Private Krankenversicherungen statt gesetzlicher Kasse?

vom 22.12.2009, 23:32 Uhr

Mir stinkt es dass meine Kasse so viele Dinge nicht mehr übernimmt und ich würde mich gern anders versichern. Habt ihr Erfahrungen mit private Krankenversicherungen, sind die so viel besser als die Kassen?

Ich habe mal gehört man könnte sich da aussuchen was die alles übernehmen und müsste nicht alles selbst zahlen. Also wenn das stimmt dann wäre das schon was für mich, wo kann ich mehr Infos darüber bekommen welche KV für mich dann die richtige wäre?

» Prügelmeister » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich komme aus Österreich, darum kann ich dir jetzt leider keinen konkreten Tipp für Deutschland geben. Ich hatte eigentlich noch nie eine private Krankenversicherung, aber nach der Geburt meines Sohnes habe ich mich zum Glück dafür entschieden. Ich habe zwar eine Zeit lang herumüberlegt, ob da jetzt die Hormone verrückt spielen, oder ob es sich wirklich auszahlt.

Mittlerweile kann ich sagen, dass es sich mehr als nur rentiert, vor allem da sich einige Zeit später herausstellte, dass mein Sohn schwere Neurodermitis hat! Zum Glück habe ich ihn vorher versichern lassen, nach dieser Diagnose wäre er wohl fast überall abgelehnt worden, oder die Prämien wären ins unermessliche gegangen.

Ich bin übrigens bei der Merkur-Versicherung. Ich kann diese Versicherung nur weiterempfehlen! Auch wenn ich noch nicht extrem lange dabei bin (etwa 1 Jahr) habe ich schon sehr gute Erfahrungen gemacht, obwohl schon einige komplizierte Situationen waren.

Dadurch dass mein Sohn nun privat versichert ist, kann ich ihm schon ganz andere Behandlungsmöglichkeiten ermöglichen, die ich mir sonst wohl nicht leisten hätte können. Meine Versicherung übernimmt sehr viele alternative Heilmethoden, zumindest zu 80%, das ist schon eine große Unterstützung. Auch die Rezeptgebühren werden zur Gänze übernommen, und homöopathische Medikamente werden zu 80% bezahlt. Im letzten Monat war ich mit meinem Sohn auf Kur. Hier zahlt die private Krankenkasse für ein Kind 5 Euro pro Tag, für einen Erwachsenen 20 Euro pro Tag, allerdings nur, wenn die gesetzliche Krankenkasse eine Kur bewilligt.

Des weiteren habe ich jetzt erst den Unterschied zwischen Krankenkasseärzten und privaten Ärzten gemacht! Die Behandlungen sind wirklich viel intensiver. Ein privater Arzt kostet mich durch die Versicherung nun auch nichts mehr! Einen geringen Teil übernimmt die Gebietskrankenkasse, den Rest die private!

Im Prinzip gibt es bei einer privaten Versicherung Pauschalangebote, jedoch kannst du natürlich Prämien aufzahlen, wenn dir irgendein Bereich besonders wichtig ist. Mir war es zum Beispiel sehr wichtig, dass ich im Falle dass mein Sohn ins Krankenhaus muss, mit ihm mitdarf. Das war zum Glück aber im pauschalen Angebot dabei.

Erkundige dich aber auf jeden Fall entweder bei einem guten und vor allem neutralen Versicherungsvertreter oder selber bei mehreren unterschiedlichen Versicherungen, weil die Prämien sind extrem unterschiedlich ist mir aufgefallen! Sie richten sich auch nach den Alter. Da ich meinen Sohn gleich nach der Geburt versichern ließ, zahle ich inklusive Unfallversicherung lediglich rund 30 Euro im Monat. Die reine private Versicherung kostet etwa 20 Euro.

Für Erwachsene ist die Prämie leider wesentlich höher! Oft werden Mutter-Kind-Versicherungen angeboten, wie auch in meinem Fall, da kommt es billiger. Wenn dich eine Mutter-Kind-Versicherung interessiert, erkundige dich einmal bei der MUKI-Versicherung. Die gibt es glaube ich in Deutschland auch, bin mir jedoch nicht ganz sicher. Väter konnen sich übrigens auch günstig mitversichern.

Was bei meiner Versicherung bei dieser geringen Prämie jedoch nicht dabei ist, sind private Zimmer im Falle eines Krankenaufenthaltes. Das war mir aber auch nicht so wichtig.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Im Prinzip ist das beste, sich einfach mehrere Angebote einzuholen und sich das danach in Ruhe zu überlegen. Sehr wichtig ist dabei aber auch, welche Folgekosten entstehen. So bekommt man zwar anfangs manchmal noch günstige Tarife, vorallem wenn man jung und gesund ist, allerdings ist dies kein Festbeitrag, der immer so bleibt.

So wurde mir gesagt, dass man mindestens eine 3%ige Steigerung des Beitrages pro Jahr einrechnen müsste. Und das sei noch günstig für den Versicherten gerechnet. Natürlich kann es sein, dass mal über mehrere Jahre der Beitrag nicht erhöht wird, dafür dann aber plötzlich gleich um 10 oder 20%. Solange man noch arbeitet mag das alles bezahlbar sein, aber man muss ja auch daran denken, dass man irgendwann mal nicht mehr arbeitet und dann den teuren Betrag von seiner Rente bezahlen muss, die dann niedriger ist, als der Lohn den man zu Arbeitszeiten noch bekommen hat.

