Müllkramer - eklig oder normal?

vom 19.06.2008, 14:04 Uhr

Ich finde das Müllkramen an sich nicht eklig oder abstoßend. Ich finde eher, das viele Obdachlose ganz allgemein aus anderen Gründen oft nicht gut riechen und auch nicht so nett anzusehen sind. Aber das ist natürlich auch nicht ihre Schuld und ich würde bestimmt nicht alle paar Sekunden zu demjenigen schauen oder ihm sonst irgendwie das Gefühl geben, dass er eklig ist.

Nur mal so: Es ist wirklich unglaublich, was alles weggeworfen sind. Ich habe mal bei einer Fortbildung mitgemacht, bei der wir am Ende für alle T-Shirts bedrucken lassen wollten. Um das zu finanzieren haben wir sechs Wochen lang Pfandflaschen und -dosen gesammelt. Logischerweise hätten wir nicht so unglaublich viele Getränke trinken können, deshalb haben wir eben auch dort gesucht, wo man Dosen und Flaschen viel findet - in Mülleimern. Wir haben meistens auf dem Unigelände gesucht und da sind in den Mülleimern sehr viele Pfandflaschen und -dosen. Insgesamt haben wir so fast fünfhundert Euro Pfand gesammelt. Es ist wirklich kein Wunder, das arme Menschen Mülleimer auch nach Pfandgut durchforsten, weil man auf diese Weise bestimmt jeden Tag mindestens fünf Euro zusammensammeln kann.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hallo

Ich sage dazu gar nichts, gucke auch die Leute nicht schief an weil ich mir immer denke, dass sich der jenige diese Situation nicht selber ausgesucht hat und ich sage nichts, weil ich froh bin, dass ich nicht in dieser Situation stecke und bin insgeheim dankbar, dass es mir gut geht. Aus diesem Grund, weil eben alles vergänglich ist und ich nicht weiß aus welchem Grund er in dieser Lage ist, sage ich nichts sonder toleriere es, es steht mir nicht zu, zu urteilen.

Was andere Leute denken oder machen, geht mich auch nichts an, denn jeder kann denken was er will und es auf bestimmte Art und Weise auch ausdrücken. Sollte es allerdings soweit gehen, dass jemand aus diesem Grund angegriffen wird, dann würde ich es auch nicht einfach abtun sondern je nachdem wie die Lage ist einschreiten oder Hilfe holen.

Jeder kann in solche Situation kommen und ich glaube wenn es ums nackte Überleben geht, dann ist einem am Ende auch egal ob man schief angeguckt wird oder ob jemand die Nase über einen rümpft. Man weiß ja auch nicht was für ein familiärer Hintergrund dazu gehört und wenn einem nichts anderes übrig bleibt?

Ich würde niemanden verurteilen der in den Mülltonnen wühlt, er wird einen Grund dafür haben, der bestimmt nicht ist, dass er es aus Spaß macht sondern weil er einfach keine andere Chance für sich sieht und eben überleben muss, leider denn diese Möglichkeit sollte niemand als seinen Ausweg sehen, denn das ist Menschen unwürdig.

Benutzeravatar

» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Natürlich ist es für uns "Normalos" irgendwie ekelig, wenn andere im Müll kramen. Für mich selbst zumindest ist es absolut ekelhaft und ich könnte, wohl kaum im Müll kramen.

Andererseits sind diese Menschen natürlich wirklich arm und haben es sich mit Sicherheit auch nicht ausgesucht und sich bewusst dafür entschieden im Müll zu kramen. Diese Menschen haben Hunger und sind meist auf der Suche nach etwas Essbarem, was sich in unserem Mülleimern ja gerne befindet.

Benutzeravatar

» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Auch mir fallen in letzter Zeit vermehrt Leute auf, die die Mülltonnen auf den Gehsteigen abklappern und richtig darin herumwühlen. Nein, ich drehe mich nicht nach denen um. Eklig finde ich es schon ein bisschen - ich selber würde nichts essen, dass ich zuvor aus einer Mülltonne geholt habe. Zumal ich aber nicht weiß, wonach die eigentlich genau suchen. Nur Lebensmittel?

