Bald kein TNT mehr in Deutschland?
TNT erwägt jetzt offen ein Rückzug vom deutschen Postmarkt, da man befürchtet, nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein, wenn für das Postgewerbe ein zu hoher Mindestlohn beschlossen werden und die Deutsche Post weiterhin das Privileg der Mehrwertsteuerbefreiung genießen sollt.
Dem Handelsblatt liegt ein Brief des Vorsitzenden von TNT, Peter Bakker, an Kanzlerin Angela Merkel vor in dem er offen Kritik an den seiner Meinung nach immer noch bestehenden Wettbewerbsbarrieren in Deutschland übt – dadurch sei die geplante Liberalisierung des Postmarktes, welche für 01.01.2008 geplant ist, ein Hohn. Die Gefahr in seinen Augen die Wettbewerbsfähigkeit vieler Postkonkurrenten und Arbeitsplätze die von ihnen geschaffen werden. Die Umsatzsteuerbefreiung der Post sowie der Mindestlohn (9,80 Euro West, 9,00 Euro Ost), falls er für allgemein verbindlich erklärt wird, seien Hürden, die diese kaum verkraften können, wobei vor allem die Mindestlöhne Bakker ein Dorn im Auge sind, da im Grunde, so meint er, nur die Deutsche Post diese zahlen könne, da sie den Markt dominiere.
Merkel plant weiterhin, zum Zeitpunkt der Liberalisierung am 01.01.2008 des Postmarktes auch einen allgemein verbindlichen Mindestlohn für die Postbranche einzuführen, falls sich die Tarifparteien bis dahin darauf einigen können.
Einer weniger, kein Grund zur Besorgnis, denn wenn ein Anbieter nur dann glaubt konkurrenzfähig zu sein, wenn er Niedriglöhne zahlt, dann kann man auf dessen Marktteilnahme nach der Liberalisierung getrost verzichten. Außerdem sollen sich die privaten Anbieter, vor allem wenn sie aus dem Ausland kommen, doch erstmal um ihre Heimatmärkte kümmern. Denn so eine Liberalisierung wie in Deutschland geplant gibt es in fast keinem anderen EU-Land. Und sich dann zu beschweren, weil man bei uns durch gewisse Hürden am Markteintritt gehindert wird, ist mehr als scheinheilig.
Eines musst du beachten. Die Post muss laut Post von Subbotnik keine Mehrwertsteuer zahlen. Die anderen müssen dies. Wenn nun ein anderer Anbieter wie die Post die gleichen Löhne zahlt wie die Post, dann zahlt der andere Anbieter im Endeffekt mehr, da er ja die Mehrwertsteuer auch zahlen muss, welche sich die Post spart. Sollen die Löhne nun noch erhöht werden, dann ist es für die meisten Anbieter eben nicht mehr wirtschaftlich vertretbar, weil sie mehr Kosten haben, aber deswegen nicht mehr verdienen.
Damit hast du soweit natürlich recht. Allerdings stellt sich doch die Frage, warum denn ausgerechnet die Mindestlöhne TNT so ein Dorn im Auge sind. Um Wettbewerbsvorteile für die Post auszuschließen, sollte man wohl eher die Umsatzsteuerbefreiung für die Deutsche Post abschaffen, anstatt auf einen Mindestlohn zu verzichten. Dann hätten alle die gleichen Bedingungen.
Ich persönlich bin nämlich der Meinung, dass die Liberalisierung der Briefzustellung nicht um jeden Preis passieren sollte. Und dass dann noch mehr Briefzusteller zu noch niedrigeren Löhnen arbeiten müssen, weil TNT das Lohndumping in neue Dimensionen führt um die Post zu unterbieten, ist ja denke ich nicht Sinn der Sache.
Das Problem in den Mindestlöhnen sehen die neuen Anbieter ja auch darin dass man einfach nicht so stark am Markt vertreten ist - die Umsatzsteuer ist wohl noch das kleinste Übel, da gibt es 1001 Tricks, sich diese zurückzuholen oder den Gewinn künstlich zu senken, um kaum Umsatzsteuer zu zahlen.
Aber die Post kann ja, keine Ahnung wie hoch die Zahlen genau sind, sicher damit rechnen, jeden Tag 600 Millionen Briefe oder noch mehr zu transportieren, weil sie etabliert sind und eine treue Kundschaft haben - die meisten kennen ja auch nur die Post.
