Supermärkte, die bis 24 Uhr geöffnet haben - Im Kommen?

vom 08.07.2009, 17:33 Uhr

Warum nicht? Für genau solche Dinge gibt es Leiharbeiter, Zeitarbeiter oder Kräfte die nur tageweise angestellt werden müssen. Ob sich das finanziell lohnt ist natürlich etwas anderes

Das Ende des 20. Jahrhundert. Da gab es in dem Bereich sowas wie Zeitarbeit noch nicht. Da war nichts mit irgendwo mal anrufen und dann kommt jemand. Entweder man hatte feste Kräfte oder hatte Pech gehabt.

Ich habe dich ja schon mehrfach gefragt, wieviele Läden du denn kennst, die von den gängigen Öffnungszeiten abweichen. Die Zahl ist bisher überschaubar gering. In der Woche ist in der Regel um 20 Uhr Schuss, egal ob Discount, großer Supermarkt oder Shopping-Center. Nur wenige Läden leisten sich eine Öffnung bis 22 oder gar 24 Uhr. Meist findet das nur am Freitag statt, weil da ein entsprechender Andrang da ist.

Ich wohne wie gesagt am Rande der Innenstadt. Hier haben die meisten Discounter täglich bis 21 Uhr geöffnet und das meistens schon ab 7 Uhr. Bei zwei Geschäften weiss ich in näherer Entfernung das sie bis 22 Uhr geöffnet haben. Das sind aber nur zwei Geschäfte, bei denen ich es mit Sicherheit weiss. Von der grünen Wiese- da dürften so ziemlich alle bis mindestens 22 Uhr geöffnet haben. Und von ein paar weiss ich, das sie bis 24 Uhr geöffnet haben. Von einem weiss ich mit Sicherheit, das die Busverbindung dorthin, beziehungsweise von dort weg, nach 22 Uhr schwierig sein dürfte. Und der letzte Bus aus der Innenstadt raus in die anderen Vororte, der fährt um kurz nach 24 Uhr unter der Woche. Sprich die Angestellten müssten auf ein Auto angewiesen sein.

Mein Vater hatte seinen Laden auch in dem Viertel in dem ich wohne. Also angrenzend zur Innenstadt. Und wir waren halt eine typische Metzgerei. Reiner Familienbetrieb. Da kam es aber wie oft vor, das man gefragt wurde, warum man nicht wie Karstadt in der Fussgängerzone auch bis 20 Uhr geöffnet hat. Wohlbemerkt fragten das aber nur Leute die im Monat noch nicht mal 10 Euro bei uns ausgegeben haben. Und nein die hätten auch nicht mehr Geld bei uns gelassen, wenn wir länger geöffnet gehabt hätten.

Deswegen laufen auch Geschäfte mit nur 8 - 9 Stunden Öffnungszeiten am Tag hier in den USA genauso gut wie 24/7 Stores. Ich kenn hier Läden, da muss man sich schon fast als Kunde bewerben oder auf eine Liste setzen lassen um da überhaupt was zu bekommen!

Und was für Geschäfte sind das? Lebensmittelgeschäfte des täglichen Bedarfs?

Hier sind nicht die Öffnungszeiten Schuld sondern a) der Chef der gegen Vorschriften und Gesetze verstößt sowie b) der Mitarbeiter, der es hinnimmt.

Ich war oft genug arbeitslose, das mir einfach auch nichts anderes übrig bleibt, auf das "Bitten" des Arbeitgebers zuzustimmen. Und da ich Single bin, keine Familie habe, bin ich nun mal meistens die erste die man fragt, wenn Überstunden anstehen. Und wenn ich die nicht mache, wird eine neue Kraft gesucht, die das halt macht und ich hätte wieder auf der Strasse gestanden.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben:Meine Befürchtung für Deutschland ist, das es einmal zuviele verschiedene Öffnungszeiten gibt. Und das so Öffnungszeiten eben für wirklich kleine Familienbetriebe einfach nicht tragbar sind.

