Mutter ist eine Alkoholikerin!
Die Mutter meines Kumpels ist seit vielen Jahren alkoholabhängig. Die letzten zwei Jahre war sie trocken. Doch seit knapp zwei Monaten ist sie wieder jeden Tag unansprechbar. Mein Kumpel ist total fertig und die ganze Familie ist mit der Situation überfordert und geht daran kaputt. Sie haben schon eine Therapie versucht, doch der Arzt sagte, dass dies keinen Sinn machen würde, da sie selbst nicht einsieht, dass sie sich ändern muss. Aller Alkohol ist bereits aus dem Haus verbannt worden, doch sie schafft es immer wieder, kleine Schnapsflaschen oder Ähnliches zu verstecken. Die Kinder haben ihr Briefe geschrieben und gesagt, wie sie sich fühlen. Doch das alles findet bei der Mutter kein Gehör.
Ich würde natürlich gerne helfen, doch kenne ich mich mit solchen Situationen nicht aus. Was könnte ich meinem Kumpel raten? Wie kann ich ihm endlich helfen? Habt ihr Ideen oder gar Erfahrungen? Über eure Hilfe würde ich mich wirklich freuen!
Erstmal muss ich Dir sagen, dass ich dir keine falschen Hoffnungen machen kann, dass sich etwas ändern wird. Es ist richtig, dass sich die betroffene Person selbst eingestehen muss, dass sie ein Alkoholproblem hat. Das ist aber noch lange nicht alles. Selbst wenn sich die Person darüber im klaren ist, ändert sich noch lange nichts.
Eine Therapie bringt wirklich nur etwas, wenn im Kopf angekommen ist, dass man selbst alkoholkrank ist. Ist man auch bereit, daran zu arbeiten und wieder gesund zu werden, gibt es Chancen auf eine Heilung. Es bringt gar nichts, wenn Familienangehörige die Person zur Therapie zwingen. Das ist vergleichbar mit Mgersüchtigen. Man muss verstanden haben, dass man krank ist und sich auch bewusst helfen lassen.
Sieht sie das allerdings nicht ein, wird sich niemals etwas an der Situatuion ändern. Wichtig ist jedoch, dass die Familienmitglieder die Krankheit nicht herunterspielen, in dem sie nicht darüber sprechen. Auch muss Alkohol gemieden werden. Auch auf Partys oder Feiern. Bei jeder Gelegenheit!
Es gibt wirklich Fälle, bei denen sich nichts geändert hat. Das geht dann solange gut, bis irgendwas passiert, sprich ins Koma trinken bis zur völligen Bewusstlosigkeit. Erst dann merken die Betroffenen, dass sie wirklich etwas ändern müssen.
Ich selbst kenne einen Fall und muss sagen, dass es wirklich schlimm ist, wenn jemand alkoholabhängig ist. Es zerstört nicht nur die Familie, es zerstört das gesamte soziale Umfeld. Ein erster Schritt kann sein, dass man über den Besuch einer Selbsthilfegruppe spricht, ohne direkt mit einer ärztlichen Behandlung zu kommen. Ich wünsche alles Gute!
Es gibt hier allerdings zwei Gesichtspunkte direkt zu beachten, der eine wäre sie braucht dringend Hilfe und der andere ist sie lehnt die Hilfe strikt ab. Das an sich ist aber nicht außer gewöhnlich, sondern in einer solchen Situation völlig normal. Die sogenannte Impulskontrollstörung ist schon zu weit fortgeschritten, dass die Mutter den Boden der Realität total verloren hat. Das ist allerdings eine Folge der Alkoholsucht.
Hier hilft nur noch die Entscheidungsgewalt zu ändern, d.h. wenn sie keine Entscheidungen mehr richtig treffen kann oder nur noch für sie schädliche Entscheidungen trifft, braucht sie einen Betreuer. Ihr Eigenschutz hat hier Vorrang. Beim Sozialamt muss dazu ein Antrag gestellt werden, aber bei einer solchen Sucht ist die Sachlage im Allgemeinen allerdings klar.
Dieser Betreuer kümmert sich dann um die gesundheitlichen Belange und selbstverständlich auch um die finanziellen Belange der Mutter. Er kann dann auch gewisse Entscheidungen über eine spezielle medizinische Behandlung treffen und entscheiden. Das ist hier der optimale Weg für alle Beteiligten.
