Fernstudium - Erfahrungen und Tipps gesucht
Hallo zusammen!
Ich bin seit einigen Jahren zu Hause, aber ich habe eine abgeschlossene Ausbildung als Verkäuferin. Ich habe eine Krankheit und kann deswegen nicht arbeiten gehen. Dennoch würde ich gerne noch weiter lernen und mich ein bisschen absichern. Ich lebe zwar mit meinem Freund zusammen, aber ich möchte eben wissen, dass ich auch auf eigenen Füßen stehen könnte. Daher dachte ich an ein Fernstudium.
Ich weiß allerdings noch nicht genau, was ich dann studieren möchte und wie die Weiterbildung aussehen soll. Ich habe auch schon überlegt, ob das Abitur erstmal etwas wäre. Nun habe ich ja keinerlei Erfahrungen mit Fernlernen und wüsste gerne, was in etwa auf mich zukommt. Wie viel man lernen muss und wie genau alles abläuft. Könnt ihr mir vielleicht sogar ein paar Internetseiten empfehlen, wo man seriös lernen kann? Was muss ich alles beachten und was kommt finanziell auf mich zu?
Hi Nelchen,
Wenn du vorhast, wirkllich zu studieren und ein echtes Fernstudium zu absolvieren, welches mit einem Master-/ Bachelortitel oder Diplom endet, dann ist Abitur unbedinget Zugangsvoraussetzung. Auch Fachabitur ist noch ausreichend, alles andere nicht mehr. Das heißt du müsstest zuerst dein Abitur nachholen. Das ist per Abendunterricht machbar, dauert meines Wissens nach nicht sehr lange, ist aber wohl lernintensiv.
Bei einem Fernunterricht dagegen braucht man kein Abitur als Zugangsvoraussetzung, allerdings muss man da eine Zulassungsprüfung ablegen. Ich denke das wird wohl ein Test sein, der die Allgemeinbildung austestet. Allerdings habe ich gelesen, dass dieser Fernunterricht NICHT in einem Titel endet, du lernst also eher zum privaten Vergnügen und bekommst ein Zertifikat über den abgelegten Kurs. Daher würde ich mehr zum Fernstudium tendieren, denn dann hast du wirklich etwas in der Hand.
Finanziell gesehen ist das ganze nicht gerade günstig. Jer nach Institut können da mehrere tausend Euro auf dich zukommen. Da das ganze ja eine private Angelegenheit ist, muss man da eher tief in die Tasche greifen. Dazu kommt, dass auch bei Fernstudien einige Präsenzverantsaltungen stattfinden, d.h. auch wenn du von zu Hause aus studierst musst du zu einigen Veranstaltungen an das Institut fahren und bei den Vorlesungen und teilweise auch bei Prüfungen dort anwesend sein. Ich kenne es von einem Bekannten der dazu regelmäßig entweder nach Linz oder Graz muss und ein Wochenende dort verbringen muss. D.h. es kommen in regelmäßigen Abständen auch Reisekosten dazu, die nicht vom Institut oder der Uni übernommen werden.
Handelt es sich schlussendlich um ein echtes Fernstudium musst du zudem ein paar Jahre einrechnen. Du kannst zwar das meiste von zu Hause aus erledigen, die Regelstudienzeit bleibt aber zu einem normalen Studium gleich. D.h. man kann gut und gerne mal mit 5-6 Semestern, also guten drei Jahren rechnen.
Hallo Nelchen,
ich hab das Abitur per Fernstudium gemacht, ob das für dich auch sinnvoll ist, liegt ganz alleine an deiner Einstellung. Lass dich nicht davon beeindrucken wenn Fernschulen damit werben dass du mit zwei bis drei Stunden lernen pro Tag und wenig Aufwand zum Abitur kommst. Du musst sehr viel Zeit investieren, du brauchst Hintergrundwissen was teilweise einfach vorrausgesetzt wird und gerade wenn du schon ein paar Jahre aus der Schule raus bist, wirst du einiges nachholen müssen.
Der Stoff ist anfangs noch relativ leicht, man merkt dann aber recht schnell, dass es mit ein bisschen lernen nicht getan ist. Ich hatte zu der Zeit eine Freundin, die das Abitur ganz regulär an einem Gymnasium gemacht hat und fand ihre Arbeiten wesentlich einfacher. Selbst wenn die Aufgabenstellungen ähnlich waren, hatte ich oft das Gefühl, dass die Fernlehrer mehr erwarten als "normale" Lehrer, was natürlich auch von Vorteil sein kann wenn du es dann geschafft hast.
Dazu kommt, dass du komplett auf dich alleine gestellt bist, was sich gerade in Fächern wie Mathe als relativ schwierig herausstellen kann. Natürlich hast du Fernlehrer, die du anrufen kannst aber die Themen werden in den Studienheften sehr schnell abgehandelt und oft reichen die kurzen Erklärungen nicht aus, sodass du dir zusätzlich noch Informationen aus Fachbüchern holen musst, es sei denn du bist von Natur aus überdurchschnittlich intelligent.
