Was ist an den biblischen Geschichten dran?
Ich frage mich schon, seit dem ich 12 Jahre alt war. Wer hat den die Bibel überhaupt erfunden? Und wie ist er auf diese Geschichten gekommen? Ich habe sogar schon mit meiner Religionslehrerin damals darüber gesprochen. Doch sie konnte mir auch nicht sehr viel darüber erzählen.
Sie konnte mir nun nicht mal sagen, ob sie wahr ist. (Da war ich noch sehr jung, und habe alles geglaubt). Sie meinte nur, dass es eine Art "Stütze" im Leben ist, woraus man lesen kann und sich Hoffnungen machen kann. Und sie selbst glaubt auch nicht wirklich daran, dass sie wahr sein könnte.
Mal ehrlich, wie kann man schwanger werden, ohne sexuellen Kontakt gehabt zu haben? Im Grunde ist es unmöglich. Gibt es den eine Theorie, die beweist, dass Jesus gelebt hat, und das alles erlebt hat? Der, der die Bibel geschrieben hat, muss ja immerhin viel mit Jesus zu tun gehabt haben, ansonsten hätte er uns nicht so viel über sein Leben erzählen können. Kennt sich da jemand besser damit aus, wie ich?
Ob die Geschichten aus der Bibel wirklich wahr sind wird dir keiner beantworten können. Mit Sicherheit hat das aber damit was zu tun, ob du daran glaubst oder nicht. Glaubst du nämlich daran, wirst du wohl kaum an etwas glauben, wovon du denkst, dass es nicht wahr ist. Andersherum werden Menschen die nicht glauben wohl eher davon überzeugt sein, dass es nicht unbedingt wahr ist.
Die Bibel "erfunden" hat mit Sicherheit auch keiner. Vielmehr geht man natürlich davon aus, dass es sich um Erzählungen und Überlieferungen handelt. Im Entferntesten vielleicht vergleichbar mit Grimms Märchen, wobei ich damit nicht auf den Wahrheitsgehalt anspielen will, sondern nur auf die Art und Weise der Überlieferung. Ein Mensch war angeblich dabei (oder hat es sich erzählen lassen) und erzählt es weiter, bis mal einer auf die Idee kommt es aufzuschreiben.
Es ist ja nichts außergewöhnliches, dass sich Menschen Geschichten ausdenken, heutzutage nennt man das Literatur. Und es ist ja auch nichts außergewöhnliches, dass in eine Geschichte eine moralische Botschaft verpackt wird. Vor 2000 oder mehr Jahren war die Art und Weiße, die diese Geschichten verbreitet wurden aber eine völlig andere als heute. Die Geschichten wurden aus dem Gedächtnis erzählt und weiter erzählt und erst später aufgeschrieben.
Und was nun den Inhalt dieser Geschichten betrifft muss man sich eben auch anschauen in welcher Zeit sie entstanden und weiterentwickelt worden sind. Wie viel wussten die Menschen damals wohl über Medizin und Fortpflanzung im speziellen? Wenn jemand vor 2000 Jahren eine Geschichte über eine Schwangerschaft ohne sexuellen Kontakt aufgeschrieben hat dann kann das doch gut sein, dass damals die Ansicht verbreitet war, dass das möglich ist, oder? Und ganz nebenbei bemerkt gibt es auch heute noch genug junge Menschen, die sehr abenteuerliche Vorstellen zum Thema Sex und Verhütung haben.
Wenn du dich nach dem Wahrheitsgehalt dieses Buches fragst musst du jedenfalls den historischen Kontext mit in Betracht ziehen, du musst schauen wie die Sozialstrukturen damals waren, auf welchem Stand die Wissenschaft war und so weiter. Und eigentlich müsste man auch die Sprachen verstehen in denen die Geschichten verfasst worden sind, denn Übersetzungsfehler sind ja an der Tagesordnung. Siehe zum Beispiel der übers Wasser gehende Jesus, der in Original anscheinend am gegenüberliegenden Ufer entlang geht.
