Falscher Haarschnitt = Körperverletzung?
Angeregt von diesem Thema, kam ich auf folgendes Szenario:
Person A geht mit ihrer Freundin B zum Frisör. A hat sehr lange(Hüfte), gesunde Haare, auf die sie sehr stolz ist und sie möchte, zwecks Pflege, die Spitzen schneiden lassen. Dies teilt sie der Frisörin C auch mit, mit der ausdrücklichen Bitte nicht mehr als 1cm abzuschneiden. B kann dies bezeugen, wohnt dem eigentlichen Schnitt jedoch nicht bei, weil sie selbst die Haare gemacht bekommt.
Frisörin C denkt sich nun, dass lange, gerade Schnitte sehr untrendy sind und beschließt, A zu einem hipperen Look zu verhelfen. Da A angeregt in einer Zeitschrift blättert und C einfach machen lässt, schneidet diese einfach die Haare bis knapp über Schulterlänge ab, noch dazu stufig. Als sie A stolz das Ergebnis präsentiert, ist diese natürlich verärgert und verzweifelt.
Muss A diesen verkorksten Schnitt überhaupt bezahlen? Und kann sie C wegen Körperverletzung anzeigen? Immerhin fühlt sie sich durch den Verlust ihrer mühsam gezüchteten Haare massiv entstellt, es wurde in ihre Persönlichkeitsrechte eingegriffen. Und sie kann beweisen, dass C entgegen jeder Anweisung A's gehandelt hat, B kann dies bestätigen. Kann C sich damit herausreden, dass A hätte aufmerksam sein müssen und rechtzeitig darauf hinweisen, dass etwas nicht ihren Vorstellungen gemäß ab lief? Trägt A Mitschuld, wenn sie sich der Frisöre "anvertraut"? Oder kann C sich gar auf die gespaltenen Spitzen berufen, die dringend runter mussten?
Das ist jetzt ein sehr spezielles Beispiel, ich wollte mal ein Extrem darstellen. Aber gilt das auch für die üblichen übertriebenen Spitzenschnitte? Und wie sieht es mit verbockten Färbungen, Dauerwellen oder falschen Frisur-Schnitten aus? Ist das Körperverletzung, wenn man beweisen kann, dass es entgegen den ausdrücklichen Willen des Kunden so ausgeführt wurde(falsche Länge, falscher Schnitt, falsche Farbe)? Wie kann man sich rechtlich gegen derartige Übergriffe wehren? Kann man eventuell mit Nichtzahlung drohen, sollten Anweisungen bewusst missachtet werden? Und wie sieht es aus, wenn die Haare durch reine Unachtsamkeit grün, zu kurz oder zu lockig werden?
Wurde alles schon hier bis zum Abwinken beantwortet: ungewollter Haarschnitt - Muss man zahlen? Schadenersatz? .
Solche extremen Beispiele werden in der Praxis ja kaum vorkommen, denke ich. Es kommt sicher recht häufig vor, dass ein Kunde mal nicht zufrieden ist mit der Leistung seines Friseurs. Ich denke aber nicht, dass ein Friseur einem Kunden ganz bewusst einen völlig anderen Haarschnitt verpasst, obwohl der Kunde zuvor explizit darauf hingewiesen hat, wie er sich den Haarschnitt vorstellt.
In einem solchen Fall würde ich mich zudem sehr wundern, wenn der Kunde nicht vorher Einspruch gegen den Haarschnitt einlegt. Man erkennt ja recht früh, wenn der Friseur zuviel abschneiden will.
Ganz abgesehen von diesen Dingen denke ich, dass ein Kunde, dessen Haare nicht in der gewünschten Weise geschnitten wurden, natürlich versuchen sollte, einen Preisnachlass zu erwirken. Bei sehr großen Abweichungen von der eigentlich gewünschten Frisur wäre es sicher auch möglich, den Schnitt gar nicht bezahlen zu müssen. Auch bei einer falschen Färbung kann man mit Sicherheit einen Preisnachlass bekommen.
Ich finde es jedoch reichlich übertrieben, direkt zum Anwalt zu gehen um eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen den Friseur zu erstatten. Bei einem ungünstig verlaufenen Haarschnitt ist schließlich niemand verletzt worden. Manche Leute, vor allem Frauen, stellen sich wegen weniger Millimeter manchmal an, als hätte man ihnen ein Körperteil amputiert. So etwas ist für mich jammern auf hohem Niveau. Ich selbst lege auch Wert darauf, dass meine Haare gut geschnitten und gestylt sind. Allerdings würde ich keinen Friseur wegen Körperverletzung anzeigen, der ein bisschen zuviel abgeschnitten hat.
