Job annehmen oder nicht?

Hallo ihr lieben,

zur Zeit hole ich in einer Abendschule mein Abitur nach, das heisst ich sitze Dienstags, Mittwochs und Donnerstags ab 17 Uhr in der Schule. Das erste halbe Jahr von 2 Jahren ist geschafft und mein Zeugnis ist auch sehr gut ausgefallen was mich natürlich freut. Die Schule macht mir auch Spass und ich bin mehr als Motiviert ein sehr gutes Abitur abzuschliessen.

Leider bin ich momentan Arbeitslos und habe mich so auf die Suche nach einem Teilzeit/Nebenjob begeben, den ich mit der Schule vereinbaren kann. Ich bin durch Zufall auf einen Anfangs spannend klingenden Job auf dem Reiterhof gestoßen. Anfang der Woche hatte ich dort ein Vorstellungsgespräch, die Chefin hat mir den Reiterhof gezeigt und ich war echt begeistert. Am Freitag hatte ich dann einen Probearbeitstag. Ich war von 7 Uhr bis 14 Uhr dort, habe die ersten 2 Stunden Pferde auf die Koppel gebracht, ein wenig den Hof gezeigt bekommen und natürlich noch die Abläufe erklärt bekommen. Die restlichen 5 Stunden habe ich dann 13 Ställe ausgemistet, riesige Schubkarren an Mist hin und her gefahren, neues Stroh in den Ställen verteilt, Heu verfüttert, Paddocks gereinigt, Wege gefegt. Halt alles was so gemacht werden muss. Und obwohl es grad mal 2 Grad über Null waren, stand ich irgendwann im dünnen Pulli da und hab geschwitzt wie sonstwas. Eigentlich auch verständlich. Fazit dieser Aktion war das ich jetzt übrigens mit Schnupfen und Reizhusten hier sitze.

Um 14 Uhr bin ich dann nach Hause gefahren und hab gemerkt wie sehr ich doch an meine körperlichen Grenzen gekommen bin. Ich war bis zu den Knieen voller Pferdemist und hab mich zu Hause erstmal eine Stunde in die Wanne gepackt. Ich kann mich heute kaum noch bewegen vor Muskelkater, ich hab eine offene Blase am Daumen und ich bilde mir immernoch ein nach Pferd zu riechen.

Ich habe mir in Gedanken eine Art Pro und Contraliste gemacht, da ich total unentschlossen war, ob ich den Job nun annehme. Aber leider hat das nichts geholfen und ich bin immernoch total verwirrt.

Pro:
Ich hätte einen tollen Job auf einem Reiterhof, welcher Mädchentraum ist das nicht. Mir würde körperliche Arbeit auch mal wieder gut tun und sicher würd ich mich auch irgendwann dran gewöhnen und keinen Muskelkater mehr haben. Zusätzlich wär etwas mehr Geld da, was ja eigentlich der Hauptgrund ist. Die Leute dort scheinen alle sehr nett zu sein und ich kann mir vorstellen, dass es sehr Familiär zugeht.

Contra:
Ich kann mich nicht mehr bewegen! Die Arbeit wär von Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag. Das heisst 4 Tage am Stück solch eine "buckelei" und ich geh schon nach dem ersten Probetag am Stock. Blöderweise habe ich Mittwochs und Donnerstags Schule. Ich hab der Chefin zwar gesagt, dass ich um 17 Uhr in der Schule sitzen muss, allerdings meinte sie das ich dann gegen 16 Uhr Schluss machen kann auf dem Hof. Das reicht jedoch niemals fürs Duschen und fertig machen. Ich fahr ja so schon normalerweise gegen 16 Uhr los. Zusätzlich ist es natürlich auch nicht so schön, dass ich jeden Samstag arbeiten müsste. So bleibt absolut garkeine Zeit mehr für meinen Freund. Er arbeitet normal von Montag bis Freitag und ich muss so schon ständig zwischendurch was für die Schule tun und wenn ich dann Samstag noch ganz wegfalle? Wir sind erst seit kurzem zusammen und natürlich will man dann soviel Zeit wie möglich miteinander verbringen. Und was ist im Sommer bei 30 Grad wenn ich jetzt schon bei 2 Grad schwitze? Wir haben übrigens auch keine Pause. Gestern und Heute waren wohl noch 2 Bewerber da und am Montag Abend kriegen wir dann alle bescheid, wer nun genommen werden kann und wer nicht. Zusätzlich weiss ich aber immernoch nicht, was ich an Geld bekommen würde. Sie meinte nur am Telefon beim ersten Gespräch das viele immer viel Geld erwarten für diese Arbeit, aber es nicht so sein wird. Ich hab keinerlei Vorstellung, was es an Geld geben könnte. Zusätzlich bin ich in einem Fitnessverein angemeldet, den ich dann garnicht mehr unterzubringen weiss. Allerdings möchte ich nicht jeden Monat umsonst so viel Mitgliesbeitrag flöten gehen lassen.

Ich merk zwar selber, dass meine Contraliste länger ist als die Proliste, aber es ist schwer einen Teilzeit/Mini-Job zu finden, wo ich nur Vormittags arbeiten kann und der Chef mich in Sachen Schule auch noch unterstützt. Wer weiss wann ich so eine Chance wieder bekomme?