Was Jesus betrifft gibt es aber römische Quellen, die sich auf diese Person beziehen und mit denen sich zumindest beweisen lässt, dass er gelebt hat und kein komplett erfundener Charakter ist. Es ist schon einige Zeit her, seit ich das im Philosophie Unterricht durch genommen haben, aber es handelt sich dabei glaube ich um Briefe, die ihn als Anführer eines Aufstands gegen die römischen Besatzer identifizieren.
MalibuKirsch hat geschrieben:Gibt es den eine Theorie, die beweist, dass Jesus gelebt hat, und das alles erlebt hat?
Eine Theorie beweist zunächst mal nichts. Sonst wäre es keine Theorie. Aber es ist in der Forschung ganz allgemein anerkannt, dass es Jesus als historische Person gegeben hat. Da denke ich, sind sich die entsprechenden Gelehrten einig. Was das aber im Folgenden bedeuten kann, kann aus diesem Wissen nicht abgeleitet werden.
MalibuKirsch hat geschrieben:Der, der die Bibel geschrieben hat, muss ja immerhin viel mit Jesus zu tun gehabt haben, ansonsten hätte er uns nicht so viel über sein Leben erzählen können.
Dir ist aber schon bewusst, dass die Bibel durchaus auch aus einigen Teilen besteht, welche nichts mit Jesus zu tun haben? Das gesamte Alte Testament spart Jesus aus. Schon allein, weil die "Geschichten" in der Zeit vor seiner Geburt spielen. Und dieses Alte Testament gilt ja nicht nur in der christlichen Religion. Auch Juden und Moslems sehen darin die "Wahrheit" - oder entsprechende Wegweisungen dahin.
Dann ist es auch so, dass hier nicht ein unbekannter Autor dieses "Buch der Bücher" geschrieben hat, sondern verschiedene Autoren sich die Urheberschaft für das Niederschreiben der überlieferten Geschichten teilen müssen. Alles ist somit immer auch unter dem Aspekt zu lesen, der die Lebensumstände und Lebenswirklichkeit der Autoren betrifft.
Und aus dieser Sicht ist die Bibel sogar aus wissenschaftlicher, religionsfreier Sicht ein interessantes Zeitdokument.
Wie wahr und wie wörtlich die Bibel zu nehmen ist, hängt dann übrigens auch sehr stark vom eigenen religiösen Standpunkt ab. Und da gibt es eben welche, die die Bibel 1:1 als Wahrheit verstehen und (verzweifelt) versuchen, dies "wissenschaftlich" zu stützen. Andere sehen aber tatsächlich das Ganze eher als Leitfaden, der vieles bildlich ausdrückt, aber eben nicht wörtlich zu nehmen ist.
MalibuKirsch hat geschrieben:Mal ehrlich, wie kann man schwanger werden, ohne sexuellen Kontakt gehabt zu haben?
Gar nicht, aber hier handelt es sich um einen Übersetzungsfehler von "junge Frau" zu "Jungfrau". Bei den ganzen hin und her Übersetzungen in der Antike nichts besonderes, das plagt auch andere Werke nicht religiöser Natur. Allein von Platon gibt es so zig verschiedene Texte und Interpretationen.
MalibuKirsch hat geschrieben:Gibt es den eine Theorie, die beweist, dass Jesus gelebt hat, und das alles erlebt hat?
Das nicht, aber historische Quellen, die belegen dass es ihn zumindest gab. Die Römer waren fleißige Bürokraten . Ob er das wirklich erlebt und die "Wunder" vollbracht hat ist dagegen extrem unwahrscheinlich - hier liegt der Schluss nahe, dass es sich um eine Vermischung mit anderen damals aktiven Wanderpredigern handelt die historisch vor der "literarischen" Jesusgestalt umherwanderten. Was Jesus größtenteils zugeschrieben wird hat wohl eher Apollonios von Tyana vollbracht und es wurde Jahrhunderte später Jesus dazugedichtet.