Natürlich gibt es dafür mittlerweile auch Basistarife, damit du dir auch als Rentner noch deine private Krankenkasse leisten kannst, da sind dann aber auch kaum noch mehr Leistung als bei der GKV enthalten. Und es ist ja auch immer die Frage, ob man viele der Leistungen der privaten Versicherungen überhaupt braucht. So bekommt man in den meisten Krankenhäusern sowieso ein 2-Bett-Zimmer. Eine mögliche Chefarztbehandlung ist oft in Wirklichkeit nicht die beste Behandlung (viele von denen sind mehr Bürohengste als noch im täglichen Klinikbetrieb tätig). Und gerade auf dem Bereich der Homöpathie und Naturheilkunde werden viele Behandlungen zurecht nicht mehr von der GKV bezahlt, da sie außer einem Placeboeffekt keine Wirkung haben.

Lass es dir einfach mal von verschiedenen Versicherungen durchrechnen und vorallem frage immer danach, was du in mehreren Jahren zu bezahlen ist und lass dich nicht von einem scheinbar günstigen Beitrag blenden, den du nur in den nächsten Jahren bekommst.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich bin als Beamter mit meiner ganzen Familie in der privaten Krankenversicherung. Bevor man sich für einen Wechsel von der gesetzlichen Krankenkasse entscheidet muss man sich im Klaren darüber sein dass es eine Entscheidung fürs Leben ist. Früher war es auf Grund der fehlenden Mitnahmemöglichkeiten der angesparten Altersrückstellungen (damit man später nicht so viel Beitrag bezahlen muss wird ein kleiner Anteil der Beiträge für später angespart) sogar die Entscheidung für eine Krankenkasse von Dauer. Wichtig ist es auch zu wissen dass nicht das Einkommen für die Berechnung des Beitrages herangezogen wird sondern das Eintrittsalter, eventuelle Vorerkrankungen und natürlich die zu versichernden Leistungen.

Gerade bei den Vorerkrankungen muss penibel alles aufgelistet werden, jede Schwangerschaft oder Fehlgeburt, Sehschwächen, Allergien, Bluthochdruck, Übergewicht und so weiter. Leider schlagen sich bestimmte Vorerkrankungen dann auch in Form von deftigen Risikozuschlägen nieder oder es wird eine Krankenversicherung rundweg abgelehnt. Allerdings ist es auch möglich dass eine andere Krankenkasse die Vorerkrankungen nicht so verbissen sieht weil man dort unbedingt einen Abschluss will. Da hilft nur ein Vergleich und die direkte Nachfrage. Den vereinbarten Beitrag zahlt man dann theoretisch bis ans Lebensende, allerdings wirklich nur theoretisch. In der Regel erfolgt alle zwei bis drei Jahre eine Beitragsanpassung, bei günstigen Kassen meistens so um die zehn bis fünfzehn Prozent. Allerdings kann dir niemand sagen wohin die Beiträge sich später einmal entwickeln werden, entsprechende Anfragen sind also sinnlos. Du musst auch wissen dass du für jedes Familienmitglied dass du später einmal versichern willst einen eigenen Vertrag mit den entsprechenden Kosten abschließen musst. Planst du einen Stall voll Kinder wird es also richtig teuer.

Versichert wird nur das was du auch haben willst. Die schon erwähnte Chefarztbehandlung ist sicherlich Luxus, ebenso das Krankenhaustagegeld. Bei letzterem habe ich mal ausgerechnet dass du jedes Jahr fünf Tage im Krankenhaus zubringen musst damit du die Beiträge dafür wieder herausbekommst, das ist also Unfug. Ein Zweibettzimmer sollte schon sein, ebenso die Übernahme von Zahnersatz und sonstigen Zahnbehandlungen. Ansonsten musst du du wirklich abwägen welche Ergänzungtarife für deine Person wirklich sinnvoll sind und ob du sie auch bezahlen kannst. Sicherlich kannnst du auch die Tarife zu einem späteren Zeitpunkt noch nachbessern, allerdings dann auch nur zu einem Preis der deinem aktuellen Lebensalter entspricht.

Für mich wichtig war auch ein Ansprechpartner vor Ort, die HUK und die Debeka sind eigentlich fast überall mit kleinen Büros vertreten. Bei den Abrechnungen gibt es öfters mal Unstimmigkeiten und die können dann besser persönlich geklärt werden. Auch hat es den Vorteil dass du Porto sparst wenn du deine Rechnungen einreichen willst. Die Bearbeitung dauert meistens nicht länger als eine Woche und du hast dann dein Geld auf dem Konto. Falls du es nicht weißt, der Arzt stellt dir eine Rechnung aus, du trittst in Vorleistung und bekommst dann dein Geld umgehend zurück. Bei kleinen Rechnungen an sich kein Problem, ich hatte aber auch schon einmal eine Augenarztrechnung über 3000 Euro mit Zahlungsziel vierzehn Tage, dass kann dann schon einmal eng werden.

Vielleicht noch eine Erklärung (neben noch einigen anderen Gründen) warum Privatpatienten bei den Ärzten so beliebt sind. Sie können dass 2,3 fache und manchmal noch mehr von den vorgegebenen Sätzen berechnen, bei Kassenpatienten nur das 1,8- fache. Ein kleines Bonbon noch zum Schluss. Viele Kassen bieten eine bis zu dreimonatige Rückerstattung der Beiträge an wenn im Kalenderjahr keine Leistungen abgerechnet wurden. Es lohnt sich also die Rechnungen erst einmal zu sammeln und die Aufwendungen für die Erkältung selbst zu bezahlen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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