Bei den Billiganbietern sind es gerne mal 2 Millionen oder 10 Millionen Briefe am Tag, also sehr stark schwankend, da ist es natürlich doppelt schwer, zu kalkulieren, da der feste Kundenstamm und feste Mindestbeförderungszahlen wie bei der Post einfach fehlen. Bei der Post sind diese Schwankungen der Beförderungsmenge vielleicht im einstelligen Bereich, bei den Minianbieter mindestens im zweistelligen oder dreistelligen.
Ganz persönlich bin ich sogar gegen die Öffnung des Briefmarktes. Was dafür spricht sind vielleicht tatsächlich ein wenig sinkende Preise, aber wenn, dann bekommen diese Vorteile eh nur die großen Einlieferer gewährt. Und genau die haben bei der Post ja auch schon ganz andere Preise wie wir am Schalter.
Zudem hat die Post einfach gewisse Voraussetzungen, die die anderen einfach nicht so gut erfüllen können: ich trau meinem Briefträger der Post jedenfalls mehr als denen der Privaten. Und Briefe sind eben auch Vertrauenssache.
Es mag ja sein, dass ich bisher bei den Konkurrenten immer Pech hatte, aber an Zuverlässigkeit ist meiner Meinung nach die Post nicht zu übertreffen.
Ich möchte die negativen Beispiele hier gar nicht alle aufzählen, aber ein gewisser Zusammenhang aus niedrigen Löhnen, völlig unqualifiziertem Personal und folglich schlechter Leistung ist nun leider deutlich erkennbar.
Ich denke viele werden auch bei der gelben Post bleiben, immerhin kennt man die, vertraut ihr (meistens), kennt die Tarife und weiß wo die Briefkästen stehen. Bei neuen Briefanbietern muss man dann überlegen: "Wo bekomme ich die Briefmarken her? In welchen Briefkasten kommen meine Briefe? Für welche Firma waren meine Briefmarken in der Schubllade doch gleich?"
Für Firmen stellt sich dann eben die Frage, wer hat das bessere Angebot?
Laufmasche hat geschrieben:Wenn nun ein anderer Anbieter wie die Post die gleichen Löhne zahlt wie die Post, dann zahlt der andere Anbieter im endefekt mehr, da er ja die Mehrwertsteuer auch zahlen muß, welche sich die Post spart. Sollen die Löhne nun noch erhöht werden, dann is es für die meisten Anbieter eben nicht mehr wirtschaftlich vertretbar, weil sie mehr Kosten haben, aber deswegen nicht mehr verdienen.
Mehrwertsteuer muss nur auf die Produkte gezahl werden, nicht aber auf die Löhne. Hier gilt für den gelben Riesen und andere Anbieter: die Lohnsteuer. Da die neuen Postanbieter aber meist güsntigere Tarife anbieten und zusätrzlich noch Mehrwertsteuer abführen müssen, ist klar, dass sie irgendwo sparen müssen. Was liegt da näher als bei den Austrägern zu sparen.
betty hat geschrieben:Was dafür spricht sind vielleicht tatsächlich ein wenig sinkende Preise, aber wenn, dann bekommen diese Vorteile eh nur die großen Einlieferer gewährt. Und genau die haben bei der Post ja auch schon ganz andere Preise wie wir am Schalter.
Bei uns gibt es schon einige andere Anbieter und die bieten auch für den Einzelversand günstigere Preise an, als die Post. Für Großversender werden die dann nochmal günstiger.
Aber:
Tommy Tulpe hat geschrieben:Ich denke viele werden auch bei der gelben Post bleiben, immerhin kennt man die, vertraut ihr (meistens), kennt die Tarife und weiß wo die Briefkästen stehen. Bei neuen Briefanbietern muss man dann überlegen: "Wo bekomme ich die Briefmarken her? In welchen Briefkasten kommen meine Briefe? Für welche Firma waren meine Briefmarken in der Schubllade doch gleich?"
Das größte Manko, wenn ich mir die kleineren Postanbieter anschaue, die bei uns aktiv sind: Welches Zustellgebiet haben die doch gleich? Kann ich auch an Großkunden oder Postfächer versenden? Außerdem sind "normale" Briefe zwar günstiger, aber bestimmte Sondersendungen, beispielsweise Bücher- oder Warensendungen, sind dann bei der Deutschen Post immer noch günstiger als die Normalsendungen der Konkurenz.
Da die Mindestlöhne TNT solche ein Dorn im Auge sind, stellt sich die Frage, welche Löhne denn bisher gezahlt worden sind! Der Vorteil der Mindestlöhne wäre für mich, dass man für dieses Geld auch nur gut geschultes Personal einstellt, wodurch auch die Qualität der Zustellung verbessert wird (das ist nämlich auch noch ein Kontra in Sachen andere Zusteller).
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