MalibuKirsch hat geschrieben:Der, der die Bibel geschrieben hat, muss ja immerhin viel mit Jesus zu tun gehabt haben, ansonsten hätte er uns nicht so viel über sein Leben erzählen können.
Die Texte (Evangelien usw.) über Jesus entstanden knapp 2 Jahrhunderte nach seinem Tod - bis dahin wurde alles mündlich überliefert. Und naja, der Fehlerfaktor bei der Niederschrift war groß, da muss man nur vergleichen was so jeweils in Johannes, Matthäus, Markus und Lukas so steht .
Grundsätzlich ist es ja schon mal so, dass die Bibel nicht so geschrieben wurde, wie wir sie heute lesen. Also nicht in deutsch. Allein durch die Übersetzung sind sicher schon jede Menge "Fehler" zustande gekommen. Weiterhin sollte man den Inhalt nicht wörtlich nehmen. Es ist zum größten Teil alles ein Gleichnis und jeder kann etwas anderes hineininterpretieren. Und darum geht es wohl auch in diesem Buch. Es ist nicht keine Zusammenfassung von Forschungsberichten sondern eine Zusammenstellung von Geschichten. Viele einmal geschrieben zu Zeiten Jesu. Aber eben nicht so, wie wir sie heute lesen. Und wenn man sich mal die Zeit und das Wissen der Menschen zu dieser Zeit vorstellt, dann ist es wohl auch möglich, ohne Sex schwanger zu werden. Noch heute kann man in gewissen Jugendzeitungen lesen, dass Menschen glauben, vom Küssen schwanger zu werden.
Also wie gesagt, die Bibel ist kein Tatsachenbericht sondern ein Geschichtsbuch. Jeder glaubt das, was er in die Geschichten hineininterpretiert.
schokohaeschen hat geschrieben:Und wenn man sich mal die Zeit und das Wissen der Menschen zu dieser Zeit vorstellt, dann ist es wohl auch möglich, ohne Sex schwanger zu werden.
Sorry, aber so dämlich war man auch damals nicht dass man ernsthaft glaubte, dass man ohne Sex schwanger werden könnte. In den Originaltexten ist daher auch nicht von einer Jungfrau sondern von einer jungen Frau die Rede - was je nach Auslegung eben junge Frau (:D) oder eben eine unverheiratete Frau bedeuten kann.
Die einzigen die das später mit dem Göttlichen assoziierten waren die Katholiken, da eine Jungfrauenzeugung ja nur durch göttlichen Eingriff möglich wäre. Das sie die sich selbst entgegen der historischen Wahrheit zurechtgedichtet haben ist dabei eben eine andere Sache.
Texte der Bibel müssen auch als geschichtliche Dokumenten verstanden werden. Dass die Bibel nicht nur aus dem Neuen Testament und auch das nicht nur aus Geschichten über Jesus besteht, wurde hier ja schon angemerkt. Was nun die Bücher des alten Testaments angeht, verhält es sich aber ähnlich wie mit Jesus. Einige der Figuren, die dort auftauchen, hat es als historische Personen gegeben und einige der Ereignisse, die dort geschildert werden, haben einen wahren Kern.
So wird etwa im Bereich der Antike viel über die Israeliten in Ägypten viel diskutiert. Irgendwo habe ich gelesen, dass diese Völkerwanderung tatsächlich stattgefunden hat. Dass Moses tatsächlich das Meer geteilt hat, und dass die Reise durch die Wüste vierzig Jahre in Anspruch genommen hat, ist aber wohl eher Ausschmückung und Legendenbildung. Die Plagen, die Gott über Ägypten gebracht hat, mögen auch stattgefunden haben, sie lassen sich alle medizinisch erklären, auch wenn sie sicherlich nicht Gottes Strafe für die Sünder waren, sondern Schädlingsbefall, Pilzbefall oder Viruserkrankungen.