Mir tun die Leute einfach leid. Es ist für sie sicher auch nicht angenehm, in den Morgenstunden die Straßen abzuklappern und in Tonnen zu wühlen, im Wissen, dass sie dabei beobachtet werden. Mein Sohn hat schon letztens große Augen gemacht, als es ihm wohl das erste Mal bewusst aufgefallen ist. Aber ich habe es ihm erklärt, auch, dass wir kein Recht haben, uns vor solchen Menschen zu ekeln.

» nashville » Beiträge: 56 » Talkpoints: 0,32 »



Grundsätzlich finde ich es nicht besonders appetitlich wenn ein schmuddeliger Mensch in irgendwelchen Mülltonnen kramt und ich damit konfrontiert bin. Allerdings drehe ich mich nicht nach diesen Leuten um, sondern gehe in der Regel einfach weiter, da es schließlich nicht mein Problem ist.

Ich finde es immer problematisch wenn Leute schreiben, dass diese Müllkramer ja keine andere Wahl haben. Das sehe ich nicht so. Wir leben immer noch in einem Land in dem niemand hungern muss und in dem sich niemand aus der Mülltonne bedienen muss. In Deutschland muss man nicht auf der Straße leben und auch nicht in den Abfällen der Gesellschaft wühlen.

Diese Leute gehören mittlerweile ja gerade in großen Städten zum normalen Stadtbild. Viele suchen ja Pfandflaschen, allerdings habe ich auch schon Leute gesehen, die auch auf der Suche nach Nahrung sind. Das muss nun wirklich nicht sein. Ich habe ja noch Verständnis dafür, dass jemand Pfandflaschen sammelt und diese dann einlöst. Ich würde nicht im Müll nach Flaschen suchen, kann aber die Leute verstehen, die das tun. Für die Nahrungssuche im Müll habe ich allerdings kein Verständnis.

Normal finde ich das wirklich nicht, da es wirklich genug Absicherungen in diesem Land gibt. Natürlich ist es sicher erniedrigend, zum Sozialamt gehen zu müssen. Allerdings denke ich, dass es immer noch besser ist als im Müll zu wühlen.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Verstehen kann ich das Ganze nicht, warum manche in Mülltonnen herumwühlen. Selbst als Obdachloser kann ich bei bestimmten Einrichtungen eine warme Suppe und ein Brötchen bekommen oder einen Tee, und zudem gibt es auch die Tafel sowie andere karitative Einrichtungen, wo man das Nötigste erhalten kann.

Auch Betteln bzw. Schnorren ist bei manchen ein sogar lukrativer Nebenerwerb und immer noch weniger demütigend, als im Müll herumzustochern - zumindest meiner Ansicht nach, wobei auch das eigentlich nicht nötig sein sollte, da es ja staatliche Hilfen gibt, aber auch nicht verboten ist, solange man Passanten nicht regelrecht belästigt.

Das Suchen nach Pfandflaschen finde ich noch normal, zumindest, wenn diese wirklich nur am Straßenrand oder im Park liegen. Ich würde zwar nicht auf die Idee kommen, direkt nach solchen Flaschen zu suchen, aber finde das auch nicht verwerflich.

Nur im Müll zu kramen ist schon sehr unappetitlich. Dass jemand zwar total pikiert immer wieder hinsieht, finde ich auch übertrieben bzw. unnötig, aber kurz hinsehen würde ich da zumindest aus Verwunderung auch.

Es gibt zwar viele, die am Existenzminimum leben, aber ich würde schon behaupten, dass hierzulande keiner deswegen gleich in Abfällen wühlen muss. Bei älteren Menschen könnte ich mir daher auch vorstellen, dass zumindest die, die nach Nahrung suchen, eventuell dement sind und einfach nicht mehr wissen, was sie da eigentlich tun bzw. dass das extrem unhygienisch ist.

NeoUser hat geschrieben:Im Müll kramen ist außerdem bei einigen Studenten sehr beliebt. Gerade in den Mülltonnen der Supermärkte befinden sich oft noch originalverpackte Lebensmittel, die erst einen oder zwei Tage abgelaufen sind. Diese Lebensmittel sind meistens noch in einem sehr guten Zustand, sodass man sie ohne Bedenken zubereiten kann.

