Moderne (Opern-) Inszenierungen

vom 02.09.2009, 14:11 Uhr

Hallo,

wenn ich in der Zeitung nach aktuellen Veranstaltungen schaue, bin ich immer wieder erstaunt, wie viele verschiedene Arten von Theater es gibt. Manchmal frage ich mich dann auch, wie diese Leute überhaupt überleben können, weil mich persönlich eine neu Inszenierung, wo ich den Sinn der Inszenierung eh nicht verstehen werde, da sie mir zu modern ist.

Mir fiel nun letztens auf, dass die moderne Inszenierung auch die Oper erreicht hat. Wahrscheinlich bin ich zu konservativ, um die modernen Regisseure zu verstehen. Es ist aber furchtbar, was es da manchmal für Inszenierungen aufgeführt werden! Da haben wir zum Beispiel "Carmen", dass ist vielleicht auch einigen Nicht-Operliebhabern bekannt. Am Ende einer modernen Inszenierung sitzt Carmen in einem Plattenbau und häckelt Babysachen.

Ich gehe in die Oper, um dort Kunst zu genießen und nicht mit den Problemen der Menschheit konfrontriert zu werden! Warum muss immer alles modern werden? Vielleicht sollte sich hier jeder einmal überlegen, wie er moderne Inszenierungen definiert. Meine Definition lauten: Eine übersichtliches Geschehen, dass den Anschein erwecken soll, es passe in die Zeit.

Für mich bedeut der Begriff "Oper" eine Jahrhunderte lange Tradition des singenden Theaters. Warum muss man auf einmal alles auf den Kopf stellen und jeden Sinn für Tradition verlieren? Zum Glück erhellen noch einige schwach leuchtende Sterne den dunklen Himmel, die aber auch langsam Anfangen zu flackern.

Was ist den eure Meinung zu den neuen Inszenierungen des 21.Jahrhundert? Seid ihr eher die konservativen, die Wert auf Tradition legen, oder wollt ihr lieber moderne Inszenierungen, wo man nicht nach dem ersten Akt einschläft?

» Maamel » Beiträge: 178 » Talkpoints: 2,29 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Schön dass es noch jemanden gibt der die modernen Fassungen genauso verabscheut wie ich. Ich stimme dir voll zu, Opern sollten ein Fest für die Sinne sein und sollten vor den Phantastereien der Regisseure geschützt werden. Ich gehe jedenfalls in keine Theateraufführung die modernisiert wurde, dann schaue ich mir lieber eine DVD an und spare mir das Geld. Meine Eltern sind im Rentenalter und große Theatergänger. Auch für sie sind solche Art von Aufführungen nicht plausibel erklärbar. Wenn ich unser Theater so sehe dann sind die Vorstellungen mit konservativer Aufführung um mindestens das doppelte besser besucht als die modernisierten Fassungen wo die Schauspieler alle graue Soldatenmäntel anhaben und die Dekoration aus ein paar Plasteeimern besteht. Was zählt aber schon des Publikums Wille gegen den künstlerischen Anspruch den manche meinen zu haben.

Sehr treffend finde ich Harald Schmidts Äußerung zum Thema modernisierte Inszenierungen. Ich weiß nicht ob es allgemein bekannt ist, er hat im letzten Jahr in Düsseldorf Lehars „Lustige Witwe“ mitinszeniert. Er meinte sinngemäß das seine neue Tätigkeit keine besonders große Herausforderung für ihn war und er sich sogar vorstellen könnte einen Wagner zeitgemäß zu inszenieren. Dazu benötigt er nur Strapse und Hakenkreuze, zwei Jugendliche die auf der Bühne Anal miteinander verkehren und ein paar brennende Engel.

Das trifft es ziemlich auf den Punkt. Auch wenn die Kritiker bei solchen Aufführungen jubeln, das Publikum hat meistens eine andere Meinung davon. Zumindest wird diskutiert, und das ist es ja auch was die Verantwortlichen wollen. Schauspieler und Regisseure sind gnadenlose Selbstdarsteller mit meistens ungebremsten Ego, jedenfalls die ich so kenne. Nichts ist für sie unerträglicher als wenn sie nicht im Gespräch sind und sich niemand im Lokal zu ihnen umdreht und tuschelt. Das ist in der Provinz genauso wie auf den großen Bühnen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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