Ich finde das etwas übertrieben. In den meisten Ländern gibt es doch gar kein Ladenschlussgesetz und es klappt auch. Warum soll das in Deutschland bitteschön anders sein? Das entzieht sich ehrlich gesagt meinem Verständnis.

Wenn ich einen kleinen Familienbetrieb mag, dann kaufe ich weiterhin dort ein und kaufe nur dann woanders ein, wenn ich halt mal zufällig auf die längeren Ladenöffnungszeiten angewiesen bin und der dann zu hat.

Ich persönlich würde jedenfalls nicht so argumentieren, dass ich den Laden A in Zukunft meide, nur weil der nur bis 19.00h geöffnet ist und nur noch im Laden B einkaufe, weil der bis 22.00h geöffnet ist, außer ich bin im konkreten Fall darauf angewiesen. Es hängt doch vielmehr von ganz anderen Präferenzen ab, ob mir der Laden an sich sympathisch ist bzw. mir das Sortiment zusagt - und ich denke, dass so auch die meisten Kunden denken!

Wie Subbotnik schon meinte, gibt es auch in den USA bestimmte Fachgeschäfte mit sehr eingeschränkten Öffnungszeiten, und da kaufen die Leute auch gerne ein, wohl weil sie die persönliche Beratung und eine nette Atmosphäre wichtig finden und sich deshalb halt den Öffnungszeiten anpassen.

Und falls wirklich einmal das ein- oder andere Lebensmittelgeschäft eingeht, so liegt das doch in der Regel nicht ausschließlich an den Öffnungszeiten, sondern vielleicht eher daran, dass das Sortiment zu eingeschränkt ist, etc. Das große Sterben der Tante-Emma-Läden, die ich noch aus den 80ern kannte, ist aber eh längst vorbei, also erwarte ich da nicht mehr solche drastischen Entwicklungen.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hallo Sippschaft,

ich war neulich sehr überrascht, als ich in einem baden-württembergischen Kaufland war, das tatsächlich auch bis 24 Uhr geöffnet hatte und fragte mich, ähnlich wie Du, ob sich das jetzt wohl durchsetzen wird. Bisher kannte ich auch nur die verlängerten Öffnungszeiten bis 22 Uhr, wobei wir hier - in Bayern - keinen einzigen Supermarkt haben, der länger als bis 20 Uhr geöffnet hat. Aus Berlin kenne ich Öffnungszeiten bis 24 Uhr schon seit zwei Jahren, hier in Süddeutschland war mir das völlig neu.

Was ich davon halten soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht so recht, irgendwie befremden mich diese noch längeren Öffnungszeiten doch eher. Ich finde überhaupt, dass Öffnungszeiten bis 20 Uhr eigentlich vollkommen ausreichen. Wird es doch mal knapp, weil man am Abend noch Termine hat, die bis 20 Uhr oder länger dauern, so hat man doch immer noch die Möglichkeit, am nächsten Tag oder eben am Wochenende einzukaufen.

Sollten sich diese noch längeren Öffnungszeiten allerdings langfristig durchsetzen und bald überall angeboten werden, so werden wir uns auch daran sicherlich gewöhnen und die längeren Öffnungszeiten entsprechend nutzen. Und eventuell fallen uns dann auch deren Vorteile für den Kunden auf.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



LittleSister hat geschrieben:Das Ende des 20. Jahrhundert. Da gab es in dem Bereich sowas wie Zeitarbeit noch nicht. Da war nichts mit irgendwo mal anrufen und dann kommt jemand.

Zeitarbeit nicht, aber Leiharbeitskräfte und "Tagelöhner" gab es schon. Die hat man in all den Jahrzehnten nicht wegbekommen ;), die Zeitarbeit ist ja nur eine Entwicklung daraus.