Da besteht meiner Ansicht nach aber schon ein Unterschied. Diese Leute - ich würde sie mal salopp als Ökos bezeichnen, was ich aber jetzt wertneutral meine - wühlen nicht in öffentlichen Mülleimern auf der Straße, wo sich auch Spucke, Zigarettenkippen, etc. befinden können, sondern gezielt in Containern von Supermärkten.

In diesen meist größeren Containern befinden sich zu einem Großteil nur abgepackte Waren, die erst kürzlich abgelaufen sind und somit in der Regel durchaus noch zu gebrauchen sind. "Normale" Abfälle wie die oben angeführten befinden sich darin meines Wissens nach nicht, diese werden getrennt entsorgt.

Benutzeravatar

» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


@ NeoUser und Netti78:

Dieses Phänomen, dass Leute gezielt Lebensmittel aus den Mülleimern der Supermärkte holen, die gerade erst abgelaufen sind, nennt sich "Containern". Ich würde das zwar auch nicht unbedingt machen, weil ich es ekelhaft finden würde. Allerdings denke ich auch, dass man das Containern nicht unbedingt mit dem Müllkramen vergleichen kann. Das Containern wird meistens schon von Leuten betrieben, die ihren Aktionen in erster Linie aus idealistischen Gründen nachgehen. Bei den typischen Bettlern hingegen geht es ja doch eher ums Geld.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich empfinde das ähnlich wie du! Heutzutage ist den Menschen ein voller Kühlschrank nicht immer mehr gegeben, sodass der ein oder andere tatsächlich im Müll nach Lebensmitteln - zum Überleben - suchen muss. Einige Lebensmittelgeschäfte dürfen ihre Reste oder abgelaufenen Sachen (die ja trotzdem noch gut und genießbar sind) nicht abgeben, sondern diese vernichten. Ich finde das schwachsinnig!

Es heißt, in dem die Sachen an Obdachlose oder Arme abgegeben werden, könnten sich diese Menschen eine Lebensmittelvergiftung einfangen. Aber dass sie sich die Sachen aus dem Müll fischen, soll etwa nicht ungefährlich sein? Wie oft habe ich schon im Geschäft gefragt, was mit den (fast) abgelaufenen Sachen passiert. Immer habe ich die Antwort bekommen "Die dürfen wir nicht mehr verkaufen, die werden vernichtet!" Ich finde das ganze unfassbar und von daher auch absolut nicht eklig, wenn sich jemand am Müll zu schaffen macht!

» 111M » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Midgaardslang am 11.01.2010, 12:40, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Wenn die Leute sonst keinen anderen Ausweg sehen, als im Müll zu kramen ist das schon traurig. Aber noch trauriger ist eigentlich, dass sie auch etwas finden, dass heißt nämlich, dass andere Leute etwas Essbares weggeschmissen haben, dass man eigentlich noch essen könnten und dass diese Leute Nahrung wegwerfen während andere im Müll kramen müssen.

Auch wenn es mich persönlich schon ein wenig anekelt, wenn man sich mal überlegt, was sonst noch alles in der Mülltonne rumkriecht und wie viel Dreck dort auch drin ist, meine ich, dass man diese Menschen nicht schräg angucken sollte: Sie würden es bestimmt nicht machen, wenn sie eine andere Möglichkeit hätten.

Benutzeravatar

» JulietMay » Beiträge: 1078 » Talkpoints: -0,56 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Nicht eklig, sondern eher traurig. Dass in einem reichen Land wie Deutschland Leute gezwungen sind im Müll anderer nach Essen zu suchen ist nicht zu verantworten. Natürlich gibt es auch Einrichtungen, die eine warme Suppe, Tee und das Nötigste an Obdachlose verteilen, jedoch sind diese anscheinend trotzdem gezwungen nach Nahrung zu suchen.

In großen Städten ist es leider mittlerweile normal, Leute nach Pfandflaschen oder Nahrung suchen zu sehen. Mir tun diese Leute einfach Leid. Für sie ist es sicher genauso erniedrigend wie für es für andere wäre, also sollte man sich auf keinen Fall vor ihnen ekeln oder sogar mit dem Finger auf sie zeigen!

» Golwischer » Beiträge: 5 » Talkpoints: 2,46 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^