Warum haben so viele Angst vor der Probezeit?
Probezeiten bei neuen Arbeitsverhältnissen sind ja was ganz normales. Früher waren sie meist nur 14 Tage heute kann es bis zu einem halben Jahr oder auch noch länger sein. Aber ich frage mich jedesmal, warum man heutzutage so Angst hat, die Probezeit nicht zu bestehen.
Wenn ich eine Arbeit neu anfange, dann ist die Probezeit ja auch gut für mich. Denn ich kann mich auch neu orientieren, wenn ich selber merke, dass mir der Job nicht gefällt. Aber auch wenn der Arbeitgeber vor hat mich zu kündigen, so hat er da auch nach der Probezeit die Möglichkeit zu. Nur muss er dazu dann einen Grund haben. Den Grund kann man aber auch immer finden. Denn einen Grund wird es ja auch in der Probezeit geben, nur dass er nicht genannt werden muss.
Für mich ist es doch egal, ob ich 1/2 Jahr Probezeit habe oder nicht. Fristlos gekündigt wird man auch in der Probezeit nicht (mehr) . Früher konnte man von heute auf morgen gehen und war fristlos gekündigt, wenn man die 14 Tage Probezeit hatte. Heute muss auch der Chef und einer selber eine Kündigungsfrist einhalten.
Warum haben so viele Leute Angst vor der Probezeit? Arbeiten diese Menschen in der Probezeit dann besser als danach? Sind sie in der Probezeit dann besonders gründlich und exakt bei der Arbeit? Wenn man doch arbeitet, wie man arbeiten kann, dann braucht man doch nichts zu befürchten.
Hallo Diamante!
Ich denke, dass die meisten Angst oder Respekt vor der Probezeit haben, da man heute nicht mehr so schnell eine Arbeit findet. Manche sind lange Arbeitslos bis sie etwas neues finden und haben dann natürlich Angst, dass sie in der Probezeit nicht gut genug sind und danach wieder gehen können.
Natürlich hast du recht, dass der Arbeitnehmer die Probezeit ebenso für sich nutzen sollte, um zu schauen, ob ihm die Aufgabenbereiche liegen und auch zusagen. Aber ich denke, dass die meisten durch die hohe Arbeitslosenrate einfach Angst haben, wieder ohne Job da zu stehen.
Mein Freund hat seine Probezeit bald um und hat sie gut genutzt, um viel über den Betrieb und seine Aufgaben zu erfahren. Natürlich hat er sich bemüht gut Arbeit abzuliefern und hat auch zwischendurch positives Feedback bekommen. Aber auch, wenn seine Probezeit um ist, wird er sicher weiterhin Mühe geben. Denn er hat durchaus gute Aufstiegsmöglichkeiten. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass sich viele nach der Probezeit nicht mehr so viel Mühe geben und dann schon etwas in der Leistung absacken.
Ja sicher muss man in der heutigen Zeit Angst haben seine Arbeit zu verlieren. Aber das geht auch ganz schnell, wenn man die Probezeit um hat. Man braucht sich dann auch nicht groß was zu Schulden kommen lassen. Wer als letztes eingestellt wurde in dem Bereich, der kann dann auch gehen, wenn das Personal abgebaut werden muss, wenn er schon 3 Jahre dort ist.
Die überstandene Probezeit garantiert doch nicht für einen bombenfesten Job und deswegen denke ich, wenn jemand in der Probezeit seinen Job gut macht und dann fahriger wird, wenn die Probezeit um ist, ist es auch Grund genug den Menschen zu kündigen.
Diamante hat geschrieben:Aber ich frage mich jedesmal, warum man heutzutage so Angst hat, die Probezeit nicht zu bestehen.
Das Problem ist einfach, dass sich hierzulande mit der verlängerten Probezeit schleichend das amerikanische Hire & Fire System etabliert wenn man an Firmen gerät, die diese Zeit ausnutzen und nicht als Probezeit verstehen sondern hier Kräfte, vorwiegend saisonal, einstellen um diese dann problemlos wieder loszuwerden.
Diamante hat geschrieben:Aber auch wenn der Arbeitgeber vor hat mich zu kündigen, so hat er da auch nach der Probezeit die Möglichkeit zu. Nur muss er dazu dann einen Grund haben.
Klar, aber der Grund muss nachvollziehbar sein falls es z. B. vor`s Arbeitsgericht geht. Einfach so kündigen ist da nicht , da haben es viele Arbeitgeber schon schwerer, je nachdem muss eine Kündigung dann auch wieder zurückgenommen werden - und schon hat man einen Arbeitnehmer an der Backe . Dazu kommt, dass je nachdem auch der Betriebsrat hier ein Veto einlegen kann usw. Jemand außerhalb der Probezeit zu kündigen kann solange sich dieser nichts zu schulden hat kommen lassen oder der Betrieb sich nicht in einer Schieflage befindet schon schwierig werden.
Diamante hat geschrieben:Für mich ist es doch egal, ob ich 1/2 Jahr Probezeit habe oder nicht. Fristlos gekündigt wird man auch in der Probezeit nicht (mehr).
Ja, aber 2 Wochen Kündigungsfrist - je nach Branche und Tarifvertrag sogar nur 2 Tage (!) - kommen der fristlosen Kündigung schon sehr nahe. Dazu kommt, dass man innerhalb dieser Frist kaum etwas Neues finden wird, erst recht nicht heute oder in bestimmten Regionen. Dazu kommt die ARGE, die die meisten eher als Objekt sehen sie zu gängeln anstatt als echte Hilfestellung.
