alter meist teurer wird (ich bin ja noch relativ jung), ich seit Jahren nie zum Arzt musste bzw. nie über den Selbstbehalt kam und somit Beiträge zurückbezahlt bekomme (was den Durchschnittsbeitrag senkt) und ich in einem Gruppentarifvertrag bin, der mal eben den ganzen Spaß noch einmal 30 % günstiger macht.
conansc hat geschrieben:Was bezahlt man jeweils selbst und was wird von der Versicherung übernommen?
Es wird das übernommen, was über dem Selbstbehalt liegt und was vom Leistungskatalog der jeweiligen Versicherung und des Tarifs abgedeckt ist. Wenn hier mal eine größere Rechnung kommt (Krankenhaus) muss man auch diese nicht erst selbst bezahlen und bekommt es dann von der Kasse wieder, sondern man kann hier die Rechnung auch direkt an die Kasse schicken und muss so nichts verauslagen. Das kommt aber konkret auf den Fall an, denn wie auch bei der gesetzlichen Krankenversicherung sträubt sich auch die private hin und wieder bestimmte Sachen kommentarlos zu bezahlen.
conansc hat geschrieben:Und was mich am meisten interessiert ist, um wie viel eigentlich die private Krankenversicherung teurer ist als die gesetzliche.
Die private Krankenversicherung ist für Selbstständige in der Regel billiger und nicht teurer! Sie kann jedoch teurer werden als die gesetzliche, z. B. wenn das eigene Unternehmen den Bach runtergeht oder das Einkommen rapide sinkt. Hier würde bei der gesetzlichen Krankenversicherung z. B. das Arbeitsamt die Beiträge zahlen oder die Beiträge würden sinken - das gibt´s so bei der privaten Krankenversicherung nicht und viele (ehemalige) Selbstständige haben oft das Problem, dass sie nachdem das Unternehmen hinüber ist das Problem haben, dass sie die Beiträge vom ALG II nicht mehr vollständig bezahlen können, denn auch der Basistarif ist kein Zuckerschlecken.
Subbotnik hat ja die Fragen grundsätzlich beantwortet. Was noch als Vorteil gelten kann, ist auch die Tatsache, dass Privatversicherte bei Ärzten gerne gesehen sind, da hier andere Sätze abgerechnet werden können. Für die gleiche Leistung zahlt die gesetzliche Kasse eben weniger, als die private Kasse. Das bedeutet aber nicht, dass man hier "bessere" Leistungen zu erwarten hat! Das ist aber vermutlich der Grund, weshalb Ärzte versuchen, solche "Kunden" (wenn "wahre Gesundheit" zur "Ware Gesundheit" wird) zu halten, indem man ihnen vormacht, sie bevorzugt zu behandeln (kürzere Wartezeiten usw.).
Als "normalen" Nachteil und Problem in der Vergangenheit hat sich aber auch gezeigt, dass viele Privatpatienten am Ende des Berufslebens (egal ob Angestellt oder Selbständig) in der Zeit als Rentner dann die Krankenkassenbeiträge nicht ohne weiteres aufbringen konnten. Denn diese steigen munter weiter. Und da, wo früher z.B. bei Angestellten der Arbeitgeber die Hälfte des Beitrags übernommen hat, klafft ein Loch, welches die Rente schließen soll. Und mancher hat hier einfach andere Steigerungsraten angenommen. Oder Selbständige haben das "Pech" länger zu Leben, als sie sich vorher bzgl. der Altersrücklagen ausgerechnet haben und dann liegt noch viel Leben vor ihnen, wenn schon keine Rücklagen mehr vorhanden sind. Das gleicht dann aber die fehlende medizinische Versorgung wieder aus.
derpunkt hat geschrieben:Das bedeutet aber nicht, dass man hier "bessere" Leistungen zu erwarten hat! Das ist aber vermutlich der Grund, weshalb Ärzte versuchen, solche "Kunden" (wenn "wahre Gesundheit" zur "Ware Gesundheit" wird) zu halten, indem man ihnen vormacht, sie bevorzugt zu behandeln (kürzere Wartezeiten usw.).