Wenn ich den Job annehmen würde, wär das eine extreme Umstellung - körperlich und auf die anderen Aspekte in meinem Leben bezogen. Ich weiss einfach nicht ob ich das dann packen würde oder ob mir so ein einfacher Kassiererjob im moment nicht eher gelegen kommt. Für mich stehen die nächsten 1 1/2 Jahre das Abitur an erster Stelle. Ich habe damit nicht einfach aus Langeweile angefangen, sondern möchte damit schon was erreichen und etwas besseres aus meinem Leben machen. Bringt es mir dann was, wenn ich 4 Tage die Woche total geschafft nach Hause komme, mich nicht mehr bewegen kann und vielleicht noch 1-2 Tage danach zum Erholen brauch? Wie bring ich dann Schule, Freunde, Fitness, Lernen, Vorbereiten usw unter einen Hut?

Ich bin verwirrt und weiss nicht, was ich ihr am Montag sagen soll. Vielleicht helfen mir ein paar eurer Meinungen die Sache aus einer anderen Sichtweise zu sehen.

An die körperliche Arbeit würdest Du Dich sicher gewöhnen können und nach einiger Zeit wärst Du dann sicher nicht mehr so groggy und könntest sicher auch wieder Deinem normalen Tagesablauf nachgehen.

Allerdings finde ich schon den Punkt kritisch, dass Du noch nicht mal weißt, was Du letzten Endes verdienen wirst und wie Du selbst ja schon festgestellt hast, möchtest Du den Job ja nicht als Zeitvertreib annehmen, sondern um damit Geld zu verdienen. Wenn der Arbeitgeber da noch nicht mal etwaige Angaben machen kann oder möchte, dann ist das in meinen Augen schon bedenklich!

Stimmt, man bespricht eigentlich beim Vorstellungsgespräch wieviel Geld für welche Leistung bezahlt wird. Und wenn der Arbeitgeber nicht von allein rausrückt, dann kann man nachfragen. Aber solche halbseidenen Aussagen von wegen das andere denken, das sie mit der Arbeit viel verdienen würden gehen schonmal gar nicht.

Ausserdem schreibst du, das es an den Schultagen mehr als knapp wird pünktlich in der Schule zu sitzen und bei so einem Job ist das mehr als verständlich, wenn du dich da noch duschen und umziehen willst. Wäre halt die Frage ob die Chefin da noch zu weiteren Zugeständnissen bereit ist.

Was die Arbeit am Samstag abgeht. Da muss ich klar sagen, das ihr euere restliche Zeit dann anders strukturieren müsst. Denn wenn man einen Job annimmt, dann eben auch mit allem was einem nicht unbedingt so gefällt. Und insgesamt hast du doch noch recht viele freie Zeit, welche du für dein Abitur nutzen kannst und wo dein Freund auch arbeitet.

Auch wenn Deine Contra-Liste länger ist als die Pro-Liste, ist es ja doch immerhin Dein Traum, auf einem Reiterhof zu arbeiten. Allein schon deswegen würde ich den Job auf jeden Fall annehmen. Und wieviel Geld zu bekommen wirst, kannst Du ja sicherlich leicht mit Deiner vielleicht zukünftigen Chefin abklären.

Was Deinen Muskelkater angeht, wird der sicherlich auch bald schon der Vergangenheit angehören, wenn Du es gewohnt geworden bist, körperlich zu arbeiten. Ich finde man macht sich im Vorhinein immer viel zu viel Sorgen und danach merkt man eigentlich, wie einfach alles sein kann. Wenn Du es aus irgendeinem Grunde doch nicht auf Dauer schaffen solltest, kannst Du den Job immer noch aufgeben, aber Du kannst wenigstens sagen, dass Du es versucht hast, Deinen Traum zu verwirklichen.

Dadurch, dass du dir selbst noch nicht sicher bist, wie du dich entscheidest, warte einfach noch eine Nacht, schlaf darüber. Kannst du dich mit jemandem aus deiner Familie austauschen was derjenige dazu sagt? Auch ich finde es kritisch, dass du noch gar nicht weißt, was du verdienst. Was wäre dein Minimum was du verdienen wolltest für die Arbeit? Setz dir ein Limit. Wenn man dich nimmt und das Gehalt liegt darunter würde ich absagen. Wenn es aber mehr ist wie du erhofft hast, dann nimm es an. Du hast bestimmt auch eine Probezeit in der du immer noch kurzfristig wieder kündigen kannst.

Hallo Hormonkeks,

also erstmal sollte eines klar sein: Das Abitur geht auf jeden Fall vor! Wenn du zeitlich nicht mehr hinterher kommst, weil du morgens den ganzen Tag Mist herumschleppen musst, dann solltest du dich tunlichst nach einem anderen Job umsehen.

