Winnie Pooh pädagogisch wertvoll?

Ich weiß ja nicht, was es genau mit dem Sprachfehler von Tigger auf sich hat, jedenfalls ist mir aufgefallen, wenn Sprachfehlern im Film gezeigt werden, dass Kinder sie dann nachreden. Eigentlich ist es egal, um welches Medium es sich handelt. Tigger hat ja einen extremen Sprachfehler und ich finde es ehrlich gesagt nicht sinnvoll, da ja Tigger für die Kinder ein Vorbild sein sollte. Vielleicht setzt Walt Disney darauf, dass Tigger als Symbol für jemanden stehen sollte, der vielleicht im wirklichen Leben gefährdet ist, ausgegrenzt zu werden. Im Film wird aber Tigger ganz normal behandelt und es wird gar nicht auf den Sprachfehler eingegangen. Dieser Hintergrund ist zugegeben sehr sinnvoll.

Andererseits habe ich ein Buch mit Disneyeinschlafgeschichten zu Hause und dort haben die Disney Babys, von denen erzählt wird, auch Sprachfehler. Meine Tochter spricht diese Sprachfehler immer nach und verwendet sie dann sogar selber, weil sie die so niedlich findet. Das ist für mich genug Beweis, dass Winnie Pooh eigentlich keine geeignete Sendung für mein Kind ist, da sie sich jetzt gerade in einer wichtigen und prägenden Phase der Sprachentwicklung befindet.

Was haltet ihr davon? Für welche Altersgruppe ist eigentlich "Die Detektive von Winnie Pooh" gemacht?

Das ist eine interessante Frage, aus dem Blickwinkel habe ich die Winnie Pooh Filme noch garnicht betrachtet. Aber wenn ich so darüber nachdenke, gebe ich dir recht. Es ist schon für kleine Kinder, die sich gerade in der Sprachentwicklung befinden und alles um sich herum aufsaugen, wie ein Schwamm, sehr ungünstig, wenn ihnen so viel Falsches vermittelt wird.

In der Tat ist es für Kinder, deren Sprache noch nicht ausgebildet ist, nicht so einfach möglich zu unterscheiden zwischen Winnie Pooh's Sprache und Tiggers Sprachproblemen. Sicher kann es auch sein, dass man den Kindern vermitteln möchte, dass niemand aufgrund von Fehlern ausgegernzt werden darf. Aber ich frage mich dann auch, ob kleine Kinder diese Botschaft überhaupt verstehen

"Winnie Pooh und die Detektive" kenne ich jetzt nicht, aber die anderen Filme sind im Allgemeinen sogar ohne Altersbeschränkung. Da bestätigt sich einfach wieder, was Pädagogegn sowieso immer raten. Wenn das Kind unbedingt Filme, und in dem Fall Winnie Pooh, sehen möchte, dann besser nur zusammen mit den Eltern. So können die Eltern danach mit dem Kind darüber sprechen und in ihm ein Bewusstsein schaffen, dass Tiggers Sprache Fehler aufweist. Oder man macht ein Spiel daraus, diese Fehler zu finden. Aber ich stelle mir das als ein schwieriges Unterfangen vor, gerade bei kleinen Kindern so unter 4 Jahren.

Also ich sehe das auch etwas kritisch mit den Sprachfehlern, da ich auch weiß, dass einige Kinder sie übernehmen. Egal, ob bewusst, weil sie es beispielsweise niedlich finden, oder unbewusst, weil sie es eben immer wieder hören. Auch, wenn ich keine eigenen Kinder habe, in der Verwandtschaft habe ich einige, und da bekomme ich solche Dinge auch mit.

Allerdings gibt es viele Eltern, die sich über solche Dinge beschweren. Egal, ob nun bei Winnie Puuh, oder auch bei anderen Kinderfilmen und -serien. Als andere Beispiele fielen mir noch die "Teletubbies" ein (wobei die einfach nur falsche Wörter verwenden und nicht unbedingt einen Sprachfehler haben, was die Laute an sich betrifft), oder aber die "Wonder Pets".

Bei letzteren gab es wohl in den USA schon eine richtige Protestaktion, wo Eltern meinten, die Sendung sollte abgesetzt oder verändert werden. Von den den tierischen Hauptfiguren hat da eine wohl einen Sprachfehler. Genauer weiß ich es nicht. Aber wenn es eine Hauptfigur ist, dürfte sie schon recht zentral für die Sendungen sein, und vielleicht auch als sympathisches Vorbild für die zuschauenden Kinder dienen. Das könnte bei einem Sprachfehler schädliche Auswirkungen haben, das stimmt natürlich.

Geändert wurde nichts, da man sich wohl darauf berief, dass einige so genannte Medienpädagogen, angebliche Experten für solche Dinge, festgestellt hätten, dass Kinder durch einzelne Figuren mit Sprachfehler nicht beeinträchtigt werden würden. Denn sonst würden sie ja alles richtig hören, da würden sie früher oder später die richtige Sprechweise erlernen. Manchmal heißt es auch, dass sich die Sprachfehler mit dem Älterwerden sowieso von alleine wieder beheben würden.

Ob das wirklich so stimmt, ob die Medien das glauben, oder ob es einfach nur so ist, dass man zu faul ist, sein Sendekonzept zu ändern und einen neuen Sprecher zu finden (außerdem kann man den Vertrag mit dem alten nicht urplölzlich kündigen, und wenn eine Figur einen neuen Sprecher bekommt, gehen regelmäßig Fans verloren, weil die Figur dann ja auch insgesamt anders wirkt), das sei mal dahin gestellt. Wobei ich letzteres auf jeden Fall für wahrscheinlich halte. Aber ob sie zusätzlich auch noch selbst glauben, das, was sie täten, sei unschädlich, da bin ich mir nicht ganz so sicher.

Auch, ob es tatsächlich unschädlich oder schädlich ist, das weiß ich nicht sicher. Das wüsste man wohl ernst, wenn das Kind dann schon älter geworden ist (und dann wäre es zu spät, wenn es wirklich geschadet hat). Und auch dann kann es immer Einzelfälle geben, wo es sich anders entwickelt. Aber die Medien scheinen eben keinen Bedarf an Veränderungen zu sehen, was das betrifft.

Gut ist aber immerhin, dass Eltern sich darüber Gedanken machen! Egal, ob es um Sprachfehler oder um Gewalt geht, oder worum auch immer: Wenn Eltern beachten, was ihre Kinder im Fernsehn sehen, und auch kritisch darüber reflektieren, und ihr Handeln danach richten, dann ist das schon ein Schritt in die richtige Richtung! Ganz egal, ob Tiggers Sprachfehler nun wirklich jemandem schadet, oder nicht.