Westerwelle auf Platz 2 der "Unsexiest Women"
Normalerweise wäre es einen Atemzug nicht wert, etwas darüber zu sagen, was ein prolliges Männermagazin so geschrieben hat. Nur in diesem Fall frage ich mich, ob man das, worum es hier gehen soll, so einfach übersehen sollte, denn ein wenig "allgemeines Denken" eines großen Teiles unserer Bevölkerung scheint ja schon der Hintergrund zu sein, und das finde ich bedenklich.
Es geht darum: Das Männermagazin "FHM" wählt alljährlich die "unsexiesten Frauen des Jahres". Klar, dass sich da dann die typischen Klischeevorstellungen finden, und dass diese Frauen dann oftmals dick sind oder auch sonst einfach nicht diesem scheinbar erwünschten Barbie-Klischee entsprechen. Auch über feminine Männer macht man sich gerne lustig, indem man sie in diese Frauen-Hitliste einreiht. An sich einfach nur idiotisch und infantil, aber von so einem Magazin würde ich auch nichts Stilvolleres erwarten.
Abgesehen davon ist es natürlich ohnehin der letzte Blödsinn, irgendwelche Ranglisten aufzustellen, liegt Schönheit doch immer im Auge des Betrachters. Abgesehen davon wäre es beispielsweise auch fraglich, wieso es bei Politikerinnen oder Sportlerinnen überhaupt auf Äußerlichkeiten ankommen sollte, schließlich legt man bei ihrem Beruf eigentlich mehr auf andere Aspekte Wert. Und jeder wenigstens nicht komplett verblödete Mensch sollte einsehen, dass es bei einer Politikerin eher um das geht, was sie im Kopf hat, denn auf ihre Frisur oder Oberweite. Oder will ernsthaft jemand, der halbwegs gebildet ist, ein dummes Häschen über politische Fragen entscheiden lassen? Das wäre doch katastrophal.
Nun gut. Das Thema ist schon ausgelutscht. Dieses Jahr, und darum sollte es hier gehen, landete auf Platz 2 dieser Ranking-Liste auch mal wieder ein Mann. Und zwar der Herr Westerwelle, der bekanntlich homosexuell ist.
Man kann zu ihm stehen, wie man will, aber ich finde diese ausgelatschte, dümmliche Idee "Schwuler = Tucke = Frau" einfach nur lahm, außerdem uralt. Nun kann man sich dann natürlich noch entscheiden, ob man das dann eher ignoriert und als idiotisch abtut, oder als einfach nur infantilen "Spaß" von Leuten mit wenig Hirn betrachtet. Oder ob man sich dann fragt, ob man wirklich schweigen sollte, wenn immernoch solche blöden Ideen über Homosexuelle kursieren.
Ist die Deklarierung Westerwelles als "Frau", wahrscheinlich allein aufgrund seiner Homosexualität, homosexuellenfeindlich?
Ist die Deklarierung Westerwelles als "Frau", wahrscheinlich allein aufgrund seiner Homosexualität, homosexuellenfeindlich?
Ich frage mich wirklich, was in manchen Menschen vorgeht, wenn sie einen homosecuellen Mann nicht mehr als Mann sehen, sondern eher als Frau. Eine lesbische Frau wird doch auch nicht als Mann gesehen. Warum also immer diie Männer, die nicht auf Frauen stehen? Ein Mann ist ein Mann und eine Frau eine Frau. Egal, welche sexuelle Orientierung sie haben. Anders ist es bei transsexuellen Menschen. Aber das ist ein anderes Thema.
Solche Wahlen finde ich mehr als homosexuellenfeindlich. Wenn sowas in solchen Magazinen veröffentlicht wird, sollte man wirklich mal fragen, was in den Köpfen solcher Redakteure rumschwirrt. Es können nur sich nur Homosexuellengegner ausdenken. Solche Männer, die solche Wahlen in die Welt rufen und auswerten haben wahrscheinlich Angst mit einem homosexuallen Mann alleine in einem Raum zu sein, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Sie haben sich nie mit dem Thema auseinandergesetzt, müssen aber unbedingt darüber irgendwelche schwulenfeindlichen Dinge berichten.
Man sollte grade in solchen Magazinen vielleicht auch diese Männer ansprechen und sie nicht deklarieren und in eine Schublade stecken. Schwule sehen sich doch selber auch als Mann an. Warum muss man sie dann in der Gesellschaft als Frau darstellen. Ich kenne keinen schwulen Mann, der sich nicht als Mann fühlt.
Soweit ich weiß hat es der eine oder andere Mann auch schon in die Liste geschafft ?! In dem Falle sollte man vielleicht gerade keinen Unterschied zwischen homo-und heterosexuellen Männern machen, eben weil sie gleichgestellt sind.
Andererseits finde ich es schon sehr befremdlich, dass man überhaupt Männer in diese Liste wählt. Was will man damit erreichen? Das ist eine tiefe Demütigung, wie ich finde. Schon für Frauen natürlich, aber für Männer erst recht.
Das manche Menschen homosexuelle Männer als Frauen ansehen, finde ich unmöglich, es sei denn sie wollen das natürlich selber. Überhaupt, dass man sich da noch so öffentlich drüber pikiert ist ein Schlag ins Gesicht der allgemeinen Aufklärung zu diesem Thema.
Leider kann ich da bei einer Sache nicht zustimmen, es stimmt leider nicht, dass lesbische Frauen immer als Frauen betrachtet werden würden! Auch gegenüber Lesben, nicht nur gegenüber Schwulen, gibt es viele Sticheleien. Gerade unter einigen Jugendlichen herrscht so ein Bild vor, dass Schwule quasi innerlich Frauen sein und Lesben innerlich Männer. So wird dann beispielsweise gerne nicht so feminin wirkenden Mädchen sofort unterstellt, sie seien lesbisch. Also, diese dummen Vorurteile halten sich bei den Geschlechtern leider die Waage, egal, ob schwul oder lesbisch.
Wobei ich übrigens auch nicht sagen würde, dass es einen Mann unbedingt schmerzen müsste, wenn man ihn als Frau bezeichnet. Gut, ich selbst bin nicht wirklich so geschlechtsbezogen in meinem Denken, aber es kommt mir vor, als müsste man Frauen als etwas Minderwertiges sehen, um zu meinen, man sei herabgewürdigt, wenn man als Frau bezeichnet wird. Und das stimmt meiner Meinung nach ja auch nicht.
Demütigend finde ich persönlich schon das Aufstellen so einer "Hässlichen-Liste" an sich. Aber viele Menschen scheinen eben so ein geringes Selbstwertgefühl zu haben, dass sie sich nur "gut" fühlen, wenn sie auf anderen, scheinbar schlechteren, Menschen herumtrampeln können.
Was mich allein stört, ist eben diese Klischeevorstellung, dass homosexuelle Männer alle "Tunten" seien. Nichts gegen solche Homosexuellen, denn es gibt sie in geringerer Zahl auch, aber diese Verallgemeinerungen mag ich einfach nicht. Egal, ob es um feminine Männer geht, oder worum auch immer. Denn Verallgemeinerungen werden der Individualität eines Menschens nicht gerecht.
Zu dieser blöden Wahl noch, ja, andere Männer kamen wohl auch schon auf die Liste. Allerdings waren das, soweit ich weiß, immer Homosexuelle oder Männer, die diesem typischen lahmen Macho-Männerbild nicht entsprachen, also beispielsweise feminin wirkende Männer.
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