Weniger schöne Menschen - anstarren? weggucken?

Hallo,

Bei mir kommt es auf die Art der "Abweichung" an.

Viele, das muss ich ehrlich sagen und das ist wirklich nicht gelogen, fallen mir gar nicht auf. Irgendwie bin ich da "blind" für. Das heißt, ich will mich hier nicht als besonders tolerant aufspielen, sondern ich merke es einfach nicht. Ich weiß nicht, ob das wie bei Menschen ist, die an Gesichtsblindheit leiden. Aber wenn einem beispielsweise ein Finger oder sogar eine ganze Hand fehlt, dann fällt mir das einfach nicht auf. Genauso fällt es mir beispielsweise bei alten Statuen bei manchen Körperhaltungen gar nicht auf, wenn ein Arm fehlt. Ich weiß, das ist seltsam. Aber es beweist eben, dass man Menschen mit körperlichen Anomalien nicht unbedingt anstarren muss, und sei es, weil man soetwas gar nicht bemerkt.

Dann gibt es aber auch "Abweichungen", die mir auffallen. Aber nicht negativ, sondern ich frage mich dann eben, was das wohl für eine Krankheit ist, oder was da passiert ist. Bei Menschen mit Neurodermitis schaue ich beispielsweise manchmal genauer hin.

Da gab es so eine Situation, wo ich unbewusst wohl wirklich auf die Stelle gestarrt haben musste. Da wurde ich dann von der Person auch angesprochen. Ich entschuldigte mich und sagte, das sei nicht böse gemeint. Ich habe dann gefragt, ob das Neurodermitis wäre, weil ich eben auch welche habe. Und ich sei so interessiert daran, weil ich ja auch immer nach neuen Tipps suche, wie man damit umgehen kann. Also beispielsweise spreche ich auch gerne mit anderen Erkrankten darüber, was für Cremes sie dagegen benutzen oder was für sonstige Medikamente.

Wenn in so einem Fall die Leute merken, dass man einfach nur daran interessiert ist, auch mit anderen Betroffenen zu reden, dann nehmen sie es einem meist nicht übel. Es kann sich sogar ein richtig interessantes Gespräch daraus entwickeln, das beiden Seiten weiterhilft.

Für die Person ist es ja schon schlimm genug. Wenn man sich wirklich in einer Situation befindet, dass man durch Krankheit oder Unfällen, plötzlich total anders aussieht und von heut auf morgen hat man hässliche Narben im Gesicht oder sonstiges, dann ist das ja schon erst einmal ziemlich deprimierent und es dauert lange, ehe man so etwas verkraftet hat oder sich selbst so akzeptiert wie man ist.

Man muss sich nur mal in die Lage der Person hineinversetzen, wenn man vielleicht gerade in der Stadt auf einer überfüllten Straße entlang läuft und jeder starrt einen an und tuschelt mit anderen Leuten darüber. Das ist total unangenehm und man würde am liebsten im Boden versinken, es fühlt sich bestimmt so an als wäre man die "Hauptattraktion", in der Straße, nach der sich alle umdrehen und darüber reden.

Deswegen sollte man so eine Person einfach ganz normal wahrnehmen und nicht so extrem anstarren, nur weil der gegenüber anders, ja vielleicht auch hässlicher aussieht. Ein normaler kurzer Blick, wie man es sonst bei jeden der einen entgegen kommt macht, sollte genügen und nicht mehr! Das Anstarren ist wie ich finde, total wiederwertig und jeder empfindet das bestimmt auch als unangenehm und möchte sicherlich, selbst nicht so behandelt werden.

Deshalb sollte man immer daran denken, dass jeder Mensch anders ist, auf seine besondere Art und Weise. Egal ob hässlich oder hübsch, das Innere, der Charakter ist das was den Menschen ausmacht und nicht nur die äußere Hülle.

Ich versuche immer, es ganz einfach zu ignorieren, denn ich bin sicher, dass auch diese „hässlichen“ Menschen, sich mit ihren Makeln mit der Zeit abgefunden haben. Ich denke sie wissen sehr wohl, wie sie aussehen und wie sie auf andere Menschen wirken, dass müssen ihnen diese Menschen nicht auch noch zu verstehen geben, indem sie sie seltsam angucken. Menschen können größtenteils nichts für ihr Aussehen und haben es daher auch nicht verdient, deswegen diskriminiert zu werden.

Ich denke, dass jeder Mensch sich diesem „Hässlichen“ gegenüber ganz normal verhalten würde, oder es zumindest versuchen würde. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das teilweise echt schwierig ist. Ich will solche Menschen nicht anstarren, erwische mich aber doch immer wieder dabei, wie ich heimlich zu ihnen herüber schiele.