Arm trotz Arbeit - Wie kann so etwas passieren?

vom 26.08.2008, 11:20 Uhr

Ich denke auch, dass es eine Frage der Prioritäten ist. Manche sparen den Rest des Jahres extrem und fahren dann einmal im Jahr in Urlaub. Andere gehen häufiger essen, ins Kino, shoppen und da bleibt dann nichts mehr für den Urlaub übrig.

Ich denke, wenn man - auch als Geringverdiener - unbedingt Urlaub machen möchte, dann kann man das auch, nur muss man dann eben sparen, sparen, sparen. Und das ist nun mal nicht jedermanns Sache. Wenn man aber bedenkt, dass manche Studenten bereits Low-Budget-Urlaub machen, die sonst auf jeden Pfennig achten, dann zeigt das, dass es durchaus möglich ist.

Urlaub ist ja auch nicht gleich Urlaub. Manche gehen Campen oder mieten sich irgendwo günstig ein und kochen selbst. Andere wiederum fahren in ein Hotel und lassen sich von vorne bis hinten verwöhnen - das können sich viele natürlich dann in der Tat nicht leisten.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Dieses Thema nervt mich auch schon seit langem. Jeder der Arbeitslos ist hat mehr Geld als wir zur Verfügung.

Ich bin derzeit in Karenz und mein Lebensgefährte ist selbständig mit einer ganz kleinen Firma. Da heißt es arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten und rauskommen tut fast gar nix. Einen Urlaub haben wir uns schon länger nicht mehr leisten können und auch sonst sind wir eher auf der Sparschiene unterwegs.

Allerdings habe ich Bekannte wo beide Arbeitslos sind und sich alles leisten können was sie wollen. Bekommen Wohnbeihilfe und auch noch sonstige Beihilfen. Die können sich jedes Jahr einen Urlaub leisten.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich denke auch, dass es hauptsächlich eine Prioritäten- und vielleicht auch eine Managementfrage ist. Das, was man hat, muss man irgendwie managen. Und es kann Sinn machen, heute mehr Geld z. B. für Lebensmittel, die im Angebot sind, auszugeben, von denen ich dann auch noch in zwei Wochen leben kann, anstatt jede Woche einkaufen zu gehen und eben solche Angebote nicht auszunutzen.

Mir ist in meinem eigenen Fall aufgefallen, dass ich mit dem Geld besonders gut dann hinkomme, wenn ich es muss. Scheinbar entwickle ich erst dann so richtig ein Gespür für Einsparungspotentiale, wenn ich es entwickeln muss. Ansonsten würde ich mich eher als, naja, weniger sparsam bezeichnen. Trotzdem komme ich gut hin und lebe nicht über meine Verhältnisse, würde ich sagen.

Wenn ich das Jahr über von dem lebe, was ich habe, kann ich mir eigentlich auch keine großen Sprünge leisten. Und damit meine ich nichts anderes als Urlaub, denn ein Urlaub, egal, wo, ist für mich erstmal ein finanziell großer Sprung. Wenn ich den Urlaub aber fest einplane, schaffe ich es doch, meine Ausgaben so anzupassen, dass der Urlaub tatsächlich möglich wird. Das würde die Theorie der Priorität, die hier schon genannt wurde, wohl bestätigen.

Bei einigen Freunden kann ich allerdings beobachten, dass sie überhaupt nicht mit ihrem Geld hinkommen. Ich kenne einige, die recht gut verdienen, jedenfalls im Vergleich zu Gleichaltrigen mit ähnlicher Qualifikation, die aber ständig in Geldnot sind und sich trotzdem nichts leisten. Wenn ich dann aber mal genauer hinschaue, sehe ich Finanzierungen von Autos, überteuerte Kleidung, teure Hobbies oder irgendetwas anderes, Altlasten/Verbindlichkeiten beispielsweise, die einen Teil des vorhandenen Geldes beanspruchen, sodass man eben nicht mit dem rechnen kann, was wirklich verdient wird, sondern nur mit dem bisschen Rest, der übrig bleibt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



