BARF - ernsthafte Konkurrenz für die Futtermittelindustrie?
Spätestens seit dem das Schwarzbuch Tierfutter („Katzen würden Mäuse kaufen“) herausgegeben wurde, habe ich den Eindruck, dass auch langsam ein Umdenken bei den Verbrauchern stattgefunden hat und diese vermehrt darauf achten, was genau sie in die Futternäpfe ihrer Schützlinge (vornehmlich Hunde und Katzen) hineintun.
Relativ zeitnah hat sich auch eine neue Art der Fütterungspraxis etabliert, die gänzlich andere Ernährungsprinzipien verfolgt und den großen Futtermittelkonzernen mittlerweile ein Dorn im Auge geworden ist. Die Rede ist von der biologisch artgerechten Rohfütterung (BARF). Genau genommen ist es gar keine neue Modeerscheinung - wie kritische Stimmen des Öfteren behaupten - sondern eine Wiederentdeckung und Rückbesinnung auf eine ursprüngliche, natürliche Ernährungsform, bei der versucht wird mittels Fleisch, Knochen und Innereien, die natürliche Beute wildlebender Fleischfresser zu imitieren.
Da ich selber überzeugt bin von dieser Art der Ernährung und ihre Entwicklung schon lange verfolge, ist mir nicht entgangen, dass in der letzten Zeit immer mehr Futtershops und Internethändler wie Pilze aus dem Boden schießen und sich auf den Vertrieb von Rohfleisch spezialisiert haben. Auch Zoohandlungen bieten mittlerweile vermehrt gefrostetes Rohfleisch zum Verkauf an.
Daher wäre es sehr interessant zu erfahren, wie sich der Trend wohl weiter entwickeln wird. Die Fertigfutterindustrie scheint die immer aktiver werdende BARF-Bewegung durchaus wahrzunehmen, sonst würde sie nicht so zahlreiche Gegenberichte veröffentlichen, in denen sie vor angeblichen Risiken warnt, die die Rohfütterung in sich birgt.
Mich würde mal interessieren, wie ihr darüber denkt? Stellt die Rohfütterung wirklich eine potentielle Gefahr für die Futtermittelindustrie dar oder schafft sie es womöglich, diese zu verdrängen? Wie wird sie wohl auf die zunehmende Präsenz von BARF-Anhängern reagieren? Oder ist Barfen letztendlich doch nur eine vorübergehende Modeerscheinung?
Hallo!
Ich denke, dass barfen noch nicht so weit verbreitet ist, als dass sich die Futtermittelhersteller nun ernsthaft Sorgen machen müssten. Viele barfen ja auch nur zum Teil und geben zusätzlich noch Trockenfutter.
Wenn allerdings immer mehr Tierbesitzer zur Rohfütterung übergeben, dann wird sich das sicher auch in der Futtermittelindustrie bemerkbar machen. Vielleicht rüttelt das aber auch den ein oder anderen Hersteller wach und sie verbessern ihre Futtersorten.
Ich glaube nicht, dass es der Futtermittelindustrie einen Abbruch macht. Ich habe neulich in der Gefriertruhe Frostfutter von Pedigree gesehen. Beim Fressnapf haben sie alle möglichen Sorten Fleisch auch in der Tiefkühltruhe für Hunde und Katzen oder eben für andere Fleischfresser und die Futtermittelhersteller werden sich dann eben anpassen und Rohfleisch tiefgekühlt anbieten.
Und wenn sich barfen wirklich durchsetzen sollte, dann muss eben jeder Futtermittelhersteller umdenken und das Frostfutter servierfertig eingefrostet anbieten. Also Fleisch mti Gemüse usw.. Dann würden auch viel mehr Leute barfen denke ich. Denn dann müssten sie das Futter nicht mehr mischen und reiben und zermatschen. Barfen ist, wenn man es richtig macht, nämlich auch sehr viel Arbeit für den Futtergeber und ich wunder mich schon lange, dass die Futterindustrie das noch aufgeschnappt hat und da ein Geschäft gewittert hat.
Ob die ganzen Futterhersteller nun alles kochen und in Dosen verpacken oder es roh mit Gemüse servierfertig einfrieren und dann anbieten ist eigentlich egal. Die Leute werden immer Fertigfutter kaufen.
