Ausbildung: Abschlussprüfung vorziehen?

vom 10.01.2010, 21:59 Uhr

Die Voraussetzungen um die Abschlussprüfung ein halbes Jahr vorzuziehen sind bei meinem Ausbildungberuf ein Notendurchschnitt von mindestens 2,0 in den ersten 8 Lernfeldern, eine Beurteilung des Ausbilders mit der Note "gut", sowie eine gute Zwischenprüfung oder eine "ohne Mängel", wie es die Ärztekammer beschreibt. In meinem Falle würde mir nur noch die gute Zwischenprüfung fehlen - und die schreibe ich im Februar - davon bin ich fast überzeugt. (Das soll nicht überheblich klingen. :) )

Allerdings kann ich mich nicht recht dazu entschließen, dies wirklich durchzuziehen. Der Schulstoff fällt mir zwar im Allgemeinen recht leicht und meine Noten sind bisher sehr gut, doch hab ich Angst, dass es mir den Notendurchschnitt meiner bestandenen Prüfung im Endeffekt ganz schön runterzieht - denn es ist immerhin ein halbes Jahr, das ich mir selbst erarbeiten muss. Hat jemand von euch schonmal die Prüfung vorgezogen? Ist das zu empfehlen? Was für Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

Benutzeravatar

» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Vor meinem Studium habe ich eine handwerkliche Ausbildung gemacht, die normalerweise drei Jahre gedauert hätte. Ich habe meine Gesellenprüfung allerdings vorgezogen und war somit nach zweieinhalb Jahren fertig mit der Ausbilung. Der Schritt, die Prüfung vorzeitig abzulegen, war allerdings nicht ausschließlich eine freie Entscheidung meinerseits, sondern die beste Entscheidung in der damaligen Situation. Ich habe allerdings nie bereut, dass ich die Prüfung vorgezogen habe.

Mein Ausbildungsbetrieb hat geschlossen bevor ich meine Gesellenprüfung hatte. Ich habe die Prüfung unter anderem deswegen vorgezogen und hatte Glück, dass die Handwerkskammer den nicht fristgerechten Antrag von den Lehrlingen aus diesem Betrieb angenommen hat. Wir waren ursprünglich vier Lehrlinge und zwei hatten die Chance, die Abschlussprüfung vorzuziehen. Einer davon war ich und ich habe es geschafft, ebenso wie der andere Lehrling. Wenn ich die Ausbildung nicht vorgezogen hätte, hätte ich in einem anderen Betrieb noch etwas mehr als ein halbes Jahr arbeiten müssen. Dann hätte ich mich aber wieder neu eingewöhnen müssen und ich wollte die Prüfung so schnell wie möglich hinter mich bringen.

Die Prüfung war eigentlich nicht so schlimm. Mir fehlte die Hälfte der praktischen Fertigkeiten, die man im dritten Lehrjahr problemlos bewältigen muss. Ich habe mit einer befreundeten Meisterin fast einen Monat lang intensiv auf die praktische Prüfung hingearbeitet, so dass ich mir die fehlenden Fertigkeiten aneignen konnte. Wir haben auch die Gesellenprüfung simuliert, indem ich die Aufgaben, die in der Prüfung gestellt werden, in einer vorgegebenen Zeit erledigen musste.

Falls du dir sicher bist, dass du dir den fehlenden Stoff aneignen kannst, sowohl praktisch als auch theoretisch, würde ich die Prüfung durchaus vorziehen. Allerdings ist die Sorge, dass die Noten nicht so gut ausfallen könnten, durchaus berechtigt. Wenn du nicht wirklich gut bist, solltest du die Prüfung lieber ein halbes Jahr später machen.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Hallo,

also in meinem Ausbildungsberuf war es so, dass die vorgezogene Prüfung nur etwa 1/4 Jahr vor der eigentlichen Prüfung abgelegt wird, da das Wissen, welches man zu der Zeit in der Ausbildung vermittelt bekam zu umfangreich war, um es in kürzerer Zeit zu erlangen, der Beruf sollte auch geteilt werden, ich weiß aber nicht, ob das mittlerweile umgesetzt wurde.