Es gibt gegen fast jedes Problem eine Lösung. Bunte Haare kann man überfärben, aus ohnehin langweiligen Langhaarfrisuren kann man tolle Kurzhaarschnitte zaubern. Haare wachsen ja recht schnell wieder nach und ich finde nicht, dass man sich wegen ein paar Zentimetern, die nach wenigen Wochen oder Monaten wieder nachgewachsen sind, so anstellen sollte. Wenn der Friseur Schadensbegrenzung betreibt und das beste aus der Situation macht und kein Geld für die scheinbare Fehlleistung verlangt, würde ich mich nicht weiter aufregen.
Hallo,
Zu der Behauptung, dass das so extrem nicht vorkommen würde, und dass Frisöre soetwas niemals absichtlich machen würden, habe ich aber auch noch etwas zu sagen. Gut, da ich nicht hellsehen kann und auch keine Gedanken lesen kann, weiß ich natürlich nicht, ob das Frisör das wirklich absichtlich machte, oder einfach etwas falsch in Erinnerung hatte, aber extreme Fälle gibt es schon einige.
Beispielsweise habe ich jetzt schon mehrfach davon gehört, dass langhaarige Männer, die sich beim Frisör nur die Spitzen schneiden lassen wollten, dann die gesamten Haare kurz geschnitten bekamen, und zwar erst einmal mit einem Schnitt die gesamte Lände entfernt. Wieso das so war, ob die Frisörin da keine Ahnung mehr hatte, was der Kunde sich gewünscht hat, oder ob sie irgendwelche persönlichen Antipathien mit hat hinein spielen lassen, weiß ich natürlich nicht.
Ich weiß nur, dass ich mich da auch extrem geärgert hätte, wenn mir soetwas passiert wäre. Ob eine Klage vor Gericht aber notwendig wäre, das wäre eine andere Sache.
Mein Sohn (18 ) hat einen Minizopf und der soll auch daran bleiben, egal ob sonst kurze Haare oder nicht. Ich betone das immer ausdrücklich und er möchte auch, dass ich mitkomme, weil er befürchtet, dass er sonst ab kommt.
Wir haben auch schon mal einer übereifrigen Friseuse gesagt, dass es sein Ernst ist mit dem Zopf und er sonst sehr verärgert reagieren würde, dann hat sie ganz vorsichtig drumherum geschnitten.
Äußerungen wie Ups jetzt ist er ab empfand mein Sohn übrigens auch als verletzend, weil er immer befürchten musste, dass es eben kein Spaß war. Ich musste dann der entsprechenden Friseuse sagen, dass er das nicht lustig findet.
Wenn ich Ausdrücklich etwas nicht möchte und es doch gemacht wird, dann ist es für mich ein Eingriff in meine Persönlichkeit. Wenn ein Produkt sich anders verhält, als der Frisör erwartet (grüne Haare), dann ist es ein Unfall. Für mich hat persönlich Ersteres eine höhere Gewichtung.
Also ich persönlich finde, dass das schon unter Körperverletzung fallen kann.
Beispielsweise wenn man zum Friseur geht und ausdrücklich darum bittet, die Haare blond gefärbt zu bekommen und tatsächlich werden sie aus Böswilligkeit grün oder rot gefärbt, kann man durchaus zur Anklage bringen. Aber ich glaube nicht, dass je so ein Fall auftritt. Natürlich kann es einmal Unfälle geben, aber beispielsweise bei der Haarfarbe ist das kein Problem, dass man nicht wieder beheben kann.
Ein wenig ärgerlicher ist es dann schon, wenn viel zu viel von der Länge abkommt. Wenn man ganz klar gesagt hat, dass von der Länge so wenig wie möglich ab soll und den Laden mit einem Bob verlässt, fühlt man sich in gewisser Weise als Kunde ja auch nicht erst genommen. Aber auch über solche Missgeschicke würde ich mich zwar fürchterlich ärgern und der Friseurin wahrscheinlich mal ordentlich die Meinung geigen, aber ich würde deswegen nicht direkt zu meinem Anwalt rennen.
Erst recht nicht, wenn es wirklich nur ein kleiner Unfall war: Wenn man ein Zentimeter zu viel abgekommen ist, ist das auch keine Tragödie, Haare wachsen schließlich wieder.
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