Klamotten selber machen Grundlagen des Entwerfens

vom 23.01.2010, 23:40 Uhr

Ich möchte gern meine Klamotten selbst entwerfen und sie dann auch schneidern. Aber mir fehlen so ein bisschen die Grundlagen des Entwerfens. Auf was kommt es dabei besonders an und was muss ich sonst noch alles darüber wissen?

Nun hoffe ich auf euch und dass ihr mir mehr darüber sagen könnt. Könnt ihr mir Tipps für das Entwerfen von Klamotten geben, wie fängt man an und was braucht man alles dazu? Ich hoffe dass ich von euch viele gute Tipps dazu bekomme!

» Putin, yes we can! » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Stimmt. Kleider machen Leute. Und wenn Leute Kleider machen wollen, dann muss man das erst mal lernen. Und vom eigenen Entwurf bis zum passenden Kleidungsstück gibt es mehrere Schritte. Die man alle für sich lernen muss.

Zunächst der Entwurf an sich. Damit anzufangen dürfte gar nicht so einfach sein aus dem Nichts heraus. Richtig gute Mode bedeutet richtig gute Passform und ein Sinn für Details und den richtigen Winkel, die richtige Kurve. Also erst mal mit was einfachem beginnen. Bestehende Klamotten abändern oder reparieren. Um ein Gefühl dafür zu kriegen wie eigentlich eine Hose oder ein Rock aufgebaut sein kann. Wie Ärmel in die Schultern übergehen, welche Verbindungsmöglichkeiten es zwischen Reissverschluss, Knebelknöpfen und Klettverschluss noch alles möglich ist. Wie man Säume verdeckt oder absichtlich offen lässt.

Skizzieren sollte man können oder lernen und ein räumliches Vorstellungsvermögen entwickeln, Klamotten sind immer dredimensional. Und wenn sie gut passen sollen, muss man wissen welche Maße massgeblich sind für ein entsprechendes Kleidungsstück. Wie man Stoffvorgaben berechnet. Wie man eine Dreidimensionalität in einen zweidimensionalen Stoff abbildet, also wie man ein Schnittmuster handhabt. Dabei am besten auch erst mal mit bestehendem anfangen. Oder zb eine Hose, die man nicht mehr anzieht, mal Naht für Naht auftrennen und auf ein Stück Stoff anordnen, so dass man so wenig Stoff wie möglich verbraucht, die Webrichtung korrekt ist (denn sie ist relevant wie sich ein Kleidungsstück ausdehnt und fällt, was nicht wenig die Bequemlichkeit ausmacht).

Mit Nadel und Faden und mit einer Nähmaschine umgehen muss man auch lernen. Welche Arten von Nähten es gibt, wie man säumt, kettelt usw. Die Basiscs sind gar nicht so schwer, wenn es aber dann um empfindlichen feinen Stoff geht - Seide, Organza etc. sollte man auch über die zu verwendeten Nadelstärken und Garnstärken und -sorten Bescheid wissen. Blöd, wenn der Baumwollstoff einläuft und das Garn, da aus Synthetik nicht, dann hat man schnell unschöne zusammengezurrte Nähte.

Von der Skizze aus mehreren Blickwinkeln zum Entwurf nutzen professionelle Modedesigner inzwischen CAD-Computerprogramme, aber im Homebereich muss man das nicht unbedingt. Auch hier am besten anfangen mit Zeitschriften in denen Schnittmuster drinne sind. Erst einfaches zuschneiden, gute Schere nicht vergessen, dann mal nähen üben. Volkshochschulkurse sind da ein super Einstieg. Schwieriger wirds, wenn du selber eine Idee und einen Entwurf hast udn den dann zu einem eigenen Schnittmuster umsetzen möchtest - dies war nicht umsonst ein eigener Beruf - Directrice, heute zwar nicht in die Schneiderausbildung integriert, so doch meistens in das Modedesignstudium.

Wie bei allem: am besten einfach mal einfach anfangen - seit kurzem gibt es auch eine klasse Zeitschrift, die sich an interessierte eher jüngere Hobbynäherinnen richtet jenseits der Burda-Hefte: Das Cut-Magazin gibts oft in gut sortiertem Bahnhofsbuchhandel. Viel Spaß!

