Die richtige Kindererziehung?

vom 01.10.2008, 20:56 Uhr

Ich selbst bin kinderlos, doch die Familie bedeutet mir alles. Nun ist es so, dass ich auch Kinder sehr gern habe, auch wenn ich selbst keine habe. Trotzdem fällt es mir vermehrt auf, dass immer weniger Kinder Manieren an den Tag legen und frage mich zudem, an was dies nur liegen könnte. Früher hatte man zumindest noch einen Hauch von Respekt auf die Erwachsenen bezogen. Dies scheint nun endgültig der Vergangenheit anzugehören.

In meinem Freundeskreis haben schon mehrere Leute Kinder. Und diese dürfen einfach alles. Es ist schon ein Gräuel mit diesen Freunden irgendwohin aus essen zu gehen, da ihre Kinder einem das Essen regelrecht vermiesen.

Denkt ihr auch, dass die Erziehung heute oft zu kurz kommt?

» Sraki » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,00 »



Hallo!

Nicht die Erziehung alleine ist schuld daran, dass die Kinder einfach so aufmückig sind und nicht mehr hören wollen. Es sind einfach auch die äusseren Einflüsse. Medien, wie Computer und Fernsehen sind viel dran schuld und auch dass Kinder manchmal schon in der Grundschule ein Handy besitzen.

Die Kinder sind einfach durch äussere Einflüsse manchmal überfordert. Die Eltern sehen es manchmal nicht , weil sie auch durch äussere Umstände, wie arbeitslosigkeit und schlechte Jobs einfach nur genervt sind.

Ich habe oft gesagt, wenn meine Kinder sich daneben benommen haben, dass ICH mir das früher hätte nie erlauben dürfen. Aber ich war auch oft mit den Kindern überfordert, weil ich auch mit Arbeitslosigkeit beschäftigt war und mit Geldknappheit. Wenn man selber Stress an der "Backe" hat, ist es manchmal gar nciht so einfach.

Früher war in dem Punkt vieles einfacher. Alle (oder der größte Teil) hatte Arbeit und ein gutes Einkommen und die Kinder waren irgendwie selbstständiger.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich kenne bei dieser Problematik eigentlich nur eine Ursache. Die Eltern setzen sich bei den Kindern nicht durch. Einmal, weil sie keine Lust dazu haben, weil gewisse Dinge ihnen wichtiger erscheinen. Zum anderen, weil sie einfach von anderen Sachen so genervt sind, das sie nicht noch mit dem Nachwuchs eine Grundsatzdiskussion führen wollen. Ein Beispiel habe ich da direkt in der Nachbarschaft und die Mutter gibt das auch selber zu. Sie kommt gegen 17 Uhr vom Job. Und wenn die Tochter dann halt nicht ins Bett will, dann darf sie eben noch aufbleiben. Die Mutter hat keinen Nerv mehr sich durchzusetzen.

Demzufolge greift dann sowas auch auf andere Dinge über. Wenn das Kind beim fernsehen seinen Willen durchsetzen kann, wird es das auch bei anderen Wünschen nach und nach machen. Irgendwann ist die Familie an dem Punkt, wo das Kind die Eltern erzieht und nicht umgekehrt.

Was dagegen das Thema allgemeine Manieren angeht, so liegt es oftmals daran, das kein Familienleben in dem Sinne statt findet. Wir selbst achten darauf, da wir zumindest am Wochenende gemeinsam die Mahlzeiten einnehmen. Klappt unter der Woche nicht so, da mein Mann eh nicht da ist und ich durch den Job einen anderen Rhythmus beim Essen habe, wie meine Kinder. Und dann wird eben bei uns auch ein gewisses Maß an Höflichkeit gepflegt. Man bittet eben um etwas und dankt auch dafür, wenn man es bekommen hat.

Das haben dann auch schon die Erzieherinnen in der Kita bemerkt, das sie dort beobachten können in welcher Familie es Regeln und Höflichkeit gibt. Entsprechend verhalten sich die Kinder dann auch. Denn was zu Hause ein normaler Zustand ist, geht den Kindern in Fleisch und Blut über.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Kindererziehung ist eine anstrengende Sache und manchmal braucht man dabei Nerven wie Drahtseile. Ich glaube es gibt kaum ein Kind, das nicht seine Grenzen bei den Eltern austestet. Die Kernfrage dabei ist, inwieweit es damit durchkommt, und das beginnt bereits im Kleinkindalter.

Ein Kind, das von klein auf Grenzen gesetzt bekommt und diese dann auch durchgesetzt werden, hat es später leichter, Regeln zu akzeptieren, vor allem wenn sie einmal sinnvoll begründet wurden. Meine Tante erzeiht ihre Kinder je nach Laune, Mondphase oder was auch immer. Einmal lässt sie ihren Kids etwas durchgehen, beim nächsten Mal werden sie wegen der gleichen Sache angebrüllt. Manchmal habe ich den Eindruck, die beiden denken sich: "Lass doch die Mama schimpfen, wenn ich es noch zweimal mache hat sie keine Lust mehr und gibt auf."

Nächster wichtiger Punkt ist für mich der unkontrollierte Fernsehkonsum mancher Kinder. Was in den Kinderprogrammen tagsüber läuft ist teilweise extrem niveaulos und sollte einem Kind in der Entwicklung nicht vorgesetzt werden, vor allem nicht ohne dass jemand dabei ist und mit ihm darüber spricht.