Hallo
Ich glaube nicht, dass sich die Futtermittelindustrie da ernsthaft Gedanken darum machen muss. Barfen ist wohl eher was für den Hausgebrauch. Denke mal einfach an die größeren Einrichtungen wo es um Tiere geht zum Beispiel Tierheime die sind auf die Futtermittelindustrie angewiesen.
Die Futtermittelindustrie nimmt ja auch keinen Schaden daran, dass es genug Tiere zum Beispiel auf Bauernhöfen gibt, die sich ihr Futter selber suchen. Das Barfen einiger Haustiere läuft einfach nebenbei und wird bestimmt keine Futtermittelindustrie in den Ruin stürzen. Ich glaube auch, dass nur der kleinere Teil der Haustierbesitzer barft.
Barfen ist natürlich die beste Ernährungsformfür Fleischfresser,aber eben auch sehr aufwendig. Somit wird es sich (leider) kaum gegen die viel bequemere Fertigfutterfütterung durchsetzen können. Es werden sicher nur immer ein paar Enthusiasten sein, die ihre Tiere konsequent barfen. Somit sehe ich auch keine Gefahr für die Futtermittelindustrie im allgemeinen.
Begrüßenswert für die Tiergesundheit wäre es natürlich, wenn hier einiges mehr an gutem Frostfutter angeboten würde, das nicht erst supplementiert werden muss. Das würde sicher dem einen oder anderen Tier zu einer besseren Ernährung verhelfen. Menschen sind nun mal bequem und ich nehme mich da nicht aus. Zwar gebe ich zweimal in der Woche roh, aber das ist eben die Menge, die man bei Katzen ohne Zusatzstoffe geben kann. Ansonsten gibts hier recht hochwertiges Nassfutter.
Mag sein, dass es im Moment tatsächlich so aussieht, als würde nur ein geringer Teil der Hunde- und Katzenbesitzer barfen. Aber ich denke, der Schein trügt. Das Internet als Kommunikationsmedium hat dafür gesorgt, dass immer mehr Tierhalter überhaupt etwas mit dem Begriff des Barfens anfangen können. Davon war bis vor wenigen Jahren überhaupt noch nichts zu spüren.
Auch Futtermittelunverträglichkeiten haben stark zugenommen, sodass viele Tierbesitzer - auf der Suche nach einer alternativen Ernährungsmethode - zwangsläufig auch auf BARF stoßen, da von der Rohfütterung nämlich nur ein geringes allergenes Potential ausgeht.
Auch in diversen Haustierforen wurden eigens spezielle Kategorien für dieses Thema eingerichtet und ich habe das Gefühl, dass sie stark frequentiert werden. Davon abgesehen, haben ja einige von euch ebenfalls registriert, dass sogar namenhafte Fertigfutterhersteller bereits Frostfleischprodukte anbieten. Und in vielen größeren Städten haben sich mittlerweile auch Frischfleisch-Shops angesiedelt, sodass man nicht mehr zwangsläufig auf einen Frostfleischversand angewiesen sein muss.
Was den Mehraufwand des Barfens betrifft, gibt es mittlerweile auch einige Internetshops, die die Marktlücke erkannt haben und komplett gefrostete und supplementierte Barfmahlzeiten anbieten, sodass diese direkt verfüttert werden können, ohne sich darüber Gedanken machen zu müssen, ob sie denn auch ausgewogen sind. Es bedarf lediglich nur noch einer Tiefkühltruhe.
Und wie schon angemerkt, diese Entwicklung hat sich im rasanten Tempo in den letzten zwei bis drei Jahren vollzogen und im Moment habe ich nicht den Eindruck, dass dieser Trend vorzeitig zum Erliegen kommt...
Kolibri hat geschrieben: Stellt die Rohfütterung wirklich eine potentielle Gefahr für die Futtermittelindustrie dar oder schafft sie es womöglich, diese zu verdrängen? Wie wird sie wohl auf die zunehmende Präsenz von BARF-Anhängern reagieren? Oder ist Barfen letztendlich doch nur eine vorübergehende Modeerscheinung?