Diamante hat geschrieben:Wenn man doch arbeitet, wie man arbeiten kann, dann braucht man doch nichts zu befürchten.
Das mag stimmen, wenn es der Arbeitgeber ehrlich meint. Sucht dieser jedoch nur eine bessere Alternative zu Zeitarbeitern ist die Angst verständlich. Dazu kommt, dass es immer schlecht im Lebenslauf aussieht innerhalb der Probezeit gekündigt zu werden, da man automatisch unterstellt bekommt, dass man da nicht gut genug gearbeitet hat unabhängig von den tatsächlichen Gründen.
Es gibt meiner Meinung nach nur wenige Arbeitgeber, die mal kurzzeitig sowas wie eine Schwangerschaftsvertretung suchen und dafür neue Leute suchen und sie nach der Probezeit wieder entlassen.
Man muss Leute erst einarbeiten und sind wir doch mal ehrlich: in der Zeit schaffen sie nicht halb so viel, wie gelernte Arbeitskräfte und kosten auch noch Zeit, Nerven und Geld. Da ist man doch schon daran interessiert, dass derjenige auch bleibt.
Insofern kann ich es auch kaum nachvollziehen, dass jemand Angst vor der Probezeit hat. Stattdessen finde ich, dass es was gutes hat, weil man sich selbst erst testen will und auch schauen muss, ob man da rein passt. Es ist ja nicht nur Chefsache, ob die Chemie stimmt oder nicht.
Wenn jemand schon in der Probezeit nicht motiviert ist, dann ist auch besser für denjenigen selbst, wenn man ihn nicht übernimmt nach Ablauf der Probezeit. Dann spätestens sollte man sich nämlich fragen, ob das das richtige ist oder warum man nicht motiviert genug war.
Die bisherigen Argumente sind sicherlich für bestimmte Branchen zutreffend. Einarbeitungsintensive Branchen. Oder wenn es sich um Großkonzerne mit betriebsrat handelt, der nicht nur pro Forma existiert und wenn das, was Gesetz ist, sich nicht nur in gesetzestreuem Umgang, sondern auch in Form von respektvollem Umgang mit der Leistungsfähigkeit des Neuangestellten gelebt wird.
Leider ist dies in einigen Branchen häufig nicht der Fall. Und zwar in denen, die einerseits überwiegend von Projektarbeit leben, die überwiegen Freelancer beschäftigen - im weitesten Sinne die kreative Branche häufig und zuweilen auch Programmierer.
Ich kenne selber - einen Fall auch aus eigener Erfahung - mehrere Arbeitsverhältnisse, die in der letzten Woche bzw. am letztmöglichen Termin des Endes der Probezeit wieder gekündigt worden sind. ich hatte in meinem Fall eigentlich ein Feedbackgespräch zur Mitte der Probezeit evreinbart, welches immer wieder verschoben würde aus fadenscheinigen Gründen. Dann war ich draussen. Angeblich nicht wegen schlechter fachlicher Leistung, ich wurde danach noch monatelang als freie Mitarbeiterin beauftragt, sondern - ja, ich weiss es bis heute nicht so genau. Es war mir aber eine Lehre nach so einem Schock zukünftig auf ein Feedback in der Mitte der Probezeit - die ja doch meistens bis zum Anschlag ausgenutzt wird, also sechs Monate - zu bestehen.
Für mich inzwischen ein wichtiger Punkt, woran ich auch die Zuverlässigkeit meines Arbeitgebers erkenne und bewerte. Dass es sein kann, dass man selber dieses Zwischenfeedback einfordern muss, finde ich noch im Rahmen, so lange es stattfindet. Bei meinem jetzigen Arbeitgeber, einem Großkonzern lief das alles vorbildlich.
Wenn also diese ganze Zeit ausführlich genutzt wird sich ein gegenseitiges Bild zu machen, so finde ich es am wichtigsten, jederzeit ein Gefühl dafür zu haben, wo man steht, woran man ist. Damit es eben nicht unbedingt nötig ist, Angst davor zu haben. Leider ist dies eben noch nicht überall der Fall.
Ich verstehe nicht, wieso die Probezeit ein halbes Jahr beträgt. Früher war diese doch kürzer, wenn ich mich nicht irre. Ich habe innerhalb von 4 Jahren bei 4 verschiedenen Arbeitgebern gearbeitet und ich wusste nach 1 Monat ob es mir gefällt oder nicht.
Ich selbst bin während der Probezeit (nach 5 Monaten) einmal gekündigt worden. In meinen Augen bin ich rausgemobbt worden, weil ich nicht teamfähig war (ich bin eben keine Schwatztante für die Klatsch wichtiger ist als zu arbeiten während der Arbeitszeit). Seit diesem Erlebnis habe ich Panik vor Probezeiten, obwohl es rational nicht nachvollziehbar ist.
Anderes Beispiel: Mein Onkel, der in der Industriebranche arbeitet, war in den letzten 10 Jahren öfters arbeitslos. Für die Firmen war es immer toll, sich arbeitslose Mitarbeiter zu suchen, Zuschuss vom Staat zu bekommen und gegen Ende der Probezeit zu sagen, dass der Mitarbeiter doch nicht geeignet war um den nächsten Arbeitslosen einzustellen und das selbe Spiel von vorne zu beginnen.
Für den Arbeitgeber ist es eine gute Sache, aber für den Arbeitnehmer? Wie viele Arbeitnehmer nehmen die Probezeit in Anspruch und kündigen während dieser Zeit?
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