Mein Vater und auch mein Stiefvater waren bzw. sind Alkoholabhängig. Mein Vater ist leider auch daran gestorben. Schon seit kleinauf wußte ich, das mein Vater Alkoholiker war. Zwar war meine Mutter schon damals von ihm geschieden, doch wenn meine Schwester und ich ihn besuchen gingen. Hat er lieber mit seinen Kumpels Bier "gesoffen" und uns in diverse "Restaurants" bzw. Kneipen mitgeschleppt.
Mein Vater hatte dadurch Krampfadern. Leider rutschte mein Vater in einem seiner Rauschzustände aus, und bekam Gehirnblutungen, wo er auch daran starb. Er trank "nur" Bier und das Literweise.
Mein Ex-Stiefvater ist eigentlich nur ein "Quartalsalkoholiker", das heißt er kann Wochenlang "trocken" sein, und wenn es einmal irgendwo Probleme gibt. Kann es vorkommen, das er 3-4 Tage lang nur säuft. Dadurch hat er auch die Ehe kaputt gemacht. Verschiedene Therapien halfen nichts bzw. nicht viel oder hielten nur sehr kurz an.
Er war sogar stationär bei einer Therapie. Letztens habe ich ihn wieder einmal auf der Straße gesehen, leider ist er wieder abgerutscht. Er war rot im Gesicht, und man sah vom weiten, das er schon ordentlich viel getrunken hatte. Wenn derjenige es aber nicht einsieht, das er sein Leben ändern soll, oder das das Alkohol sein leben kaputt macht, kann man da nichts machen. Wir (meine Mutter, Verwandte etc.) haben uns den Hintern aufgerissen, haben ihm gut zugeredet, wir waren für ihn da, ließen ihn nicht im Stich. Doch das alles half nichts! irgendwann geht es einfach nicht mehr, und dadurch hat meine Mutter sich von ihm scheiden lassen.
Meine Erfahrungen damit haben mein Leben verändert. Ich trinke natürlich keinen Alkohol, und mein Mann greift Gottseidank auch nicht zu Alkohol. Meine Kinder bzw. mein Jugendlicher mit 15 Jahren, möchte auch nie in seinem Leben Alkohol trinken, dazu hat er seinen Großvater und den Ex-Mann meiner Mutter zu oft betrunken gesehen. Wir haben seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm.
Ich kann mir sehr vorstellen, wie dein Kumpel darunter leidet. So wie du schreibst, gibt es noch Geschwister, die nehme ich an, sind jünger? Ich würde raten, das sich die ganze Familie in einem Moment, wo sie gerade nicht betrunken ist, zusammensetzen. Das ihr ein "Ultimatum" gestellt wird. Denn nur damit kann man Druck machen, das sich schnellstens etwas ändern muss. Sie benötigt eine Therapie und zwar auf die schnelle! Vielleicht hilft es auch, wenn sie stationär behandelt wird?
Tatsächlich bringt es absolut nichts, wenn derjenige sich nicht behandeln lassen möchte. Und die wenigsten Alkoholiker kommen da ohne Hilfe wieder heraus. Sprich: eine Therapie ist meistens der einzige Weg.
Du als Außenstehender kannst diese Situation natürlich nicht ändern. Du kannst höchstens deinem Kumpel beistehen. Dieser sollte mit seiner Mutter reden. Allerdings ist das einfacher gesagt, als getan. Gerade, wenn sie sowas ignoriert. Möglicherweise ist es hilfreich, einen lichten Moment abzupassen.
Alkoholiker sind Meister im Selbstveräppeln und das können sie auch bei anderen ganz gut. Es ist also kein Wunder, wenn sie immer wieder an Alkohol kommt, auch wenn die Familie deines Kumpels dafür sorgt, dass keiner im Haus ist. Und Einsperren kann man niemanden.
Das ist wirklich eine schwierige Situation und der einzige Weg ist leider, dass man ihr irgendwie verständlich machen muss, dass sie als Mutter Verantwortung hat für ihre Kinder und das sie dafür sorgen muss, dass sie wieder gesund wird.