Zunächst denke ich nicht, dass diese artgerechte Form der Fütterung eine Gefahr für die Verkaufszahlen der herkömmlichen Futtermittelhersteller mit ihrem Dosenkram, darstellen wird. Es gibt dafür einfach zu wenige Menschen, die ein Interesse haben sich damit zu befassen, welche Form der Ernährung für ihr Tier wirklich die richtige ist und vor Allem die Gesündeste. Und auf der andere Seite soll ja alles immer möglichst billig sein und da gibt ein Großteil der Tierbesitzer eben ungern mehr als 50 Ct am Tag für das Futter seiner Tiere aus.
Ich hatte oft sogar schon solche Unterhaltungen, wenn es lediglich nur darum ging hochwertiges Dosenfutter zu kaufen, das keine tierischen Nebenerzeugnisse oder zuviel Pflanzenproteine enthält. Dieses Futter kostet dann schon mal doppelt oder dreifach soviel wie das Billig-"dreck"futter. Selbst mit dem Wissen,dass sie ihren Tieren etwas Gutes tun würden, waren viele Leute, mit denen ich mich unterhalten habe, nicht bereit mehr Geld auszugeben. Das Argument war oft allen Ernstes, "das kann ich mir nicht leisten". Bis zu 1,50 Euro pro Tag für das eigene Tier auszugeben, ist natürlich auch echt ein Vermögen
Daher bin ich sicher, dass das auch beim BARF-Futter nicht so große Kreise schlagen wird, weil die Menschen einfach zu ignorant sind, zu geizig und zu bequem, wobei der Geiz, meiner Ansicht nach, der ausschlaggebende Punkt sein wird. Denn Rohfleischfütterung ist ja lange nicht so billig wie tierische Nebenerzeugnisse in einen Napf zu füllen.
Wenn, wider Erwarten doch zunehmend mehr Leute auf die BARF Fütterung umsteigen, dann würde ich höchstens noch davon ausgehen, dass die Futtermittelindustrie (zumindest einige Hersteller) sich dem Trend anpassen würden, wenn sie merken ihre Absatzzahlen sinken. Das heißt, sie würden vielleicht verstärkt rohe Fleischmischungen anbieten, dann aber wahrscheinlich zu gepfefferten Preisen, um noch Gewinn daraus zu schlagen.
Interessant finde ich übrigens, dass hier geschrieben wurde, dass man solche BARF-Mischungen schon fertig kaufen kann. Das habe ich vorher nicht gewusst. Ich habe das nämlich auch mal vor einiger Zeit versucht für meine Katze solch gesundes BARF Futter zuzubereiten, bin aber an einigen Zutaten gescheitert, die ich nur schwer bekommen habe. Außerdem fiel es mir schwer manche Rezepte umzusetzen und umzurechnen. Ich hatte dann etwas Sorge, meiner Katze würden dann bestimmte Nährstoffe fehlen, wenn ich mich da verrechne. Auch die nötige Abwechslung anzubieten, hat mir zu schaffen gemacht. Ich habe es leider auch nicht fertig gebracht, zum Beispiel Küken zu kaufen (Schande über mich, ich weiß ) Ich hoffe das ist hier jetzt auch nicht OT, aber kennt jemand einen Online Shop, den man empfehlen könnte, wo man solche komplett fertigen Fleisch-Mischungen bekommen kann?
Nein, ich denke nicht, dass die Futtermittelindustrie aufgrund von BARF finanzielle Einbußen zu befürchten hat. Dazu ist es einfach zu bequem, wenn Hunde- und Katzenfutter fix und fertig im Regal steht und nur noch der Deckel geöffnet und das Futter in den Napf gegeben werden muss.
Außerdem wäre es, wenn wirklich eine so große Nachfrage nach rohem Futter besteht, sicherlich kein Problem, dass dann eben das Rohfleisch entsprechend verpackt angeboten wird.
Im Moment ist es ohnehin so, dass überwiegend Züchter und Halter von mehreren Hunden ihre Tiere barfen. Züchter kaufen aber ohnehin für gewöhnlich nicht im Einzelhandel, sondern beziehen ihr Futter im Großpack. Würde sich auch anders gar nicht lohnen, wenn ein Züchter ein Dutzend großer Hunde hat, würde er bei Dosen aus dem normalen Zoofachgeschäft oder Supermarkt eine enorme Menge mehr Geld bezahlen.