Da du aus gesundheitlichen Gründen Zuhause bist ist es für dich vielleicht noch wichtig, dich vorher über die Prüfungen zu informieren. Beim Abitur ist es so, dass du zum Schluss, wenn du alle Studienhefte bearbeitet hast, 12 Prüfungen ablegen musst, 4 Probeklausuren, 4 schriftliche und 4 mündliche Prüfungen. Ich bin mir nicht sicher ob das an allen Fernschulen gleich ist, da müsstest du dich genauer erkundigen. Was ich dir aber sagen kann ist, dass die Prüfungen es in sich haben. Mit ein bisschen Vorbereitung und durchmogeln kommst du nichtmal durch die Probeklausuren, von anderen Kursteilnehmern hab ich gehört, dass jedesmal mindestens drei bis vier Leute schon daran scheitern. Ich weiß nicht was für gesundheitliche Probleme du hast aber die Klausuren finden in einem ganz normalen Klassenraum statt, in bestimmten Fällen kann man aber Sonderregelungen beantragen (bei Epileptikern geht das zum Beispiel).
Ich hoffe mein Beitrag schreckt dich jetzt nicht zu sehr ab, ich finde es klasse, dass du dich trotz Krankheit nicht hängen lässt und dich weiterbilden möchtest. Es ist auch auf jeden Fall zu schaffen das Abitur auf diese Weise nachzuholen, aber es ist nunmal nicht so einfach wie es von den Fernschulen oft dargestellt wird. Dazu kommt natürlich dass es finanziell auch nicht ganz billig ist. Es kann sein, dass du eine Vergünstigung bekommst, das ist aber glaube ich auch von Fernschule zu Fernschule unterschiedlich.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich froh bin, das Fernstudium gemacht zu haben aber wenn ich vorher gewusst hätte, wieviel Arbeit auf mich zukommt und wieviel Disziplin dafür nötig ist, hätte ich es mir vielleicht zwei Mal überlegt.
steffi11191 hat geschrieben:Hi Nelchen,
Wenn du vorhast, wirkllich zu studieren und ein echtes Fernstudium zu absolvieren, welches mit einem Master-/ Bachelortitel oder Diplom endet, dann ist Abitur unbedinget Zugangsvoraussetzung. Auch Fachabitur ist noch ausreichend, alles andere nicht mehr.
Bei einem Fernunterricht dagegen braucht man kein Abitur als Zugangsvoraussetzung, allerdings muss man da eine Zulassungsprüfung ablegen. Ich denke das wird wohl ein Test sein, der die Allgemeinbildung austestet. Allerdings habe ich gelesen, dass dieser Fernunterricht NICHT in einem Titel endet, du lernst also eher zum privaten Vergnügen und bekommst ein Zertifikat über den abgelegten Kurs. Daher würde ich mehr zum Fernstudium tendieren, denn dann hast du wirklich etwas in der Hand.
Sorry, aber da stimmt ja fast gar nichts, in deinem Beitrag. Das Abitur ist heutzutage für ein Fernstudium NICHT unbedingte Zulassungsvoraussetzung. Gerade an privaten Hochschulen, die Fernstudiengänge anbieten, kann man durch eine Zulassungsprüfung (soweit ich weiß, bräuchte man noch Berufserfahrung und eine abgeschlossene Berufsausbildung), auch ohne Abitur - übrigens auch Bachelor-Studiengänge mit Titel! - studieren!
Allerdings sind diese Studiengänge dann in der Tat sehr teuer, da es sich ja hierbei um private Hochschulen handelt, man muss mit ca. 200 bis 300 € monatlich rechnen, je nach Hochschule.
Was ist eigentlich mit einem "echten" Fernstudium? Gibt es denn auch ein "unechtes" oder "falsches" Fernstudium?
steffi11191 hat geschrieben:Handelt es sich schlussendlich um ein echtes Fernstudium musst du zudem ein paar Jahre einrechnen. Du kannst zwar das meiste von zu Hause aus erledigen, die Regelstudienzeit bleibt aber zu einem normalen Studium gleich. D.h. man kann gut und gerne mal mit 5-6 Semestern, also guten drei Jahren rechnen.
Auch das ist nicht ganz richtig. Ein Fernstudium könnte man z.B. auch als Teilzeitstudium absolvieren, was dann ein Jahr länger dauern würde.
Sorry Coco,
Aber ich denke, da bist du nicht richtig informiert. Hier wird ganz klar erleutert, dass Hochschulreife, also Abitur, Zugangsvoraussetzung ist. An Hochschulen, nicht an privaten Akademien. Von denen habe ich auch nicht gesprochen.
