Feueralarm - und keinen interessiert's
Eine solche Erfahrung habe ich noch nicht gemacht. Ich arbeite als Kindergärtnerin in einem Kindergarten und wir machen zu Beginn jedes neuen Kindergartenjahres einen Probealarm, damit alle Kolleginnen ihren jeweiligen Fluchtweg kennen und ihn auch schon einmal mit den Kindern gemeinsam abgegangen sind.
Dass jemand auf einen Feueralarm gar nicht reagiert, finde ich sehr besorgniserregend! Immerhin weiß man ja nie, ob es tatsächlich ein Probealarm ist- selbst, wenn es ein angesagter Alarm ist, könnte ja zufälligerweise doch ein "echtes" Feuer dazwischen kommen.
Ja, ich kenne dieses Feueralarmproblem auch! In meiner letzten Arbeit hat auch keiner mehr reagiert und ich habe mir auch oft überlegt, wie es dann im Ernstfall wäre! Es gab aber auch wirklich zu viele Proben beziehungsweise Fehlmeldungen!
Wir hatten ohne zu übertreiben sicher ein- bis zweimal wöchentlich einen Alarm. Entweder es war eine Probe oder der Alarm wurde durch einen Brandmelder durch Rauchen ausgelöst, die Brandmelder waren nämlich viel zu empfindlich eingestellt. Da im Gebäude auch viele schwer erziehbare Jugendliche waren, haben sich die auch oft ihren "Spaß" daraus gemacht.
Wenn derart viele Probe- beziehungsweise Falschalarme sind ist zumindest nachvollziehbar, dass irgendwann mal keiner mehr darauf reagiert, auch wenn das natürlich nicht richtig ist.
Ich kenne diese Situation zu gut. Auch bei unseren Probefeueralarmen in der Firma müssen wir als Assistentinnen nochmals durch alle Räume laufen, damit niemand sitzen geblieben ist. Ich glaube, dass die meisten Mitarbeiter einfach zu faul sind um fünf Stockwerke herunter und dann wieder hoch zu laufen. Es kommen doch auch manchmal Ausreden wie "Ich habe eine Telko", "Ich muss mich für die Besprechung vorbereiten" usw.
Ich finde es sehr schade, dass die Leute nicht erkennen, dass hier für Extremsituationen geprobt werden. Das sind dann die Mitarbeiter, die im Falle eines Falles verbrennen oder durch den Qualm schwer krank werden.
Leider weiß ich auch nicht wie man die Mitarbeiter dazu animieren kann die Proben zum Feueralarm wahrzunehmen. Bei uns ist es auch immer der Fall, dass ungefähr eine Woche vorher eine Infomail verschickt wird, in der der Probefeueralarm schon angekündigt wird. Gerade dann tendieren die Kollegen dazu, faul in ihrem Büro zu verharren.
Ich habe es in einem früheren Job nicht nur erlebt, dass der Feueralarm nicht ernst genommen wurde und jeder erst mal seine Dateien gesichert hat und seinen Kaffee ausgetrunken hat und solche Sachen, bevor er sich bequemt hat zu schauen was los war. Nein, ich habe auch erlebt, dass jemand bewusst in das Gebäude gelaufen ist, in dem der Alarm ausgelöst worden ist, weil er meinte, dass der Kopierer jetzt sicher frei sei.
Dieses Verhalten hat mich schon ziemlich schockiert, vor allem, da sich später herausgestellt hat, dass es sich nicht um einen Probealarm gehandelt hat. Zu dieser Zeit wurde das Dach repariert und bei Schweißarbeiten sind wohl einige Balken im Dachstuhl in Brand geraten und wenn die Arbeiter es nicht geschafft hätten den Brand in Schach zu halten bis die Feuerwehr da war, hätte das böse enden können für den kopierfreudigen Kollegen.
Natürlich ist es gut, wenn beim Ertönen des Alarms keine wilde Panik ausbricht, denn die könnte im Ernstfall schlimme Folgen haben, und dafür sind die Übungen wahrscheinlich auch gedacht, dass eine gewisse Routine entsteht. Aber wenn das dazu führt, dass die Mitarbeiter den Alarm nicht mehr ernst nehmen läuft natürlich etwas falsch und ich denke es liegt dann am Chef das abzustellen. Ich fände es in diesem Fall auch durchaus vertretbar den Angestellten mit einer Abmahnung zu drohen, wenn sie nicht umgehend auf einen Alarm reagieren, denn es kann hier immerhin um Menschenleben gehen.
Bei uns in der Schule war das auch immer so. Wir wussten auch immer, dass es sich um einen Probealarm handelte, weil die Schule diese Tests immer, aber wirklich immer an einem Dienstag, etwa zwanzig Minuten vor der zweiten Hofpause durchgeführt hat. Natürlich hätte man sich theoretisch trotzdem so verhalten müssen, als würde es sich um einen echten Alarm handeln, aber das passierte eben nicht. Da wurde dann extra getrödelt, erst noch alle Sachen eingepackt, schon mal das Pausenbrot aus der Tasche geholt und so weiter. Ich glaube mich zu erinnern, dass eine Lehrerin uns auch mal darum gebeten hat, doch bitte die Hausaufgaben noch schnell von der Tafel abzuschreiben.
Übrigens ist solches Verhalten wirklich nicht ratsam. Ich habe mal ein Interview mit jemandem gelesen, der den Anschlag auf das World Trade Center gemeinsam mit allen Mitarbeitern seiner Abteilung überlebt hat, weil er zuvor immer aller dazu gezwungen hatte, sich bei den Übungen vorschriftsmäßig zu verhalten. Und es ist einfach so, dass man, selbst wenn man im Ernstfall natürlich nervös ist, Dinge einfach besser auf die Reihe bekommt, wenn man sie schon öfter richtig gemacht hat. Dann sind sie nämlich auch unbewusst im Gehirn verankert und man verhält sich ohne darüber nachzudenken richtiger.
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