Entwicklungshilfe für die Taliban?

vom 01.02.2010, 12:54 Uhr

Gestern habe ich im Focus etwas ziemlich kurioses gelesen: Eine deutsche Entwicklungshelferin ist einem Betrüger auf den Leim gegangen. Sie hatte den Mann bei einem Besuch in Afghanistan kennen gelernt und sich mit ihm angefreundet. Da Sybille Schnehage Privatperson war und keiner offiziellen Hilfsorganisation angehörte, bat sie Dagdul Delawar um seine Unterstützng bei der von ihr geplanten Projekte. Sie rührte in Deutschland die Werbetrommel und sammelte Geld, mobilisierte sogar staatliche Zuschüsse des BMZ, er half ihr es für den Bau von Schulen oder ähnliche Aktionen einzusetzen. Da sie die Landessprache nicht sprach und anfangs auch wenig Kontakte in dem fremden Land besaß, verließ sie sich blind auf ihren Freund. Ein Fehler, wie sich herausstellte.

Vor einer Weile stellte sich dann heraus, dass besagter Mann Kontakte zu den Taliban unterhält und große Teile der Spendengelder an Firmen und Organisationen geflossen sind, deren Leiter mit Delawar verwandt oder befreundet waren. Einiges Geld war auch direkt an ihn gegangen. Schnehage hatte alle Verhandlungen in seinem Beisein geführt, er hatte für sie gedolmetscht und ihr die Verträge, die sie unterzeichnete vorgelesen. Ohne den Inhalt weiter zu überprüfen hatte sie unterschrieben und damit die Spendengelder an Delawar und seine Kumpane gezahlt. Irgendwann misstrauisch geworden ließ sie die Verträge in Deutschland übersetzen und erlebte ihr blaues Wunder.

Ca. 4,5 Millionen Euro sind auf diese Weise nach Afghanistan gegangen, wieviel davon über Vetternwirtschaft zweckentfremdet oder gar dem Terror zur Unterstützung zugeschustert wurden, lässt sich bislang nicht genau feststellen. Die Chancen es zurück zu bekommen sind gleich null.

Wen es genauer interessiert, der kann es hier nachlesen. Ich war jedenfalls erstmal sehr geplättet über soviel Gutgläubigkeit, vor allem der offiziellen Stellen. Dass eine einzelne Privatperson so hereinfällt mag ja vielleicht noch angehen, aber dass das BMZ(Bundeszentrale für wirtschafltiche Zusammenarbeit und Entwicklung) sämtliche Warnungen des BND in den Wind schlägt und lieber ohne Überprüfungen Geld schickt, schockiert mich dann doch.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich wurde immer sog erzogen, unsere Eliten zu bewundern. Da ist es auf ernüchternde Weise auch wohltuend, dass die Jungs und Mädchen auch nur mit Wasser kochen. Auf der anderen Seite dürfte sich ein Bürokaufmann in der Einkaufsabteilung eines Industriebetriebs oder ein Betriebsschlosser niemals auch nur annähernd einen Fehler von dieser Dämlichkeit erlauben. Auch bei uns sind eben manche gleicher als gleich.

Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, dass die staatlichen Institutionen bei wichtigen Fragen, und 4.5 Millionen sind eine wichtige Frage, miteinander kommunizieren. Zumindest das scheint selbst im Kindergarten besser zu funktionieren, als auf der hohen Ebene des Geheimdienstes (BND) und der Ministerialbürokratie (BMZ).

» Goldfischglas » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,76 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^