» MarciaBaila » Beiträge: 325 » Talkpoints: 0,58 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wie weit gehen deine Ambitionen? Möchtest du das Kleidungsstück komplett im Alleingang entwerfen, also auch den Schnitt selbst erstellen, oder geht es dir letztendlich nur um die Auswahl des Stoffs und eventueller Verzierungen?

Falls du den Schnitt komplett alleine entwerfen möchtest, sind fundierte Kenntnisse natürlich unerlässlich. Als absoluter Neuling kannst du natürlich nicht erwarten, dass du mal eben schnell das gleiche schaffen kannst wie jemand, der im Rahmen der Schneider-Meisterschule oder einer Ausbildung zur Schnittdirektrice solide Kenntnisse zur Erstellung von Schnitten erworben hat. Falls du bisher noch nie ein Schnittmuster aufgestellt hast, solltest du erst einmal auf ein fertiges Schnittmuster ausweichen. Zuerst kannst du ja ganz kleine Änderungen an den Schnitten vornehmen, wie zum Beispiel die Länge der Hosenbeine ändern. Im Laufe der Zeit kannst du dann auch weitere Änderungen vornehmen und dir vielleicht ein paar ganz grundlegende Kenntnisse aneignen, so dass du irgendwann auch mal leichtere Schnitte selbst machen kannst.

Am besten fängst du erst einmal an, indem du ein Schnittmuster kaufst und einen geeigneten Stoff für das entsprechende Teil auswählst. Du wirst recht schnell erkennen, welcher Stoff für welches Kleidungsstück geeignet ist. Im Anfang würde ich noch keine schwer zu verarbeitenden Stoffe wie Satin (ganz gleich ob es sich um Seide oder um Baumwoll handelt), Organza, Kaschmir und Co. verwenden. Am besten ist sicher ein Jeansstoff oder ein anderer, nicht allzu anspruchsvoller Baumwollstoff. Wenn du vorher noch nie genäht hast und nicht so recht weißt, wie du anfangen kannst, ist ein Nähkurs an der Volkshochschule sicher ein guter Einstieg. Du kannst dir zuhause auch einfach mal einen alten Stoffrest nehmen und erst einmal kleinere Näharbeiten anfertigen.

Hilfreich ist es, sich erst eine Skizze zu machen, die das spätere Kleidungsstück schematisch von vorne und von hinten zeigt, eventuell auch von der Seite. Im Prinzip fertigst du eine vereinfachte, technische Zeichnung an, die die Nähte zeigt und auf der auch die Position von Taschen, Knöpfen und Accessoires eingezeichnet werden.

Gutes Handwerkszeug macht das Nähen natürlich viel interessanter. Wenn man sich ständig über eine schlechte Schere oder stumpfe Nadeln ärgert, schmälert das den Spaß am Gestalten natürlich auch. Vernünftige Nähnadeln (für die Hand und die Maschine) sowie zwei gute Scheren sind auf jeden Fall sinnvoll. Du solltest dir eine große Schere zum Zuschneiden kaufen sowie eine kleine Schere mit Spitze, die du für die Feinheiten verwendest, zum Beispiel wenn du Fäden abschneiden möchtest, Knopflöcher aufschneidest oder andere kleine Handarbeiten machen möchtest.

Letztendlich musst du einfach loslegen. Du wirst mit der Zeit herausfinden, was man wie am besten macht. Wenn du schon ein bisschen nähen kannst, kannst du dich auch an aufwändigere Taschen, Knopflöcher (zum Beispiel Paspelknopflöcher) heranwagen und diese vielleicht erst einmal an einem kleinen Stoffrest ausprobieren. Auch neue Materialien kannst du schrittweise ausprobieren, zum Beispiel Einlagen zum pikieren oder aufbügeln. Falls du mal ein Jacket nähen möchtest, wirst du so etwas benötigen. Auch in Kragen von Hemden und im Bund von Hosen sind solche Verstärkungen ratsam.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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