So sollten ist das gar nicht, dass Leute, die einen festen Job haben und Vollzeit arbeiten, trotzdem nah an der Armutsgrenze trudeln oder sogar weniger zur Verfügung haben im Monat als ein Hartz4-Empfänger. Das liegt ja auch mit daran, dass Mietpreise in manchen Städten extrem hoch sind. Auf dem Land sind sie zwar meist niedriger, aber dafür braucht man zwingend ein Auto, weil man sonst nicht einkaufen kann. Und verfährt damit natürlich auch pro Monat entsprechend Geld an Tankfüllungen.

Mich nervt es auch, wenn ich sehe, dass Arbeitslose ihre Wohnung bezahlt bekommen, Zuschüsse bekomme oder einen Flachbildfernseher, weil der schon Standard ist und ich bei so ziemlich allem selbst in die Tasche greifen muss. Jeden Monat geht erstmal viel für die Miete weg und was noch an laufenden Kosten ist und weil was an die Seite gelegt wird zum Sparen, damit möglichst bald was Eigenes drin ist. So wirklich viel für Extras bleibt da nicht mehr übrig. Urlaub ist selten drin und dann nur als Kurztrip, also verlängerte Wochenende und auch dann wird aufs Geld geschaut. Ich muss aber auch sagen, dass ich da von mir aus schon sparsam bin und dann lieber überlege, ob das Extra, das mir gerade in den Kopf kommt, auch wirklich sein muss. Und ich halt weiter an meiner Karriere bastle, um beruflich halt weiter zu kommen und dadurch mehr zu verdienen.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Eine Bekannte, deren Karenzzeit gerade zu Ende geht hat mir unlängst ihre finanzielle Situation vorgerechnet. Zu ihrer Situation: Sie hat ein Kind und ist alleinerziehend. Sie hat keine Großeltern in der Nähe, die zumindest zeitweise auf das Kind aufpassen könnten und so muss sie es in eine Kinderkrippe geben. Das Kind ist 2,5 Jahre alt.

Wenn sie wieder zum Arbeiten anfängt, würde sie netto 1.200 Euro bekommen, unter der Voraussetzung, dass sie Vollzeit geht. Dieses Gehalt würde sie jedoch auch 14 mal jährlich bekommen und nicht nur 12 mal, wie es beim Arbeitslosengeld ist. Sie müsste das Kind demnach auch ganztags in einen Kinderkrippe geben. Die Kosten hierfür wären je nachdem wo sie überhaupt einen Platz findet, zwischen 180 und 250 Euro. Fahrtkosten zur Arbeiten wären nochmals rund 150 Euro monatlich, da es nicht gleich in der Nähe ist.

Wählt sie die Arbeitslosenvariante, würde sie die ersten 20 Wochen 960 Euro monatlich bekommen und selbst danach würde sie im Notstand knappe 900 Euro bekommen. Sie könnte nebenbei auch irgendwo geringfügig arbeiten und so kann sie mit wenigen Stunden nochmals rund 400 Euro monatlich dazu verdienen. Die Kinderbetreuungskosten wären dann natürlich auch geringer und die Fahrtkosten würden fast ganz wegfallen.

In der Summe würde sie also um einiges weniger monatlich haben, wenn sie Vollzeit arbeiten gehen würde, einmal davon abgesehen, dass sie ihr Kind so früh schon ganztags in eine Fremdbetreuung geben müsste.

Sie hat mich gefragt, ob ich ihr Gründe nennen kann, warum sie dann bitte arbeiten gehen soll! Nun gut, ich war etwas sprachlos und mir viel eigentlich nur ein, dass sie beim Arbeiten auch Pensionsjahre sammelt. Das war es dann aber auch schon.

Wirklich reich wird man in beiden Varianten wohl nicht, aber wenn sie arbeiten gehen würde, wäre sie finanziell noch ärmer als wenn sie nicht gehen würde.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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