Und es wird immer genügend Leute geben, die nicht barfen wollen. Weil sie das rohe Futter eklig finden oder fürchten, dass da Bakterien und andere Keime drin sind. Und bei erstaunlich vielen hält sich auch noch das Gerücht, dass Hunde dadurch scharf werden würden und anfangen würden, zu jagen, also selbst Beute erlegen wollen würden.
Yazz hat geschrieben:Daher bin ich sicher, dass das auch beim BARF-Futter nicht so große Kreise schlagen wird, weil die Menschen einfach zu ignorant sind, zu geizig und zu bequem, wobei der Geiz, meiner Ansicht nach, der ausschlaggebende Punkt sein wird. Denn Rohfleischfütterung ist ja lange nicht so billig wie tierische Nebenerzeugnisse in einen Napf zu füllen.
Das ist ein interessanter Aspekt, den du da einwirfst, aber ich habe das Gefühl, viele Hunde- und Katzenbesitzer haben einfach völlig falsche Vorstellungen davon, was den finanziellen Aufwand des Barfens angeht.
Was die "Geiz-ist-geil"-Mentalität betrifft, müsste ja eigentlich die BARF-Bewegung immer mehr Anhänger zu verzeichnen haben. Wenn man nicht gerade darauf Wert legt, die besten Filetstücke beim Fleischer um die Ecke zu kaufen, kann man nämlich tatsächlich mit dem Barfen viel günstiger fahren, als mit konventioneller Fertignahrung der mittleren Preisklasse, und das, ohne irgendwelche Abstriche bei der Qualität des Futters in Kauf nehmen zu müssen.
Oft wird auch fälschlicherweise davon ausgegangen, dass eine Tagesportion Frischfleisch der gleichen Menge an Dosennahrung entspricht. Dadurch ergeben sich bei einem Preisvergleich aber völlig verzerrte Werte. Es ist nämlich so, dass Hunde, die gebarft werden mit deutlich weniger Fleisch auskommen, da frisches Fleisch nun mal viel nahrhafter und sättigender ist, als denaturiertes und künstlich aufgeblähtes Dosenfutter.
Wie günstig Barfen wirklich sein kann, lässt sich am folgenden Rechenbeispiel leicht nachvollziehen: Während z.B. bei einer Dose der Marke Rinti der Tagesbedarf eines normal aktiven, 10 Kilo schweren Hundes bei etwa 400 g liegt, würde man bei einer reinen Fleischfütterung mit gerade mal 250 g am Tag auskommen. Das Kilo Frischfleisch kostet mich je nach Sorte und Anbieter zwischen 2 und 3 Euro, womit ich am Tag auf 50 bis 75 Cent komme. Die 400g-Dose Rinti, die m.E. noch mit zu den höherwertigen Dosenfuttern gehören dürfte, liegt preislich bei etwa 1 Euro, also deutlich teurer.
Yazz hat geschrieben:Wenn, wider Erwarten doch zunehmend mehr Leute auf die BARF Fütterung umsteigen, dann würde ich höchstens noch davon ausgehen, dass die Futtermittelindustrie (zumindest einige Hersteller) sich dem Trend anpassen würden, wenn sie merken ihre Absatzzahlen sinken. Das heißt, sie würden vielleicht verstärkt rohe Fleischmischungen anbieten, dann aber wahrscheinlich zu gepfefferten Preisen, um noch Gewinn daraus zu schlagen.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass namenhafte Hersteller auf Dauer ihre neuen BARF-Produkte zu horrenden Preisen verkaufen können, da sich mittlerweile einfach zu viele Internet-Barfshops und regionale Futterfleischanbieter etabliert haben, die mit moderaten Preisen werben und somit der Konkurrenzdruck innerhalb dieser Branche deutlich zunimmt.
Diejenigen die roh füttern, sind ja oftmals erst durch Internetforen auf die neue Ernährungsmethode aufmerksam geworden. Und dort spricht es sich natürlich schnell herum, wo man sein Fleisch günstig und in guter Qualität beziehen kann. Außerdem bieten Internethändler oft auch eine Gratis-Ernährungsberatung an oder bieten Hilfe bei der Zusammenstellung individueller Futterpläne, womit konventionelle Massenhersteller nicht mithalten können.
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