Denn Kinder bis zu einem bestimmten Alter neigen dazu, das im Fernsehen gezeigte als die wirkliche Welt zu sehen, besonders wenn es sich um Comedysendungen, Gerichtsshows oder ähnliches handelt, in denen "echte" Menschen vorkommen. Dies leben sie dann im wahren Leben nach und können nicht begreifen, dass es so nicht funktioniert.

In der Klasse unseres Zweitklässlers hat die Lehrerin bei einem Elternabend erwähnt, dass sie die Kinder gefragt hat, wie viele der Kinder einen eigenen Fernseher in ihrem Kinderzimmer haben. Nur 2 der Kinder besitzen einen. Sie meinte dann, dass sie sich das, bevor sie gefragt hat, schon gedacht hatte, weil es eine sehr ausgeglichene Klasse ist. Klassen, in denen viele Kinder einen Fernseher hätten, wären unruhiger und unkonzentrierter.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Sraki hat geschrieben: In meinem Freundeskreis haben schon mehrere Leute Kinder. Und diese dürfen einfach alles. Es ist schon ein Gräuel mit diesen Freunden irgendwohin aus essen zu gehen, da ihre Kinder einem das Essen regelrecht vermiesen.

Denkt ihr auch, dass die Erziehung heute oft zu kurz kommt?

Ich habe nicht den Eindruck, dass die Erziehung an sich zu kurz kommt, sondern dass Eltern vermehrt versuchen einen Erziehungsstil zu praktizieren von dem sie glauben, dass er ihren Kindern gut tun würde in ihrer Entwicklung. Gerade an dem Beispiel das du erwähnst mit deinen Freundinnen, deren Kinder alles dürfen, wird das deutlich.

Ich habe oft erlebt, dass solche Eltern denken, sie müssten dem Kind jegliche Freiheiten gewähren, was letztendlich für das Kind nicht gut ist. Oft beziehen sie sich darauf einen antiautoritären Erziehungsstil zu praktizieren, der theoretisch im Kern eine Auffassung von einer Selbstregulierung der Kinder vorraussetzt. Was erstmal nicht schlecht klingt, nur leider wird es eben von vielen Eltern so falsch gehandhabt, dass sie ihnen zuviele Freiheiten geben und die Kinder somit kaum Grenzen kennenlernen.

Aber Grenzen sind wichtig, da sie ihnen Orientierung geben und Sicherheit, da Grenzen eine feste Größe darstellen, an die sie sich halten können. Das sehe ich daher als Problem an und nicht eine fehlende Erziehung an sich. Die Vorstellung oder das Bild vom Kind, das hinter dem Versuch steckt diesen Erziehungsstil zu praktizieren, ist zunächst wirklich gut aber in der Umsetzung passieren zuviele Fehler, so dass immer mehr Kinder eben keine Grenzen mehr kennen und ihren Eltern irgendwann nur noch auf der Nase herum tanzen.

Da wäre es besser solche Eltern würden sich mal mehr mit dem demokratischen Erziehungsstil auseinandersetzen, der bietet Kindern eher einen optimalen Rahmen für ihre Entwicklung, da Grenzen da auch eine Rolle spielen und repektvolles Verhalten beiderseits vermittelt wird.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Grenzen sind auf alle Fälle wichtig, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, daß es oft sehr schwer ist, welche zu setzen und auch durchzuziehen.

Ich denke mir, daß es heute garnicht mehr so einfach ist ein Kind zu erziehen. Erzieht man es zu streng heißt es später in der Schule, das Kind ist auffällig, da es zu ruhig ist (das Problem habe ich auch schon öfters gehört). Ist man hingegen zu locker bei der Erziehung tanzen die Kleinen einen auf der Nase herum und dann beginnt, in meinen Augen ein Teufelskreis.

Man ist genervt, daß die Kinder nicht folgen und statt ihnen einmal wirklich Grenzen zu setzen, läßt man ihnen noch mehr durchgehen und gibt wieder mal nach, da es einfacher ist.

Außerdem denke ich mir, meinen manche Eltern Erziehung würden Lehrer oder Kindergärtner übernehmen. Diese wiederum sind aber so überfordert, daß sie mit der Situatión nicht mehr zurecht kommen.

Abschließend kann ich nur eines sagen, meines Erachtens ist es ein ziemlich schmaler Weg zwischen richtiger und falscher Erziehung. Und ich finde jeder sollte diesen Weg selbst gehen dürfen, ohne daß sich zu viele einmischen.

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» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich arbeite als Kindergärtnerin und habe außerdem einen Sohn im Alter von knapp 2,5 Jahren. Auch mir fällt in den letzten Jahren immer mehr auf, dass viele Kinder keine bzw. wenig Erziehung genießen. Sie werden abends nach dem Kindergarten oder nach der Schule vor den Fernseher gesetzt und das wars dann auch. Es gibt einfach viel weniger Familien als früher, die wirklich auf das Kind eingehen und sich darum kümmern- gleichzeitig kommt da natürlich auch die Erziehung zu kurz.

Gerade die - von dir angesprochenen - Marnieren werden in vielem Familien aus meiner Erfahrung einfach gar nicht mehr beachtet. Ich habe so viele Kinder im Kindergarten, die es einfach nicht kennen "Bitte" und "Danke" zu sagen. Es ist dann stets eine mühsame Arbeit, ihnen das beizubringen. Unser Sohn hingegen sagt wirklich immer bitte und danke und mein Mann legen auch großen Wert darauf.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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