Na dem muss ich aber mal aus eigener Erfahrung widersprechen, auch wenn das vielleicht nur bei den Ärzten so ist bei denen ich verkehre. Da hatte ich erst kürzlich einen sehr guten Vergleich, als ich und meine Freundin über Weihnachten fast das gleiche hatten:
1. Musste ich natürlich nicht warten bzw. nur sehr kurz.
2. Behandlungszeit meiner Freundin: knapp 10 Minuten, bei mir: knapp 22 Minuten - gleiche Diagnose! Unterschied: Mich hat er nach verschiedenen Dingen gefragt und zusätzlich Sachen abgecheckt was er bei ihr nicht gemacht hatte und sich deutlich mehr Zeit für meine "Wehwehchen" genommen (auch wenn ich das nur schnell hinter mich bringen wollte).
Gut dass kann daran liegen, dass meine Freundin bald fertige Medizinerin ist und man sich dann auf der kurzen Leitung verständigt - da andere Patienten aber genauso schnell "durchgereicht" wurden nehme ich mal an, dass es nicht nur daran lag. Und ob man nun nur oberflächlich behandelt wird oder der Arzt sich die Zeit nimmt zu prüfen ob es noch etwas anderes sein kann - das ist nicht nur ein Kostenvorteil .
derpunkt hat geschrieben:Als "normalen" Nachteil und Problem in der Vergangenheit hat sich aber auch gezeigt, dass viele Privatpatienten am Ende des Berufslebens (egal ob Angestellt oder Selbständig) in der Zeit als Rentner dann die Krankenkassenbeiträge nicht ohne weiteres aufbringen konnten. Denn diese steigen munter weiter.
Das mit den steigenden Beitragsraten im Alter ist ein echtes Problem - aber: das kommt konkret auf die Gesellschaft an bei der man sich versichert. Zum einen gibt es private Krankenversicherungen die als AG agieren - hier hat man das Problem, da die Tarife meist alle paar Jahre "neugestaltet" werden. Neugestaltet heißt dabei nichts anderes, als das im Grunde ein neuer Tarif geschaffen wird und nicht ein alter reformiert wird. Dadurch hat man den Effekt, dass immer eine Generation in einem Tarif "gesammelt" wird und dieser immer teurer wird, da die Mitglieder in diesem immer älter werden.
Das kann man aber umgehen - die Altersrückstellungen sind hier jedoch nur bedingt sinnvoll - indem man sich bei einer privaten Krankenversicherung in Form der VVaG (Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit) versichert. Diese sind mit die betragsstabilsten Gesellschaften (da sich hier mehr oder weniger alle Mitglieder einer Gesellschaft, nicht nur eines Tarifes, gegenfinanzieren) aufgrund einer anderen Unternehmenspolitik und -ausrichtung.
Dem kann man nicht mehr viel hinzufügen, du kannst dich auch noch einmal Private Krankenversicherungen statt gesetzlicher Kasse? informieren.
Vielleicht ist auch noch interessant dass privat Krankenversicherte die Hartz IV beantragen müssen unter Umständen kräftig bei ihrem Beitrag draufzahlen. Nach geltendem Recht werden die monatlichen Beiträge durch Vater Staat nur zu einem Teil übernommen und bereits vor einiger Zeit wurde ja auch festgelegt dass privat Krankenversicherte nicht mehr in die gesetzliche Krankenversicherung zurückwechseln dürfen. Sicherlich kannst du in den Basistarif der PKV zurückkehren, dort bezahlst du dann den halbierten Beitrag. Laut Wirtschaftswoche 10/2010 sind das derzeit 291 Euro. Die Jobcenter bezahlen nur den Beitrag der auch bei der gesetzlichen Krankenkasse für Arbeitslose gezahlt wird, nämlich 126 Euro. Die Differenz von 165 Euro muss dann der Hartzer selber tragen. Das ist eine Menge Geld die dann zum Leben fehlt. Sollten die fälligen Beiträge aus absehbaren Gründen nicht gezahlt werden springt zwar die Kasse ein um die Rechnungen zu bezahlen, holt sich aber die Schulden dann zu einem späteren Zeitpunkt zurück.
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