Ein Familienmitglied hatte die Chance vorzuziehen in einem einfacheren Beruf, hat aber die Chance nicht genutzt, weil er einfach "faul" ist und er halt so auch langsam(er) an den Lernstoff kam, zumal er sowieso nicht von seinem Betrieb übernommen werden konnte (oder nicht wollte, bin mir gerade nicht so sicher) und er für die Zeit) und er dann auch bei einer anderen Firma einen Job hatte.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe nun schon meine zweite Ausbildung verkürzt. Aber dem Ergebnis hat es keinen Abbruch getan. Schwieriger als eine reguläre Prüfung ist es auf jeden Fall, da man sich komplett selbständig drauf vorbereiten muss, denn in der Schule kommen die Prüfungsvorbereitungen, wenn überhaupt, erst im letzten Jahr.

Wenn man sich dessen bewusst ist und weiß dass man konsequent genug ist um für sich alleine zu lernen und die Noten bisher entsprechend sind, sollte auch die Note in der Abschlußprüfungentsprechend sein.

Es wäre vielleicht auch gut, wenn du schon wüsstest, ob du in deiner Firma übernommen wirst. Weil, wenn du die Prüfung vorziehst und dann anschließend arbeitslos bist, hast du nichts daran gewonnen. Dann würde ich lieber die reguläre Prüfung machen und dich nebenbei dann nach Jobs umschauen, so hast du nicht noch doppelten Streß.

» Nikky » Beiträge: 815 » Talkpoints: -0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe eine Freundin, die ihre Ausbildung vorgezogen hat. Bei ihr hingt das eigentlich mehr damit zusammen, dass sie nochmal ein halbes Jahr ins Ausland wollte und sollte, bevor das Studium begann. Somit hat sie sich ein halbes Jahr gespart.

Wenn deine Leistungen immer gut waren und du auch mit einer guten oder sehr guten Zwischenprüfung rechnen, ist es sicherlich auch empfehlenswert, die Abschlussprüfung vorzuziehen.

Am Ende wirst das zwar nur du allein einschätzen können, aber du klingst doch sehr zuversichtlich. Gib dir doch den Ruck und zieh das durch. Schaden kann es sicher nicht, aber unvorbereitet solltest du da natürlich auch nicht reingehen.

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Die Abschlussprüfung ein halbes Jahr vorziehen, heisst ja auch, ein halbes Jahr mehr Geld verdienen. Zu den eventuell schlechteren Noten im Abschlusszeugnis: Da kräht später kein Hahn mehr nach.

Ich selbst habe meine Abschlussprüfung damals auch vorgezogen. Allerdings war mein erlernter Beruf damals auch einer, in dem die Grundvorraussetzung an sich ein Hauptschulabschluss war und ich hatte die Mittlere Reife. Rein theoretisch hätte der Ausbildungsvertrag damals schon um ein halbes Jahr verkürzt werden können. Allerdings war der Anfang meiner Ausbildung eher ein Chaos und ich habe zwar im August die Ausbildung angefangen, dann in dem Betrieb abgebrochen und bin ohne Pause in den nächsten Ausbildungsbetreib und meine Ausbildung begann dann damals im Oktober.

Meine Mittlere Reife war nicht der Hit, gebe ich offen zu. Ich war wohl einfach zu faul oder so. In der Ausbildung lief ich zur absoluten Hochform auf. Durch die Bank nur Sehr gute Leistungen in der Berufsschule. Was an sich auch keine Schwierigkeit war bei vier Schülerinnen und ich die einzige mit der Mittleren Reife.

Im Ausbildungsbetrieb durfte ich an sich vom ersten Tag an voll mitarbeiten. Was aber auch daran lag, das mein Vater eine eigene Metzgerei hatte. Und meine Ausbilder auch eher der elterliche Typ waren. Sprich ich war teilweise auch an das Familienleben mit angebunden. War halt ein kleiner Familienbetrieb.