Private Akademien sind nett, aber bei weitem noch nicht so angesehen, da spreche ich auch aus eigener Erfahrung, da ich sowohl an einer staatlichen Hochschule als auch einer privaten Akademie studiere. Und immer kommt die Frage: warum musst du an einer privaten Akademie Geld für deinen Unterricht zahlen? Hat es denn für eine staatliche Hochschule nicht gereicht? Also da gibt es Unterschiede. Ausserdem ist der Ruf privater Akademien schlecht, eben weil JEDER da rein kann, solange er nur die Aufnahmerunde übersteht, die weiß Gott nicht schwer ist. Mit einem echten Hochschulstudium ist das nicht zu vergleichen.
Und mit echtem Fernstudium meine ich, dass es auch FERNUNTERRICHT gibt, welchen ich oben schon erläutert habe. Beides sind zwei paar Schuhe. Und 200-300€ an privaten Akademien sind noch sehr günstig. Auch da spreche ich aus Erfahrung. Auch an meiner Akademie zahle ich "nur" knappe 250€ pro Monat, an vielen Akademien ist das deutlich mehr. So kostet mein Studiengang insgesamt knappe 6000€, viele Schulen verlangen gut das Doppelte bei gleicher Studienzeit.
Hi Nelchen,
jetzt habe ich gerade mein Fernstudium zur Fremdsprachenkorrespondentin abgeschlossen und kann Dir auch meine Erfahrungen berichten.
Mein Fernstudium hatte eine Regelstudienzeit von 15 Monaten und beläuft sich zusammen mit den Prüfungsgebühren der (vergleichsweise sehr teuren) IHK, der ich wohnortsabhängig zugeteilt bin, auf Gesamtkosten von 2.000 Euro. Die IHK-Prüfung ist allerdings kein Muss.
Zunächst habe ich das Fernstudium neben meinem Vollzeitjob gemacht, was sich aber recht schnell als äußerst schwierig erwiesen hat, weil ich ständig Überstunden zu machen hatte und dann abends einfach keine Energie mehr hatte. Am Wochenende kam ich auch nicht so dazu, wie ich es wollte und so gab es schnell die erste monatelange Pause, in der ich gar nichts tat. Genau darin sehe ich übrigens den großen, vielleicht sogar entscheidenden Vorteil eines Fernstudiums: Du bist frei, was Deine zeitliche Einteilung angeht.
Ich habe mein Studium um 6 Monate verlängert, was problemlos und ohne Aufpreis möglich ist. Nachdem ich, bedingt durch Probleme in meinem Job und andere Widrigkeiten, ein weiteres Jahr lang nicht gelernt hatte, musste ich kürzlich Vollgas geben, um das Studium noch fristgerecht zu beenden, sonst wäre meine Studienzeit vorüber gewesen und ich hätte das Fernstudium in den Wind schießen können.
Für mich hat es sich als großen Vorteil erwiesen, dass ich keine Grammatik mehr lernen brauchte, sondern einfach nur noch die Vokabeln, die vermittelt werden sollten und die Lerninhalte, die zur Beantwortung der Fragen, die nach jeder Lerneinheit in Form eines Tests, der korrigiert und benotet wird, üben musste. Auf diese Weise gelang mir der Abschluss vor Studienende ohne große Problem und mit minimalem Aufwand, allerdings gehe ich jetzt nebenher auch nicht mehr arbeiten, sondern habe den ganzen Tag dafür Zeit gehabt.
Die gesamte Abwicklung meines Fernstudiums vom Organisatorischen bis hin zur Studienbetreuung fand ich wirklich sehr gut. Ich hatte verschiedene Möglichkeiten, mir diverse Fragen, egal, ob sie die Lerninhalte betrafen oder das Drumherum, beantworten zu lassen. In dieser Hinsicht kann ich nicht einen Kritikpunkt nennen.
Das Einzige, was man sich wirklich bewusst manchen ist, ist eben die Tatsache, dass man sehr viel Disziplin an den Tag legen sollte, denn man muss sich über einen in der Regel eher langen Zeitraum ständig neu motivieren und das ist alles andere als einfach, finde jedenfalls ich. Wenn man meint, dass man für ein Fernstudium geeignet ist, weil man diese Eigenschaft mitbringt, dann sollte man es sicherlich versuchen, vorausgesetzt, man kann sich das leisten und es bestenfalls dreimonatlich kündigen (aber diese Möglichkeit bieten glaube ich nicht alle Anbieter).
Wenn diese Punkte gegeben sind, halte ich ein Fernstudium wirklich für eine gute Möglichkeit der Weiterbildung, weil man vollkommen unabhängig darüber entscheidet, in welchem Tempo mit welchem Einsatz an welchem Ort und in welchem Alter man sich weiterbildet.
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