Aber ansonsten spricht erst einmal nichts dagegen.
Körperliche Arbeit ist vor allem dann gut, wenn du ansonsten viel mit dem Kopf "arbeitest" wie du es in der Abendschule ja tust. Das sollte einen wunderbaren Ausgleich darstellen, der deine Lernleistungen sogar verbessern kann.
Abgesehen davon ist das Contra beim Fitnessstudio meiner Meinung nach zu streichen. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass man sich ohne Fitnessstudio nicht mehr fit halten könnte. Das kann man sehr wohl. Und durch deine harte körperliche Arbeit auf dem Reiterhof ist dieser Punkt vollkommen ausgeglichen. An die körperliche Anstrengung solltest du dich mit der Zeit gewöhnen und wahrscheinlich bist du nach einer Weile sogar noch besser in Form als vor deinem Arbeitsantritt. Zusätzlich kannst du dir die Mitgliedsbeiträge sparen.

Generell solltest du vor Annahme der Stelle jedoch noch - wie meine Vorredner schon erwähnten - abklären, was du verdienst und ob ein paar Zugeständnisse für die Abendschule drin sind. Da es wahrscheinlich mehrere Bewerber geben wird, bist du damit in der Wunschliste des Arbeitgebers vielleicht etwas nach hinten gerutscht, kommst aber mit deinem Teilzeitjob auch klar, wenn du ihn bekommen solltest.

Noch eine kleine Anmerkung aus persönlichen Erfahrungen: Ich bin selbst Student und deshalb über jede Tätigkeit im Freien dankbar. Dadurch verliert man unter Umständen auch mal Zeit (ne Runde Joggen) oder verdient etwas weniger (auf dem Bau helfen, anstatt Nachtschichten zu schieben), aber wenn du dich erst einmal eingelebt hast, bin ich mir ziemlich sicher, dass du deine Entscheidung nicht betreuen wirst.
Falls doch: Es gibt immernoch die Kündigung!

Zu dem Zeitproblem mit dem Freund: Die einfachste und beste Möglichkeit ist, ihn zu fragen, was er davon hält.

Ich hoffe ich konnte ein wenig weiterhelfen.

Danke erstmal für eure Antworten. Ich find es gut einige andere Sichtweisen zu sehen. Das es mein Traumjob ist, hab ich so nicht gemeint, aber ist es nicht immer ein Mädchentraum mit Pferden zu arbeiten? Auf meinen Traumjob arbeite ich mit dem Abitur und dem Fitnesscenter hin.

Ich hab mir heute allerdings mal folgende Rechnung aufgestellt:

Eigentlich habe ich ja an einen Teilzeitjob gedacht, weil das Abi in den 2 Jahren echt Vorrang hat, da ich auch einen sehr guten Abschluss brauche um danach eine bestimmte Ausbildung zu machen. Die Chefin meinte zu mir, dass es Teilzeit ist. Wenn ich aber 4 Tage die Woche dort von 6 Uhr bis 14 Uhr (oder auch mal um 7 oder 8 Uhr anfange, dementsprechend später Feierabend habe) arbeite, sind das 32 Stunden in der Woche. Wäre das immernoch Teilzeit? So viele Stunden? Selbst wenn die Chefin einen 400 Euro Job daraus machen würde, würde das mit dem Amt angerechnet und mir bleiben 165 Euro am Ende oder? Selbst wenn ich mich vom Amt abmelde gäbe es keinen Sinn, da ich nicht glaube das sie mehr als 700 Euro zahlen würde und damit wär ich absolut nicht Lebensfähig.

Und bei meinem Fintessstudio gehts einfach nur darum, dass ich einen 2 Jahres Vertrag habe und ihn nicht umsonst laufen lassen möchte. Zusätzlich haben wir im Fitnessstudio einen Trainingsplan aufgestellt, der darauf aufbaut, mich für die Zeit nach dem Abi fit zu machen, da ich die körperliche Fitness für meine Ausbildung brauche. Somit hat der spezielle Sport auch einen hohen Stellenwert, da es sonst sinnlos wäre.

Ich werd mich heute nochmal mit meinem Freund hinsetzen und mit ihm alles bereden. Klar lässt sich das Private mit ihm alles regeln. Bei uns steht eigentlich von Anfang an fest, das Arbeit an erster Stelle steht und danach alles Andere folgt. Nur brauch ich dann wirklich eine Beziehung, wenn wir uns nur am Sonntag sehen und ich zu ko für alles bin? Blöderweise wohnen wir auch noch 22 km auseinander, was das Treffen noch ein bisschen erschwert.

Momentan ist das alles ein bisschen viel in meinem Kopf und ich hab Angst die falsche Entscheidung zu treffen. Ich bin auf jeden Fall bereit zu Arbeiten, egal ob körperlich oder nicht. Allerdings bin ich auch eine von der Sorte, die hart lernen muss für ihre guten Noten. Mir fliegt vieles leider nicht zu und ich muss auch viele Stunden zuhause verbringen und versuchen mir alles selbst beizubringen und zu erklären. Ich frag mich gerade, ob es nicht sinnvoller wäre mir einen Minijob zu suchen, wo ich nur ein paar Stunden die Woche arbeite, meine 165 Euro bekomme und somit auch alles andere geregelt bekomme und einfach einen Puffer in der Stundenzahl habe.