Auch König Salomon hat existiert und die Geschichte seines Ahnen David, der gegen einen "Riesen" gekämpft hat, wird erforscht. Und so verhält es sich mit vielem. Manche Leute hat es gegeben, manches von dem was sie getan haben sollen, hat auch stattgefunden. Anderes nicht. Derartige Diskrepanzen findert man nicht nur in der hebräischen, sondern auch in der griechischen und römischen Geschichtsschreibung. Die zeitgnössischen Autoren verstanden Historiographie nicht als Wiedergeben von Tatsachen, sondern als eine weitere Form der Dichtung.
Einiges ist auch schlichtweg zur moralischen Formung erfunden worden bzw. spiegelt die moralischen Ansichten der Schreiber wider. Beim Zug durch die Wüste kritisieren sowohl Aaron als auch Miriam ihren jüngeren Bruder Moses. Aaron kommt mit einer Ermahung davon, Miriam wird von Gott mit Aussatz gestraft. Die Autoren der Zeit waren eben der Meinung, Frauen hätten nicht das Recht Männer und deren Entscheidungen in Frage zu stellen. Und um dies zu bekräftigen, bedienen sie sich der Stimme Gottes, die das bestätigt, indem Miriam Konsequenzen spürt, die Aaron, dem Mann, erspart bleiben. So transportiert man seine Ansichten und versucht sie durchzusetzen, indem man eine größere Autorität als die eigene dahinter stellt. Ähnlich, wie als man lange Jahrzehnte behauptet hat, Selbstbefriedigng würde körperliche Schäden hinterlassen. Hier war die Autorität eine abwegige medizinische Studie, damals die Gestalt Gott. Das Prinzip ist aber das gleiche.
Insofern: Einiges stimmt, anderes nicht. Buchstabengetreu anwendbar ist die Bibel sicher nicht, nicht nur wegen zahlreicher Übersetzungs- und Deutungsfehler. Aber deine Religionslehrerin hatte schon recht, wenn sie versucht hat, dir zu erklären, dass man die Bibel eher als Stütze oder Leitfaden nehmen soll, wenn man gläubig ist. Das ist heute ihr Zweck, neben ihrer geschichtlichen und soziologischen Bedeutung.
Hier mal ein Buchtipp zu dem Thema. Ich habe es selbst nicht gelesen, aber viele interessante Fakten daraus erzählt bekommen. Beispielsweise, dass Winde unter Umständen einen Fluss teilen können . Ob man das nachher glaubt ist aber wieder eine ganz andere Frage.
Die Bibel ist ein Buch, das mit überlieferten Erzählungen gefüllt ist - wie schon erwähnt. In der Schule früher wurde diese Art der Geschichtsschreibung gerne auch mit der Flüsterpost verglichen. Soll heißen: Man hat Glück, wenn am Ende das rauskommt, was am Anfang eigentlich gesagt wurde. Ausschmückungen und in der Bibel sogenannte Wunder sind deshalb keine Seltenheit - sie sind vielmehr zu erwarten. Für mich persönlich ist ein Wunder aber reiner Zufall.
Trotzdem scheint die Bibel ein wertvolles Zeitdokument zu sein, dass vieles über die Geschehnisse zu jener Zeit wiedergibt, selbst wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelt, wie dass Ketzer früher zum Teil gekreuzigt wurden (ich weiß, nicht sehr anspruchsvoll, aber immerhin). Deshalb würde ich behaupten, dass die "Geschichten" aus der Bibel an sich einen realistischen Rahmen aufweisen und möglicherweise sogar ein bisschen mehr (Naturphänomene, etc.). Außerdem ist sie literarisch äußerst wertvoll. Alles was jedoch darüber hinausgeht, wartet noch auf eine wissenschaftliche Erklärung und bleibt bis dahin Glaubenssache. Zumal einige Dinge gar nicht bewiesen werden können - oder woher will ich wissen, ob ein brennender Busch redet, wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehe und höre?
Und dann hab ich noch was zu der Jungfernzeugung: Nunja, ich glaube nicht daran, aber in der Tierwelt scheint man ein derartiges Phänomen entdeckt zu haben. Zumindest kann man es sich noch nicht anders erklären. Aber ob Maria ein Bambushai war, wage ich zu bezweifeln.
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