Im zweiten Lehrjahr verstarb mein Grossvater. Ich wollte dann unbedingt noch eine Ausbildung zum Metzger machen. Mein damaliger Ausbilder/ Chef hat mich für den Gedanken fast erschlagen. Mit meinem Wissen und so weiter, soll ich doch bitte nicht in einer Metzgerei versauern. Und er drängte dann auch eher dazu, das ich meine Prüfung vorziehe. Ich bekam ohne Probleme alle Unterlagen und Unterschriften um den Schritt zu gehen. Von Vorteil war mit Sicherheit, das sowohl mein Vater wie halt auch mein Ausbilder in der Innung und auch beide im Prüfungsausschuss waren. Mein Vater für die Metzger und mein Ausbilder für uns Verkäuferinnen. Und nein mein Chef hat mich nicht geprüft. Und ich bin auch nicht in den Betrieb zur Ausbildung, weil der Inhaber im Prüfungsausschuss war. Das war mir damals nicht bewusst. Und es war halt auch der einzige Betrieb der noch Auszubildene zu dem Zeitpunkt genommen hat.

Was in der praktischen Prüfung dran kommt, war allen bekannt. Die theoretische praktische Prüfung machten die Berufsschullehrer. Die bestand halt aus Fragen. Die waren vorher nicht bekannt und ergaben sich wohl auch eher aus der Situation heraus. Wobei das eher in einer Art Verkaufsgespräch lief und das waren ja eh Tätigkeiten die ich während meiner Ausbildung eh tagtäglich gemacht hatte.

Der schriftliche Teil war bei uns ein Thema für sich. Ausser mir hat noch eine Frau die Prüfung im Januar gemacht, die quasi ein Jahr vorher verspätet mit der Ausbildung begonnen hatte. Für sie war es halt der reguläre Prüfungstermin. Wir beiden bekamen die schriftlichen Prüfungsbögen der letzten Jahre vorgelegt und wurden halt darauf getrillt die fehlerfrei anzukreuzen. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, mehr habe ich da auch nicht gross gelernt. Und ich weiss, das mit meinen Klassenkameraden, die im Sommer ihre Prüfung hatten, mehr gemacht wurden. Was halt bei uns nicht der Fall war, weil wir beide mehr als sehr gute Leistungen erbracht hatten.

Problem ist hier damals gewesen, das die Handwerkskammer kein Geld für zwei Prüfungen im Jahr hatte und im Winter oftmals halt die Prüfung vom Sommer, zum Teil leicht abgeändert, benutzt wurde. Und die Prüfung war uns bekannt. Das das so laufen könnte, wurde uns aber von der Schule und auch von den Betrieben nicht gesagt. Das die Chance bestehen könnte, wussten wir aber andeutungsweise ( deutlich ausgesprochen wurde es vorher nie) von denen die im Jahr vorher die Prüfung im Winter gemacht hatten.

Von den theoretischen Kenntnissen fehlt mir an sich nichts. Ich bin aber eh eher ein Theoretiker. Praktisch ist das generell ein Thema für sich. Ist halt auch Bundeslandabhängig, was geprüft wird und was nicht. Und hier waren die Vorraussetzungen und Anforderungen damals eher gering. Für mich hätte sich aber an den praktischen Anforderungen bei der Prüfung nichts geändert.

Ach ja ich habe damals die Abschlussprüfung als Jahrgangsbeste gemacht. Also aus uns zwei Prüflingen und denen die im Sommer geprüft wurden.

Einziges Manko an meiner vorgezogenen Prüfung war, das man im Rahmen meiner Ausbildung noch einen Schein brauchte. Den konnte man erst mit der Abschlussprüfung machen. Den konnte ich im Winter nicht machen und durfte dann im Sommer noch mal antreten. Das war aber auch nicht wirklich eine Prüfung. Eher eine Aufklärung und dann halt ein paar kurze Fragen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^