Studie - Risiko für Armut in Berlin am größten
Ich habe heute gelesen, dass laut einer Studie der Gütersloher Bertelsmann-Stiftung ist im gesamten Ländervergleich Deutschlands, das Armutsrisiko in Berlin am größten sei. in keinem anderen Bundesland sei das Risiko zu verarmen höher. Dagegen würden Menschen die im Süden von Deutschland leben, wie etwa Bayern, einem weitaus geringeren Armiutsrisiko ausgesetzt sein.
Zwischen 2006 und 2008 sind in Berlin wohl 200 von 1000 Bürgern auf staatliche Hilfe angewiesen gewesen. In Bayern dagegen im Schnitt nur 50. Gründe für diese großen Unterschiede werden darin gesehen, dass in Berlin viele Alleinerziehende wohnen würden, die staatliche Hilfen in Anspruch nehmen müssten. Im Süden Deutschlands würde es mehr Paare mit Kindern geben, so dass daher für diese weniger staatliche Hilfen nötig seien.
Weitere Gründe werden nicht genannt. Ich kann mir aber bei weitem nicht vorstellen, dass es allein nur darauf zurückgeführt werden kann, dass im Osten, also Berlin, Elternteile ihre Kinder ohne Partner aufziehen müssen. Habt ihr noch andere Gründe, die diese Unterschiede in den Regionen erklären könnten?
Zunächst mal ist Berlin nicht Teil des "Ostens", falls du damit die ehemalige DDR meinst. Geographisch betrachtet liegt es natürlich schon im Osten Deutschlands.
Ich denke, ein weiterer Grund für die höhere Anzahl an Sozialhilfeempfängern (im Sinne von Menschen, die soziale Hilfe empfangen) ist, dass viele Leute aus ganz Deutschland und der ganzen Welt nach Berlin kommen in der Hoffnung, dort eine gute Arbeit zu finden oder auch nur ein interessanteres Leben zu haben. Es gibt aber nicht für all diese Leute Arbeitsstellen und dadurch, dass eben nicht nur ursprüngliche Berliner dort arbeiten, fehlen vielen Berlinern dann die Arbeitsplätze.
Zusätzlich ist Berlin eben eine internationale Großstadt, in der viele Dinge teurer sind als anderswo. Natürlich stimmt das nicht gegenüber allen Städten, aber es gibt eben auch deutlich billigere Gegenden. Mit den höheren Preisen kommen aber nicht zwangsläufig höhere Gehalte und viele Standardsätze sind sowieso überall in Deutschland gleich. Das sorgt auch noch mal dafür, dass mehr Leute auf Hilfe vom Amt angewiesen sind.
channale hat geschrieben:Zunächst mal ist Berlin nicht Teil des "Ostens", falls du damit die ehemalige DDR meinst. Geographisch betrachtet liegt es natürlich schon im Osten Deutschlands.
Also, das dachte ich sollte wirklich jedem klar sein, dass das geographisch gemeint war. Ich habe das so geschrieben, weil in dem Bericht auch von einem Nord-Süd Gefälle die Rede war und Berlin eben geographisch zum Osten gezählt wurde. Wenn man ganz streng sein will sogar Nord-Osten.
Zusätzlich ist Berlin eben eine internationale Großstadt, in der viele Dinge teurer sind als anderswo. Natürlich stimmt das nicht gegenüber allen Städten
Ich würde Berlin eher zu den günstigeren Städten zählen, wo die Lebenshaltungskosten noch moderat sind zumindest was die Mieten angeht (von bestimmten In-Bezirken mal abgesehen). Auch sind in Berlin z.B. noch keine Studiengebühren eingeführt worden bisher. Vielleicht auch ein Grund warum mehr Leute nach Berlin kommen, die sich vielleicht woanders nicht unbedingt ein Studium leisten könnten.
Yazz hat geschrieben:Auch sind in Berlin z.B. noch keine Studiengebühren eingeführt worden bisher. Vielleicht auch ein Grund warum mehr Leute nach Berlin kommen, die sich vielleicht woanders nicht unbedingt ein Studium leisten könnten.
Das ist schlicht und einfach nicht wahr. Die Studiengebühren hängen von der Universität ab und auch in Berlin muss man gegebenenfalls Studiengebühren bezahlen.
Was die "günstigeren Städte" angeht: Ich sagte ja, Berlin sei teurer als viele andere Gegenden. Großstädte sind immer teuer und ich glaube ehrlich gesagt, dass die sich da insgesamt nicht viel nehmen, aber es leben ja nun mal nicht alle Leute in Großstädten.
Das ist schlicht und einfach nicht wahr. Die Studiengebühren hängen von der Universität ab und auch in Berlin muss man gegebenenfalls Studiengebühren bezahlen.
Es ist wahr. Ich studiere in Berlin und die Universitäten sowie staatliche Fachhochschulen haben bisher keine Studiengebühren. Nur die normalen Semestergebühren (was keine Studiengebühren sind) und die sind weder hoch noch ist das was Neues. hier und hier kann man es auch nochmal nachlesen, dass Berlin keine allgemeinen Studiengebühren erhebt. Ich kenn auch keinen meiner Freunde in Berlin, die je Studiengebühren an Universitäten dort zahlen mussten. Wie die Gebühren der privaten Fachhochschulen sind, weiß ich nicht, die werden aber in den Diskussionen um die Studiengebühren sowieso aussen vor gelassen.
Um auf die Eingangsfrage einzugehen:
Im Stadtbezirk Marzahn -Hellersdorf ist die Hälfte der Bevölkerung unter 25 Jahren. Von dieser Gruppe ist jeder zweite ohne Berufsabschluss und Arbeit. Gleichzeitig mit der größten Schwangerschaftsrate in Deutschland und überwiegend alleinerziehend. Zudem ist auch noch die Region schlechthin in Deutschland die welche, mit der größten Anzahl von jugendlichen bis 25 Jahren Altersgröße. Um gleichweg eine Vermutung zu zerstreuen: es handelt sich bei diesen Personen ausschließlich um Personen ohne Migrationshintergrund, also deutscher Nationalität.
Der zweite Stadtbezirk, Neukölln, hat den größten Anteil an Bürgern mit Migrationshintergrund. Ca. 200.000 Bürger mit Migrationshintergrund sind türkischer Herkunft. Von dieser Bürgergruppe sind 70% entweder ohne Arbeit, ohne Berufsabschluss und/oder ohne Schulabschluss bzw. alle der drei genannten Fälle. In einer Beziehungen, lebend mit mehr als zwei Kindern, fast ausschließlich verheiratet.
Die Lage in diesen beiden genannten Stadtbezirken ist sozial prekär (höchste Arbeitslosen- und Armutsgröße in Deutschland) und dennoch in ihren Ursachen sehr unterschiedlich. Dies zu erklären würde den Talkrahmen sprengen. Daher sind grob geäußerte bzw. formulierte Statistik-Interpretationen in Tageszeitungen mit Vorsicht zu genießen und können adhok auch nicht mit bayrischen Familien und derer Lebensverhältnisse verglichen werden.
Mit Studentengebühren o.ä. hat die Armut in Berlin nichts zu tun.
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