Und was für Geschäfte sind das? Lebensmittelgeschäfte des täglichen Bedarfs?

Das sind alle möglichen Geschäftsmodelle dabei - vom Surfshop über Geschenkeläden bis hin zu Lebensmittelgeschäften. Bei letzteren reicht die Palette von Spezialitätenläden bis hin zu ethnisch ausgerichteten Läden (halt für Hispanos, Asiaten, Deutsche, Franzosen usw.) die bestimmte Produkte im Sortiment haben, die es anderswo eben nicht gibt (und die so gesehen auch keine Massenware sind, da der viele Amis halt nur den üblichen Fraß in sich reinschaufeln). Und je nach Wohngebiet sind hier auch Läden mit Massenware dabei.

Und wie man z. B. hier sehen kann sind die wenigsten Malls und Läden hier in der Gegend durchgehend geöffnet - trotz freigegebener Öffnungszeiten - im Schnitt machen die Geschäfte hier um 10 Uhr auf und um 21 - 23 Uhr wieder zu. Auch die wenigsten Supermärkte und SuperStores sind durchgehend offen - die einzigen die hier wirklich 24/7 auf haben sind Wal Mart, Drogeriesupermärkte und "hypermarkets".

Unterm Strich haben von hundert Geschäften hier vielleicht maximal 6 - 8 durchgehend offen. Ausnahmen sind hier (bei Supermärkten / Malls usw.) die Metropolregionen wie Los Angeles oder New York - aber da gibt es auch rund um die Uhr genug Kunden bei über 10 - 15 Millionen Einwohnern! Die einzigen Städte in Deutschland wo sowas ähnlich wie bei L. A. denkbar wäre wären Berlin oder Hamburg - der Rest ist dafür sowieso zu klein.

Und wenn ich die nicht mache, wird eine neue Kraft gesucht, die das halt macht und ich hätte wieder auf der Strasse gestanden.

Ja, das bestätigt das doch: Der Chef verlangt es, auch entgegen der gesetzlichen Vorschriften und der Arbeitnehmer gibt nach - dass es da Gründe für das "Warum?"gibt ist mir klar, aber man muss es nicht und kann deswegen auch nicht gekündigt werden. Die Mitarbeiter bei Schlecker und LIDL lassen sich ja auch prima herumschubsen aus Angst sich zu wehren (und einem möglichen Arbietsplatzverlust). Trotzdem: das passiert in einem kleinen Betrieb genauso wie in einem großen und hat nichts mit den Öffnungszeiten zu tun, sondern einfach nur mit der Betriebskultur - das gab es auch vor der Erweiterung der Ladenschlusszeiten. Ironischerweise gibt es sogar mehr arbeitsrechtliche "Ausrutscher" in kleinen Betrieben da das a) nicht so hochgekocht wird wie wenn ein Konzern so etwas macht und b) sich wenige Mitarbeiter leichter herumschubsen lassen als eine große Masse.

moin! hat geschrieben:Ich finde überhaupt, dass Öffnungszeiten bis 20 Uhr eigentlich vollkommen ausreichen. Wird es doch mal knapp, weil man am Abend noch Termine hat, die bis 20 Uhr oder länger dauern, so hat man doch immer noch die Möglichkeit, am nächsten Tag oder eben am Wochenende einzukaufen.

Sag das mal einem Schichtarbeiter, denn die meisten Schichtwechsel (Fabriken, Krankenhaus, Polizei, Brandwachen usw.) erfolgen zwischen 20 und 22 Uhr. Da kann man nicht einfach so noch einkaufen und die wenigsten von denen wollen dann morgens gleich nach dem Aufstehen zum Einkaufen hetzen. Sicher ist das eine Frage der Bequemlichkeit, mit den alten Zeiten hat das ja auch geklappt - aber warum sollten Geschäfte sich nicht auch mit Blick auf diese (gewaltige) Kundengruppe ausrichten?

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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