Struwelpeterpädagogik - Ich bin entsetzt

Ich verstehe auch nicht, wie Eltern ihren Kindern Dinge sagen können a la "Wenn du den Daumen in den Mund steckst, schneide ich ihn ab". Ein kleines Kind muss dann doch sehr verängstigt sein und hat dann - je nach Kind- unheimliche Angst davor, den Daumen noch einmal in den Mund zu stecken.

Ich kann mich an Geschichten wie Struwwelpeter oder Max und Moritz auch aus meiner Kindheit noch gut daran erinnern und wie du bereits erwähnt hast, sind nicht alle Dinge in diesem Büchern kindgrecht. Dennoch muss man fairerweise auch noch erwähnen, dass es sich mit Märchen in Wahrheit nicht anders verhält! Auch da kommen sehr schlimme Dinge vor, die manche Kinder gar nicht bekommen, andere Kinder wiederum furchtbar ängstigen!

Ich denke, dass man bei solchen Dingen und Aussagen extrem vorsichtig sein sollte und eine Geschichte oder ein Märchen gegebenenfalls auch mal abschwächen oder abändern sollte!

Hallo!

Ich finde diese Äußerungen auch recht makaber. Man kann solche Dinge wirkliche in wenig abschwächen, bevor man diese seinem Kind vorliest.

Auch wenn man diese in der Geschichte so vorliest, sollte man seinem Kind sagen, dass dies wirklich nur eine Geschichte ist und dies im wahren Leben nie so passiert. Solche Äußerungen jedoch im Alltag zu verwenden, finde ich unter aller Sau.

Man muss sein Kind doch anders erziehen, als solche Geschichten vorgeben. Ich meine gut, jeder hat seine eigene Erziehung, aber so redet man seinem Kind doch schon Dinge ein, die er wahrscheinlich für sein ganzes Leben im Kopf behalten wird und irgendwann wird er sich fragen, ob diese wirklich so stimmen. Wenn er dann bemerkt, dass diese Aussagen falsch sind, wird er mit Sicherheit kein größeres Vertrauen zu seinen Eltern bekommen, da sie ihm damit wirklich Angst eingejagt haben und er wahrscheinlich auf Dinge verzichtet hat, die in diesem Alter einfach normal sind.

Vielleicht möchten diese Eltern ihrem Kind auch einfach strenge Manieren beibringen und denken, dass man diese seinem Kind nicht anders einflößen lassen kann. Zudem ist es natürlich wichtig zu wissen, wie das Kind ist. Ist es eher laut, oder leise? Rennt es den ganzen Tag wie wild rum, oder spielt es alleine in seinem Zimmer?

Solche Faktoren sind nämlich auch Ausschlaggebend dafür, wie ein Kind so etwas aufnimmt und wie es dieses Verarbeitet. Wenn man mir so etwas früher erzählt hätte (ich war sehr ruhig und nachdenklich) dann hätte ich mit Sicherheit schaden davon genommen, weil ich wirklich alles geglaubt habe, was mir meine Eltern erzählt haben.

Wenn da jedoch ein Kind sitzt, welches total laut ist, ständig rumläuft und auch sonst recht frech ist, dann kann man eigentlich damit rechnen, dass das Kind diese Aussage nur sehr wage aufnimmt und sie eher als lustig bezeichnet, da er Aussagen von den Eltern sowieso nie wirklich ernst nimmt.

Ich habe den Struwwlpeter immer schon fürchterlich gefunden. Als Kind haben mir die Geschichten ziemliche Angst gemacht, auch wenn meine Eltern niemals derartige Schauermärchen erzählt haben. Also sie haben mir nie gesagt, dass das wirklich passieren könnte. Aber alleine die Geschichten fand ich damals ganz schlimm.

Heute hat sich das nicht geändert. Im Gegenteil, ich finde sie noch grauenhafter als früher. Meine Tochter kennt die Geschichten nicht und wird sie auch nicht kennenlernen. Das Buch ist schon schlimm genug finde ich, diese Geschichten aber dann in den Alltag einzubinden und als Druckmittel zu verwenden ist für mich nicht nachvollziehbar! Wieso muss man den Kindern so Angst machen, man kann doch alles gut erklären, die Kleinen sind doch so intelligent und verstehen warum etwas so gemacht werden muss, wenn man es nur gut genug erklärt!