Aber auch die Familienangehörigen benötigen in einen solchen Fall spezielle Hilfe und Unterstützung. Ich schlage hier einmal vor eine Selbsthilfegruppe für Alkoholiker und deren Familienangehörigen aufzusuchen. Auch für die Angehörigen wird sich das gesamte Leben verändern und auch sie müssen darauf vorbereitet werden. Was kommt nach der medizinischen Behandlung und wie ist der Ex Alkoholabhängige wieder ins normale Leben zu integrieren? Das sind hierbei die Kernfragen.
Nur wenn man diese Krankheit mit ihren Syntomen versteht, kann man auch danach die richtigen Entschlüsse treffen. Die Angehörigen haben hier die schwerste und vor allem sensibelste Aufgabe zu erledigen, d.h. das Leben komplett zu verändern. Selbst sie müssen sich verändern, obwohl sie nicht krank sind. Das braucht seine Zeit und ist auch daran nicht zu bemessen, denn jeder Patient entwickelt hierbei seine eigene Dynamik. Auch ein Arzt kann hier keine Prognosen abgeben.
Ich denke auch, dass es falsch wäre, dir und deinem Bekannten falsche Hoffnungen zu machen. Alkoholiker ändern ihr Verhalten nicht von heute auf morgen. Sehr oft fehlt die Kraft für die notwendigen Maßnahmen, oft der Wille und meistens die Einsicht. Die wenigsten Alkoholiker geben zu, dass sie ein Problem haben. Wenn der Mutter deines Kumpels die notwendige Einsicht fehlt, dass sie ein Alkoholproblem hat, wird ihr niemand helfen können. Weder die Familie, noch irgendwelche Freunde oder Ärzte sind in der Lage jemandem zu helfen, der der festen Überzeugung ist, gar keine Hilfe zu benötigen.
Bevor die Mutter deines Bekannten nicht von selbst einsieht, dass sie ein Problem mit dem Alkohol hat und zudem noch der Meinung ist, dass sie auch wirklich Hilfe von außen benötigt, bleibt ihrem Umfeld eigentlich nichts anderes übrig, als einfach nur zuzusehen und zu hoffen, dass der Alkoholiker sein Problem irgendwann selbst erkennt und dann um Hilfe fragt.
Ich denke, dass es das Beste ist, wenn dein Bekannter versucht, sich weitgehend von den Problemen seiner Mutter zu distanzieren. Es ist wichtig, dass man nicht mitleidet, sondern sich eben ausschließlich mitfühlend verhält. Man darf aus dem Problem eines Familienmitgliedes kein eigenes Problem machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das schwierig ist, da es sich vielleicht ein bisschen so anfühlt, als würde man das betroffene Familienmitglied im Stich lassen. Letztendlich ist das aber auch für den betroffenen Alkoholiker das Beste. Alkoholsucht kann zur Zerreißprobe für die ganze Familie sein.
Mit Überzeugungen und gutgemeinten Ratschlägen wird man bei der Alkoholikerin nicht weit kommen. Dein Kumpel sollte versuchen, seine Muter weder mit weiteren Briefen noch mit anderen Ratschlägen oder Therapievorschlägen zu belagern. Das wird erst recht eine Abwehrhaltung der betroffenen Mutter provozieren, so dass sie letztendlich erst recht dicht macht.
Ich denke, dass diese Mutter selbst erst ganz unten ankommen muss, um dann zu realisieren, dass sie ein Alkoholproblem hat. Erst wenn sie sich das wirklich eingestehen kann und vor allem will, ist sie bereit, auch Hilfe von anderen Leuten anzunehmen.
Ein wichtiger Aspekt der bist jetzt noch nicht zur Sprache kam kann sein, dass die Alkoholkrankheit der Mutter nicht mehr behandelbar ist. Eine Sucht ist nicht heilbar. In meinen Thread was ist eine pathologische Sucht bin ich genauer darauf eingegangen. Das Suchtverhalten zeigt eine gewisse Dynamik in den Rückfällen.
Hier kann es sein, dass die Rückfälle periodischer Art sind und die Zeitintervalle dann immer kürzer werden. Die Trunkenheitsphase wird stärker und der Betroffene kann nichts mehr selbst steuern. Die inneren Organe haben den Alkohol akzeptiert und würden bei einer Entgiftung Gegenreaktionen zeigen. Im Endeffekt wird die Mutter dann ein Pflegefall. Man muss sich auch als Angehöriger mit einer solchen Situation vertraut machen, denn Illusionen bringen hier nichts.
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