Folter Museen
Es ist ein unangenehmer Teil der menschlichen Geschichte, das viele Menschen sehr gerne verschweigen und auch ignorieren: die Folter. Es gab sie wohl zu jeder Zeit der Menschheitsgeschichte, und es gibt sie auch heute noch, was besonders gerne verdrängt wird.
Die Methoden haben sich verändert, zu einem großen Teil jedenfalls, heute sollen sie insofern "ausgefeilter" sein, was bedeutet, dass sie sich am Opfer schlechter nachweisen lassen. Statt mit brachialer Gewalt wird auch immer häufiger psychisch auf das Opfer eingewirkt, weil sich das, trotz ebenso schlimmer Wirkung auf das Opfer, eben kaum nachweisen lässt, und es somit dem Opfer schwerer fällt, etwas gegen die Gewalttäter in der Hand zu haben.
Nun gibt es ja schon eine Weile Museen zum Thema Folter. Meist behandeln sie mittelalterliche und frühneuzeitliche Methoden, oft wird auch auf die Inquisition in der Frühen Neuzeit eingegangen. Museen, die Folter in der Neuzeit, ab dem 1900 Jahrhundert oder aber auch erst ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs, behandeln, gibt es auch einige, aber sie sind ein wenig seltener.
Als Beispiel für ein frühhistorischeres Foltermuseum fiele mir das Henkershaus in Bernau bei Berlin ein, von dem ich allerdings nicht besonders fiel weiß. Allerdings werden auch im Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen, das heute eine Mahn- und Gedenkstätte ist, Foltermethoden, die man den dortigen Häftlingen angetan hat, als das Gefängnis noch in Betrieb war, dargestellt. Also, es gibt auch Ausstellungen zur Folter in neuerer Zeit. Ebenso sind in wohl jeder KZ-Gedenkstätte mit musealem Teil Dokumente über damalige Foltermethoden vorhanden.
Ja, das Thema kann man sehr zwiegespalten sehen. Viele Menschen wollen solch ein Thema nicht freiwillig behandeln, manche meinen auch, man sollte solche Methoden lieber vergessen, sodass es nie mehr zu einer Anwendung kommen könnte. Wobei es dann sicherlich andere, neue Methoden gäbe, aber das ist ein anderes Thema. Außerdem gibt es noch Menschen, die meinen, das sei eine reine sadistische, perverse Belustigung, sich anzusehen, womit man anderen Menschen Leid und Schmerzen zufügt(e).
Nun kann man das Thema aber auch ganz anders angehen, abseits von Ergötzung an Gewalt und Schmerz, oder neuzeitlicher Belustigung über eine "primitive Vergangenheit". Es muss kein bloßer Voyeurismus sein, jedenfalls, wenn man die "richtige" Einstellung besitzt. Ebenso kann der Besuch eines solchen Museums zur Aufklärung dienen, zur Ermahnung der Menschen, und dazu, Menschen aufzuwecken, was Menschen anderen Menschen antun können. Vielleicht kann so eine Ausstellung dadurch auch das Bewusstsein für solche grausamen, menschenunwürdigen Handlungen stärken, und damit dafür sorgen, dass die Akzeptanz von Folter in der heutigen Zeit bei der Bevölkerung abnimmt. Ich hoffe hierbei doch, dass die Vernunft überwiegt, und die Menschen solche Ausstellungen tatsächlich zumeist nicht zur Belustigung oder aus Kuriositätsgründen besuchen, sondern daraus tatsächlich eine gewisse Nachdenklichkeit über die Bewertung von Folter entsteht.
Nun, wo gibt es Folter-Museen und mit welcher Zeit befassen sie sich? Wie sind sie aufgemacht, eher informativ oder tatsächlich auf Schock oder Belustigung ausgerichtet? Ist der Besuch tatsächlich interessant und somit lohnenswert? Ist die Ausstellung umfangreich?
Ein richtiges Foltermuseum fällt mir jetzt nicht ein aber in Scharnstein in Oberösterreich gibt es ein Kriminalmuseum. Wir waren vor einigen Jahren dort und es ist echt interessant das anzuschauen.
Geboten wird so ziemlich alles was mit der Kriminalgeschichte zu tun hat. Im Keller befinden sich die Folterinstrumente aus dem Mittelalter. Es gibt von Daumenschrauben bis zur Streckbank alles. Es war zumindest für mich relativ schokierend das alles zu sehen. Ansonsten sieht man noch alles was sonst noch so mit der Kriminalgeschichte zu tun hat. Das geht bis zu den Kriminalfällen der heutigen Zeit.