Den Kindern Strafen in dieser Form anzudrohen ist ganz schlimm. Die Kleinen bekommen da doch echt Angst davor. Das Beispiel, dass man stirbt wenn man die Suppe nicht ausisst finde ich wirklich krank. Tut mir Leid, dass ich das jetzt so ausdrücken muss, aber mir fehlen echt die Worte. Ich halte sowieso nichts von einer starren Erziehung, aber dass man seinem Kind droht man würde es verstümmeln, indem man ihm den Finger abschneidet weil es Daumen lutscht, kann es wirklich nicht sein.

Ich finde diese übertriebenen Ängste, die da geschürt werden, auch pädagogisch nicht sinnvoll. Ich kann mich selbst noch aus meiner Jugend an einige Geschichten aus dem Struwwelpeter erinnern und fand die auch nicht gerade schön.

Am Schlimmsten fand ich eigentlich die Geschichte von dem Mädchen, das mit Streichhölzern spielt und dann komplett bis auf die Knochen abbrennt. Klar soll man nicht mit Streichhölzern spielen, aber ich finde das schon sehr drastisch.

Ich verstehe nicht, wie Eltern ihren Kindern noch solche Bücher vorlesen können und habe auch nicht vor, meinem Sohn so etwas vorzulesen. Ich finde, man sollte immer weitetestgehend ehrlich zu Kindern sein und ihnen nicht Angst durch solche unsinnigen Geschichten einjagen. Ich glaube zudem auch, dass Kinder, wenn sie dann die Wahrheit herausfinden, sprich, dass diese Horrorgeschichten eben nicht stimmen, einen irgendwann dann nicht mehr für voll nehmen, was ja pädagogisch kaum sinnvoll sein kann.

Das man bei einem 5-jährigen was sagen muß wenn er am Penis spielt, oder laufend am Daumen nuckelt ist klar, aber das mit der Struwelpeterpädagogik bringt doch nichts. Ich würde es jedenfalls nicht machen.

Ich möchte nicht wissen welche Ängst solche Aussagen in den Kinder wachrütteln. Ich meine ein Erwachsener versteht das und weiß das das es nicht passiert aber ein kleines Kind. Ich finde das unverantwortlich. Ich bin der Meinung das man einem Kind das auch anders erklären kann. Die bekommen doch oft schon mehr mit als man denkt.

Aber leider sind viele Eltern der Meinung was für uns früher gut war ist auch für die Kinder heute noch gut. Sicher funktioniert es, aber um welchen Preis.

Mir als angehende Erzieherin stellen sich die Haare zu Berge wenn ich das Eingangsposting hier lese. Wie kann man in der heutigen Zeit noch mit der Struwwelpeterpädagogik kommen (wobei ich mich Frage, was daran Pädagogisch ist *grübel*). Kindern Angst zu machen ist wohl so ziemlich das schlimmste, was man als Eltern tun kann. Wie sich die Psyche eines Kindes auf so etwas reagiert, kann man nicht genau sagen, aber auf jeden Fall nicht positiv. Eltern sollten für Kinder eine Art "sicherer Hafen" sein, bei dem sie alle ihre Probleme und Sorgen mitteilen und abladen können und nicht ein Ort, an dem sie Angst haben, wieder etwas falsch zu machen.

Eltern haben eine sehr große Veranwortung gegenüber ihren Kindern. Sie beeinflussen ihre Kinder maßgeblich zu welchen Menschen sie heranwachsen. Das man einem 5-jährigem Kind das am Daumen lutscht sagt, dass der Finger abflällt wenn es weiter daran lutscht ist einfach nur grausam. Wie soll das Kind den diese Aussage verstehen? Es hat Angst. Aus Angst wird es vielleicht verstärkt am Daumen lutschen und dadurch wird die Angst nur noch größer. Ein Teufelskreis beginnt. Wenn das Kind dann merkt, dass der Daumen gar nicht abfällt, dann verlieren die Eltern an Glaubwürdigkeit. Das Kind wird sich andere Vorbilder suchen und nicht mehr alles glauben und machen, was die Eltern sagen. Viel besser wäre es, statt mit der Holzammermethode zu kommen, Verständnis zu zeigen, erforschen wieso das Kind am Daumen lutscht.

Gegen den Struwwelpeter an sich habe ich nichts. Ihn Kindern vorzulesen kann sehr amüsant sein, die Kinder sehen das auch nicht als schlimm an. Es ist eine Geschichte in der die Gerechtigkeit siegt und das finden fast alle Kinder toll. Aber wenn man nur die grausamen Aspekte aus der Geschichte herausnimmt und den Kindern androht, da hört der Spaß auf.