In Talinn(Estland) gibt es ein Museum, das sich mit mittelalterlichen Foltermethoden beschäftigt. Ich bin auf meiner Exkursion ins Baltikum mehrfach daran vorbeigelaufen, weil es ziemlich zentral gelegen ist. Leider hatte ich keine Zeit hineinzugehen, was ich sehr bedauere. Darum kann ich dir auch nichts näheres dazu sagen, wie es aufgebaut ist. Ich weiß nur, dass es existiert.
In Vilnius(Litauen) gibt es ein KGB-Museum. Dort geht es nicht nur um Folter, sondern um die KGB-Herrschaft in Litauen allgemein, aber Einkerkerung und "Befragung"bis zur Hinrichtung von Staatsfeinden wird dort natürlich thematisiert. Dort sind die Verhältnisse vom zweiten Weltkrieg bis zum Zusammenbruch des Ostblocks zu Beginn der 90er beschrieben. Dort hatte ich das Glück eine Führung mitmachen zu können. Die Geschichte wird dort sehr behutsam aufgearbeitet, das Ganze war eindringlich aber nicht aufdringlich gestaltet und um Voyeurismus ging es schon gar nicht. Das kann ich dir also empfehlen, wenn du dich für so etwas interessierst.
Einen Haken hat die Sache allerdings: Die Führungen werden alle auf englisch gehalten. Deutsch spricht man dort zwar zum Teil, aber halt nur ungern, weil auch wir Besatzer waren und man nichts gutes damit verbindet. In Talinn hast du eventuell Glück, weil man dort enge Verbindungen nach Lübeck pflegt. Aber englisch zu sprechen ist auf jeden Fall besser, denn auch die meisten Hinweise und Flyer dort sind oft in der Landessprache und auf englisch.
Danke für die Tipps! Auch, wenn ich leider selten ins Ausland gelange.
Ich möchte ergänzend zum Thema sagen: Englisch ist kein Problem. Ich hatte im Abitur im Englisch-Leistungskurs 15 Punkte, außerdem habe ich zahlreiche Brieffreundschaften in die ganze Welt, bei denen ich englischsprachig kommuniziere. Es können also ruhig ausländische Museen oder Ausstellungen sein, bei denen es nur eine englischsprachige Führung gibt.
An sich würde ich erst einmal sagen, alle Nennungen wären in Ordnung, egal, wo auf der Welt das Museen sich befindet, und welche Sprachen dort in der Ausschilderung oder Führung genutzt wird. Ich könnte jetzt hier schreiben, welche sieben Sprachen ich spreche, aber ich glaube, das wäre zu weitläufig. Praktisch wäre es aber natürlich, wenn bei den hier empfohlenen Museen dazu geschrieben werden könnte, welche Sprache dort genutzt wird.
Ganz nebenbei, das mag ich mir nicht verkneifen: Ich kenne einige Leute, sowohl aus Lettland als auch aus Estland, die sprechen Deutsch. Das wird dort an manchen Schulen ganz selbstverständlich als zweite Fremdsprache nach Englisch oder Russisch gelernt, zum Teil sogar als erste.
Wawa666 hat geschrieben:Ganz nebenbei, das mag ich mir nicht verkneifen: Ich kenne einige Leute, sowohl aus Lettland als auch aus Estland, die sprechen Deutsch. Das wird dort an manchen Schulen ganz selbstverständlich als zweite Fremdsprache nach Englisch oder Russisch gelernt, zum Teil sogar als erste.
Ich war ja da. Und mir wurde das so erklärt, mit der Begründung, dass die Deutschen dort eben im zweiten Weltkrieg so gewütet haben. Mag aber auch sein, dass dieses Trauma mit den alten Leuten langsam ausstirbt und die jungen Menschen das nicht mehr so verkniffen sehen.
Spontan fallen mir zwei Museen zum Thema ein die ich schon besucht habe und die ich auch weiterempfehlen kann. Das eine Museum befindet sich in einem Gewölbe der Burganlage in Valetta auf Malta. Schön schaurig und sehr informativ.
Das zweite Museum wäre ein Geheimtipp von mir. In Rüdesheim am Rhein war ich vor einigen Jahren in dem besagten Museum wo auf mehreren Etagen alles zur Folter, Hexenverfolgung und so weiter sehr anschaulich mit originalem und nachgebauten Equipment gezeigt wurde. Besonders gut fand ich die Präsentation der Stücke und die vielen Erläuterungen an den Objekten. Besonders gruselig war es aber nicht, es kam mir in dieser Hinsicht etwas entschärft vor um massentauglicher zu sein. Steinigt mich nicht wenn es das Museum nicht mehr geben sollte, ich hatte damals den Eindruck dass es dort am Standort nicht für die Ewigkeit geplant war.
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